Beiträge von Nils

    Jörg: Ein nicht zu durchbrechender Teufelskreis. Niemand will zu verdi, bevor die nicht mal richtig liefern, aber die können nicht liefern, da nur wenige organisiert sind und streiken könnten/würden. Ohne Druck von der Strasse zahlen DRK, Johanniter, ASB, Malteser, usw. nicht einen Cent mehr.


    Nun, im TVöD wäre über eine Eingruppierungsordnung durchaus einiges regelbar, und man könnte als ver.di so auch in Vorleistung gehen und für die Angestellten der HiOrgs auf diese Weise einen realistischen Anreiz für den Eintritt schaffen. Aber ver.di ist derart zahm, die musste ja von den Erziehern zum weiterverhandeln gezwungen werden, sie selbst hätten sich schon wieder mit quasi nichts zufrieden gegeben... Das Dealverhalten von ver.di ist einfach zum davonlaufen.

    Jemandem das Recht auf adäquate medizinische Versorgung absprechen, weil er sich dazu entscheidet nicht in der Großstadt oder gar auf dem platten Land zu wohnen, ist doch recht zynisch.
    Und dies dann noch mit den 5% die für Ausnahmefälle gedacht sind zu rechtfertigen, ist nicht ganz das mit was ich konform gehe...


    Das ist nicht zynisch. In einer Großstadt ist die Infrastruktur nun mal anders als in wenig besiedelten Gebieten. Darüber brauchen wir doch nicht wirklich zu diskutieren... Damit wird niemandem irgendein Recht abgesprochen, es ist lediglich eine durch Wohnortentscheidung getroffene Wahl des Bürgers, auf welchem Komfortlevel er sich einrichten möchte.

    Meine Überlegung ist die ob im Rettungsdienst vor Anwesenheit des Notarztes oder in der Klinik oft intubiert werden muß oder soll.


    Die Sache ist doch relativ einfach: in der Klinik hast du geordnete Bedingungen, bei den geplanten OPen auch nüchterne und gut vorbereitete Patienten, eine ausführliche Anamnese - also insgesamt recht angenehme Situation. In der Präklinik hast du (außerhalb des RTW) unbekannte und in der Regel auch nicht übermäßig hygienische Umgebung, begrenztes Material, Patienten die nicht nüchtern sind (in beiden Möglichkeiten des Wortsinnes) sowie im Zweifelsfall auch bereits eine eskalierte Situation, der du hinterherrennst. Dein Job ist es also nun, hier Ruhe, Ordnung und Hilfe in die Situation zu bringen.


    Zu den Intubationen: in meiner persönlichen Bilanz liegt die Quote Nils:Notarzt bei etwa 1:2, in der Subgruppe "Reanimation" sogar bei etwa 1,5:1. Vielleicht hilft dir das ja bei der Einschätzung...



    Alles grundlegende Dinge die eben auch zu unausgesprochenen Problemen und mangelnder Kommunikation zu Vorurteilen führen.
    Solange es Ärzte gibt die sagen Praktikant soll bebeuteln und garnicht intubieren was soll die Pflege dann denken.


    Wie wäre es mit: "Wenn wir den Patienten im Krankenhaus anständig helfen sollen, dann müssen sie die Präklinik gut und wohlbehalten überstehen. Dafür bedarf es eines hochwertigen Rettungsdienstes mit gut ausgebildetem Personal. Deshalb sind sie hier und es ist unsere Aufgabe, sie gut auszubilden. Das wäre mal ein Anfang.


    Und was deine diversen Bedenken zur rechtlichen Zulässigkeit angeht: dieses Forum ist voll an rechtlichen Diskussionen, das müssen wir hier nicht und vor allem nicht auf diesem allgemeinen Level neu aufrollen. Wenn es dich interessiert, schau mal ins Rechtsboard. Dort ist das ausführlich und in unglaublicher Detailtiefe besprochen. Zusammenfassung: Not kennt kein Gebot. Außer bei Betäubungsmitteln, Organtransplantation, Kastration und Todesfeststellung.

