Beiträge von Blodwyn76

    Die 12€ werden ja bestimmt nur deshalb nicht gezahlt, weil sie mit der grosszügigen Prämie, die man dem Arbeitnehmer für seine Flexibilität und Spontanität für das freundlicherweise Übernehmen eines kurzfristig ungeplanten Einspringdienstes zahlt, verrechnet werden *duckundweg*.

    Mir geht es ja nicht um die Aufklärung an sich, sondern um den Sonderweg, den man bei Metamizol einschlägt. Ja, eine Aufklärung ist bei jedem Medikament notwendig. Bisher ging man aber davon aus, dass im Notfall aus Zeitgründen hier sehr rudimentär aufgeklärt werden muss. Ich nehme an, dass keiner hier eine mit einem Anästhesieaufklärungsgespräch vergleichbare Ansage im Einsatz macht. Warum das gerade beim Metamizol anders sein soll erschliesst sich mir eben nicht. Das ist auch unrealistisch und wahrscheinlich würden 99 % des RFPs eine mangelnde Aufklärung vorgeworfen, wenn der Pat. tatsächlich dann mal eine Agranolozytose bekäme. (Weil wenn ich den Schrieb vom DBRD z.B. vorlese, bin ich mit evtl. Rückfragen locker ne viertel Stunde beschäftigt). Dann doch lieber das Medikament vom Markt nehmen als solche Alibi-Vorgaben machen.

    Ich lese hier aber schon einige Stimmen, die erklären warum 1g Metamizol in 5ooml Stero schon eigentlich ne gute (bessere) Idee ist...

    mit derselben Argumentation dürfte man dann ja auch nie Ampullengrössen vorhalten, die zu einer „Überdosierung“ führen könnten. Aber ich verstehe die Diskussion um Metamizol eh nicht. Jahrzehntelang wurde es ungefragt in deutlich höheren Dosen verabreicht, ja, jetzt gibt es die Studien zu den potentiellen Nebenwirkungen, aber mal ehrlich: entweder das Medikament ist so gefährlich dass man es vom Markt nehmen muss, oder es hat halt, wie viele andere auch, potentiell ggf. sogar tödliche Nebenwirkungen. Diese separate Aufklärungsgeschichte ist doch Augenwischerei. Warum gibt es das für andere Medis dann nicht auch? Welcher Patient würde sich Fentanyl spritzen lassen, wenn man ihm sagen würde: „ich spritz ihnen jetzt ein Medikament das gut 100 Mal stärker wie Morphium ist, dadurch können sie (sogar mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit, im Vergleich zu anderen NW) zu atmen aufhören und dann daran sterben...“?

    Es sollte als Fahrer eines RTW möglich sein, anhand der Einsatzmeldung zu differenzieren, ob man jetzt unbedingt zur Rush Hour eine Hauptstraße mit Straßenbahn blockieren muss, oder ob man nicht doch ein paar Meter vor oder hinter der Einsatzstelle halten kann, damit der Verkehr weiterfließt. Aufgrund der hohen Anzahl an Beschwerden wegen unnötiger Einsätze, sollte dies sogar sehr häufig möglich sein.

    das probiere ich v.a. meinen Studierenden auch beizubringen. Niemand versteht z.B., wenn der RTW die Ausfahrt einer Tiefgarage blockiert, wenn drei Meter weiter die Ausfahrt frei gewesen wäre (da kann es noch so sehr „um Menschenleben gehen“, vorausschauend parken kann ich meistens auch im Notfall). Leider ist das schwierig, wenn es teilweise langjährige Mitarbeitende nicht so sehen und den „Neuen“ sagen, sie sollen direkt vor der Tür parken, egal wie die Umstände sind…

    Bestätigt eigentlich nur meine These: man hat es in CH verpasst, nach dem Abschaffen der Durchlässigkeit zu NDS Anä/IPS/NF (warum auch immer) sich zu emanzipieren. Ein eigener Bachelor Paramedic o.ä. mit erweiterten Kompetenzen wäre die richtige Antwort darauf gewesen. Jetzt bleibt ein 21-jähriger RS halt RS bis zur Rente oder wechselt den Job…

    Ich denke nicht das es hilfreich ist zu tradieren das unter der 112 gesichert jemand kommt um sich meiner Probleme anzunehmen. Zumindest animiert das niemand sich vielleicht doch einen HA zu suchen. Ja, das ist heute mit mehr Aufwand verbunden als noch vor 15 Jahren, aber es ist auch nicht gänzlich unmöglich. Es holt sich ja auch niemand die FW um ein Loch in die Wand gebohrt zu bekommen oder den Klempner um den Wasserhahn aufzudrehen.

