Beiträge von advomedix

    Den Rest Deiner Vorstellung halte ich für nicht sachorientiert und im höchsten Maße antiquiert.


    Du willst also deine Kompetenz bzw. diejenige des Standard-RettAss ernsthaft mit derjenigen eines Standard-Notarztes gleichsetzen?! Oder verstehe ich das grade falsch? Denn ansonsten wüsste ich nicht, was an meiner Ansicht antiquiert und nicht sachorientiert sein soll. Aber vielleicht kannst du mich ja aufklären...

    Erst die (richtige) Diagnose, dann die Therapie, nicht anders herum.


    Ich denke genau das bringt es auf den Punkt. Und ich möchte ergänzen: Die richtige Therapie ist diejenige, die der Anwender beherrscht und deren häufigste Komplikationen und Nebenwirkungen er zu jeder Zeit mindestens genauso beherrscht.


    Es hat meiner Ansicht nach einen Grund, weshalb ein Notarzt einige Jahre Hochschulstudium hinter sich bringt und zudem noch klinische Erfahrung benötigt, bevor er auf Notfallpatienten losgelassen wird. Ich stelle dabei nicht in Abrede, dass es sehr fähige RettAss gibt, die sowohl die praktische Erfahrung als auch den theoretischen Background vorweisen können, um manche medikamentöse Therapie durchzuführen. Aber für den Großteil des Rettungsfachpersonals wage ich das zu bezweifeln. Und nur weil man 20 mal gesehen hat, wie ein Notarzt einen Krampfanfall durchbricht (oder es versucht), führt das nicht dazu, dass man selbst es auch kann. Immerhin kennt man die Überlegungen des Notarztes oftmals nicht, weshalb genau diese Therapie indiziert sein soll und keine andere. Und ob der Arzt immer richtig liegt, ist nochmal eine ganz andere Frage...


    Bemerkenswert finde ich allerdings, dass ein Teil des Rettungsfachpersonals nun aufschreit und das BRK für die ausgesprochenen Kündigungen verteufelt (ohne die Details zu kennen). Genau das schadet unserem Ansehen, denn statt Manöverkritik duchzuführen wird mit Polemik versucht das Handeln der Betroffenen zu rechtfertigen und als "unglaublich tolle Leistung" darzustellen. Und wenn sich herauskristallisiert, dass die Kündigung rechtmäßig und das Handeln objektiv falsch war? Was dann? Ist das nicht der beste Beweis für alle Kritiker, dass das Rettungsfachpersonal nicht in der Lage ist, selbstkritisch zu differenzieren, welche Maßnahmen richtig sind und welche man manchmal einfach sein lassen muss? Aber hauptsache der Löwe hat erstmal gebrüllt.... Nur blöd wenn sein Gebiss dann noch im Glas liegt.

    Aber ICH (!!!) hätte weniger das Bauchgefühl, dass die Ärztin morgends einfach nur keinen Bock mehr hatte sich den Patienten anzusehen und ihn entlassen hat - sondern würde eher von einem nicht vorhersehbaren Verlauf ausgehen.

    Man müsste dann aber auch mal die Arbeitsbedingungen hinterfragen. Nach 24 Stunden Dienst und einer unruhigen Nacht mag die Fehlerquoute höher sein und die Toleranzschwelle dafür niedriger, das ist menschlich. Ob das subjektiv vorwerfbar ist lasse ich mal dahinstehen. Nur ob die konkrete Ärztin morgens einfach keinen Bock mehr hatte oder es aus fachlicher Unkenntnis falsch eingeschätzt hat, macht in der Sache keinen Unterschied. Unter fachlichen Gesichtspunkten hat sie wohl einen schwerwiegenden Fehler gemacht (so zumindest der Sachverständige) und haftet hierfür.

    Es ist durchaus eine gern gewählte Strategie von ver.di (et al.), die "niederen Instinkte" anzusprechen.

    Zitat

    ... bei einer
    bestimmten Klientel ... auf fruchtbaren Boden.

    Genau das ist es was mich an der gesamten Diskussion um das Notfallsanitätergesetz sehr befremdet. Einerseits sollen wir als Rettungsfachpersonal höchst kompetent sein sowie sehr differenziert denken können und nach der Ansicht einiger Vertreter unseres Berufsstandes auch den Notarzt (und damit die Kompetenz eines jahrelangen Studiums) ersetzen können. Andererseits geht dann aber ein Teil dieser Kollegoiden auf solchen (verzeiht mir diesen Ausdruck) Schwachsinn ein, ohne sich Gedanken über das Grundproblem zu machen. "Warum drüber nachdenken, es wird ja schon stimmen?"-Mentalität hilft leider nicht, sondern schadet der ohnehin nicht gerade starken Lobby des Rettungsfachpersonals.

    Das Urteil stellt meiner Meinung nach so manche Praxis in der Psychiatrie in Frage.

