Beiträge von Blodwyn76

    Grundsätzlich finde ich den Ansatz, dass die gesamte Zeit, die der Rettungsdienst beeinflussen kann, betrachtet, erfasst und optimiert werden soll, keine schlechte Idee. Typischerweise erfolgt nur dann eine Verbesserung, wenn der gesamte Prozess in Summe optimiert wird. Wobei aus Patientensicht das Erreichen des Krankenhauses "A" nicht notwendigerweise einen Vorteil bringt, wenn das Erreichen des Krankenhauses "B" länger gedauert hätte.

    Darum gehört natürlich die Auswahl des korrekten Zielkrankenhauses für die jeweilige Diagnose genauso zur o.g. Qualitätssicherung. Aktuell kann ich Dir z.B. sagen, dass 2022 bisher alle unsere Stroke Patient:innen in ein ihrem RACE Score angemessenes Spital (Stroke Unit bzw. -Center) transportiert wurden. Alle Pat. mit Diagnose STEMI kamen in ein Zentrumsspital mit PTCA Abteilung (und die EKG Diagnose STEMI war in 85% der Fälle retrospektiv beurteilt korrekt).


    Und genau dafür ist ja dann wieder die Interventionszeit wichtig. Wir haben z.B. relativ lange Fahrtstrecken zu den Zentrumsspitälern. Und dennoch schaffen wir es im Durchschnitt die 60min. aus dem "first-hour-quintett" einzuhalten.

    Aber man kann eben für bestimmte (Verdachts-)Diagnosen (analog zum OP), von denen man weiss, dass eine kürzere Prähospitalzeit sinnvoll ist, durchschnittliche Vor-Ort- und Interventionszeiten als Ziel definieren. Wenn sich die durchschnittliche Zeit verschlechtert, muss ich mir überlegen, ob ich und was ich dagegen machen kann. D.h. dann z.B., dass in bestimmten Regionen für diese Diagnosen primär der RTH statt dem NEF alarmiert wird.

    (Da kämen auch mal wieder die gestaffelten Hilfsfristen ins Spiel. Nicht jeder Notfall profitiert von ~12 Minuten. Ich muss aber sicherstellen, dass bei der Rea z.B. Hilfe deutlich schneller eintrifft, dafür kann es bei anderen Notfällen auch mal paar Minuten länger dauern.)
    Das macht mehr Sinn als das mir von früher noch bekannte Vorgehen, zu jedem NA Einsatz, bei dem der RTH schneller als das NEF ist, auch den RTH zu schicken oder wiederum (je nach Leitstelle) grundsätzlich immer erst das NEF.

    Und das kann man dann wieder im Rahmen QM prüfen: wieviel % der Polytraumen, ACS usw. in Region X wurden primär mit RTH disponiert. Wie hat sich die durchschnittliche Versorgungszeit dadurch verändert?

    Ich sitze z.B. gerade vor unserem QM Bildschirm und sehe, dass die durchschnittliche Vor-Ort-Zeit bei Stroke bei uns bei 21 Min. liegt und die komplette Interventionszeit bis ins KH bei 55 Min. (Ziel 60 Min.). Sollten sich diese Zeiten ändern, müsste man überlegen wie man das optimieren kann (bei uns wird z.B. selten ein RTH alarmiert, das könnte man eben forcieren wenn nötig). Klar sagt einem das der XMV, aber wenn man halt nicht misst kann man auch schlecht argumentieren.

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das auch ganz schön nerven kann, wenn die ganze Zeit eigentlich unwichtige Ergänzungen eintreffen. Lenkt von der Einsatzvorbereitung und vom Strassenverkehr ab.
    Bei wichtigen Infos kein Thema, aber nur z.B. die Info „blasse Haut“ o.ä. hat auf der Anfahrt keinerlei Relevanz.
    Eine Kombination aus Leitsymptom und relevanten Zusatzinfos (also z.B. „Leitersturz > 2 Meter, Pat. wach, starke SZ re. Arm“) reicht für eine sinnvolle mentale Vorbereitung auf den Einsatz. Dass ich trotz der Armschmerzen eine Traumauntersuchung auf weitere Verletzungen machen muss ist klar. Aber nur „chirurgisch“ als Einsatzstichwort würde mir für die Vorbereitung und Absprache auf Anfahrt nicht reichen.