    Unser spezieller Praktikant..
    Heute wurde ich von der pflegerischen Fachbereichsleitung um eine Stellungnahme gebeten. Der Praktikant hat wohl auch mit einer Oberärztin (Notärztin) eine Diskussion geführt. (Wovon ich leider nichts wusste.) Folge ist deren Bitte um ein Gespräch mit dem ärztlichen Leiter der Ausbildungseinrichtung "Schule Rettungsdienst".


    Da scheint ihr für den Einstieg auch gleich das Negativbeispiel eines Rettungsdienstpraktikanten erwischt zu haben... Mein Beileid :prost:

    Mich ärgert nur immer die Einstellung mancher Praktikanten. Schon das Braunülen, Intubation und einige ausgewählte Medikamente und alles andere interessiert nicht.
    Es sollte erstmal die Basis gelernt werden und dann kann man sich Gedanken über die Arbeit einer anderen Berufsgruppe - in dem Fall der Notärzte - machen.
    Nicht zu vergessen wir leben in einer Stadt und haben mehrere Notarztstützpunkte. Demnach ist es garnicht der Job der Nichtärzte diese Tätigkeiten zu übernehmen.


    Aber dein Azubi kriegt vielleicht hinterher einen Job im tiefsten Schwarzwald und darf dort regelmäßig die ersten 30 Minuten ohne den Notarzt überbrücken. Dann wäre es doch schön, wenn er in der Ausbildung einige Skills erwerben durfte, obwohl er in einer gut versorgten Stadt gelernt hat :hallo:


    Moin moin,
    es geht im RD seltenst um Therapien, sondern in der Regel nur um das Verhinderung eines progredienten Verlaufs. Hier werden jedoch tatsächlich schon seit den 80er Jahren von nichtärztlichem Personal im Fall der Fälle einige Maßnahmen ergriffen, die durchaus unter anderen Bedingungen eher ärztliche Aufgabe wären. Das ist nicht der tagtägliche Regelfall, aber das Notarztsystem hat nun mal das Risiko eines ausbleibenden oder (zu) spät eintreffenden Notarztes in sich, und hier wird sich im besten Fall eine Rettungswagenbesatzung mit den notwendigen Maßnahmen um den Patienten kümmern.
    Es gibt mittlerweile durchaus Bereiche, in denen die RDler bestimmte Maßnahmen freigegeben bekommen haben. Dies mit dem ausdrücklichen Ziel, die Notarztalarmierungen für bestimmte Einsatzbilder zu minimieren. Das könnte man durchaus als "ersetzen" betrachten.
    "Den" US-Paramedic gibt es nicht, insofern ist das ein wenig problematisch in seiner Aussage. Es gibt dort jedoch Bereiche, in denen ohne Ärzte gearbeitet wird.

    OP: Narkoseführung mit dazugehörigem Handwerkszeug: Venenzugang, Intubation, Monitoring. Daneben ein wenig Einblick in den Betrieb eines OP und die Versorgungsmöglichkeiten der aktuellen Medizin. Wenn es gut läuft, lernt man auch gleich noch ein wenig Anatomie am Original. Wenn möglich, wäre die Beobachtung der ein oder anderen Tracheotomie natürlich eine hilfreiche Vorbereitung auf den Fall der Fälle.
    Intensivstation: Medikamente, Perfusoren, ZVK, Patientenbeobachtung, Einblick in die Tätigkeit des GuK.
    Notaufnahme: Blick hinter die Kulissen, um Verständnis für die "andere Seite" zu entwickeln.
    Normalstation: angesichts der kurzen Praktikumszeiten halte ich das für überflüssig, kenne aber auch die Argumentation der Gegenansicht.


    Ziel ist es stets, auf die Assistenz des Arztes auf der Straße vorzubereiten. Dafür sollte das Lernen im KH nicht auf das Zuschauen beschränkt sein, sondern das aktive Assistieren (oder beaufsichtigte Durchführen) von Maßnahmen sollte ermöglicht werden. Es muss ja nicht jedem so gehen wie mir, der ich meine erste Intubation im Wohnzimmer einer alten Frau direkt unter unkontrollierten Umgebungsbedingungen durchführen durfte...

