Beiträge von Johannes D.

    Da müsste sich die Rettungswache zumindest vorher sehr stark auf diese Praktikanten einstellen und vielleicht auch Kontakt zur Schule aufnehmen. Man müsste ja doch wissen, wie da der Praxisunterricht ablief und sich im Zweifel auf Praktikanten einstellen, die nie ein Fallbeispiel hatten, bei dem man einen Menschen anfassen musste, nie eine Infusion zusammengesteckt haben, nie Blutdruck gemessen, nie jemanden aufs Spineboard gedreht haben und generell nie eine Hand in einem Rucksack hatten. Ich bezweifele irgendwie, dass allzu viel davon im Klinikpraktikum ausgeglichen wird. Das wird an der Wache hängen bleiben. Muss man auch ein bisschen wollen.


    Aus rechtlicher Sicht halte es allerdings für unbedenklich. Ein Praktikum ist in der Regel nicht an gesetzliche Vorgaben geknüpft, es gibt vielerorts ja auch Praktikanten zur Berufsorientierung ohne jede notwendige Vorbildung. Das ist am Ende Sache der Schule, was sie anerkennt. Und ich glaube, dass das in der Konstellation nicht problematisch wird.

    Und die Medikation muss zwingend jedem einsehbar sein, der Medikamente verordnen oder applizieren soll. Und hier haben insbesondere die genannten Psychoharmaka eine wilde menge potenzieller Wechselwirkungen. Und ja ich halte sie auch für den Physio für relevant. Die ePA ist ja eben nicht für den Nachbarn, sondern für Fachpersonal gedacht, was ein berechtigtes Interesse an den Informationen hat.

    Immerhin: Hessen ist eines der wenigen BL die schon lange Pflichtfortbildungen IM RD für NAs vorsehen.

    Das ist zwar etwas älter als die SH Version, aber ja noch schwammiger. Ärzte müssen sich nach Berufsordnung regelmäßig fortbilden. Das ist die selbe Fortbildungspflicht, die man als Arzt immer hat. Einzige Unterschied ist im Nachsatz, dass eine Fortbildung jährlich, ohne Zeitangabe, einen notfallmedizinischen Inhalt haben muss.


    In Schleswig-Holstein könnte es zumindest mal gut werden, wenn sich die Sache mit den zertifizierten N-Punkten verbreitet und durchsetzt. Gerade ist da but der Schwachsinn, dass die Notarztversion des freundlichen Hiorg-Bereitschaftsabend zwar ohne Probleme zertifiziert wird und zählt, ein Buchstabenkurs außerhalb SHs aber nur auf Einzelfallantrag oder eben nicht, weil nicht durch die Landesärztekammer SH N-Punkt zertifiziert (was logisch ist, wenn er nicht in SH stattfindet und bei einer anderen Ärztekammer angemeldet ist.)

    Es ist natürlich subjektiv ob eine Bezahlung ausreichend ist, aber ich bin deutlich anderer Ansicht. Insbesondere, wenn man die tatsächlichen Stundenlöhne betrachtet. Denn diese sollten den Anspruch der Arbeit und die notwendige Ausbildung, die Arbeitszeit, die Verantwortung, die Notwendigkeit der Tätigkeit, die Schichtarbeit und die Belastung des Soziallebens widerspiegeln.


    Gerade momentan bin ich da auch etwas empfindlich, weil ich eine Menge Handwerker benötige, deren Stundenlohn oft sehr nah an meinem ist - zumindest im Bereitschaftsdienst, der so gut wie keine Bereitschaft enthält. Sicherlich habe ich am Ende des Monats mehr Geld auf dem Konto, das liegt aber im Wesentlichen daran, dass ich erheblich mehr Stunden arbeite. Das frustriert mich tatsächlich, und aus Sicht eines Notfallsanitäters oder Krankenpflegers dürfte das noch viel frustrierender sein.


