Beiträge von Blodwyn76

    Weder bei der Durchführung von Massnahmen, noch beim Unterlassen wird es im Normalfall eine Klage durch Patienten oder Angehörige geben (von Ausnahmen abgesehen). Probleme im Alltag gibt es ja eben meistens durch die Kontrolle durch die ÄLRD. Und daher eben die Frage, ob über das „Nichtstun“ weiter grosszügig hinweggesehen wird („dann macht der Sani schonmal nix was er nicht darf“) im Verhältnis zu Stellungnahmen wegen irgendwelcher Massnahmen („das darf der doch gar nicht“).

    Daher auch der Vergleich zur Notkompetenz, weil sich in der Einstellung der ÄLRD und Vorgesetzten (im Gegensatz zur Gesetzeslage) da in manchen Bereichen glaube ich nicht viel geändert hat.

    „Umgekehrt kannst du genau so schnell vor Gericht landen, wenn du eine indizierte Maßnahme unterlässt, bis der NA vor Ort ist“


    Ich bin davon ja (zum Glück) nicht mehr selber betroffen. Vielleicht kann aber jemand ja aus der Praxis berichten, wieviele Stellungnahmen wegen nicht durchgeführter Massnahmen im Vergleich zu (vermeintlich) nicht „erlaubter“ Massnahmen geschrieben werden müssen.

    Weil zu meiner Zeit in D ist man halt deutlich einfacher damit gefahren, auf dem geschlossenen Notfallkoffer bis zum Eintreffen des NA sitzen zu bleiben, als zur sog. Notkompetenz o.ä. zu greifen.
    und ich befürchte daran hat sich in manchen Regionen nichts geändert.


    PS: sorry für das misslungene Zitat. Auf iPhone ist das Editieren von Zitaten teilweise ein Drama…

    Das Problem ist halt, dass es wohl leider auch zu NotSan Zeiten weiterhin so sein wird, dann man sich für indizierte, korrekt durchgeführte und eigenverantwortlich ausgeführte Massnahmen willkürlich vor einem ÄLRD und damit eben auch vor seinem Arbeitgeber und schlimmstenfalls vor Gericht rechtfertigen muss.
    Wie schon vorher: wenn ich Scheisse gebaut habe, stehe ich gern dafür gerade mit allen Konsequenzen. Aber weiterhin z.B. über einen Zugang ausserhalb der Minimalst-SOPs diskutieren zu müssen o.ä. ist einfach nervenaufreibend und ich kann verstehen, wenn einzelne Kolleg:innen sagen: „wisst Ihr was, ich hol mir weiter für jeden Mist nen NA dazu. Ist stressfreier…“.

    Eine Kontrollfunktion zur Qualitätssicherung durch die ÄLRD gern. Aber weiterhin diese Versuche, das RFP möglichst klein zu halten (immer mit dem Argument es müsse ja geschützt werden) sind einfach mühsam.

    …und wenn man eben bedenkt, welchen, fast schon „Gesetzescharakter“ die Notkompetenz mit sich gebracht hat, die ja eigentlich auch nicht anderes war als der Versuch den (nicht durch die ÄLRD zu verantwortenden) rechtfertigenden Notstand zu reglementieren, könnte ich mir gut vorstellen, dass genau dasselbe mit dieser „1.April-Matrix“ passiert.

    PS: Cpt. Joy war schneller :-)

    Eine sinnvolle Untersuchung der Abfragezeiten würde die schlussendlichen „Diagnosen“ vor Ort mit einbeziehen. Also z.B. „wie lange hat die Abfrage bis Alarmierung des RDs bei der Reanimation gedauert?“.

    Das würde Husten, Schnupfen, Schwerhörigkeit eben (bedingt) ausklammern. Dann könnte man noch die durchschnittliche Abfragezeit nach Einsatzdringlichkeit ermitteln und daraus ableiten, ob es ggf. Optimierungsbedarf gäbe, weil eben plötzlich alle „Husten, Schnupfen“-Anrufe fünf Minuten abgefragt werden und deshalb die Rea regelmässig ewig in der Warteschleife hängt.
    eine generelle Vorgabe („45 Sekunden bis Alarmierung“) halte ich aus den schon genannten Gründen auch für unsinnig und nicht zielführend.