    Möglich wäre natürlich, dass es unterschiedliche Modelle bei einem AG gibt. RTW1 macht 2 x 12-Stunden, RTW2 3 x 8-Stunden …. Dann hätte man sehr gut versetzte Schichtwechsel und jeder Mitarbeiter könnte wählen, ob er so oder so arbeitet.


    Ich dachte ja immer, jünger MA stehen eher auf die 12 Stunden, da mehr Freizeit und etwas ältere MA bzw. Eltern eher auf die 8 Stunden, da besser mit Kind vereinbar. Aber offensichtlich gibt es diese Trennung nicht, die MA haben da oft eher „persönliche Vorlieben“.


    So gibt es ja auch echte Nachteulen und Nachtdienst-Hasser. Dienstplankoordinator ist echt ein schwieriger Job, wenn nicht mit starren Umläufen gearbeitet wird.


    Eddy

    Man muss jetzt natürlich dazu sagen, dass meine Aussagen auf die Schichtzeiten in "meinem Bereich" in CH bezogen sind. Das heisst regulär 42 Stunden Woche und 9 Stunden Arbeitszeit in der Pflege (8,24 Std. + Pausenzeit) ggü. 12 Stunden Vollzeitbewertung im RD (mit teilweise sogar 1 -2 Stunden Zeitzuschlag in den Nachtschichten). Und dann beginnen die Dienste halt auch in den Spitälern die ich so kenne erst um 07:00. Das heisst man geht um 16:00 wenn alles gut läuft raus. Da ist der Tag mMn bis man zuhause ist auch schon gelaufen und die drei Stunden bis 19:00 hätten es auch nicht mehr rausgerissen.

    Das einzige für mich (wenn schon kurze Schichten) vernünftige 3 Schichtmodell war der 6-14,14-22,22-6 Schichtplan damals in D. Weil da hatte man tatsächlich auch noch etwas vom Tag dann. Aber eben, da kann man es sicher keinem 100% recht machen.

    Eine grössere Flexibilität bei grundsätzlicher Vollarbeitszeitbewertung und ggf. weiterer Wochenarbeitszeitreduktion wäre für die meisten aber bestimmt wünschenswert.

    In Deutschland zeigen über 6 Millionen Menschen von 18 bis 64 Jahren ein gesundheitlich riskantes Verhalten zum Alkohol, über 1,6 Millionen gelten als abhängig, es werden bis 75.000 Tote durch Alkohol geschätzt. Damit nicht eingerechnet sind "Kollateralschäden" wie Gewalt, Verkehrsunfälle und deren Folgen, soziale Krisen, Armut usw.

    Von Nikotin sind fast ein Viertel der Erwachsenen abhängig, bis zu 130.000 sind wahrscheinlich zu beklagen.


    Und das bei bisher legalen Drogen. Ich finde da ist das Risiko überhaupt nicht überschaubar. Bei allen Formen von Opioiden, Amphetaminen und sonstigen Drogen sind die dauerhaften körperlichen und in der Folge auch sozialen Folgen nicht weniger gravierend. Ich weiß nicht, wie man hier von einer überschaubaren Risiko sprechen kann.

    anscheinend ist das Risiko bei Alkohol so überschaubar, dass die Droge legal in verschiedensten Ausführungen sogar ab 16 Jahren zu erwerben ist und das trotz der o.g. Zahlen. Wenn man dem z.B. Cannabis gegenüberstellt fragt man sich schon wo da die Verhältnismässigkeit ist. Bitte nicht falsch verstehen, ich behaupte nicht, dass die eine oder andere Droge harmlos wäre (gerade beim Alkohol sehen wir die Folgen tagtäglich), ich finde den Umgang mit den „guten Drogen“ und die Kriminalisierung der „bösen Drogen“ nur scheinheilig.