    Und vielleicht sollten wir in den letzten Jahren gelernt haben, dass wir als systemrelevante Berufe wirklich etwas wichtiger sind als der Finanzsektor etc. Darum sollten wir im Schulterschluss füreinander und somit für uns einstehen, damit unsere Berufe vielleicht eher am oberen Ende des Bezahlgefüges sind und nicht am Unteren. Denn die medizinischen und sozialen Berufe ermöglichen die Funktion unserer Gesellschaft.


    Und natürlich haben Zeitarbeitsfirmen ein hohes Interesse daran, dass die Arbeitsbedingungen bei ihnen möglichst attraktiv sind. Zum einen können sie letztlich pro Kopf direkten Gewinn machen, zum anderen verbessern sie natürlich ihren eigenen Markt, je mehr Personal sie aus der direkten Beschäftigung in die Arbeitnehmerüberlassung ziehen. Das ist schlicht klüger als das Industriemodell, bei dem Zeit- und Leiharbeit letztlich zum Ausbeuten der Beschäftigten genutzt wird - aus Sicht der Zeitarbeitsfirmen. Und da sie das in der Medizin verstanden haben, hat sich die Entwicklung hier eben so gestaltet, wie sie es hat. Mit allen Problemen und Chancen, die sich daraus ergeben.

    Leiharbeit ist in der Medizin einfach eine feste Größe geworden. In den meisten Fällen werden bei Leiharbeitern Dienstplanbedürfnisse besser erfüllt und die Vergütung ist häufig wesentlich höher.


    Ein großer Teil der Probleme die genannt werden, sind natürlich wahr. Die Leute machen schlicht "nur" ihre Arbeit und interessieren sich wenig für die Besonderheiten des einsetzenden Betriebes. Und natürlich kennen sie die Abläufe nicht vergleichbar gut zu einem Festangestellten.


    Aktuell wird man aber schlicht damit leben müssen, solange es eben so ist. Die Lösung ist nicht, sich darüber zu beschweren, sondern die Bedingungen für das Stammpersonal zu verbessern. Aber das will niemand so recht tun.

    Es wird ja in diesem Zusammenhang gern auf die Akademisierung der Hebammenausbildung verwiesen. Was genau ist da jetzt anders als im Falle des Notfallsanitäters? (Echte Interessensfrage, keine Provokation)

    Die hier diskutierte Akademisierung (die sicherlich nur eine Möglichkeit dazu wäre, und es sei nochmal drauf verwiesen, auf einem eingestellten Konzept der Ampelregierung basierte) war ja eben keine grundsätzliche Akademisierung des gesamten Berufs wie bei den Hebammen, sprich eine Abschaffung der Ausbildung, die durch ein Studium ersetzt wird, sondern dem Hinzufügen einer weiteren, akademischen Stufe über der bisherigen Ausbildung.

    Es tut mir Leid, aber das möchte ich jetzt auch nicht unbeantwortet stehen lassen, denn mit dem Statement tue ich mich richitg schwer.


    zu 1.: Du sagst erst, es wäre volkswirtschaftlich klar sinnvoll und sagst nun, du kennst du mich den finanziellen Aspekten nicht aus. Muss man meiner Meinung nach auch nur wenig, da es a priori verständlich sein dürfte, dass eine Ausbildungskapazität in der Größenordnung, die neu geschaffen werden muss, enorme Summen kostet. Da hatte ich bei der absoluten Aussage vorweg jetzt zumindest einen Gedankengang, warum es nicht so teuer wäre, erwartet. Unabhängig, ob man dem am Ende nun zustimmt oder nicht.


