Beiträge von red_cap

    Die Frage ist nur was wirtschaftlicher für den Auftraggeber ist: Angestellte Ärzte beim Kreis/bei der Stadt oder freiberuflich tätiges Personal?


    Bei einer Anstellung besteht ja auch die Möglichkeit einer reduzierten Stelle, um weiterhin innerklinisch tätig zu sein. Dies wäre analog zu vielen ÄLRD-Stellen.

    Was die Berufsfeuerwehren angeht: Waren nicht auch Vertreter des deutschen Städtetages Teil der Expertengruppe?


    Bzgl. der Krankenkassen: Ich gehe davon aus, dass diese ein deutliches Interesse an einem reformierten Berufsbild haben, da diese mittelfristig Kosten durch weniger NA-Indikationen bzw. NA-Einsätze sparen können. Darauf wird auch in der Begründung unter dem Punkt "Gesetzfolgen" im Referentenentwurf hingewiesen.

    Mir fehlen auch die genauen Tätigkeiten eines Notfallsanitäters im Referentenentwurf, insbesondere im Bezug auf heilkundliche Maßnahmen, aber vermutlich muss so etwas auch in der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung eingebettet werden. Einen bundesweiten Mindestmaßnahmenkatalog würde ich persönlich begrüßen.


    Ansonsten freue ich mich sehr über den Entwurf, weil er nach langer Zeit einen wirklichen Fortschritt bereiten könnte.


    Interessant ist auch die Modellklausel in §5 (6) bzgl. einer möglichen Akademisierung des Berufes.


    :thumbsup:

    Bin wohl ein Großstadtkind und entsprechend großzügige Ressourcen gewohnt. :whistling:


    @Medic5754:
    Vielleicht ist es falsch herübergekommen, aber ich finde einen ÄND als Hintergrund-NEF auch nicht gerade erstrebenswert. Ich möchte nur anmerken was es für Konstellationen gibt.
    Was die Leitstellenstruktur angeht......naja......ich weiß schon wie der ÄND mittlerweile in Bayern und NRW organisiert ist.
    Für Bayern habe ich keine Erfahrungswerte, für NRW läuft es sicherlich nicht optimal.
    In Hessen wird es sich aber so schnell auch nicht ändern und die Disponierung des ÄND bei den integrierten Leitstellen verbleiben.
    Durch eine Trennung der Leitstellen entgehen aber schlichtweg Synergieeffekte, weil sich die Tätigkeitsbereiche des ÄND und des Rettungsdienstes nun einmal häufig überschneiden.

    ihm-al:
    Das wäre wirklich klasse.
    Ansonsten könnte das ja auch "fahrendes" Pflegepersonal durchführen.


    klakon:
    Ich kenne die Organisation des ÄND nur so, dass es immer ein oder zwei Ärzte gibt die in einer Schicht festen "Sitzdienst" haben, d.h. sich ständig in einer zentralen ÄND-Praxis befinden, welche idealerweise zumindest bautechnisch an eine ZNA angeschlossen ist.
    Zusätzlich gibt es dann noch Ärzte, welche fest die Hausbesuche im Rahmen des ÄND absolvieren.

    Ein Begründung für Sonder- und Wegerecht für den ÄND erachte ich persönlich auch nicht für sinnvoll, wenn dieser kein Hintergrund-NA ist.
    Bei fehlender NA-Qualifikation und Disponierung über die integrierte Leitestelle könnte man den ÄND zumindest als FirstResponder bei Einsätzen mit NA-Indikation verwenden.


    @Medic5754:
    Wünschenswert ist sicherlich in jedem Fall eine qualifizierte telefonische Abfrage. Ich sehe den Vorteil bei Disponierung über eine integrierte Leitstelle und damit in Einheit mit dem RD, dass zum einen die zusätzliche Informationsweitergabe mit entsprechendem Zeitverlust entfällt - und das sind locker 2 Minuten - zum anderen der Disponent den ÄND als Einsatzmittel zur Vefügung hat. Durch die direkte Verfügung kann er den ÄND auch gezielt einsetzen um RD-Kapazität zu erhalten. Ohne diesen direkten Zugriff wird häufig zur Sicherheit ein Rettungsmittel entsandt, da der Disponent nicht weiß wann der ÄND überhaupt eintrifft bzw. ob der Hilfesuchende den ÄND kontaktiert.


