Zitat von »MaMo«
Ich kann mich über Dank, Trinkgeld und positive Erwähnungen durch ehemalige Kunden oder deren Angehörigen, sowie den Schnittstellen nicht beklagen.
Interessant, dass hier niemand gedanklich "hängengeblieben" ist! Ein Mitarbeiter, der sich (und damit den ganzen Berufsstand) durch Annahme einer ebensolchen Zuwendung zum Trinkgeldempfänger degradiert, steht der Professionalisierung des Rettungsdienstes sicher mehr im Weg als eine ganze Horde Ehrenamtlicher. Wer in meinem Verantwortungsbereich ein "Trinkgeld" annimmt, taucht danach nicht mehr im Dienstplan auf.
Zitat von »Manne«
Warum darf in deinem Zuständigkeitsbereich keiner ein Trinkgeld annehmen?
Weil ich es für hoch qualifizierte Fachkräfte entwürdigend und entehrend finde. Bei Kellnern, Pagen, Taxifahrern und Friseuren ist das ganze in unseren Breiten vielleicht Usus (und damit in Ordnung), dass soll es dann aber bitte auch gewesen sein.
Zitat von »Manne«
Gerade im schlecht bezahlten Krankentransport ist das ja ein kleines Zubrot für die Kollegen!
Und wenn man möchte, das der Job so schlecht bezahlt bleibt, muss man alles nur menschenmögliche tun, um das Ansehen das ganzen Berufsstandes in der Öffentlichkeit zu ruinieren. Trinkgeld annehmen ist da sicherlich ein probater Weg, aber natürlich gibt es noch andere.
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Was hat die Annahme von Trinkgeld mit Professionalisierung zu tun? Bzw. warum sollte ein "Trinkgeldempfänger" grundsätzlich etwas negatives sein? Entwürdigung oder Entehrung des Fachpersonals kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Eher im Gegenteil. Wer sich durch die Annahme von Trinkgeld entehrt fühlt sollte m.E. dringend am eigenen Selbstwertgefühl arbeiten. Selbstverständlich dürfen Trinkgelder o.ä. immer nur mit Zustimmung/stillschweigender Duldung des Arbeitgebers angenommen werden und der Spender darf sich durch die Zuwendung keinen Vorteil verschaffen (wollen).
Gerade in der Krankenpflege ist es durchaus üblich und absolut nicht negativ besetzt daß sich der Patient, bzw. dessen Angehörige als Zeichen ihrer Wertschätzung, bzw. der Dankbarkeit für die professionelle Betreuung mit einer (kleinen) finanziellen Zuwendung, einer Tafel Schokolande, einer Flasche Sekt o.ä. an das Stationsteam bedanken. Personenbezogene Trinkgelder/Geschenke dürfen jedoch i.d.R. nicht angenommen werden. Viele Patienten wissen durchaus, daß der Einzelne nichts für sich persönlich annehmen darf und spenden deshalb an das gesamte Team.
Patienten, deren "Zuwendung" nicht angenommen wird fühlen sich vor den Kopf gestoßen bzw., um bei Deinen Worten zu bleiben, entehrt. Ist es wiklich professionell den Patienten zu bevormunden indem man ihm vorschreibt wie er sich bedanken darf? Heutzutage gibt man in der Klinik im Prinzip nichts mehr weil man meint die Schwestern & Pfleger seien bedürftig. Der Grund des Gebens hat sich aus meiner Sicht in den letzten Jahrzehnten gewandelt, auch weil es vielen Menschen schwer fällt sich einfach mit Worten oder Gesten zu bedanken. Natürlich ist bei jeder Annahme von Geschenken Fingerspitzengefühl gefragt und es muß selbstverständlich sein, daß von (nahezu) mittellosen Patienten nix angenommen wird. Ich habe solche Patienten immer freundlich darauf hingewiesen, daß es nicht nötig sei etwas zu geben und daß ich/wir uns über ein ehrliches Dankeschön mehr freuen wie über sonstige Geschenke. Eine professionelle Pflegekraft und auch ein Rettungsdienstler muß erkennen können aus welcher Intention heraus etwas gegeben wird. Ist es wirklich professionell einen Patienten, der etwas geben möchte vor den Kopf zu stoßen indem man die Annahme verweigert? Wenn man ein Problem damit hat Zuwendungen/Geschenke aller Art für sich, bzw. das Team, anzunehmen, bzw. zu behalten, kann man des Geld mit Zustimmung des Arbeitgebers an einen sozialen Zweck z.B. innerhalb der HiOrg abführen oder den Patienten bitten direkt dort hin zu spenden.
Glaubst Du wirklich, daß Dich der Patient eher als professionelle Fachkraft wahrnimmt wenn Du Geschenke verweigerst? Ich bin davon überzeugt, daß der Patient vielmehr unsere Handlungen beurteilt als die Bereitschaft seine Zuwendung anzuhehmen.
Eine andere Formulierung ist mir ins Auge gesprungen um nicht zu sagen negativ aufgefallen. Für "hoch qualifizierte Fachkräfte" des RD findest Du eine Annahme von Trinkgeld entwürdigend und entehrend für Friseure (Fachkraft zur Pflege des Kopfhaares & die Gestaltung der Frisur) hingegen nicht. Ein RD-Mitarbeiter mit 160 Std., 520 Std oder maximal 2-jähriger Ausbildung ist also eine hoch qualifizierte Fachkraft, ein Friseur mit 3-jähriger Ausbildung hingegen nicht?