    zu 2: Dann sei doch nächstes mal bitte so gut, und formuliere nicht so absolut, man hätte es nicht getan, wenn du es nicht genau weißt. Und nein, ich glaube auch nicht, dass das jetzt schon reicht (auch wenn ich Hilope zustimme, mit dem Hausarztsterben ist es nochmal multifaktoriell, das bildet nicht allein den Ärztemangel ab.) Nur sind eben die Möglichkeiten, das System zu erweitern nicht endlos und die Auswirkungen brauchen auch lange. Aber Dozenten, Räumlichkeiten, Material und Patienten müssen auch verfügbar sein. Nur diese Einschränkung gilt für Notsan-Bachelor ja ebenfalls, da sie im wesentlich um die gleichen Ressourcen konkurrieren würden.


    zu 3: Naja, aber entweder du willst die Notfallsanitäterbachelors und Notfallsanitäterbacheloretten jetzt die intensivmedizinischen Hardskills in der Klinik erlernen lassen, oder nicht. Wenn sie die dort in deinem Konzept lernen sollen, müssten sie sie schon machen. Aber da glaube ich weiterhin nicht, dass das passieren wird, denn das Lernen dort die Ärzte von anderen Ärzten und würden es meiner Ansicht nach auch nicht delegieren. Das mit den unangenehmen Aufgaben in der einsatzfreien Zeit, das sollte man nicht anfangen. Ich glaube, da würde man den Beruf des Rettungsfachpersonals unnötig unattraktiv machen, eine ernsthafte Entlastung bekommt man letztlich nicht hin, da es eben nur zwischen den Einsätzen passiert und im Zweifel gefährdet man damit Ausrückzeiten (und schafft enormes Überstundenpotenzial für alle, weil Arbeit gemacht werden muss und liegen bleibt). Davon kommt man beim Notarzt ja vielerorts immer mehr weg und das durchaus aus gutem Grund.


    zu 4: Das wäre jetzt die Argumentation, damit man weder Bachelor NotSan noch Notarzt letztlich braucht. Das ist doch nun wirklich Unsinn. Und auch hier kannst du durchaus einen Selection-Bias haben. Ich bin fairerweise im letzten halben Jahr recht viel Notarzt gefahren (v.a. via der Notarztbörse) und habe zwar nur im Rahmen eines Intensivtransports und noch in der Klinik eine Thoraxdrainage gelegt, aber insgesamt fünf mal in "echtem" präklinischen Setting intubiert, zweimal bei einer Reanimation, dreimal im Rahmen einer RSI. Das kommst schon durchaus vor. Und es sind Skills, die unser Rettungsdienstsystem gerade von anderen im positiven Unterscheiden. Wir bringen diese Kompetenz zum Patienten.


    Mein Fazit: man braucht den NotSan-Bachelor als Notarzt-Ersatz nicht, und er wäre meiner Meinung nach auch eher schädlich als hilfreich. Obendrein wäre er auch für die berufspolitische Entwicklung des Notfallsanitäters nicht ohne Risiko: mal abgesehen von den allgemeinen Risiken einer Akademisierung könnte sich hier auch die Kompetenzentwicklung des Notfallsanitäters, die sich noch nicht ausgeschöpft ist, verschlechtern, weil man zu viel auf den Bachelor rüberzieht und dem "gelernten" NotSan wegnimmt oder eben nicht überträgt, was man sonst hätte. Viel mehr sollte das Ziel sehr wohl sein einen guten Anteil an jetzigen Notarzteinsätzen ohne Notarzt durch Notfallsanitäter mit SOPs oder vergleichbaren Konstrukten abarbeiten zu lassen, eventuell mit telemedizinischer Unterstützung (wobei ich auch das nicht unkritisch sehe), und die niederschwelligen Einsätze in allen Bereichen (Notarzt, Rettungswagen, Krankentransportwagen) einzugrenzen. Keine Taxifahrten mehr durch KTW, keine "nicht-Notfälle" mehr durch RTW, keine "bestenfalls RTW Einsätze" durch Notärzte, das würde das System und das Personal entlasten und die Kompetenzen aller Beteiligten durch regelmäßige Anwendung fördern. Und nebenbei den Personalbedarf des Systems vermutlich drastisch senken. Aber leider brauchen wir hier einen größeren Stress auf dem System um dafür den politischen Willen zu finden, denn der Wähler dürfte etwaige Maßnahmen in die Richtung wohl eher nicht mögen.


