Notarzt in Neu-Ulm - Wieso viele Schichten nicht mehr besetzt werden können

  • In der Woche tagsüber haben wir keinerlei Probleme die Akademiker Schichten zu besetzen. Kommen ja meisst aus den lokalen Krankenhäusern. Nachts und an den Wochenenden bzw Feiertagen fallen alleine bei unserem NEF mindestens 5 Schichten aus. Deswegen immer wieder gerne Selbstfahrer oder Ärzte die seit vielen Jahren in Rente sind.

    Man redet seit Jahren über Qualität und setzt dann auf "Ärzte die seit vielen Jahren in Rente sind" - ich weiß, wir werden daran nichts ändern aber es wird höchste Zeit. Wenn ich für die Versorgung akademische Unterstützung brauche, setze ich auf eine Kompetenz die im Stoff steht und über die erforderlichen Skills verfügt. Auch wenn schon ein paar Jahre her habe ich erlebt, dass auf die zwingend erforderliche Intubation verzichtet wurde, da der selbstfahrende Notarzt dies schon seit Jahren nicht mehr getan hat und und uns die Durchführung nicht einräumen wollte.
    Es ist endlich ein Umdenken und Ablegen des Standesdünkel erforderlich, ebenso sinnvolle SOP's um den größten Teil des Tagesgeschäftes ohne Notarzt abarbeiten zu können. Wenn dies gewährleistet ist, man dann eine Bedarfsanalyse durchführt wird man sicher feststellen, dass das ein oder andere NEF nicht erforderlich ist.


    Sollten Leute mitlesen, welche in der Position stehen/sitzen etwas ändern zu können, schaut einfach mal über die Grenzen Deutschlands hinaus.

  • Auch wenn schon ein paar Jahre her habe ich erlebt, dass auf die zwingend erforderliche Intubation verzichtet wurde, da der selbstfahrende Notarzt dies schon seit Jahren nicht mehr getan hat und und uns die Durchführung nicht einräumen wollte.


    Und leider hat der selbstfahrende Notarzt wohl die bessere Selbsteinschätzung...

  • Das ist richtig. Welches Übel da wohl geringer ist. Eine Narkoseeinleitung, die schief geht oder eine eventuelle Aspirationspneumonie o.Ä.


    Wobei ich mich immer wieder frage, wie man zwar im Notarztdienst tätig sein will, obwohl einem bewusst ist, dass man eine der entscheidenden (im Sinne für den Patienten und seinen Verlauf) Tätigkeiten seit Jahren nicht mehr gemacht hat. Das ist für mich irgendwie kognitive Dissonanz.

  • "Ich möchte mir nicht eines Tages vorwerfen müssen, dass es nicht schiefgegangen wäre, wenn jemand anderes dagewesen wäre."
    Zitat eines niedergelassenen Arztes auf die Frage, warum er (recht früh nach seiner Tätigkeit an der Klinik) den Notarztdienst an den Nagel hängt.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Das ist richtig. Welches Übel da wohl geringer ist. Eine Narkoseeinleitung, die schief geht oder eine eventuelle Aspirationspneumonie o.Ä.


    Das ist relativ einfach gutachterlich zu beantworten:
    Ersteres, da ein konkreter, retrospektiv vermeidbarer Schaden entstanden ist.


    Die leichtgradige Aspiration aufgrund einer Vigilanzminderung ist noch relativ "harmlos". Der durch eine Narkoseeinleitung induzierte Herz-Kreislauf-Stillstand mit hypoxischem Hirnschaden ist da ein ganz andere Hausnummer.


    Von den seltenen wirklich "harten"/"alternativlosen" Indikationen zur Intubation mal ganz zu schweigen...

  • [...] die zwingend erforderliche Intubation verzichtet wurde


    Gute Frage was da der Fall war.


    Noch viel schöner wäre es allerdings, wenn einfach alle die einen Beruf ausüben ihr Handwerkszeug beherrschen würde und sich nicht mit "Kommt ja eh nie vor und dann hab ich die Klinik nah da" oder ähnlichen Schwachsinn rauswieseln würden...