    Unter dem Strich fehlt es dem RD, als ausgelastetster Bereich der Gefahrenabwehr, an Lobby damit diese ganzen Probleme suffizient angegangen werden. Stattdessen spannt man den Bogen noch etwas mehr an und verkauft dies als tolle Lösung!

    geh ich völlig mit. Es bräuchte Alternativen. Die gibt es aber eben nicht, darum wendet der Bürger sich an die einzigen, die noch dumm genug sind, rund um die Uhr verfügbar zu sein. Jetzt kann man auflegen und sagen: „nicht zuständig“, damit ist aber dem Hilfesuchenden auch nicht geholfen. Dann lieber selber in die Bresche springen mit Alternativen zum „Beatmungsbus“ vor der Tür. Wie gesagt: der Haus- bzw. Notfallarzt, der „Notfall-Pflegedienst“, der psychosoziale Notdienst usw. wäre mir auch lieber. Die gibt‘s aber leider nicht und wird es in Zukunft auch nicht so schnell geben. Ausserdem ist dieser neue „Beruf“ ggf. für den ein oder anderen langjährigen Sani auch mal ne Möglichkeit, vom stressigen Alltag wegzukommen. Weil leider gibt es in CH auch kaum Chancen, sich im Job selber zu verändern (weshalb viele nach einigen Jahren den Beruf wieder an den Nagel hängen).

    PS: ich wäre auch ein grosser Fan von einer „Gesundheitsleitstelle“ wie das Modell Niederösterreich als Triagestelle für alle Hilfeersuchen. Aber auch da braucht es wiederum die richtigen Schnittstellen an die ich den Anrufer vermitteln kann.

    Das Problem (nicht nur in CH) ist halt, dass es in vielen Regionen kaum mehr Hausärzte gibt, die noch Pat. aufnehmen. Ausserdem ist die Zeit vorbei, in der ich diese Ärzte nachts oder am Wochenende erreichen kann. Ein flächendeckendes funktionierendes Notfallarztsystem gibt es vielerorts leider auch nicht (geschweige denn eine landesweit einheitliche Nummer wie die 116117 in D). Das führt dazu, dass vielen "Bagatellen", die ja trotzdem ein Problem haben, nur die 144 oder der Gang in die Notaufnahme bleibt.

    Natürlich wäre es (wie in D auch) sinnvoller, das Gesamtsystem zu optimieren (Notfallarztsystem, Pflegedienste rund um die Uhr verfügbar machen, einheitliche Rufnummern für "Nicht-Notfälle" usw.). Da kann man aber leider wahrscheinlich lange darauf warten. Jetzt kann man entweder weiterhin zu jeder Bagatelle den RTW schicken (mangels anderer Alternativen oder Schnittstellen) oder versuchen, die Bagatelleinsätze für die RTW anderweitig zu minimieren. Spannend fände ich, welche Schnittstellen denn der PFS bzw. GemeindeNotSan etc. hat. Weil auch der muss viele Pat. ja weitervermitteln und kann nicht alles alleine behandeln.

    Tja, es wäre "so einfach": gebt dem RD oder der ILS verlässliche Schnittstellen, an die sie den Pat. unkompliziert und kurzfristig weitervermitteln können (Hausarzt, ärztl. Notdienst, Pflegedienst, psychiatrische Notdienste usw.) und wir hätten plötzlich 50% weniger Einsätze. Nachdem es das bei uns alles nicht (mehr) gibt, bleibt leider in den meisten Fällen nur der Weg ins Krankenhaus. Beim letzten Versuch, den Pat. an einen Notfallarzt weiterzuvermitteln wurde mir ein Besuch frühestens am nächsten Abend in Aussicht gestellt (also 24 Stunden später).

    Der Gemeinde-NotSan, Hanse-Sani usw. ist ja auch nur die Reaktion darauf, dass die anderen Player ihren Job nicht (mehr) im nötigen Umfang anbieten. Aber auch der kann seinen Job ja nur machen, weil er die entsprechenden Schnittstellen hat.

    Natürlich ohne genaues Wissen um die tatsächlichen Umstände vor Ort, aber was wird die Konsequenz sein:

    jeder Rückenschmerz bekommt in Zukunft wieder einen Beatmungsbus vor die Tür geschickt, die Kolleg:innen nehmen jeden Rückenschmerz ins Krankenhaus, dort werden sämtliche Untersuchungen sofort gemacht und 95% mit ihrem Rückenschmerz und NSAR wieder nach Hause geschickt.

