Akademisierung des Notfallsanitäters?

  • Also in allen Feuerwehren die ich bisher kennengelernt habe ist wie Deckie geschrieben hat bei A9 erstmal Schluss. Und die A9 Stelle muss man erstmal bekommen, weil da alle geil drauf sind. Weiter geht es nur mit B3/B4 und da sind schon die Auswahlverfahren ziemlich hart. Von Hochstolpern kann man da wahrlich nicht sprechen.

  • Das liegt nun mal an den Ländern. B3 bekommt hier jeder, der die Laufbahn macht (mD, also ab A7 schon mit B3). Damit kann man hier durchzünden bis A11; prüfungsfrei. Auswahlverfahren gibt es hier (logischerweise) auch.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Objektiv sind diese nicht; oder anders: Nasenfaktor ist nicht unwichtig. Vielleicht mag der eine oder andere diesen Weg als nicht so einfach empfinden, aber ich denke doch, dass "schwierig" deutlich übertrieben wäre.

    Aber genau dieser „Nasenfaktor“ muss ja kein Vorteil sein. Gerade dieser kann den Aufstieg schwierig machen.

  • Das liegt nun mal an den Ländern. B3 bekommt hier jeder, der die Laufbahn macht (mD, also ab A7 schon mit B3). Damit kann man hier durchzünden bis A11; prüfungsfrei. Auswahlverfahren gibt es hier (logischerweise) auch.

    Aber das scheint dann doch sehr eine Geschichte bei Euch zu sein. Hier A9 nur als NotSan und Tätigkeit in der ILS, sonst nicht. B3 hast du hier auch nach der Ausbildung. Bringt dir nur nichts. Für A10 zwingend B4 und dann auch nur, wenn eine Besoldungsstelle frei ist. Hier gibt es einige mit B4 und A9.

  • Aber genau dieser „Nasenfaktor“ muss ja kein Vorteil sein. Gerade dieser kann den Aufstieg schwierig machen.

    Das stimmt natürlich.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • das scheint aber eine Spezialität bei Euch zu sein. In Bayern ist ohne B4 kein Aufstieg nach A10 möglich. Im TV-L ist es aber durchaus möglich auch ohne Studium bis E11 zu kommen (kenne einige Fachinformatiker).

    Ich weiß nicht welches Bundesland angefangen hat. NRW oder Niedersachsen, aber in beiden ist der prüfungsfreie Aufstieg bis A11 aus dem mittleren Dienst möglich. Voraussetzung ist meines Wissens der B3.

    In Niedersachsen Bestandteil der Grundausbildung, in NRW werden/wurden die Ausbildungen der FF für den B3 anerkannt (wer in der FF fleißig war braucht nur 2 bis 3 Wochen statt 9?).

    Sorgt dafür, dass in vielen hauptamtlichen Feuerwehren der stellvertretende Wachabteilungsleiter nicht mehr HBM mD, sondern Brandoberinspektor ist.


    Erfolgreiche Lobbyarbeit, die wohl - so wurde mir in NRW erzählt - insbesondere auf die Leitstelle und die Notfallsanitäter bzw. Praxisanleiter abzielte.

  • Ich weiß nicht welches Bundesland angefangen hat. NRW oder Niedersachsen, aber in beiden ist der prüfungsfreie Aufstieg bis A11 aus dem mittleren Dienst möglich. Voraussetzung ist meines Wissens der B3.

    In Niedersachsen Bestandteil der Grundausbildung, in NRW werden/wurden die Ausbildungen der FF für den B3 anerkannt (wer in der FF fleißig war braucht nur 2 bis 3 Wochen statt 9?).

    Sorgt dafür, dass in vielen hauptamtlichen Feuerwehren der stellvertretende Wachabteilungsleiter nicht mehr HBM mD, sondern Brandoberinspektor ist.

    Ich weiß nicht welches Bundesland angefangen hat. NRW oder Niedersachsen, aber in beiden ist der prüfungsfreie Aufstieg bis A11 aus dem mittleren Dienst möglich. Voraussetzung ist meines Wissens der B3.