    Ebenfalls schöne Weihnachten

    Da sind jetzt weißlich viele Punkte drin, auf die ich eingehen möchte.


    1. Das schaffen eines komplett neuen Atudiengangs wird nicht günstiger sein als die Erweiterung der Kapazität des Medizinstudiu.s, es wird viel teurer sein. Die benötigte Infrastruktur ist gewaltig, und das kostet schlichtweg.


    2. Das Medizinstudium wird in den letzten Jahren ganz erheblich in seiner Kapazität erweitert. Vermutlich immer noch zu wenig, um den Mangel aufzufangen, aber wie reden hier von einer niedrigen vierstelligen Zahl pro Jahr, die erweitert wurde. In Göttingen und Marburg wurden die Teilstudienplätze zu Vollstudienplätzen erweitert, durch das schaffen von klinischen Plätzen (z.B. das städtische Klinikum Braunschweig wurde deswegen zur angeschlossenen Uniklinik), viele Kliniken haben ihre Plätze erweitert, Oldenburg in Niedersachsen wurde von einer sehr kleinen niederländischen Fakultät zu einer weit größeren deutschen Fakultät, in Augsburg hat man eine medizinische Fakultät neu eröffnet. Das ist immer noch nicht genug, denn über Jahrzehnte ignorierten Mangel sofort zu lösen, aber Ausbildungskapazitäten entstehen nicht über Nacht. Du brauchst Dozenten, Räumlichkeiten und Patienten.


    3. Entlastung durch B.Sc. / B.A. NotSan und PA: Zunächst einmal überschätze die Rolle von Physician Assistents nicht. Das sind ziemlich regionale Phänomene, von denen sein Großteil der Kliniken in Deutschland noch nie etwas gehört hat und was eben nur sehr wenig Leute sind. Ich kenne ein paar, und finde die großartig. Allerdings sind die genannten Probleme real. Sie sind dafür da, Ärzte von Nebenaufgaben zu entlasten und diese sind meist mäßig angenehm. Und es gibt keinerlei Aufstiegschancen, keinerlei Möglichkeit zur eigenständigen Entscheidungsfindung. Da wird wirklich streng in der direkten Delegation gearbeitet. Kenne ärztliche Abteilung wird es tolerieren, dass ein Bachelor NotSan da jetzt für Intensivmediziniscge Hardskillaufgaben angestellt wird, damit der Arzt in Ruhe dokumentieren und das verantworten kann. Mit Verlaub, da wird man die einen Vogel zeigen und dich mit Schimpf und Schande vom Hof jagen. Und das müsstest sogar du nachvollziehen können, warum das so kommt.


    4. Wie oft hat ein Notarzt in letzten halben Jahr diese und jene Maßnahme gemacht? Keine Ahnung, dass kann man letztlich nur im Einzelfall betrachten. Aber nicht alles musst du ständig tun, damit es funktioniert. Jeder intensivmedizinischtätige Arzt hat deine gewisse Anzahl Intubationen hinter sich und auch ziemlich viele Dinge in den Pleuraspalt gesteckt. Dass die klassische Bülau da aufgrund modernerer Systeme außerhalb des OPs stark auf dem Rückmarsch ist, ist real, aber auch die legt man noch ab und an. Und das muss man, wenn einmal erlernt, nicht mehr jedes halbe Jahr machen, damit es klappt.


    Und überhaupt, möchte man wirklich als NotSan diese Argumentation wählen? Welche deiner SOP hast du denn im letzten halben Jahr genutzt und sollte man dir die anderen jetzt absprechen? Gerade in einem Thema, in der sich gegen die jährliche Kompetenzüberprüfung gestellt wird, finde ich das sehr schwierig.