    Natürlich gehört eine entsprechende Risiko-Nutzen-Abwägung dazu. Einfach „mal eben alles freigeben“ würde nicht funktionieren.
    Trotzdem braucht es einen realistischen Umgang damit und man muss sich bei vielen Drogen fragen, warum sie effektiv wirklich verboten sind (siehe auch den o.g. Artikel).
    Und wenn man diese Abwägung macht würde der Alkohol wahrscheinlich ziemlich schlecht abschneiden. Jetzt muss man sich vorstellen, dass der Alkohol verboten würde und künftig wie zu Prohibitionszeiten nur noch schwarzgebrannt bei irgendwelchen „Dealern“ erhältlich wäre. Und schon hätte man dieselbe Situation wie bei manch anderen Drogen (vorhandenes, aber bei sauberem Stoff überschaubares Risiko, aber durch das Verbot eine massive Kriminalität und eben kein sauberer Stoff da man sich das Zeug irgendwoher beschafft).

    Wobei ich mich mittlerweile tatsächlich frage, ob beim Thema Arbeitszeit nicht mal ein Umdenken stattfinden sollte (nicht nur im RD bzw. Gesundheitswesen). Wenn ich meine 12-Stunden-Dienste (und auch die von stärker frequentierten Wachen) mit den Dienstplänen in den Spitälern vergleiche, halte ich die 12 Stunden, ggf. mit entsprechenden TTNN Modellen o.ä. für deutlich AN- und familienfreundlicher als die 5-6 Nachtdienste am Stück, Spät-/ Frühwechsel (natürlich so dass die Ruhezeit gerade eingehalten wird) usw. Viele der Kolleg:innen aus der Pflege beneiden uns um unsere längeren Dienste mit dem Vorteil einige Tage am Stück frei zu haben, in denen man sich dann auch tatsächlich erholen kann.

    Das würde natürlich einer Gesetzesänderung bedürfen. Aber bei 38.5 Std. und eben voller Stundenbewertung (bzw. ggf. sogar Zeitgutschriften für Nachtdienste) kann ich mir viele Arbeitszeitmodelle vorstellen. Klar, 12-Stünder mit Arbeitsbereitschaft und 45-Stundenwoche ist da nicht attraktiv. Aber 4 Tage arbeiten ggf. mit einem Tag-/Nachtwechsel und dafür dann auch 4-5 Tage frei haben ist mMn durchaus gut machbar.
    Idealerweise wäre natürlich eine weitere Reduzierung der Wochenarbeitszeit („4-Tage-Woche“) aber das bleibt wahrscheinlich Wunschdenken…

    Und auch der Handel mit Drogen könnte bei einer Legalisierung entsprechend entkriminalisiert werden. Das hätte wiederum den Vorteil von „sauberem Stoff“, was wiederum viel Leid vermeiden würde.
    dass es weiterhin Kriminalität rund um Drogen geben würde und Drogen viel Leid verursachen (da aber eben nun mal an erster Stelle die legale Droge Alkohol) ist klar, aber vermutlich deutlich weniger als im Moment, da der Grossteil der Beschaffungskriminalität wegfallen würde. Aber das Verbot ist auch keine Lösung und der Mensch auch für sich selbst verantwortlich (fettes Essen und Rauchen verursacht auch viel Leid und gesamtgesellschaftlichen Schaden, man kennzeichnet es dafür halt einfach entsprechend…).

    PS: interessanter Artikel zum Umgang mit Drogen und dem Verbot derselbigen:

    https://www.torial.com/marlene.halser/portfolio/735351

    Nein, aber solche vermeintlichen „Kompetenzüberschreitungen“ führen leider oft dazu, dass eigentlich gute AN zu Störfaktoren werden, während die, die einfach „nix machen“ weiterhin die bequemeren AN sind. Blöd, aber oft die gängige Philosophie…

    Und dass AG und ÄLRD nicht unabhängig voneinander handeln ist spätestens seit dem Fall in Landshut u.ä. klar.