    NRW führt mit knapp 20 Berufsfeuerwehren (wobei ich jetzt nicht weiß, wie groß diese sind) vor allen anderen Bundesländern (Bayern hat 7). Da muss man nehmen, was man bekommt (denke, dass hier einfach aus der FF Personal übernommen wird). Grundsätzlich ist es sinnvoll, auch außerhalb des B4 einen Aufstieg zu ermöglichen. Ich kenne Fälle, da sind Feuerwehrbeamte aufgrund eines Unfalls nicht mehr einsatztauglich. Im Innen- und Tagdienst aber sehr wohl einsetzbar (vorbeugender Brandschutz etc.). Sie können aber nicht nach A10 aufsteigen, da der B4 ja neben dem "schulischen" Teil ein Praktikum vorsieht, bei dem man eben einsatz-/schichtdiensttauglich sein muss, auch wenn man nur neben dem ELW beim zugeteilten Zugführer steht. Das sollte aber beschränkt und nicht die Regel sein. Ein modularer Aufstieg über die Verwaltungsschiene geht ja nicht.

    Erfolgreiche Lobbyarbeit, die wohl - so wurde mir in NRW erzählt - insbesondere auf die Leitstelle und die Notfallsanitäter bzw. Praxisanleiter abzielte.

    dann sollte dies aber auch für die Tarifbeschäftigten in den Leitstellen übernommen werden.

  • (denke, dass hier einfach aus der FF Personal übernommen wird).

    Nein, man benötigt einen B1 und muss das Auswahlverfahren intern für den B3 gewinnen. Im Rahmen der Ausbildung B3 kann durch das IDF NRW die Lehrgänge F/B ABC2 (Bei FF und BF gleich), F Ausbilder, GF Basis, S Menschenführung, die der Berufsfeuerwehrmann bei seiner FF erfolgreich absolviert hat, als gleichwertig anerkennen, so dass sich der B3 um diese Ausbildungsteile reduziert.

  • Ist nicht ein Aufstieg in praktisch allen Wirtschaftsbereichen damit verbunden, dass man den ursprünglich erlernten Beruf ein Stück weit verlässt und sich in die Richtung der Führung von Menschen entwickelt? Egal ob es der BFler ist, der Zugführer wird; der Arzt, der Chefarzt wird oder der Betriebswirt der CEO bei Mercedes wird. Diese Möglichkeit gibt es doch auch im Rettungsdienst. Mir fallen gerade wenig Beispiele für Jobs ein, in denen man sich quasi curricular genau in dem Bereich weiter bildet, in dem man bereits tätig ist und dann deutlich mehr Cash heim fährt.

  • Ist nicht ein Aufstieg in praktisch allen Wirtschaftsbereichen damit verbunden, dass man den ursprünglich erlernten Beruf ein Stück weit verlässt und sich in die Richtung der Führung von Menschen entwickelt? Egal ob es der BFler ist, der Zugführer wird; der Arzt, der Chefarzt wird oder der Betriebswirt der CEO bei Mercedes wird. Diese Möglichkeit gibt es doch auch im Rettungsdienst. Mir fallen gerade wenig Beispiele für Jobs ein, in denen man sich quasi curricular genau in dem Bereich weiter bildet, in dem man bereits tätig ist und dann deutlich mehr Cash heim fährt.

    Das würde ich pauschal weder für den öffentlichen Dienst noch die Industrie unterschreiben. In beiden Sparten gibt es Möglichkeiten für Fachkarrieren ohne die wirkliche Übernahme von Führungsverantwortung. Für mich auch ein Weg der Zukunft. Es gibt genug Fachexperten, die in dem Fachgebiet absolut super sind, aber schlechte Führungskräfte (oft, weil sie es auch gar nicht wollen, sondern müssen).

  • Ist nicht ein Aufstieg in praktisch allen Wirtschaftsbereichen damit verbunden, dass man den ursprünglich erlernten Beruf ein Stück weit verlässt und sich in die Richtung der Führung von Menschen entwickelt? Egal ob es der BFler ist, der Zugführer wird; der Arzt, der Chefarzt wird oder der Betriebswirt der CEO bei Mercedes wird. Diese Möglichkeit gibt es doch auch im Rettungsdienst. Mir fallen gerade wenig Beispiele für Jobs ein, in denen man sich quasi curricular genau in dem Bereich weiter bildet, in dem man bereits tätig ist und dann deutlich mehr Cash heim fährt.