    [...]


    4. Das Rad neu erfinden


    Es ist eine deutsche Eigenart, das Rad neu erfinden zu müssen und am eigenen Rad zwanghaft festzuhalten. Ich will diese Diskussion eigentlich nicht wieder-eröffnen, aber an dieser Stelle doch darauf hinweisen, dass andere Länder paramedizinische Studiengänge schon lange anbieten und sehr gut damit fahren ohne eklatante Qualitätsunterschiede zum deutschen Rendez-vous-System. Wir bräuchten das paramedizinische Studium nur zu kopieren.

    Ich möchte an dieser Stelle noch einmal kurz darauf hinweisen, dass wir hier eigentlich über Kompetenzüberprüfungen und wie die denn bitte sein können diskutieren, die wir aus eben diesem Paramedic-System übernommen haben.

    Könntest du mir in kurzen Worten erklären, wie du darauf kost, dass es volkswirtschaftlich sinnvoller sein sollte, einen komplett neuen Studiengang inklusive aller Ausbildungskapazitäten, Hochschulplätzen und der gesamten Logistik neu zu schaffen, statt weiter wie bisher Notärzte zu nutzen, die mehr oder minder nebenbei anfallen?


    Hehe dabei gern darauf ein, wie du die klinischen Ausbildungskapazitäten, die ja for die wesentlich breiter einsetzbaren Ärzte gebraucht werden, schaffen willst, sodass es volkswirtschaftlich sinnvoll bleibt. Das Problem, dass die klinische Ausbildung der Notfallsanitäter vielerorts bereits schon Schwierigkeiten mit den knappen insolvent Maßnahmen hat und kann ein Arzt in Erwägung ziehen wird, so hoch invasive Maßnahmen an nicht-ärztliches Personal zu delegieren, darfst du fürs Modell gern außer Acht lassen.

    [...]

    Du sagst ja selbst, dass es für manche deiner notärztlichen Kollegen unbequem ist, sich außerhalb der klinischen Tätigkeit, notfallmedizinisch zertifiziert weiterzubilden und sich mit aktuellen Leitlinien zu beschäftigen.

    [...]

    Das habe ich mit keinem Wort gesagt und weise es auch sehr weit von mir. Ich sagte lediglich, dass der Zugriff seitens des Rettungsdienstes auf die Kollegen zeitlich begrenzt ist. Ich bitte dich in aller Deutlichkeit, mir keine Worte in den Mund zu legen.


    Was den Rest angeht. Natürlich ist der Personalstand unter Notärzten heterogen, genauso unter den Notfallsanitätern. Die vergangenen Ergänzungsprüfungen haben uns auch in aller Deutlichkeit gezeigt, dass hier auch ein gewisses Maß an Demut angebracht ist, denn da war nicht flächendeckend der Standard zu bieten, den man am Ende der Rettungsassistentenzeit propagiert hat. Und ich finde man hat hier viel getan, man hat sinnvoll geprüft, auch Leute durchfallen lassen, die nicht fit sind und vielerorts Fortbildungen etabliert die einen wirklich sinnvollen Stand an SOPs ermöglichen.


    Aber sich hinzustellen und zu sagen, ein NotSan mit nem Bachelor wird den Notarzt in der Fläche ersetzen ist nicht nur vermessen und fern jeder Realität, weder wird er das fachlich auch nur entfernt können, noch gibt's dafür einen durchsetzbaren politischen Willen, noch wäre es ansatzweise realitisch überhaupt die Mittel dafür aufzutreiben, das in dieser Zahl ausbilden zu können. Es ist übrigens auch nicht entfernt das, was in dem eingestampften Papier gefordert wurde oder durchgesetzt worden wäre. Das wird der feuchte Traum einiger Highperformer und Selbstillusionisten bleiben, die nicht sehen, wo die Masse der Berufsgruppe fachlich steht.