    Was ich nicht verstehe ist (und das meinte ich mit Argumentation), dass Du auf der einen Seite von schweren Verstössen sprichst, auf der anderen Seite aber bei konkreten Fragen zur Strafverfolgung oder Konsequenz zurückruderst und den Sachverhalt in meinen Augen durch Einschränkungen irgendwie relativierst.


    Das ist doch gar nicht so schwer: der erste Teil ist die rechtliche Einschätzung (schwerer Rechtsverstoß mit teilweise drastischer Strafandrohung), der zweite Teil ist die Kenntnisnahme und Beweisbarkeit durch die Strafverfolgungsbehörde (eher problematisch, weil sich in der Regel alle Beteiligten einig sind und keine zur Polizei oder Staatsanwaltschaft rennt und den Verdacht einer Straftat äußert).


    Deine Fehlinterpretation beruht nun darauf, dass du aus dem zweiten Teil den Schluss ziehst, dass es im ersten Teil kein Problem gäbe. Das mag aus einer praktischen Sicht auch aus der Folgenperspektive stimmen, ändert aber an der Strafbarkeit nichts. Ähnlich ist es ja auch beim Mord: wenn du die Leiche geschickt verschwinden lässt und auch sonst keine Spur zu dir führt, wirst du als Mörder nicht bestraft werden, weil dir die Tat nicht nachgewiesen werden kann. Es ändert aber nichts daran, dass du einen Mord begangen hast.

    Zitat

    In Griechenland müsse man zwischen 45 Minuten und einer Stunde warten.


    Das ist aber nicht erst seit der Krise so. 2005 schrieb ich dazu in mein Tagebuch:


    Zitat

    Seit einigen Jahren werden nun auch Rettungsdienstler für das Camp gesucht. Einerseits als Sanitätsdienst im Camp sowie als Hintergrundsicherung im Einsatz (bei 35°C sind Erschöpfungszustände bei Löscharbeiten nicht unbedingt selten), aber auch als Unterstützung des lokalen RD sowie als First Responder: ähnlich wie die Feuerwehr kommt auch der RD aus der nächsten größeren Stadt. Eine durchaus langwierige Angelegenheit


    ESEPA-Tagebuch von Nils


    Und ein klein wenig später:

    Zitat

    Auschluß SHT I nach Veria verfrachtet, eine Stunde Fahrt für 30km


    ESEPA-Tagebuch von Nils


    Eine Stunde Wartezeit ist bei der Topografie dort nicht das Ende der Fahnenstange.

    Aber auch in "Flur-Gesprächen" sagen dir die Verantwortlichen, auch die der anderen AGs der Teilnehmer, dass sie die personelle Ressource einfach nicht haben. Druck hin oder her.


    Ach, das ist doch nur Beruhigungsgewäsch. Wenn morgen klar wäre, dass übernächstes Jahr die Besetzung stimmen müsste, würden die das problemlos organisiert kriegen. Derzeit ist tatsächlich einfach der Handlungsdruck noch nicht da. Wenn er dann mal endlich kommt, schreien bestimmt alle auf, dass sie zu wenig Zeit eingeräumt bekommen ;-)

    So langsam frag ich mich nämlich ob das "Kolektiv" der Retter einen ander Waffel hat und ob die jahrelange Lohnzurückahltung nun ihr hässliches Gesicht zeigt, denn die abgelieferte Quallität insbesondere der frischen RettAss oder der neu Angestellten auf sämtlichen Wachen im Kreis ist katastrophal.


    Ohne Harris NRÜ brüskieren zu wollen: wer mit Bananen zahlt...


    Davon abgesehen scheint es mir a) ein regional unterschiedlich ausgeprägtes Phänomen zu sein und b) darf man nicht vergessen, dass die Unzufriedenen stets lauter schreien als die Zufriedenen. Die unterschiedliche Umsetzungsgeschwindigkeit und -Qualität in den Bundesländern ist da natürlich Wasser auf die Mühlen der Unzufriedenen.