    Als Notfallsanitäter in die Kreisverwaltung zu wechseln um dort Trägeraufgaben des Rettungsdienstes wahrzunehmen, dürfte ohne Verwaltungsstudium (oder vergleichbar, RettIng. usw.) nicht möglich sein. Selbst die Bezirksleiter (führt mehrere Rettungswachen) der HiOrgs müssen (sollen) hier ein Bachelorstudium haben. Also bleibt da nur der Wachenleiter (also der Dienstplandompteur), MPG-Beauftragter, Desinfektor, usw. Und gerade der Vergleich (der so ansich ja stimmt) zeigt, dass Chefärzte nicht immer wirklich gute Führungskräfte sind (ein Medizinstudium reicht eben nicht um ein guter Führer zu werden; genau so wie der NotSan ohne entsprechende Weiterbildung/Studium wohl in der Verwaltung überfordert sein wird).

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Erfolgreiche Lobbyarbeit, die wohl - so wurde mir in NRW erzählt - insbesondere auf die Leitstelle und die Notfallsanitäter bzw. Praxisanleiter abzielte.

    In der Tat, ja. Hier können die NotSan+PAL bei der BF auch nach A10 aufsteigen (prüfungsfreier Aufstieg). Bei der HiOrg bekommt man 110 Euro brutto...


    dann sollte dies aber auch für die Tarifbeschäftigten in den Leitstellen übernommen werden.

    Mir fehlt hier gerade der ROFL-Smiley! Da sind wir nun wieder bei den "könnte-man-machen-wir-aber-nicht"-Dingen des TVöD. Hier bekommen noch nicht mal alle Leitstellendisponenten im Angestelltenverhältnis die E9a, weil die kommunalen Träger sich die Voraussetzungen so zurecht biegen wie es ihnen gerade passt, da das Land Niedersachsen keine Vorgaben zur Qualifikation von Leitstellendisponenten macht. Die Entgeltgruppenordnung ist daher nicht wirklich hilfreich!


    Edit: Aber ja, Du hast natürlich recht. Das sollte eigentlich dann auch für die Angestellten selbstverständlich sein.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

    Einmal editiert, zuletzt von Harris NRÜ ()

  • Das würde ich pauschal weder für den öffentlichen Dienst noch die Industrie unterschreiben. In beiden Sparten gibt es Möglichkeiten für Fachkarrieren ohne die wirkliche Übernahme von Führungsverantwortung. Für mich auch ein Weg der Zukunft. Es gibt genug Fachexperten, die in dem Fachgebiet absolut super sind, aber schlechte Führungskräfte (oft, weil sie es auch gar nicht wollen, sondern müssen).

    Ja klar, natürlich kann man Experte für AI, Supplychain oder *hier anderes Buzzword einfügen* werden. Aber nicht als quasi curriculare Weiterbildung, sondern entweder mit einer ensprechenden Vorausbildung oder mit immensem Eigenengagement. Und besonders schwierig ist das natürlich, wenn es schon eine Berufsgruppe gibt, die aufgrund der Ausbildung und (sinnvollerweise) enger juristischer Vorgaben eine Art Monopol für die Fachkarrieren einnimmt.


    Und gerade der Vergleich (der so ansich ja stimmt) zeigt, dass Chefärzte nicht immer wirklich gute Führungskräfte sind

    Vollkommen richtig! Umso wichtiger ist es, vernünftige Kriterien für die Auswahl von Führungskräften zu schaffen und diese auch sinnvoll aus- und fortzubilden - und zwar auch gerne ohne das übermäßig (zum Beispiel in einem Studium) zu formalisieren. Warum jeder Dödel in der Rettungsdienstverwaltung ein Studium haben muss, erschließt sich mir persönlich null.

  • Warum jeder Dödel in der Rettungsdienstverwaltung ein Studium haben muss, erschließt sich mir persönlich null.