    Versteh mich nicht (absichtlich) falsch, ich glaube die Notfallsanitäter haben sich seit der Novellierung großartig entwickelt, stehen fachlich gut da, und sie werden sich fachlich gut weiterentwickeln. Aber sie werden nicht mit 3 Jahren Ausbildung und einem berufsbegleitendem Bachelorstudium 6 Jahre Studium, 2 Jahre klinischen Einsatz, davon 6 Monate in einem Überwachungssetting, eine Schulung und einen Praxiseinsatz für die Besonderheiten des Rettungsdienstes und einer gesonderten Kammerprüfung gleichziehen können. Selbst wenn man die Zeiten entsprechend anhebt, nicht. Denn sie haben schlichtweg einfach nicht den Zugriff auf die Maßnahmen, die sind präklinisch viel zu selten.

    Ich verstehe das ehrlich gesagt nicht so ganz, was an den 100%-nur-Notarztdienst-Menschen besser sein soll.

    Sicherlich sind meine Erfahrungen alles andere als repräsentativ, aber ich halte die mir bekannten Notärzte, die regelmäßig in der Klinik sind, dort im Austausch mit anderen Ärzten stehen und somit auch ganz automatisch "kontrolliert" werden, für deutlich kompetenter, als diejenigen, die als reine Notärzte durch das Land ziehen, weniger kollegialen Austausch haben und ggf damit auch weniger neuen Wissensinput haben (wie immer Ausnahmen auf beiden Seiten!).

    Ich sehe das auch so, und schrieb es ja auch bereits oben: Es schont enorm präklinische Ressourcen, das System so zu haben, wie es jetzt ist. Die gesamte Ausbildung, Supervision und der Skillerhalt läuft über die klinische Tätigkeit und man greift einfach die erfahrenen Leute dort ab (vollkommen legitim).


    Es hat lediglich den Nachteil, dass man nicht unendlich auf das einzelne Individuum zugreifen kann bezüglich Fortbildungen und Zertifizierungen, das muss sich eben mit der klinischen Tätigkeit abbilden lassen. Aber dort findet ja beides auch bereits statt.


    Dass ein Aufbaustudium den NotSan dem Notarzt mal eben ebenbürtig machen soll, ist eben auch aus dem Grund lächerlich (Entschuldigung). Denn Routine in vielen Maßnahmen lässt sich präklinisch einfach kaum oder nicht erreichen. In der Klinik hat man wesentlich höhere Zahlen der Maßnahmen. Die klinische Praxis des Notarztes außer Acht zu lassen, die ja auch Teil seiner Ausbildung zum selbigen ist, mag bequem sein, hat aber mit der Realität wenig zu tun.

    Der präklinische Hauptberufler wäre ja dann quasi, der inzwischen von der Expertenkommission empfohlene, studierte Notfallsanitäter.

    [...]


    Nein, das wäre es nicht, auch nicht quasi. Das eine ist ein Notfallsanitäter mit einem zusätzlichen Studium, das andere wäre ein notarzt in Festanstellung. Das beide mal auf einer Hochschule waren, macht sie nicht zum quasi selben.


    Mal abgesehen davon, dass ich es ein bisschen unsinnig finde, ein mit der Regierung untergegangenes Reformvorhaben heranzuziehen.

    Ich bezog mich auf die Organisationsstruktur, dass Notärzte in aller Regel mehrheitlich klinischtätige Ärzte sind, die dort ihre Skills erlernen und aufrechterhalten. Das führt aber eben dazu, dass für diese Kollegen der Rettungsdienst oft eine kleine Nebentätigkeit ist. Wie klein, hängt sicherlich an der Präferenz des einzelnen. (Persönlich bin ich rettungsdienstlich recht aktiv, aber das ist eine sehr individuelle, durchaus karrierenachteilige Entscheidung von mir, weil ich will.)