    Übrigens, auf dem letzten DINK wurde auch das System einer Kombination aus NEF für den RD und gleichzeitig ÄND vorgestellt, damit Synergieeffekte genutzt werden können. Es ging um eine andere Möglichkeit der Abrechnung ambulanter Behandlungen, dem Entgegenwirken gegen einen in ländlichen Gebieten ausgeprägten Ärztemangel, sowie einer adäquaten Auslastung der Einsatzmittel.


    Ähem, läuft in WI schon seit vielen Jahren so; allerdings nicht in Kombination mit einem amb. Pflegedienst, sondern mit etablierten Anbietern präklinischer Notfallversorgung:

    Ist es nicht mittlerweile so, dass es im hessischen Landesrettungsdienstgesetz festgeschrieben wurde, Anfragen für den ÄND der KV und der Privaten über die zuständige integrierte Leitstelle abzufragen und zu disponieren?


    IMHO: Eindeutig das beste System. Nicht der Hilfesuchende soll entscheiden, sondern mittels einer qualifizierten Abfrage. Zeitgleich hat der Disponent die Möglichkeit anstatt eines Rettungsmittels den ÄND zu entsenden und tut dies ggf. auch eher, da er immer über den aktuellen Einsatzstatus informiert ist. Foglich weiß die integrierte Leitstelle auch wann entsprechende Hilfe durch den ÄND eintreffen wird und muss nicht allein zur rechtlichen Absicherung ein Rettungsmittel "verschwenden".
    Dies setzt natürlich voraus, dass die Leitstelle auch die entsprechende Kapazität zur Verfügung hat.


    @Medic5754
    Wie die Fahrzeuge aussehen, sollte sich nach deren einsatztaktischer Verwendung richten. Sollte wie in Wiesbaden der ÄND manchmal auch unter Inananspruchnahme von SR/WG die Einsatzstelle anfahren, dann Bedarf er einen entsprechenden Warnwirkung.
    Entscheidend ist, dass es letztendlich eine Leitstelle ist, die den jeweiligen Bedarf ermittelt.

    In dem Konzeptpapier der Berliner ÄK sind eigentlich alle notwendigen Argumente gut dargestellt.
    Die Autoren des Berichts kann ich per se keiner bestimmten Interessengruppe zuordnen. Gehe aber mal davon aus, dass diese versucht haben die Situation möglichst vorurteilsfrei im Auftrag der Ärztekammer zu beleuchten.


    Was ich immer komisch bei der Diskussion um diesen Facharzt finde:
    Irgendwer sagt immer, dass das doch keiner sein ganzes Berufsleben lang machen möchte?


    Ich möchte da gerne aus dem sehr guten Blog nofame4u.de zitieren: "Wir bedanken uns bei unseren Argumenationsgegnern [gegen einen Facharzt für Notfallmedizin] jedoch für die "aufrichtige Sorge" um unsere berufliche Zukunft."


    Ich könnte mir auch nicht vorstellen ein Berufsleben lang als Proktologe zu arbeiten. Und damit möchte ich nicht die ärztlichen Kollegen angreifen, die dieser Tätigkeit nachgehen. Es wäre nur für mich nicht erstrebenswert. Die Arbeit in einer ZNA ggf. schon.

    @Ani:


    Ich stimme Dir auch voll und ganz zu, dass die Tendenz dazu geht "allein zur Sicherheit" eher ein NA primär mit dem RTW zu alarmieren.


    Die standardisierten Abfrageprotokolle - wie es u.a. in Berlin eingesetzt wird - bieten aber als Vorteil, dass der Disponent eine hohe rechtliche Sicherheit erhält.
    Nachteilig ist sicherlich, dass durch die fixe Struktur Abweichungen manchmal schwer sind, d.h. das System verlangt ein NEF auch wenn es ggf. nicht gerechtfertigt ist. Gerade die Differenzierung zwischen chronischen und akuten Krankheitsverläufen soll nicht immer gut abgebildet werden.