    Der Bürger hat das Gefühl, alles war super und ruft beim nächsten Mal direkt wieder die 112 an und es geht wieder von vorn los.


    Wenn wir uns das weiterhin leisten können und wollen, ok... Ansonsten werden bei einer "Triage" egal ob am Telefon durch die ILS oder durch Personal vor Ort, immer Patient:innen durchs Raster fallen und ggf. dabei auch zu Schaden kommen. Und dann steht man am nächsten Tag direkt wieder in der Zeitung, weil "irgendwer hat da sicher was falsch gemacht...". Und sonst liest man halt jeden Tag wieder von überquellenden Notaufnahmen, Personalmangel, schlechterer Versorgungsqualität usw. usw. usw.

    An den Kursen kann man glaube ich noch so viel „optimieren“ wie man will. Das Problem setzt schon viel früher an. Ich muss die Bereitschaft zum Helfen erhöhen und die Erste Hilfe ins Bewusstsein der Leute bringen. Kindergarten, Schulen sind da die ersten Anlaufpunkte. „Werbung“ in TV und sonstigen Medien (und zwar täglich, nicht nur im Rahmen einer „Woche der Wiederbelebung“ oder so). Präsentere Präsentation von Notrufnummern, AEDs usw. Kurze Teaser im Alltag in den Fussgängerzonen usw. Ich glaub damit erreiche ich viel mehr als mit dem besten EH-Kurs.

    Ist aber viel angenehmer die Verantwortung an den Algorithmus abzugeben, anstatt selber Verantwortung zu übernehmen...

    Andererseits aber auch speziell, dass dem NotSan (notfall-)medizinisch abseits von SOPs und ärztlichen Weisungen kaum was zugetraut wird. Die in meinen Augen schwierigste Entscheidung einen Pat. mit irgendwelchen Beschwerden daheim zu lassen (also ja eigentlich eine Diagnose zu stellen), die soll er dann aber plötzlich "aus dem Bauch heraus" ohne Algorithmus treffen (dürfen). Geht für mich irgendwie nicht auf.

    Hauptsache ich brauche eine SOP für O2-Gabe und Indikation iv-Zugang...

    Überall das gleiche: man jammert, dass Leiharbeit teuer ist, niedrigere Qualität bieten würde, möchte sie unattraktiv machen usw.
    Die einzige Frage, die sich alle Player im Gesundheitswesen stellen müssten, ist, was sie machen sollten, damit es keine Leiharbeitenden bräuchte.

    Dass niemand mehr bereit ist heutzutage 48 Stunden (und mehr) zu unattraktiven Löhnen und Arbeitsbedingungen zu arbeiten sollte sich doch langsam rumgesprochen haben. Bietet den „normalen Arbeitenden“ annähernd gleiche Bedingungen wie die Leiharbeitsfirmen. Und da rede ich nicht mal nur von finanziellen Anreizen. Ich muss mich doch fragen, warum geben die Leute einen sicheren Job zugunsten eines Leiharbeitsstatus auf?
    Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als Leiharbeitende schlecht bezahlte und oft niedrig qualifizierte Mitarbeitende waren, die man eher belächelt hat. Gut, dass sich das mittlerweile auch in D geändert hat und Personal im Gesundheitswesen diese Option hat.

    PS: wenn irgendwann der Prozentsatz der LA höher ist als der der Normalos (wie es ja anscheinend schon bei einzelnen Firmen der Fall ist) wird man erkennen, dass man sich das ja wohl doch leisten könnte (bzw. können muss)…

    Und PPS: der grösste Hohn für ein Unternehmen ist dann, wenn man einem AN sagt, man könne ihm nicht mehr zahlen, die Arbeitszeit nicht reduzieren usw., derselbe AN dann aber im nächsten Monat beim selben AG über Leiharbeit plötzlich denselben Job zu einem Drittel mehr Gehalt macht (und die Leiharbeitsfirma noch zusätzlich dafür bezahlt werden kann).

    Man müsste einfach (wie schon oft geschrieben) von der starren Hilfsfrist weg, hin zu gestaffelten Hilfsfristen (und in die gehören dann auch FR, RR usw. mit rein).

    Weil egal ob 8, 10 oder 15 Minuten, zur Reanimation oder zum Ersticken werden wir auch dann zu spät kommen (und ein RD, der überall in drei Minuten vor Ort ist wäre toll, bleibt aber illusorisch).
    Bei diesen Notfällen muss sichergestellt werden, dass jemand innerhalb kürzester Zeit (wenige Minuten eintrifft). Und da ist dann tatsächlich erstmal egal ob RTW, NEF, RR oder FR etc. Dafür dürfen andere Notfälle ruhig auch ein paar Minuten länger warten, weil die wenigsten von diesen paar Minuten profitieren werden. Aber auch diese (zum Teil ja freiwilligen) Strukturen müssen koordiniert, evaluiert und bei Bedarf optimiert werden. Ein Beispiel dafür wäre dann z.B. die „REF-Idee“.