    Das hat natürlich den großen Vorteil, dass man dieses gesamte Problem des Skillerhaltens und -erlernens, auf die Klinik abschieben kann, aber auch den Nachteil, dass faktisch wenig Zeit der Kollegen verpflichtend gebunden werden kann. Andernfalls würde man erheblich viele verlieren, weil sie das eben rein zeitlich nicht erfüllen können. Wenn man das wirklich ändern will, müsste man letztlich diese Kapazitäten präklinisch schaffen und mehr oder minder Hauptberufler für die Rolle schaffen. Meiner persönlichen Meinung nach bringt das aber zu wenig Vorteil und die dafür nötigen Kapazitäten können für Notfallsanitäter weit sinnvoller genutzt werden, denn Ärzte können dies ohne weiteres in der Klinik besser erbringen.


    Und wie die Regulation der notärztlichen Fortbildung läuft, wenn der Gesetzgeber da komische Ideen hat, die man auch hätte gut machen können (Spoiler: meiner Meinung nach schlimmer als für einen HiOrg-SanH-Ehrenamtsverein), sieht man wirklich sehr gut in Schleswig-Holstein. Aber das sprengt hier wirklich den Rahmen.

    Aber, explizit ohne mich gegen die Entwicklung zu mehr Kompetenzausübung durch Rettungsfachpersonal zu stellen, die Kompetenzkontrolle durch die ÄLRD ja auch bestenfalls eine sehr marginale Kontrolle des RFPs darstellt. Es mag mal vereinzelt ein paar engagierte ÄLRD (o.ä.) geben, aber meist läuft es doch alles recht unkontrolliert durch. Und ein bisschen ist es ein Prinzip von "die Geister die ich rief", es wurden immer wieder sehr gern auf internationale Systeme mit paramedizinischen Aspekten verwiesen, und von dort kommen aber auch Rezertifizierungen als Mittel der Qualitätssicherung. Und das in einem anderen Umfang als ich es bisher in Deutschland erlebt habe. Damit muss man dann ein klein wenig auch leben. Rechtlich scheinen arbeitsrechtliche Konsequenzen möglich zu sein, im Bereich der Luftfahrt ist das alles nichts neues. Vielleicht kann Hauke da nochmal was zu sagen?


    Das man mit einzelnen Vorgaben im Sinne der Vorabdelegation nicht glücklich ist, kann ich verstehen. Ging mir auch immer so und es wird sich vermutlich auch nicht gänzlich vermeiden lassen, solange jemand in großen Teilen das Tun eines anderen vorabverantworten soll. Sinnvolle Lösungen dürften zumeist größere Runden auf höherer Ebene sein, um durch Konsensfindung schwierige Alleingänge aufzufangen. Ich glaube aber, dass man dies sehr entspannt als Lernkontrolle dieser Vorgaben und nicht als Simulatortraining sehen kann. Es geht also weniger um eine Diskussion der absoluten medizinischen Wahrheit als ein Abprüfen der Fähigkeit und Bereitschaft die Fallbeispiele zu erkennen und die gewünschte Handlung durchzuführen. Dass in einem konkreten Einsatz individuelle Faktoren zu einem eigenverantwortlichen (!) Abweichen führen können, ist dem ja unbenommen.


    Zu den Rettungsdienstschulen: zumindest in SH ist es üblich, dass das Landesamt die Prüfungen im Vorfeld genehmigt und den Prüfungen nach eigenem Ermessen beiwohnt. Und zumindest in der mündlichen Prüfung oder in der praktischen Prüfung sitzt fast immer jemand von Landesamt dabei. Schriftlich hingegen extrem selten.

    und der Notfallrettungssanitäter ersetzt den Notfallsanitäter, weil er ja der größere Praktiker ist und kein Mensch Theoretiker am Patientenbett braucht, nicht wahr?