    Ich würde sagen, dass nicht das Urteil sondern eher der Gutachter manches in Frage stellte. Immerhin muss man berücksichtigen, dass der Sachverständige zu dem Ergbnis kam, dass hier von ärztlicher Seite ein gravierender Fehler gemacht wurde. Das Urteil ist nur die logische Kosequenz aus der fachlichen Einschätzung des Mediziners.

    Unglaublich, wie hier teilweise die Gewerkschaft geadelt wird, obgleich diese doch gerade das größte Problem mal eben ignoriert. Es ist zum heutigen Zeitpunkt noch nicht klar, welche konkreten Änderungen das Notfallsanitätergesetz für die derzeit tätigen RettAss bringen wird. Die Länder müssten dies erst noch in den Landesrettungsdienstgesetzen zum Ausdruck bringen. Bis dahin ist das Notfallsanitätergesetz ein Berufsausbildungsgesetz, das nichts anderes regelt, als die reine Ausbildung. Es gibt meines Wissens auch keine Pflicht zur Weiterqualifizierung bestehender RettAss sondern nur die Möglichkeit hierzu.


    Dann bereits Angst zu schüren, es könnte zu "Herabqualifizierungen" und zu Lohnkürzungen kommen ist in der jetzigen Lage und dem jetzigen Regelungsstand schlichtweg unsinnige Polemik. Ob das arbeitsrechtlich möglich ist steht nochmal auf einem ganz anderen Blatt und dürfte auch von der landesrechtlichen Umsetzung des Notfallsanitätergesetzes abhängen.

    Man diskutiert seitenlang über "Hörensagen" und echauffiert sich bis zum Äußersten, und wenn dann mal ein Statement kommt, das die Dinge von einer anderen Seite beleuchtet (in dem Fall zu Ungunsten der Rettungsassistenten), schreit man nach einer Quelle. Das ist insgesamt ein bisschen albern, finde ich.
    Ganz allgemein bin ich der Meinung, dass uns bei solcherlei Diskussionen, die lediglich auf Informationsausschnitten beruhen, ein wenig mehr Gelassenheit gut zu Gesicht stünde. Das alte Rettungsdienst-ABC: Abwarten, Beobachten, Cool bleiben...


    J. :secret2:


    Auch wenn ich mich erst recht spät in die Diskussion einklinke...(und damit auch wieder ins Forum)... muss ich Jörg zustimmen. Möglicherweise fehlen wesentliche Infos, die die Beurteilung vollständig in die eine oder andere Richtung drehen könnten.


    Unterstellt man allerdings die Infos aus dem Beitrag von Pillenhaendler als zutreffend, wuerde ich die Kuendigung als gerechtfertigt ansehen. Ich habe in letzter Zeit (in der aktiven Tätigkeit im RTD) immer mehr den Eindruck, es geht viel häufiger darum, möglichst viele Medikamente in die Patienten zu pumpen, bevor ein Notarzt eintrifft. Wenn´s denn gar nicht anders geht, sollte der RettAss auch zu den von ihm beherrschten Medikamenten greifen. Allerdings zeichnet sich der wirklich gute RettAss dadurch aus, dass er genau einschätzen kann, wann er dies tut und wann eben nicht. Und wer die (wahllose) Medikamentengabe dazu benötigt, sein Ego zu polieren, der ist in einem qualifizierten Rettungsdienst ohnehin falsch.

    Ich schliesse mich dem Kollegen Mowl an... Nicht schon wieder die leidige Diskussion...


    Was ich mir nach so einem unerfreulichen Ereignis aber wünschen würde, wäre dass sich Leistungserbringer und Kostenträger zusammensetzen und überlegen, wie solche Einsatzabläufe für die Zukunft zu vermeiden wären.


    Vielleicht wäre es mal an der Zeit, im Rettungsdienst Leistungs- und Qualitätsmerkmale einzuführen und den MDK regelmäßig zur Prüfung hinzuschicken. Erstens könnten sich dann die Kostenträger nicht darauf zurückziehen, dass es bisher doch ganz gut funktioniert hat und würden sich selbst zwingen, was zu ändern... Und gleichzeitig wären auch die Leistungserbringer gezwungen ihre Strategien zu überdenken und an den Bedarf zu adaptieren.

    Man mag sich fragen, welchen Nutzwert eine solche Einrichtung haben soll, im Vergleich zu den wohl hohen ANschaffungs- und Betriebskosten. Ich habe da so meine Zweifel...


    Da nimmt man doch lieber 2 NEF mehr in Dienst, schafft einige neue Stellen für RettAss und sorgt auch auf dem Ärztemarkt für neue Stellen...

    Es kommt doch letztlich gar nicht drauf an, welchem Ministerium der Rettungsdienst unterstellt ist. Es kommt vielmehr darauf an, wie die fachliche Kompetenz der verantwortlichen Personen gestaltet ist und welches Verständnis diese von einem qualifizierten Rettungsdienst haben.


    Nur weil die Zuständigkeit vom Sozialministerium nun zum Innenministerium gewechselt ist, heisst das nicht, dass sich auch was ändern wird. Es wäre natürlich erfreulich...