Beiträge von Harris NRÜ

    Ein großes Problem mit den PAL ist auch, dass diese oft kaum Unterstützung durch den Arbeitgeber bekommen. In meinem Bundesland soll es eigentlich pro 25 Schüler 1,0 PAL Stellen Freistellung geben. Freistellung werden aber so gut wie gar nicht gelebt und auch seitens der PAL, der Wachenleitungen und vom Betriebsrat scheinbar nicht effektiv und hartnäckig eingefordert. Ich habe das Problem schon einige Male angesprochen. Ein PAL braucht auch Zeit, um gute Ausbildung gestalten zu können. So nebenbei ist das in einer 100 % Schichtdienst-Stelle nicht zu machen, ja quasi unmöglich!


    Auch wäre es vielleicht förderlich, wenn einige PAL, zu mindestens aber der leitende PAL einer Organisation, pädagogisch weiterqualifiziert wird wie nur 300 Std. PAL. Ein Bachelor im Bereich Pädagogik wäre da schon schön, weil mehr Wissen in die Ausgestaltung der Aus- und Fortbildung gesteckt werden könnte und die Schulen über bessere Schnittstellen verfügen. Ganz nebenbei hätte man mehr Attraktivität für Aufstiegschancen geschaffen.

    Ich glaube, dass das auch keiner in Abrede stellen will (oder?). Ein Patient mit Heimbeatmung, ein Patient mit schweren Kontrakturen / Decubitus, ein Patient mit einem multiresistenten Keim, usw. mit einem KTW zu entlassen oder sonst wie hin und her zu transportieren ist doch ein Job, für den genau der KTW gedacht war. Die Frage ist jedoch, ob laufende, nicht ansteckende, nicht medizinisch überwachungspflichtige (Ausnahme psychiatrische) Patienten zwingend mit einem KTW gefahren werden müssen? Die Wahl KTW fällt hier in der Regel deshalb, weil es schneller geht und einfacher umzusetzen ist (man muss nicht dutzenden Firmen hinterher telefonieren, der Rettungsdienst darf nicht nein sagen und hier in NI gemäß § 5 Bedarf-VO-RettD eine Hilfsfrist von 30 Minuten im qKT besteht *). Also Oma Piepenbrink bräuchte keinen KTW, nur weil diese nicht mehr so gut zu Fuß ist und zur Blutentnahme zum Hausarzt gefahren werden soll. Das können auch ein oder zwei Taxifahrer mit einem Tragestuhl (ggf. mit Raupe) machen, damit Oma Piepenbrink die Treppe runter kommt. Ansonsten braucht diese in der Regel nur etwas netten Klönschnack, weil diese sich freut, mal wieder aus ihrer Bude raus zu kommen. Ich finde schon, dass Kritik am derzeitigen System angebracht ist, weil es Unmengen an Ressourcen verbraucht und durchaus auch missbraucht wird. Das soll aber auch im Umkehrschluss keine Verweigerung ggü. Patienten bedeuten, die zwar keine Notfälle sind, aber aufgrund ihres medizinischen und/oder pflegerischen Zustandes fachliche Betreuung/Überwachung benötigen. Dafür bin auch ich mir, als NotSan, nicht zu schade für.


    Edit: ich sehe gerade, dass die Bedarfs-VO-RettD gerade vor ein paar Wochen geändert wurde. Die 30 Minuten sind nun Geschichte.

    Ich musste hier auch schon Stellungnahmen ob meines "unangemessenen Wortwechsels" schreiben, wo ich im Nachgang wirklich darüber nachdenken musste, was da jetzt unangemessen war. Selbst meine anwesenden Kollegen waren hier überfragt.

    Das ging mir auch schon mal so. Da hatte sich die Tochter eines Patienten über den Landkreis beschwert, dass ich bzw. wir sie angeschnauzt haben und ihren Vater, den Patienten, gegen ihren Willen in ein falsches Krankenhaus gebracht haben. Nun ja, die Tochter war bei meinem Einsatz gar nicht dabei. Nur die Pflegekraft des Heimes. Und falsch war das Krankenhaus auch nicht, da es durchaus geeignet war. Das Wunschkrankenhaus jedoch nicht. Letztendlich kam dabei heraus, dass sie den Tag verwechselt hatte. Der Papi ist nämlich täglich hin und her entlassen bzw. "telefonisch" eingewiesen worden. Sie hatte also auch mit anderen KTW und RTW-Besatzungen Kontakt. Das konnte ich aufklären und habe um Stellungnahme der Tochter bezüglich der falschen Anschuldigungen gebeten. Die Antwort (oder eine Entschuldigung) kam natürlich nicht. Ärger hat man trotzdem damit. Ich hätte mich vielleicht an die Zeitung wenden sollen ...