    Mittlerweile brauchst du in vielen Kliniken schon als Stationsleitung ein Studium. Früher hat hier eine Schulung ausgereicht. An der Bezahlung hat sich jedoch nichts geändert.

  • In beiden Sparten gibt es Möglichkeiten für Fachkarrieren ohne die wirkliche Übernahme von Führungsverantwortung. Für mich auch ein Weg der Zukunft.

    Wenn ich daraus für den Experten eine bessere Verdienstmöglichkeit ableiten möchte, muss es auch jemanden geben, der diesen höheren Verdienst bezahlt. Wenn ich in einer Firma Leute habe, die jedes Jahre neue Blockbuster Produkte raushauen, kann ich die natürlich extrem gut bezahlen, weil ich gleichfalls einen hohen finanziellen Benefit habe. Ähnliches kann man bei seht guten Profi-Fußballern beobachten, die vielleicht sogar mehr verdienen als der Vereinsvorstand.


    Übertragen auf den NFS müsste dieser durch die Akademisierung für die Kostenträger, sprich Krankenkassen, eine so viel bessere Versorgung liefern, dass sie im Vergleich zum Jetzt-Zustand entweder eine deutliche finanzielle Entlastung brächte oder, da wir ja im "non-profit" Gesundheitsbereich sind, zumindest eine Reduktion von "Patienten-Leid", sprich geringere Mortalität, kürze Behandlungsdauer usw..

  • Übertragen auf den NFS müsste dieser durch die Akademisierung für die Kostenträger, sprich Krankenkassen, eine so viel bessere Versorgung liefern, dass sie im Vergleich zum Jetzt-Zustand entweder eine deutliche finanzielle Entlastung brächte oder, da wir ja im "non-profit" Gesundheitsbereich sind, zumindest eine Reduktion von "Patienten-Leid", sprich geringere Mortalität, kürze Behandlungsdauer usw..

    Das müsste man messbar machen, um Zahlen (und Fakten) zu schaffen. Vor 5 Jahren musste Oma Schabulke noch 15 oder 20 Minuten auf ihre Analgesie warten, wenn sie sich den Schenkelhals gebrochen hatte. Heute nicht mehr. Ich könnte mir vorstellen, dass da sicher was messbar wäre, wenn man es denn wollte. Hier werden beispielsweise die Daten gesammelt, wenn eine Analgesie mit Nalbuphin oder Esketamin durch NotSan stattfindet. Und wenn man Daten hat, kann man messen.


    Warum jeder Dödel in der Rettungsdienstverwaltung ein Studium haben muss, erschließt sich mir persönlich null.

    Es wäre aber schon recht praktisch, wenn der Herr Kreisoberinspektor weiß, wie Bedarfsplanung geht, die gesetzlichen Grundlagen aussehen, wie Ausschreibungen funktionieren (EU-Richtlinie, GWB, Schwellenwerte, usw.) oder auch wie der Rettungsdienstleiter mit Arbeitsrecht, Arbeitsschutz, QM oder auch Fahrzeugbeschaffung umgeht. Wie gut geadelte Rettungsdienstler mit fünfeinhalb-Tage-Lehrgängen oder reine Verwaltungsfachwirte das machen, habe ich in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten leider genug gezeigt bekommen. Eine gute Mischung aus Hard Skills der Straße und der Verwaltung, gemischt mit den Soft Skills andere Menschen zu motivieren und zu führen (z.B. im Alltag, im Projektmanagement, usw.), macht es aus, finde ich. Die meisten Verwaltungsfuzzis und Rettungsdienstleiter waren eine Katastrophe. Die guten Beispiele, die ich kenne, waren bisher immer solche, die eine fundierte Ausbildung beider Seiten (Retter von der Straße UND Verwaltung/BWL/Studium) hatten.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Das müsste man messbar machen, um Zahlen (und Fakten) zu schaffen. Vor 5 Jahren musste Oma Schabulke noch 15 oder 20 Minuten auf ihre Analgesie warten, wenn sie sich den Schenkelhals gebrochen hatte. Heute nicht mehr. Ich könnte mir vorstellen, dass da sicher was messbar wäre, wenn man es denn wollte. Hier werden beispielsweise die Daten gesammelt, wenn eine Analgesie mit Nalbuphin oder Esketamin durch NotSan stattfindet. Und wenn man Daten hat, kann man messen.

    das kann und macht der NotSan ohne Studium mit seiner 3jährigen Ausbildung. Ein Bachelor würde hier nichts verbessern.