    Auch, wenn eine solche Reaktion seitens des ÄLRD für den einzelnen NFS eine starke Belastung darstellt, die völlig unnötig ist, ändert sich die Rechtslage ja nicht, dass der NFS sowohl medizinisch als auch rechtlich korrekt gehandelt und von daher auch nichts zu befürchten hat.

    sag das dem abmahnenden Arbeitgeber bzw. dem NotSan, der dann erst im Alltag mit den willkürlichen Sanktionen leben muss und wenn ihn das nicht „aufhält“ dann ggf. vor der Arbeitsrichter steht. Das Problem ist und bleibt (und das war beim RettAss schon so), dass man in den Augen von AG und/oder ÄLRD „unbequeme“ AN unabhängig der Rechtslage loswerden will und auch los wird (weil wie solche Prozesse ausgehen weiss man ja; auch wenn der AN Recht bekommt ist das Arbeitsverhältnis dann doch schon am Ende).

    Und da das leider oft ein „Systemproblem“ ist, hilft ein regionaler AG Wechsel auch nicht wirklich.

    Halte Pillenhändlers Beispiel für einen typischen Fall mit eben auch typischer Reaktion.

    Der NotSan muss sich für eine fachlich korrekt (über Details könnte man gern diskutieren), lebensrettende Massnahme rechtfertigen.
    und zwar nicht, weil er in den Augen des ÄLRD medizinisch etwas falsch gemacht hat, sondern weil es wieder darum geht „darf der das eigentlich“.

    Für die Korrektheit medizinischer Massnahmen und ggf. auch die richtige Indikation o.ä. rechtfertige ich mich gern. Aber zu diskutieren, ob man dem Pat. mit einer korrekten Massnahme vor Schaden bewahren darf (bzw. sich das eben verbieten zu lassen unter Androhung arbeitsrechtlicher Massnahmen) war beim RettAss schon dämlich und bleibt es beim NotSan auch.

    Nochmal: für eine falsch durchgeführte Massnahme stehe ich gern gerade, nicht aber für die korrekt Massnahme an sich.

    Das wäre dann aber noch näher bei den KVn und damit deren Aufgabe (vor allem bzgl. der Finanzierung). Auch würde sich hier noch mehr die Frage aufdrängen, ob nicht Pflegefachkräfte die besser geeigneten FK sind.

    nur so gerne, aber leider sehen wir ja, dass aus dieser Richtung eher keine bzw. nur halbseidene Lösungen kommen (z.B. Trennung von ÄBD und ILS mit den bekannten Problemen für den RD).

    Wenn die KVen da einen entsprechend rund um die Uhr kurzfristig einsetzbaren Dienst mit Pflegepersonal auf die Beine stellen würden, wäre das genau die Lösung eines der Probleme… tun sie leider nicht, darum braucht es ja eben diese zugegeben Behelfslösungen. Besser als weiter zu machen wie bisher (immer mehr RTW mit immer weniger Personal zu immer mehr unnötigen Einsätzen schicken)

    Joa, grundsätzliche Zustimmung. Nur: Wie will man Personal für diesen Job motivieren? Die von dir aufgezählten Beispiele zählen für uns alle wohl zu den nervigsten und unangenehmsten Einsätzen im Rettungsdienst.

    Und jetzt soll ein Kollege 24/7 fast nur das machen: Rausfahren um mit den Angehörigen über den ärztlichen Bereitschaftsdienst zu lästern, der trotz dreimaligem Anruf nach 10 Stunden immer noch nicht bei der 87jährigen Oma mit 39,7 Fieber ist, danach zum alkoholkranken Sozialfall, der zuverlässig jede Nacht um drei aus Langeweile den Rettungsdienst ruft und im Anschluss noch ins Pflegeheim um zu beurteilen, ob der als gezogen gemeldete DK wirklich gezogen ist?