    Was die Gründe betrifft, stimmt das. Die dürfen nicht zu einem solchen Verhalten führen. Bezüglich der Qualität der journalistischen Arbeit der NOS muss ich Dennis B. jedoch recht geben. Sinnvoll wäre eine Veröffentlichung des Artikels gewesen, wenn man die Sachinformation beider Seiten eingeholt hat. So wird der Beitrag sehr einseitig beschrieben. Das ist aber ein Problem der modernen Presse, wo Informationen so schnell sich entwickeln, dass man kaum noch Zeit hat korrekt zu recherchieren, weil der Druck nach Veröffentlichung so groß ist.

    Warum ist das ein Problem? Wenn Einheitlichkeit als Vorteil überwiegt wird es doch sicher Einheitlich sein?


    [...]


    Dafür muss man nicht den Föderalismus beschränken.

    Warum haben wir dann jedoch so viele Unterschiede im System Rettungsdienst?


    Man muss den Förderalimus ja nicht beschränken, man könnte jedoch vieles anders/besser regeln (beispielsweise die Zuständigkeiten ändern, die Normen besser regeln, usw.). Ich rufe nicht nach einer Diktatur, nur damit der Rettungsdienst einheitlicher wird.

    Zu guter letzt, Harris, ich glaube du warst ein guter Disponent. Aber ich glaube auch du bist nicht representativ.

    Danke für die Blumen. Ich mag vor allem die Betonung auf "war". Ist Gott sei dank vorbei.


    Representativ hast du sicher auch recht, was wohl auf viele hier im Forum zutrifft. Das gilt also für Dich sicher auch, dass Du ein guter NotSan bist, genau so wie HILOPE, VK-Retter usw. gute Notärzte sind. Die schlechten haben sicher kein Bock sich hier zu beteiligen.

    Der Föderalismus erlaubt verschiedene Lösungswege, er erzwingt sie nicht. Ich warne davor, alle Probleme auf den Föderalismus zu schieben, [...]

    Genau das ist ja das Problem, dass so viele verschiedene Lösungswege erlaubt sind. Ein wenig mehr Einheitlichkeit im deutschen Rettungsdienst wäre schon schön, oder nicht? Das Organisationsprinzip der begrenzten Eigenständigkeit ist sicher nicht schlecht, hat aber eben hier auch seine Grenzen. Gleiches gilt für den Katastrophenschutz.

    Ich glaube, dass den beiden Kollegen hier einfach die Zündschnur durchgebrannt ist. Ja, sicher nicht professionell, einen Patienten oder Angehörigen anzuschnauzen. Das ist mir aber auch schon passiert, einmal sogar richtig heftig. Letzendlich würde ich eher behaupten, dass das am Frustlevel im Beruf liegt. Auch in den Krankenhäusern oder in den Arztpraxen wird man angeschnauzt. Und so, wie sich manche Patienten / Angehörigen benehmen, kann ich den Frustlevel auch nachvollziehen.

    Ist es sicherlich nicht. Wenn der Patient beispielsweise sagt, er sei seit sechs Tagen nicht auf dem Klo gewesen, dann ist das eine Information. Wenn die ILS daraus kommentarlos einen Einsatz mit der Diagnose "Ileus" macht, dann handelt es sich um ein Ratespiel, das mit Information oder Wissen nichts zu tun hat.


    Ich schleppe übrigens auch nicht immer das ganze Material mit. Um das Spineboard im RTW zu lassen, reicht mir aber der Hinweis, dass es sich um eine Erkankung handelt und nicht um einen Unfall.


    Außerdem ist es natürlich auch Geschmackssache. Ich persönlich würde es halt bevorzugen, wenn ich zum Patientenzustand nur eine grobe Richtung bekomme statt eine Verdachtsdiagnose.

    Genau das habe ich im Beitrag 31 aber auch schon mal gesagt. So habe ich das viele Jahre in der Leitstelle auch praktiziert. Ich habe die Information "Atemnot" gesendet, nicht Lungenödem oder ähnliches. Genau um den Wissens der Schubladen eben, aber trotzdem, um Rettungsmitteln eine gewissen Einsatzplanung auf der Anfahrt zu ermöglichen. Wenn ich selbst RTW fahre, dann wünsche ich mir auch so viele Informationen wie möglich.