    Die meisten Verwaltungsfuzzis und Rettungsdienstleiter waren eine Katastrophe. Die guten Beispiele, die ich kenne, waren bisher immer solche, die eine fundierte Ausbildung beider Seiten (Retter von der Straße UND Verwaltung/BWL/Studium) hatten.

    kann ich absolut zustimmen. Der "Stallgeruch" macht viel aus. Ein NotSan (oder auch RettAss) der zusätzlich Verwaltungswirt oder Jurist ist, bringt natürlich beide Welten zusammen. Aber auch das sind keine Studiengänge, die durch was "neues" ersetzt werden müssen.

  • Das müsste man messbar machen, um Zahlen (und Fakten) zu schaffen. Vor 5 Jahren musste Oma Schabulke noch 15 oder 20 Minuten auf ihre Analgesie warten, wenn sie sich den Schenkelhals gebrochen hatte. Heute nicht mehr. Ich könnte mir vorstellen, dass da sicher was messbar wäre, wenn man es denn wollte. Hier werden beispielsweise die Daten gesammelt, wenn eine Analgesie mit Nalbuphin oder Esketamin durch NotSan stattfindet. Und wenn man Daten hat, kann man messen.

    Für eine Analgesie benötigt man aber sehr offensichtlich kein Akademisierung.


    Ja, Zahlen wären sehr gut, dem schließe ich mich an. Aber ich glaube nach wie vor nicht, dass Menschen außerhalb Deutschlands präklinisch besser versorgt werden, nur aufgrund der Tatsache, dass das RFP studiert hat.


    Alle anderen Aspekte wie Zukunftsperspektive oder Verbleiben im Beruf sind wichtig für das Personal, aber nicht für den Patienten. Es ist bedauerlich, wenn die meisten nur 10 Jahre in dem Beruf verweilen, die Versorgung der Patienten sollte darunter aber nicht relevant leiden. Vor allem, wenn man beachtet, dass der studierte NFS vermutlich auch nicht viel länger im Fahrdienst arbeiten würde.


    Und in der ewigen Diskussion NFS vs. Notarzt, insbesondere dem immer vorgehaltenen Standesdünkel, wird immer die Patientenversorgung hervorgehoben. Dann sollte das in der Betrachtung der Akademisierung, die unweigerlich zu Kostensteigerungen führen wird, auch als fast einzig relevanter Punkt gesehen werden. Ansonsten könnte ich auch einfach in jedem Kreis 10 neue NEF besetzen, dann hätte ich auch 10 Akademiker mehr auf der Straße.

  • Alle anderen Aspekte wie Zukunftsperspektive oder Verbleiben im Beruf sind wichtig für das Personal, aber nicht für den Patienten. Es ist bedauerlich, wenn die meisten nur 10 Jahre in dem Beruf verweilen, die Versorgung der Patienten sollte darunter aber nicht relevant leiden. Vor allem, wenn man beachtet, dass der studierte NFS vermutlich auch nicht viel länger im Fahrdienst arbeiten würde.


    Und in der ewigen Diskussion NFS vs. Notarzt, insbesondere dem immer vorgehaltenen Standesdünkel, wird immer die Patientenversorgung hervorgehoben. Dann sollte das in der Betrachtung der Akademisierung, die unweigerlich zu Kostensteigerungen führen wird, auch als fast einzig relevanter Punkt gesehen werden. Ansonsten könnte ich auch einfach in jedem Kreis 10 neue NEF besetzen, dann hätte ich auch 10 Akademiker mehr auf der Straße.