    Gab's ja. Nur die Kostenträger waren nicht bereit, das ausreichend zu finanzieren.

    die Frage ist halt auch, wie gut verhandeln die Player im Gesundheitswesen. Zumindest „früher“ war es schon so, dass die Kassen ziemlich viel finanziert haben, wenn man mit guten Argumenten und Zahlen kam. Auch eine Krankenkasse kann kein Interesse an einer regulären Heimfahrt mit einem RTW haben. Das Problem liegt evtl. halt auch daran, dass ein privater Anbieter naturgemäss Gewinn mit seinem Angebot machen möchte (warum sollte er es sonst machen). Und da sind die „Randzeiten“ natürlich nicht lukrativ.

    Und wieder die Frage: „was wollen wir uns leisten?“. Wenn man das System retten / reformieren möchte, dann muss man auch Geld in die Hand nehmen, bzw. Dienst reorganisieren. Die Privatisierung des „nicht-qualifizierten“ KTPs war ja eine tolle Idee. Wenn sie aber nicht funktioniert müssen andere Lösungen gefunden werden. Und auch die HiOrg XY könnte ja einen „qualifizierten“ Fahrer mit einem Rollstuhltaxi anbieten. Es muss halt nur finanziert werden.

    Eigentlich wäre die einzige Lösung auch hier eine wirklich integrierte Leitstelle, die auch den nichtqualifizierten KTP managed. Dafür müsste sie dann aber auch die Spielregeln vorgeben können (24/7 etc.).

    Wie beim ÄND kann ja auch das über verschiedene Nummern und räumlich getrennt laufen. Die Gesamtorganisation sollte aber bei der ILS liegen und die Anrufer entsprechend an die richtige Stelle vermittelt werden können.

    In By: eingewiesene Person muss den Patienten im KTW begleiten. Das kann der betreuende Pflegedienst sein, aber auch ein Angehöriger der dies zuhause auch leistet.
    Analog ebenso bei Patienten mit Tracheostoma die abgesaugt werden müssen.

    werd ich eh nie verstehen. Gerade Tracheostoma absaugen BEIM NICHT-NOTFALLPATIENTEN ist jetzt ja wirklich kein Hexenwerk. Warum ist es nicht möglich das RD Personal da entsprechend zu schulen? Das wäre dann ja wirklich mal „qualifizierter Krankentransport“. Sollte es unerwartet zu Problemen kommen wäre es (wie zuhause ja auch) halt wieder ein NA Einsatz.

    Ich glaube in Zeiten, in denen Leitstellen schon Homeoffice anbieten etc. brauch man (hoffentlich) nicht darüber diskutieren dass eine gemeinsame Leitstelle auch physisch an einem gemeinsamen Ort sitzen muss.
    Die Gesamtorganisation und -verantwortung muss aber in einer Hand liegen um die Synergien möglichst sinnvoll zu nutzen.

    Idealerweise würde die „eine Hand“ auch gleich die angeschlossenen Dienste (ÄND, RD, weitere medizinische Akutdienste etc.) organisieren, damit das Gesamtsystem ideal aufgestellt ist und nicht jeder „sein Ding macht“.

    Zumindest könnte deutlich besser als heute erfasst werden, ob es beim ÄBD Kapazitätsprobleme gibt. Im Moment ist ja entweder nicht erreichbar oder drückt "seine" Patienten an die 112 ab.

    Da hast Du natürlich recht. Ich glaube halt, dass auch hier gelten muss "It takes a system to save a life!". Aber ich gehe davon aus, dass neben der Zusammenlegung der 1116117 und der 112 (hoffentlich) auch weitere Systemoptimierugen geplant sind (da sind die genannten "Notfallzentren" ja auch schon eine gute Überlegung, wenn man denn das Personal dafür hat).

    Die Gehaltsangabe von 100.000 Euro p.a. für Notfallsanitäter halte ich für deutsche Verhältnisse übertrieben. Im europäischen Ausland ist dies durchaus zu erreichen - mit mind. 12 freien Tagen im Monat trotz Extradiensten kann man in Dänemark umgerechnet 120.000 Euro p.a. erreichen.


