Mich würde als Verantwortlicher (HiOrg, Landkreis, Land bzw. Politik) eher interessieren, warum die Notfallsanitäter nicht reichen? Oder anders: Warum sie so schnell wieder weg sind? Es macht auch wenig Sinn oben immer mehr Öl in den Motor zu gießen, wenn unten der Motor undicht ist. Man muss also nicht nur ausbilden, sondern sich auch um die Zukunftsperspektiven und Arbeitsbedingungen kümmern. Andere soziale Berufe / Gesundheitswesen haben ja die gleichen Probleme. Es wurde ausgebildet und doch ist kein Personal da.
Auf den Bereich RD bezogen und nur für den Bereich den ich überblicken kann.
Vielen haben als Zivi/FSJler angefangen und wurden darüber RS. RD hat viel Spaß gemacht, man musste auf den Studienplatz warten --> man hat den RettAss gemacht. Die Ausbildung konnte auch Berufsbegleitend in relativ kurzer Zeit gemacht werden und zumindest mein damaliger AG hat die Leute auch nach Kräften unterstützt. Da sehr viele die Ausbildung zum RettAss gemacht haben waren auch sehr oft zwei RettAss auf dem RTW. Damit war es auch relativ einfach bei einem Ausfall einen Ersatz zu finden. Die langjährigen RS konnten an ein maximal 2 Händen abgezählt werden. Eigentlich war jeder RettAss und es kamen jedes Jahr ausreichend RettAss dazu.
Mit Umstellung auf den NotSan hat sich das schlagartig geändert. Zumindest im meiner Region hat man in den ersten Jahre die Ausbildung neuer Mitarbeiter verschlafen. Damit ist jetzt schon die erste große Lücke entstanden.
Dann sind die Ausbildungsplätze NotSan in der Anzahl schon stark limitiert. Ich schätze im Verhältnis 1 zu 3 bis 1 zu 5 NotSan zu RettAss, da im Bereich RettAss viele erst den RS gemacht haben und von der verkürzten Ausbildung profitiert haben.
Vorhalteerweiterung bedeutet nicht, dass es auch automatisch mehr Ausbildungsplätze gibt. Da bleibt es eher gleich, weil die neuen Fahrzeuge nicht als Ausbildungswachen geeignet sind. Ganz unabhängig, dass das auch frühestens in drei Jahren helfen würde.
Damit baut man die nächsten Lücken auf.
Gerade weil es keine Reserven mehr gibt. Gab es früher deutlich mehr Rettungsassistenten als nominelle Rettungsassisentenstellen kann man heute schon fast froh sein, wenn man alle nominellen Notfallsanitäterstellen besetzt hat.
Durch Wegfall von enormen Wartezeiten, der Dauer der NotSan-Ausbildung, der fehlenden Möglichkeit zur Verkürzung interessieren sich auch deutlich weniger nach dem FSJ für die Ausbildung. Da bleibt man lieber als RS und fängt direkt mit dem Studium an. Damit hat man zumindest bei uns den großen Markt der Studierenden verloren. Sorgte schlagartig dafür, dass die Wochenenden für die hauptamtlichen NotSan nicht mehr größtenteils Frei sind, Gab bei uns hauptamtliche RettAss, die hatten ein ganzes Jahr jedes Wochenende frei. Da war der Aufschlag hart und einige haben sich dann einen neuen Job gesucht.
Durch die fehlenden Studierenden mit NotSan-Qualifikation gibt es auch in der Masse keine flexiblen Teilzeitkräfte mehr, die auch kurzfristig einspringen können, nicht ständig das Problem mit den 48h droht und so weiter. Die Anzahl der Studierenden als Teilzeitmitarbeiter hat gefühlt eh abgenommen, weil es inzwischen gefühlt deutlich mehr lukrativere Jobs für angehende Mediziner und Ingenieure gibt.
Und von dem Thema Ausschreibungen muss man denke ich nicht anfangen.
Auch wenn ich damit relativ alleine bin. Die Einführung des NotSan bei gleichzeitiger Abschaffung des RettAss war und ist ein Fehler. Modulweiser Aufbau RH, RS, RettAss, NotSan - mit Durchlässigkeit nach oben - und die Abstufung KTW, BLS-RTW, ALS-RTW wäre wahrscheinlich auch zu innovativ. Und ich bin der festen Überzeugung, dass es in der Gesamtheit zu keiner Verschlechterung der Ausbildung / Qualifikation im Vergleich zum jetzigen Status Quo gekommen wäre.
Aber solange gut und sehr gut ausgebildete Notfallsanitäter neben guten und sehr guten Notärzten im NEF sitzen kann das Problem mit der Anzahl der verfügbaren Notfallsanitäter nicht so gravierend sein.