    Zu deinem ersten Absatz:

    Eine kurze Verweildauer hat natürlich Auswirkungen auf die Qualität des RD. Eine hohe Personalfluktuation führt dazu, dass "die Alten" keinen Bock haben schon wieder alles neu beizubringen, führt dazu, dass der AG keine Lust auf Personalentwicklung hat, und führt dazu, dass man die Messlatte tiefer hängen muss, um genug personal zu bekommen. Das alles hat natürlich auch Einfluss auf die Patientenversorgung. Und doch, dort, wo der RD teil-akademisiert ist, ist die Verweildauer im Beruf länger.


    Zweiter Absatz:

    Das ist doch genau mein Punkt. Um sehr gute NotSan oder Notärzte zu haben, benötigen wir davon WENIGER, nicht mehr. Ich glaube nicht, dass es möglich ist hohe Performance in der prähospitalen Medizin zu liefern, wenn man sehr wenige (relevante?) Einsätze erlebt. Wenn du als Notarzt in jeder zweiten Schicht ne RSI durchführst, dann hast du (und das Team) damit eine andere Routine, als wenn man das einmal in 4 Monaten macht. Das Selbe gilt halt auch für viele andere Interventionen, und die Klinik deckt das eben auch nicht abschließend für den Arzt mit ab, ehe das wieder kommt (das man als Saal-Anästhesist natürlich viel intubiert stelle ich nicht in Frage). Darum halte ich weniger Fahrzeuge (außer KTWs) für absolut sinnvoll.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Zu deinem ersten Absatz:

    Eine kurze Verweildauer hat natürlich Auswirkungen auf die Qualität des RD. Eine hohe Personalfluktuation führt dazu, dass "die Alten" keinen Bock haben schon wieder alles neu beizubringen, führt dazu, dass der AG keine Lust auf Personalentwicklung hat, und führt dazu, dass man die Messlatte tiefer hängen muss, um genug personal zu bekommen. Das alles hat natürlich auch Einfluss auf die Patientenversorgung. Und doch, dort, wo der RD teil-akademisiert ist, ist die Verweildauer im Beruf länger.

    Das ist richtig. Aber wie von Sebastian Kraatz schon sehr am Anfang des Threads angeführt, werden andere Faktoren sehr wahrscheinlich relevanter sein als eine Akademisierung: Sinnhaftigkeit der Tätigkeit, Auslastung der Arbeitszeit bzw. Arbeitsverdichtung, Bezahlung, Wertschätzung, Gesundheitsfürsorge usw.

    Ich hatte es schon mal geschrieben, je höher die Qualifikation desto schneller wird die Frustrationsgrenze erreicht sein. Ein richtiger Notfall in der Woche auf 20 Einweisungen wird auch mit einem Bachelor-Studium nicht motivierter.

    Die Länder mit Teil-Akademisierung haben zum Teil ein ganz erheblich anderes Gesundheitssystem, so dass sich dieser Fakt nur schlecht als relevanter Punkt herausdeuten lässt.


    Zweiter Absatz:

    Das ist doch genau mein Punkt. Um sehr gute NotSan oder Notärzte zu haben, benötigen wir davon WENIGER, nicht mehr. Ich glaube nicht, dass es möglich ist hohe Performance in der prähospitalen Medizin zu liefern, wenn man sehr wenige (relevante?) Einsätze erlebt. Wenn du als Notarzt in jeder zweiten Schicht ne RSI durchführst, dann hast du (und das Team) damit eine andere Routine, als wenn man das einmal in 4 Monaten macht. Das Selbe gilt halt auch für viele andere Interventionen, und die Klinik deckt das eben auch nicht abschließend für den Arzt mit ab, ehe das wieder kommt (das man als Saal-Anästhesist natürlich viel intubiert stelle ich nicht in Frage). Darum halte ich weniger Fahrzeuge (außer KTWs) für absolut sinnvoll.

    Das ist für mich einer der wichtigsten Punkte, warum ich noch nicht aus der Klinik raus bin, weil die Kompetenzen sehr schnell verloren gehen.

    Dann weiß ich aber nicht, warum die primäre Ausbildung in ein Studium geändert werden soll. Der studierte NFS fährt ja auch nicht mehr Notfälle und kann seine Skills im Berufsalltag auch nur unzureichend gut aufrecht erhalten?