    Versteh ich das richtig!? ein erwachsener, zurechnungsfähiger Mann (zumindest stand da nichts gegenteiliges) verlässt eigenständig („auf eigenen Wunsch“) eine Klinik und wird jetzt „zur Fahndung ausgeschrieben“!?
    Das kommt tagtäglich doch hunderte Male vor. Wo lag hier das Problem?

    Die Analgesie führt dann der RTW durch? Oder kommt das NEF auch ohne Sonderrechte?

    warum soll nicht auch das NEF bei einem dringenden aber nicht vital bedrohlichem Problem ohne Sondersignal anfahren. Z.B. könnte ich mir hier eine durch die SOP nicht ausreichende Analgesie oder eine Medi-Allergie vorstellen. Und nein, der KV Arzt, wäre hier keine Alternative. Weil zwischen zeitnaher Versorgung und „ich komm dann mal wenn die Praxis zu ist“ liegen halt doch immer noch Welten (ganz davon abgesehen, dass der Hausarzt u.U. mit einer komplexeren Analgesie mit BTM u./o. Ketamin etc. auch überfordert wäre). In meiner Region in CH wartest Du manchmal bis zum nächsten Tag auf den Notfallarzt…

    Meiner Meinung nach ist der RD eben auch durchaus für Akutfälle (wie den o.g.) zuständig, die nicht unbedingt mit Sondersignal angefahren werden müssen. Ein KTW könnte hier (mit der aktuellen Regelausstattung und -besetzung) halt auch nur bedingt helfen.
    Die Definition eines Notfalls bedingt m.E. nicht unbedingt Blaulicht, sondern eine zeitnahe Versorgung.
    Ich behaupte mal, dass sogar nur die allerwenigsten Notfälle wirklich vom Einsatz von Sondersignal profitieren (schon gar nicht auf der Rückfahrt ins KH).

    Die Mitglieder der Regierungskommision stehen jetzt nicht im Verdacht, die Eitelkeiten der Notfallsanitäter bedienen zu wollen.


    Ich glaube durch den Leidensdruck im System, wird es eher einen Wandel in Richtung eines akademischen Paramedic System geben, weil es logischerweise Ressourcen mobilisieren kann.


    Aber bis dahin bin ich im Ruhestand und hoffe, dass ich möglichst selten unter die Räder, des in allen Bereichen defizitären, medizinischen Komplexes gerate...

    der Grund für die Entscheidung wär mir jetzt ziemlich egal. Als Berufsgruppe würd ich allerdings versuchen die Gelegenheit am Schopf packen…

    Der RD in D war schon immer gut darin, sich selber im Weg zu stehen und sich „klein zu reden“. Jetzt böte sich einmal ein Chance von „ganz oben“ sich zu emanzipieren und eine Änderung hin zu einem neuen System zu machen.
    Und was tut man wieder: man redet es schlecht und sucht das Haar in der Suppe („geht nicht, brauchen wir nicht, bringt nichts, hatten wir ja noch nie…“), anstatt die Chancen, die sich langfristig für den Beruf des NotSan und die Weiterentwicklung desselben bieten könnten zu suchen.
    Bleiben wir weiter die „kleinen Sanis“, die sich in jedem ihrer Bereiche von anderen lenken lassen.

    Studien, Forschung und Mitentwicklung von medizinischen Leitlinien für die Präklinik, medizinische Qualitätssicherung, Interessenvertretung in der Politik, medizinisches Handeln ausserhalb von Dritten erstellter SOPs usw. ist ja auch viel besser wenn das andere für uns machen, wir haben im Alltag ja eh schon genug um die Ohren. Ausserdem dürfen wir ja jetzt schliesslich und endlich sogar BTM spritzen. Unser oberstes Ziel ist erreicht.

    Vielleicht kann man sich ja irgendwann in einem mehrwöchigen Kurs zum Gemeinde-NotSan weiterbilden um die Aufgaben zu übernehmen, die die anderen nicht mehr machen wollen. Das reicht dann aber auch wieder. Da muss ich meinen Chef mal fragen, aber den kenn ich schon seit ich in der ehrenamtlichen Rotkreuzbereitschaft angefangen hab, das klappt schon.

    *Sarkasmus aus*