Wie kann es denn sein, dass ein Apotheker, der ein Pharmaziestudium absolviert hat, für einmal Blutdruckmessen 20 Euro erhält oder für die Erklärung eines Inhalators? Das ist die knapp die Hälfte der Quartalspauschale des Hausarztes, der das all inclusive dann aber jeden Tag machen darf ohne Extra-Vergütung. Hier geht es nicht um Entlastung, sondern um das Abschöpfen zusätzlicher Einnahmen. Für umsonst würden die das nämlich nicht machen.
Ich weis nicht, ob du das bewusst machst, aber diese Argumentationskette ist doch anstrengend. In den sozialen Medien rechnen auch immer wieder Niedergelassene vor, wieviel sie für Umsonst leisten müssen, weil die Kassen ihnen kein Geld gibt ab Minute x oder Behandlung Nummer y.
Die Sache ist bloß die, es ist eben eine Mischkalkulation bei der Krankenkassen und Niedergelassene beiderseits die Regeln kennen, und wissen, dass zwar nicht jede einzelne Maßnahme entlohnt wird, sondern in der Regel eine gewisse Summe herauskommt, die damit alle Leistungen abgilt. Das tun die Kassen übrigens nicht nur um Geld zu sparen sondern auch um zu verhindern, dass extrem viele Leistungen plötzlich erbracht werden, zum Nachteil der Patienten (wenn mein Hausarzt am Tag plötzlich 80 Patienten "sieht" weil er den Kontakt abrechnen könnte, dann hat der einzelne Patient davon nichts).
Ob das System im steten Wandel den aktuellen Umständen entsprechend gestaltet ist, kann ich nicht sagen. Das ewige populistische "wir machen die ganze Arbeit umsonst" der Niedergelassenen kann ich einfach nicht mehr lesen / hören.
Der Apotheker bekommt für Blutdruck messen und Beratung die 20€, weil er eben kein Geld dafür bekommt, wenn ein Patient nur mal in die Apotheke reinkommt, und dann wieder geht nach dem er sich umschaut. Das Finanzierungsmodell ist schlicht ein anderes.
Mir stößt es nur sehr bitter auf, und das hat tdoub schon anklingen lassen, dass man den ärztlichen Beruf staatlicherseits gegen die Wand fahren lässt, und zwar sowohl in der Klinik wie auch in der ambulanten Versorgung, so dass es hier zu massiven Belastungen und Engpässen kommt,
Mich wundert das ehrlich. Kaum ein Beruf in der Gesundheitsversorgung hat so viel Mitspracherecht und Hebel wie die Ärzteschaft. Ob es die Selbstverwaltung des Berufes in Berufskammern ist, oder die Selbstverwaltung der KV Versorgung in den KVen, oder dann eben im GBA (über die KVen bspw.), oder die Verhandlungen um Entgelte die im niedergelassenen Bereich die Landeszuschüsse der Ärzte und Krankenkassen führen. Auch in der Lehre, etwa der Ausbildung von Nachwuchs, sowie in der Forschung hat die Ärzteschaft ein enorm hohes Maß an Autonomie (das IMPP wird schon lange (immer?) von Ärzten geleitet, auch die Direktionen sind in ärztlicher Hand).
Jenseits also von der Legislatur, die nunmal in einer Demokratie durch gewählte Vertreter gestaltet wird, haben Ärzte Einfluss und Gestaltungsraum wie kein anderer Beruf in dem Gesundheitssektor. Da frag ich mich schon, wer denn nun die Ärzteschaft am langen Arm verhungern lässt.
Ganz ehrlich und ohne Zynismus, auf mich wirkt es eher so als würde die Politik nun intervenieren, weil der Eindruck entsteht, dass die Selbstverwaltungen keine zukunftsfähigen Konzepte erstellen, sondern "lediglich" mehr Geld fordern.