    In meinem RD-Bereich schreibt man von Seiten des ÄLRD aber auch gezielt die NA-Indikationen sehr streng vor. Dies hat unterschiedliche Hintergründe, führt aber letztendlich zu einer andauernd steigenden Zahl an NA-Einsätzen.
    In Schleswig-Holstein rechnet man z.B. bei der RKISH ebenfalls mit einem deutlich erhöhten Personalbedarf bis 2025. Dieses wird für weitere RTW benötigt, aber nicht für NEF. Ein erhöhtes Einsatzaufkommen ist auch durch andere strukturelle Maßnahmen abzufangen.

    Absicherungsbedürfnis der Disponenten? In den mir bekannten Einsatzbereichen ist das "Fahrt mal gucken, wenn Ihr 'nen Notarzt braucht, melden." in den letzten Jahren zunehmend dem "Ich schick' Euch mal sicherheitshalber den Notarzt mit, der kann sich ja abkömmlich melden, wenn nichts ist." gewichen.

    Eigentlich haben die Disponenten eine gute rechtliche Absicherung in Berlin, da sie durch Verwendung des AMPDS-Abfrageprotokolls klare Einsatzmittelindikationen erhalten. Natürlich kann man davon anschließend als Disponent nach oben hin abweichen.
    Die Frage ist dann, welche Einsatzmittel hinter dem entsprechenden Stichwort hinterlegt sind. Dies muss der ÄLRD in der Regel bestimmen.
    Die Berliner FW hat gerade bei Einführung des Systems angegeben, dass in diesem Bereich noch viel abzustimmen sei.


    @ cerebralperfusion:
    AMPDS müsste Dir auch bekannt sein, d.h. alle Disponenten benutzen es verbindlich.

    GARD in Hamburg wird sukzessiv alle Mitarbeiter bzw. primär die RettAss zu PHTLS-Providern ausbilden.
    Eine weitergehende Schulung zu AMLS-Providern ist ebenfalls in Planung.


    Die entsprechende Pressemitteilung findet Ihr über den Link:
    http://www.gard.org/aktuelles/…hendeckend-in-phtlsR.html


    Erachte ich persönlich für eine sehr gute Maßnahme, da man durch die Größe relativ viele Mitarbeiter standardisiert schult (ähnlich der flächendeckenden ITLS Schulung der RKISH).

    Man sollte nicht vergessen, dass ein Assistenzarzt in der Notaufnahme in der Regel kein Problem haben wird den respiratorisch/hämodynamisch instabilen Patienten zu erkennen. Die Schwierigkeit ist den Patienten rauszufiltern, welcher trotz (noch) fehlender eindeutiger Klinik eine lebensbedrohliche Erkrankung/Verletzung hat.
    Schwierig sind ebenfalls die möglichen DD bei vielen Krankheitsbildern zu erkennen. Man denke da beispielsweise nur an alle möglichen Erkrankungen, welche primär erst einmal als AKS einsortiert werden. Hier ist ein strukturiertes Arbeiten, aber vor allen Dingen auch eine hohe klinische Erfahrung notwendig.
    Nicht alle Patienten werden durch den Rettungsdienst mit einer entsprechenden Verdachtsdiagnose eingeliefert und der RD liegt bei weitem nicht immer richtig......kann er gar nicht. Ein funktionierendes Triagesystem ist sicherlich eine Hilfe.


    Schaut man sich große deutsche Kliniken mit einer modern organisierten ZNA an (z.B. Klinikum Fulda, UK Aachen) ist doch schon sehr viel machbar. Sicherlich habe solche Einrichtungen andere Resourcen zur Verfügung. So hat das UK Aachen 6 Oberärzte allein für die ZNA und man arbeitet nach Algorithmen, sodass z.B. ein akutes Abdomen eine sofortige OA-Indikation darstellt und bestimmte Untersuchungen wie Ultraschall sehr zeitnah erfordert (innerhalb von Minuten).
    Ein interdisziplinärer FA für Notfallmedizin ist eine Alternative, um eine entsprechende klinische Erfahrung auch in kleine Häuser zu bringen.