    Aber Geld ist nicht alles, schon gar nicht das Argument, dass Personal anlockt. Gerade bei jüngeren Mitarbeitern stellen wir fest, dass höherer Wert auf die Freizeit bzw. Familienleben gelegt wird. Ermöglichen von Pausen im Pausenkorridor, gute Kompetenzen sowie eigenständiges Arbeiten, gute Dienstplangestaltung mit möglichst vielen freien Wochenenden, Einbeziehen der Mitarbeiter bei Entscheidungsfindungen, Zuschläge für absolvierte Kurse (und damit Erhöhung der Versorgungsualität), etc. - damit kann man Mitarbeiter locken. Trotz guter Bezahlung fehlt auch hier Personal und nicht alle Fahrzeuge können besetzt werden. Einige Arbeitgeber wollen/können dies nicht verstehen und suchen halt händeringend nach Personal.

    Mit mehr Geld kann man aber auch wiederum die Freizeitplanung besser ermöglichen. Weil nur wenn ich mir die Pensumreduzierung auf z.B. 80% auch leisten kann, macht das Angebot von Teilzeitarbeit erst Sinn. Es ist ja schön, wenn man die Möglichkeit bietet, wenn ich dann aber einen oder mehrere andere Jobs machen muss um um die Runden zu kommen, dann hilft das halt auch nichts. Also auch in der Hinsicht ist "Geld" ein nicht zu unterschätzender Faktor.

    Ein erster Schritt (zurück; hatten wir zumindest in Bayern vor zig Jahren schonmal) in die richtige Richtung.

    Erfolgreich kann das Ganze aber nur sein, wenn dann der ärztliche Notdienst und andere Gesundheitsdienste massiv ausgebaut werden.

    Sonst führt der "kleine Dienstweg" wahrscheinlich auch nur dazu, dass man nen "RTW mal zum Schauen schickt" wenn der ÄND nicht zeitnah verfügbar ist.

    Im Rettungsdienst herrscht mMn zusätzlich das Problem, dass ein großer Teil der Kollegen nicht lange im Rettungsdienst verbleiben wollen, weshalb häufig kein Interesse an langfristigen Entwicklungen und Änderungen des Systems besteht (denn sowas ist langwierig und bei Eintritt ist man vermutlich schon über alle Berge).

    …und hier beisst sich die Katze wieder in den Schwanz 🤷🏻‍♂️😉


    Der Alltag in den allermeisten Berufen besteht vermutlich (und gottseidank) ganz überwiegend aus Routineabläufen, Wiederholung von Alltäglichem (deshalb heißt das ja so) und gelegentlichen Herausforderungen.

    bitte nicht falsch verstehen. Mir geht es nicht darum, dass man nur mit „fünf Polytraumen jeden Tag glücklich wird“. Ich wollte eher andeuten, dass im eigentlichen Tätigkeitsbereich die Kompetenzen und Anforderungen falsch gewichtet sind. Um beim schulischen Vergleich zu bleiben: Arbeiten von Fünft-Klässlern korrigieren ist Deine originäre Aufgabe. Wenn man Dich aber regelmässig als Schülerlotse einsetzen würde, Du ab und zu mal Arbeiten korrigieren „dürftest“ und ausnahmsweise mal unterrichten, weil der „Oberlehrer“ nicht verfügbar ist, würde das wahrscheinlich anders ausschauen.

    Und bezüglich der Aufstiegschancen geht es mir eben gerade nicht darum, nur „Häuptlinge“ zu generieren (da gibt es nur wenige Stellen naturgemäss), sondern eben im gerade im notfallmedizinischen Bereich noch Weiterentwicklungsoptionen zu bieten.