    Sich nun über die Definition von Wissen oder Informationen zu diskutieren ist Erbsenzählerei. Und das Beispiel mit dem Feuerwehreinsatz war bewusst so gewählt, da es sich bei den Informationen (oder Wissen, was auch immer) um vergleichbare Inhalte zum Rettungsdiensteinsatz handelt. Es geht dabei nicht nur um die Hausnummer oder Etage, sondern ggf. auch, dass der Leitstelle bekannt ist, dass Notrufe aus der Wohnung über der betroffenen Wohnung kommen (Treppenhaus verraucht, kommen nicht mehr raus), oder Menschen auf der Rückseite des Gebäudes bereits aus den Fenstern springen, was der Löschzugführer vor dem Haus nicht mit bekommt (MANV bei Feuer Mehrfamilienhaus, habe ich so tatsächlich schon erlebt). Es geht also auch hier nicht nur um reine örtliche Informationen.


    Gleiches trifft für mich auch im Rettungsdienst zu. Ich bereite mich vor während der Anfahrt. Und ja, ich schleppe auch nicht immer alles zum Patienten mit (weil mein Zeug so unergonomisch und viel zu viel ist). Und wenn nur noch "Notfall, m, erw., A+, B+, C+, D+, E?" auf dem DME steht, was soll ich dann mitnehmen? Immer alles? Also RTW leer räumen inkl. Spineboard, beider Traumataschen, usw. Um das Wissen dieses Schubladendenkens kann man sich doch vorbereiten. Mir ist es noch nie passiert, dass ich bei der Meldung "Schlaganfall" eine Hypoglykämie übersehen habe. Da ich zwar mit den Informationen arbeite, aber mir trotzdem ein Bild vor Ort verschaffe. Daher ist mir diese Einstellung zu kurz gedacht.

    Da bin ich absolut bei Dir. Auch ich handle so. Ich habe vor einigen Wochen auch erst eine alte Dame zu Hause gelassen, die seit 3 Wochen über bewegungsabhängige Rückenschmerzen im LWS Bereich klagte, deswegen auch schon in Hausarzt-Behandlung war. Ihre Hoffnung war, dass sie mit uns schneller behandelt wird im Krankenhaus (so wörtlich). Letztendlich habe ich den Ärztlichen Notdienst kommen lassen (inklusive Alarmierung dessen, 15 Minuten Warteschleifen und sofortiger Beantwortung der wichtigsten Frage der 116117: Privat oder Kasse, wo versichert?). Theoretisch hätte aber auch ich in der Zeitung stehen können.

    Ich auch. Aber die hole ich mir lieber selbst vom Patienten bzw. aus den sonstigen Quellen.

    Auf der Anfahrt hat die Leitstelle einen Wissensvorsprung. Warum sollte ich diesen für meine Einsatzplanung nicht nutzen (insofern die Qualität dieser stimmt)? Und das Schubladen bei den einen oder anderen geöffnet werden, ist ja eher ein Problem der Arbeitsweisen dieser Kollegen.


    Ich überlege gerade, wie der C-Dienst eines Löschzuges wohl reagieren würde, wenn dieser eine Nachfrage zum Einsatz "Rauchentwicklung" hat?


    C-Dienst: "Ist was über das Objekt bekannt? Welche Etage? Personen im Gebäude?"


    Leitstelle: "Sage ich Dir nicht, ich will keine Schubladen öffnen. Erkunde unvoreingenommen Deine Einsatzstelle, Ende."

    Dann hätten sie vielleicht trotzdem in der Zeitung gestanden. Denn es wäre immer noch ein diffuser Rückenschmerz geblieben. Und das Volk hat die Lösung schon (Zitat):


    "Deshalb, Safty First, oder auch im Zweifel, auf Nummer sicher gehen!",


    oder: "...und lieber die Patienten ins Krankenhaus zu bringen.",


    oder: "Hallo wo sind wir hier,wenn ich einen Notruf starte und Schmerzen habe,die ich nicht mehr aushalte,hat auch das DRK,oder andere ...die Pflicht ohne wenn und aber,den hilfesuchenden zu versorgen und nicht solche Aussagen machen,denn dann brauchen wir diese nicht!"


    oder: "Der Notruf wird von keinem gerufen wenn man ihn nicht benötigt."


    oder bei sachlicher Gegenwehr: "...woher nehmen Sie das Wissen, dass Niemand den Rettungsdienst anruft, wenn er ihn nicht benötigt?"


    oder: "Das steht den Rettungsdienstmitarbeitern, die vermutlich nicht über einen Röntgenblick verfügen, überhaupt nicht zu."