    Ein Rettungsmittel wird man am Ende auch nur im zweiten Fall einsparen können, denn sowohl beim fieberhaften Infekt wird's auf eine Krankenhauseinweisung rauslaufen und auch den DK wird jemand neu legen müssen - das Pflegepersonal im Heim offensichtlich nicht (sonst hätten sie ja nicht den Rettungsdienst gerufen) und der REF-NFS mangels fachlicher und rechtlicher Kompetenz auch nicht.

    ggf. wäre hier in vielen Fällen auch (wie glaube ich beim Gemeinde-NotSan auch gemacht) eine teleärztliche Unterstützung die Lösung. Da würde es in meinen Augen zumindest mehr Sinn machen als beim Tele-Notarzt (wieder anderes Thema). Klar, alles lässt sich nicht abfangen, aber vieles wahrscheinlich schon. Oft sind die Pat. oder Angehörigen ja schon zufrieden, wenn ihnen eine praktikable Lösung geboten wird („morgen zum HA“, „in der Apotheke das vom Tele-Doc verordnete Medi abholen“, Kontakt zum Pflegedienst herstellen). Das kann der RTW aber oft schon aus Zeitgründen nicht.
    Zumindest wird versucht eine Lösung zu finden. Weil wie gesagt: darauf dass die anderen Player Lösungen bieten warte ich schon zu lange…

    Ich sehe diese ganzen "Konstrukte" (nicht negativ gemeint) wie Gemeinde-NotSan, REF usw. einfach als Reaktion darauf, dass andere Player im System ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen bzw. es einfach vielerorts keine funktionierenden Alternativen gibt.


    Wenn es


    - einen ärztlichen Notdienst gäbe, der auch innerhalb einer vernünftigen Zeit vor Ort kommt um den Pat. zu beurteilen und weiter zu versorgen (Stichwort "Akutfälle ohne Vitalbedrohung")

    - einen psychosozialen Notdienst gäbe, der auch innerhalb einer vernünftigen Zeit vor Ort kommt um den Pat. zu beurteilen und weiter zu versorgen (Stichwort "psychische Ausnahmesituationen", "soziale Indikationen")

    - einen 24/7-Pflegedienst gäbe, der auch innerhalb einer vernünftigen Zeit vor Ort kommt um den Pat. zu beurteilen und weiter zu versorgen (Stichwort "aus dem Bett gefallen", "DK läuft nicht mehr", "es geht alleine zuhause nicht mehr")


    dann wären in den verschiedenen Regionen solche Projekte gar nicht aufgekommen.


    Der RD ist in diesen Regionen oft das "Mädchen für alles" (wie gendert man das eigentlich korrekt!?) geworden. Er ist immer verfügbar, die ILS traut sich meistens nicht zu sagen "ist nix für uns" und wenn dann der RTW vor Ort ist löst er das Problem halt irgendwie (improvisieren können wir ja schon immer).

    Dass es in vielen Fällen eigentlich nie die originäre Aufgabe des RDs war, sich um viele der o.g. Fälle zu kümmern, hilft dem Team vor Ort halt leider nicht weiter und oft bleibt dann nur der (unnötige) Transport ins KH.

    Wenn diese Einsätze bzw. unnötigen KH-Einweisungen durch REF oder was auch immer vermieden werden könnten, warum nicht. Dass es sinnvoller wäre, wenn die anderen Player im Gesundheitswesen ihre Hausaufgaben machen würden, bleibt unbestritten.

    Ich finde es ja immer noch spannend, dass im selben Bundesland, in dem gerade die Kompetenz der NotSan zur Sauerstoffgabe auf 2-4 Liter reglementiert wurde, die selben NotSan die in meinen Augen schwierigsten Entscheidungen vor Ort (z.B. kein Transport nötig, keine Arztvorstellung nötig, Behandlung am nächsten Tag reicht aus etc.) eigenverantwortlich offiziell treffen sollen. Also faktisch ja eine selbständige medizinische Beurteilung und (im Gegensatz zum normalen RD-Einsatz) eine Beeinflussung des weiteren Behandlungswegs.

    Versteht mich nicht falsch: ich gehe davon aus die meisten NotSan sind dazu in der Lage. Aber dafür braucht es deutlich mehr Kompetenzen als für eine differenzierte Sauerstoffgabe bis zum Eintreffen im KH oder "einer weiteren ärztlichen Behandlung".

    Ich fände es wie gesagt auch einen Fehler, die NotSan „Grundausbildung“ zu akademisieren. Die Akademisierung sollte darauf aufbauend weitere Aufstiegschancen mit z.B. Führungs-, Organisations-, QM- und je nach Systemänderung auch medizinischen Kompetenzen bieten.

