Bahnfahrt ins Chaos

  • Der Selbstmord einer Frau hat gestern an der Bahnstrecke in Tornesch zu chaotischen Zuständen geführt. Die Bahn ließ einen Intercity evakuieren. Die mehr als 250 Fahrgäste irrten durch den Wald. Eine Frau wurde verletzt.
    Von Sebastian Kimstädt
    Tornesch. Der Lokführer soll noch gehupt haben. Doch die Warnung half nicht. Die Frau, die sich gestern um 11.24 Uhr in Höhe des Bahnübergangs Denkmalstraße auf die Gleise in Richtung Norden gestellt hatte, wollte sterben. Obwohl der Lokführer bremste, erfaßte der Flensburg-Express den Körper und schleifte ihn mit.
    Für die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei sah es zunächst nach einem weiteren dieser traurigen Einsätze aus, zu denen die Retter auf dieser Bahnstrecke häufiger gerufen werden. Doch gegen 12.30 Uhr fällte bei der Deutschen Bahn vermutlich in Hannover ein Verantwortlicher eine folgenschwere und für die Rettungskräfte völlig überraschende Entscheidung. Der IC 2578 von Dresden nach Westerland wurde evakuiert. Der Zug mußte wegen des Selbstmordes in Höhe des Bahnübergangs Kreyhorn halten. Dort sollten die mehr als 250 Fahrgäste von Bussen abgeholt werden. Doch für Busse eignet sich die schmale Straße nicht. Außerdem stiegen die Fahrgäste in Richtung Esinger Wohld aus und machten sich mit ihren schweren Koffern ziellos auf den Weg. ?Wir sind bestimmt zwei Kilometer gelaufen, bevor uns die Feuerwehr aufgesammelt und zum Zug zurückgebracht hat?, erzählt Regina Bär. Die Frankfurterin und die anderen Gestrandeten wurden zum Zug zurückgebracht und von den Rettungskräften mit Mineralwasser versorgt. Aufgrund der Hitze klagten einige Reisende über Kreislaufprobleme. Zudem wurde eine Seniorin beim Einstieg zurück in den Zug schwer am Bein verletzt. Sie kam mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus.
    Insgesamt waren mehr als 100 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Rotem Kreuz (DRK) im Einsatz. Sogar ein Rettungshubschrauber suchte aus der Luft nach verirrten Fahrgästen. Das Rote Kreuz richtete auf dem Gelände des Sägewerks Hülsemann eine Betreuungsstelle ein. Die Passagiere wurden jedoch im Zug betreut. Der konnte gegen 14.30 Uhr seine Fahrt fortsetzen. Ein Team des DRK fuhr bis Westerland mit.
    ?Es sah danach aus, als ob die Strecke länger gesperrt bleiben würde?, rechtfertigte Sabine Brunkhorst von der Bahn AG die Evakuierung. ?Sollte es aber Probleme gegeben haben, werden die aufgearbeitet.?


    Quelle: Morgenszeitung bei mir im Haus (Uetersener-Nachrichten)