    oder: "Das das DRK sich jetzt hinter seinem Qualitätsmanagement versteckt..." Genau! Schnell, hängt die Verbrecher am Marktplatz auf dem Baum auf. Scheiterhaufen. Steinigen!


    oder: "Der Beruf des Rettungsdienstes ist eine Dienstleistung. Somit sollte jedem Mitarbeiter bewusst sein, und das steckt im Wort Dienstleistung bereits drin, das er „dienen“ soll und „Leistung“ erbringen soll." Ach ja, stimmt. Wir sind Dienstleistungssklaven. Wenn der Bürger nicht zufrieden ist, dann bestellt er sich eben bei einer anderen Firma einen Rettungswagen. Bei Dienstleistungen hat man ja die Wahl, welchen Dienstleister man beauftragt.


    oder: "Wenn einem das alles zu viel ist muss man den Job wechseln."


    oder: "...wenn sich jemand in "Not" befindet, über Schmerzen, Atemnot oder andere subjektive und objektive Beschwerden klagt, dann ist ihm/ihr zu helfen. PUNKT. Lieber zweimal zu viel, als einmal zu wenig."


    oder: "Allgemein sollten Rettungskräfte soweit sensibilisiert werden, nicht zu verallgemeinern und lieber die Patienten ins Krankenhaus zu bringen."


    oder: "Ob es sich dann tatsächlich um einen Notfall handelt oder nicht sollen diese Aushilfsärzte mal lieber den richtigen Ärzten überlassen."


    Liebe Kollegen, im Namen des Volkes ergeht nach dem allgemeinen Meinungsrecht folgendes Urteil: Schuldig!

    Das könnte ich gewesen sein. So lassen sich nämlich bestimmte Fixierungsfehler vermeiden. Ich wäre als ILS insbesondere mit konkreten Verdachtsdiagnosen zurückhaltend. Vor allem, wenn ich von Notfallmedizin keine Ahnung habe - so wie eine Leitstelle, von ich ich zufällig gehört habe. Ich habe am liebsten nur eine grobe Kategorie wie "internistisch" oder "unfall".


    Das gilt natürlich nicht für wichtige Informationen betreffend die Sicherheit an der Einsatzstelle.

    Ich wünsche mir schon so viele Informationen wie möglich, gerne auch mit Updates auf der Anfahrt. Ich habe allerdings auch nur Zustandsbeschreibungen raus gesendet, keine Verdachtsdiagnose. Also stand auf der Depesche/DME eben Atemnot und nicht V.a. Lungenödem (beispielsweise).

    Es gibt Leitstellen, die etwas - außer Notfallort, Patientendaten und Einsatzstichwort - dokumentieren?

    Aber hallo! Und das schon seit Jahrzehnten. Auch wenn in meiner ehemaligen Leitstelle vieles nicht gut ist, aber auf Dokumentation wurde da wert gelegt. Das hängt natürlich auch vom Disponenten ab, aber es sind definitiv mehr als nur diese drei Dinge.


    Nach meiner bisherigen Erfahrung macht das hier[tm] jeder anders; ich habe mittlerweile, glaube ich, nahezu jede denkbare Kombination gehört ...

    Könnte am Förderalismus liegen.


    Das ist ja auch richtig so. Zum Vorlesen von Fragen und Anklicken von Antworten bedarf es keiner notfallmedizinischen Qualifikation; alles andere wäre eine Verschwendung von (im Zweifelsfall öffentlichen) Mitteln.

    Mit Verlaub, aber das ist Blödsinn. Und selbst die Fachwelt im Leitstellenbereich hat dieses erkannt und macht da eine Kehrtwendung. Zwischen Vorlesen - anklicken und Vorlesen - verstehen - anklicken liegen Welten. Diese Mittel dienen als Arbeitshilfen und zur Qualitätssicherung. Im Umkehrschluss könnte man komplett nur Laien auf einem RTW setzen, die nur kurz in bestimmte Praktiken eingewiesen werden, die dann mittels eines Telenotarztes das Gehirn (das Wissen) ersetzt bekommen. Solche Einschätzungen kommen mir zu schnell aus der Hüfte geschossen.


    Wir haben auch ein Abfragetool im Intensivtransportbereich. Und es ist definitiv von Vorteil, wenn der Disponent Kenntnisse und Erfahrungen im Intensivpflege und Intensivtransportbereich hat. Selbst die reinen Retter ohne diese Erfahrungen tun sich regelmäßig schwer, wenn es um Dinge geht, die in der Primärrettung quasi nicht vorkommen. Daher gibt es dann auch regelmäßig Probleme durch Verständnis- & Kenntnislücken.