Ein Beispiel aus eigener Erfahrung zum Exkurs HNR - RD (HiOrg). Sorry kürzer ging`s nicht :flag_of_truce:
Mein Bericht ist ausdrücklich kein Plädoyer für ein bestimmtes RD-System, aber er kann aufzeigen wie Fehleinsätze des RD reduziert werden können. Ich bin ganz klar gegen eine komplette Trennung von HNR & RD, also Systeme in denen der HNR-Betreiber zunächst immer beim Kunden nachschaut und dann ggf. den RD nachalarmiert, denn diese Vorgehensweise benachteiligt ganz klar den Patienten gegenüber anderen Notfallpatienten die den Notruf noch mittels Telefon absetzen konnten und kostet bei akuten Ereignissen möglicherweise Leben oder verursacht vermeidbares Leid ohne daß es dafür eine wirkliche Rechtfertigung gäbe. Auch den HiOrg wäre es relativ problemlos möglich ein derartiges System umzusetzen, dafür bräuchte es einzig und allein etwas guten Willen.
Ich war vor einigen Jahren in einem baden-württembergischen Landkreis am Aufbau eines HNR-Dienstes beteiligt und habe ihn nach der Aufbauphase geleitet. Durch daß ich ea beim MHD war hatte ich auch gute Kontakte zum örtlichen DRK KV, damals der einzige im Kreis ansässige HNR-Anbieter war. Mein Arbeitgeber hat im Landkreis zahlreiche Seniorenwohnanlagen, Pflegeheime sowie u.a. eine Sozialstation betrieben. Vor 15 Jahren hatten wir ca. 500 Kunden, inzwischen sind es über 2000 in diesem Landkreis.
Schon früh gab es mit dem DRK KV sowohl im Bereich soziale Dienste, als auch im Bereich Leitstelle/RD eine intensive Zusammenarbeit. Eckpunkte dieser Zusammenarbeit waren:
Kundenanfragen bei denen klar war, daß aufgrund baulicher Probleme, bzw. körperlicher Beeinträchtigungen des Kunden ein Sprechkontakt nicht möglich wäre wurden an den DRK-HNR verwiesen. Dadurch war bei uns auch nahezu 100%ig sichergestellt, daß es zu einem Sprechkontakt kommt. Zudem haben wir nur Kunden angenommen, die im eigenen Landkreis im Umkreis von max 45 Min, auch während Berufsverkehr, mit dem PKW (ohne SoSi) erreichbar waren. Die tatsächliche Eintreffzeit des Pflegedienstes lag im Regelfall unter 30 Min. Das DRK fuhr damals jeden Notruf der eigenen HNR-Kunden mittels RD/KTP an.
Die Schlüssel waren in unserer Zentrale hinterlegt und wurden entweder von unserem Pflegedienst (PKW ohne SoSi!) oder mittels Taxi zugeführt. Mit der Taxi-Zentrale gab es eine Vereinbarung, daß wir bevorzugt wurden, um Wartezeiten zu minimieren. Kontaktpersonen wurde allenfalls zusätzlich verständigt wenn sie in unmittelbarer Nähe wohnten. Auf Wunsch konnten die Kunden einen zusätzlichen Schlüssel durch uns bei der Leitstelle hinterlegen lassen (was nahezu alle Kunden taten). Pro Schlüssel und Monat gingen dafür anfangs 5, später 7,50€ an das DRK. Vertraglich war zwischen uns und dem DRK KV vereinbart, daß das DRK jeden RD-Einsätz, bei dem ein Schlüssel notwendig war (also keine Türöffnung möglich), auch dann selbst übernimmt, wenn der Einsatz im Bereich einer anderen Wache lag auch wenn die Hilfsfrist dadurch nicht eingehalten wurde. Tagsüber wurde bei Bedarf der Schlüssel mittels KTW zugeführt, bzw. bei Verfügbarkeit und wenn es der Einsatz irgendwie rechtfertigte das NEF alarmiert um den Schlüssel zuzuführen wenn der RTW nicht an der Wache los fuhr. Einsätze die von der Krankenkasse nicht übernommen wurden gingen zu Lasten des RD. Uns wurde ausschließlich der Preis für die Schlüsselhinterlegung berechnet, dafür bekam das DRK Einsätze und KTP der gesamten Einrichtung.
Unsere "Disponenten" hatten die im Lkr. übliche Helfer San-Ausbildung und bekamen die Möglichkeit die RD-Leitstelle kennen zu lernen.
In unserer Zentrale, gab es klare Regeln wann die Leitstelle informiert wird, wobei es stets die Möglichkeit gab, während meiner Bürozeit mich zu fragen, bzw. auch Rat beim DRK-Disponenten einzuholen um Fehleinsätze zu minimieren. Die DRK-Disponenten konnten Einsätze also auch ablerhnen und an unseren Pflegedienst verweisen. Jeden Kunden kannte ich als Leiter persönlich, da nur ich das Erstgespräch mit Aufnahme der Daten geführt habe.
In der überwiegenden Anzahl der Fälle war kein RD-Einsatz notwendig. Dann wurde der eigene Pflegedienst verständigt, der 24h i.d.R. 2 Pflegefachkräfte (3 jährige Ausb.) mit entsprechender Ausrüstung und Fahrzeug in Bereitschaft hatte, die auch den Notdienst des eigenen und kooperierender Pflegedienste übernommen haben. Bei Notrufen aus eigenen Einrichtungen wurde zur Erstversorgung während der regulären Arbeitszeit ein Mitarbeiter der Anlage verständigt, bzw. nachts versucht den Hausmeister zu erreichen. Alle Mitarbeiter hatten San.-Ausbildung sowie i.d.R. eine pädagogische oder pflegerische Qualifikation und Zugriff auf eine kleine Notfalltasche.
Klassische Fehlalarme aus technischer Ursache gab es quasi nicht. Die Geräte konnten einen Stromausfall und somit auch das Entfernen der Stromversorgung erkennen und auch der Zentrale entsprechend melden. Die sog. Aktivitätskontrolle über das HNR-Gerät (Kunde bestätigt am Gerät alle 12, bzw. 24 Std, daß er lebt) haben wir nicht angeboten um Fehlalarme zu minimieren. Diese Kontrolle erfolgte auf Kundenwunsch durch Anruf von uns zu fest vereinbarten Uhrzeiten. War ein Kunde nicht erreichbar haben wir ihn selbst aufgesucht, bzw. Kontaktpersonen verständigt. Später wurden Fußmatten eingeführt, die z.B. unter dem Teppich vor Bett oder Badezimmer gelegen ein Betreten registriert haben. Erst wenn diese Matten länger als 12-24 Std keinen Kontakt registrierten haben wir den Kunden aufgesucht. Dies war keine RD-Indikation.
Mit "DRK-Schlüssel" kostete der Dienst ca. 35-43€/Monat, wobei 2 Einsätze des Pflegedienstes inkludiert waren. Die Anfahrt anderer Mitarbeiter oder des Taxis wurde nicht berechnet.