    Und übrigens: Letztlich ist das in akademischen Berufen nicht unbedingt anders. Ich als Lehrer z.B. mache auch vom Berufseinstieg bis zur Pensionierung mehr oder weniger immer das Gleiche, ohne besonders viele Aufstiegschancen oder Entwicklungsmöglichkeiten zu haben. Da ich meine Tätigkeit aber mag und gerne ausübe, ist das auch völlig okay. Vielleicht ist der Anspruch der permanenten „beruflichen Evolution“ manchmal auch ein Floh im Ohr…

    ich denke der Unterschied ist, dass Du in Deinem Beruf bereits von Beginn an vollumfänglich das machen darfst, was Du auch gelernt hast.
    Der NotSan wird in vielen Bereichen immer noch so „klein gehalten“ oder eben durch die Masse an „Bagatelleinsätze“ so wenig gefordert, dass ein motiviertes Arbeiten auf lange Sicht gar nicht möglich ist.
    Um z.B. für mich zu sprechen: ich war vor knapp 15 Jahren an dem Punkt, dem RD nach auch schon gut 10 Jahren den Rücken zu kehren, weil der Job unter den damaligen Bedingungen keine Herausforderungen geboten hat. Der Schritt in die Schweiz hat mir diese Optionen geboten und deshalb bin ich immer noch im RD. Und beim NotSan hat sich da nicht viel geändert. Klar kann man sagen: hast Du ja vorher gewusst, was das für ein Job ist… aber dann darf man sich auch nicht wundern, dass man keine Leute mehr dafür findet.
    Aber egal ob in D oder CH: Gewisse Karriereoptionen würden dem RD trotzdem gut tun. Das braucht auch nicht jeder. Viele sind mit ihrem Status quo ja zufrieden. Aber um auch die „unterforderten“ zu halten, wäre ein Plan meines Erachtens durchaus nötig.

    Und um aufs Temporärpersonal zurückzukommen: ein einfacher Grund warum Betriebe darauf zurückgreifen ist, dass sie eben gar niemand anderen mehr bekommen (teilweise geht es soweit, dass einzelne Betrieb nicht einmal mehr Temporärpersonal bekommen). Das schlimme ist, dass es tatsächlich in den Köpfen nicht ankommt, dass man an den Arbeitsbedingungen einfach mal grundlegend was ändern muss (oder es ist für die Gesamtheit des Personals wirklich nicht kurzfristig finanzierbar).

    Ich bekomme als AN ein Schloß? Wenn es inklusive Nebenkosten gestellt wird, können wir über einen Vertrag sprechen. Dann gerne auch nach Tarif. :-)

    🤣 v.a. klingt das so, als ob die HiOrg das Schloss extra für Ihre MA hingestellt hätte 🙈 ich würde ja nix dagegen sagen, wenn das ein „augenzwinkernder“ Punkt in einer ganzen Liste von echt innovativen Ideen wäre… aber so ist das in meinen Augen fast schon frech 🤷🏻‍♂️

    Tja, wieder das alte Thema. Die Player im Gesundheitswesen müssen sich halt irgendwann langsam damit anfreunden, dass es das Personal nicht mehr am "Abreissblock" gibt und entsprechend überlegen, was man den zukünftigen Mitarbeitenden denn so bieten kann.

    Aber so lange eine Hilfsorganisation aus dem Süden als einzige Besonderheit neben Selbstverständlichkeiten wie "tarifgerechter Bezahlung, innerbetriebliche Fortbildungen etc." zusätzlich noch "Königsschlösser" anbietet muss man sich halt nicht wundern... :see_no_evil_monkey:

    Interessant finde ich ja, wie sich die Temporärarbeit die letzten Jahrzehnte gewandelt hat.
    Früher hat man in den Zeitarbeitsfirmen oft das Personal wiedergefunden, das sonst niemand mehr wollte und die Bezahlung war auch entsprechend niedrig.
    Heute geht das qualifizierte Personal in die Temporärarbeit, weil es dort besser verdient und auch bessere Arbeitsbedingungen vorfindet (und dafür stellt man o.g. Personal fix ein, weil man nichts anderes mehr findet…).

    Wahrscheinlich etwas pauschal ausgedrückt, aber die Entwicklung ist spannend und ich kann jeden verstehen, der den Schritt Richtung temporäre Anstellung geht (v.a. für CH gesprochen, scheint aber in D ja mittlerweile in dieselbe Richtung zu gehen).

    PS: und am tollsten finde ich die Betriebe, die jammern, dass Temporärpersonal doch so teuer ist und man sich das nicht leisten kann. Die Frage muss doch sein: „warum brauche ich überhaupt so viel Temporärpersonal?“!