    Und auch das wäre eine Möglichkeit um eine Abwanderung des Personals zu verringern.

    Weil da gibt es aktuell halt so gut wie gar nichts greifbares, „befördert“ auf die wenigen „Pöstchen“ wird oft nach Organisations(zuge)hörigkeit und Nasenfaktor.

    Wie soll ich das verstehen? Eine Ausbildung, die als einziges Thema die Notfallmedizin zum Inhalt hat und der Beruf dieses Thema explizit im Namen trägt, benötigt nach dieser Ausbildung nochmals eine Spezialisierung genau zu diesen Inhalten?


    Dann kommt zur technischen Rettung in Zukunft der NFS mit der technischen Zusatzbezeichung, zum Herzinfarkt, der, mit der Spezialisierung "Herz"? Was genau macht dann der NFS ohne diese zusätzliche Spezialisierung in seinem genuinen Gebiet? Müsste dieser dann nicht jedes Mal je nach Einsatzart den Spezialisten hinzuziehen? Und wäre der richtige Spezialist außerhalb der technischen Rettung das dann nicht der NA?

    es gibt einfach Ausbildungsinhalte, die aufgrund ihrer Komplexität auch in einer dreijährigen Ausbildung zum einen nur auf einem „Basis-Niveau“ vermittelt und aufgrund des zeitlichen Aufwands in der Grundausbildung auch nicht ausreichend trainiert werden können.

    Ein Beispiel wäre hier z.B. die Führungsfunktionen im MANV. Klar kann man weiterhin ehrenamtlich ORGL und ELRD ausbilden und fürn Appel und nen Ei auf die Strasse schicken. Man könnte aber auch erfahrene NotSan die Möglichkeit bieten, sich im Rahmen der Akademisierung u.a. in diesem Bereich zu einem Spezialisten weiterzubilden. Das gilt auch für medizinische Kompetenzen wie z.B. die Verlegungen von Intensivpatienten auf jetzigem „VEF“-Niveau, Pädiatrie usw. Dazu noch Softskills für Supervisionsaufgaben usw.

    Damit wäre ein Spezialist zwischen NA und NotSan geschaffen, der dem NA-Mangel entgegen wirken kann. Und ja, diesen „Spezialisten“ kann der „normale“ NotSan dann zur Unterstützung nachfordern (wie jetzt halt auch den NA). Ausserdem ist ja immer wieder der Tenor dass in einer dreijährigen Ausbildung das Wissen für komplexere Medikamente etc. gar nicht vermittelt werden könne.
    Ich weiss: „dann studiert halt Medizin“. M.M.n. ist das für die reine Notfallmedizin aber weiterhin nicht unbedingt erforderlich (wie andere Länder z.T. eindrücklich beweisen) und (ich wiederhole mich) wenn man mal von dem ewigen entweder „Arzt“ oder „Nicht-Arzt“ Denken wegkäme könnte man mit so einer Spezialisierung da auch noch einige weitere Probleme des aktuellen RDs abdecken (hier z.B. auch Gemeinde-NotSan o.ä.). Warum immer nur mit Fortbildungen arbeiten, wenn man das in einen Studiengang packen könnte, der sich dann aber auch auf Gehalt und Ansehen des NotSan auswirkt.

    Und ja, dazu müssen die aktuellen Strukturen neu gedacht werden und die jetzige 1c/2c-usw.-Problematik konsequent ausgearbeitet werden.

    Mittelfristig würde das aber Perspektiven für die Einbahnstrasse NotSan bieten.

    Nein, die Ausbildung ist nicht unzureichend, sondern die Basis. Das bedeutet, dass es auf einer dreijährigen Grundausbildung aufbauend noch eine weitere notfallmedizinische und rettungstechnische Spezialisierung gibt.
    Nur weil es in D bisher nur „Arzt“ und „Nicht-Arzt“ gibt heisst es ja nicht, dass man diese Philosophie nicht auch mal ändern kann.
    Sonst wäre das Medizinstudium ja auch unzureichend wenn man dann anschliessend auch noch seinen Facharzt machen muss.