Um auch mal die andere Seite zu beleuchten:
Einer unserer RTW's im Kreis hat bei dem zitierten Forschungsprojekt mitgemacht. Dieser RTW deckt einen Bereich ab, zu dem das nächste NEF mindestens 30min braucht, meistens eher länger, und das nächstgelegene Krankenhaus ca 60min entfernt ist.
Bei einem Notfall dort am A**** der Welt (was es eben gibt, denn es wohnen dort tatsächlich auch Menschen) ist man als RTW-Besatzung sehr lange auf sich allein gestellt.
In einem sehr restriktivem Kreis (*), in dem Maßnahmen wie Zugänge legen erst bei vorheriger (Nach-)Alarmierung des NA durchgeführt werden sollen, war dieser RTW für die dortige Bevölkerung ein Segen. Nachdem der Patient sein Einverständnis über die Telemetrie der Daten und der Videoaufzeichnung gegeben hat, wurde der Zugang gelegt, nach einer kurzen ABC(DE)-Übergabe (ggf. Sampler) die weitere Behandlung besprochen und entsprechend durchgeführt. Es war der einzige RTW des Kreises der Morphin und ein paar weitere Medikamente an Bord hatte. Das tatsächlich mal ein NEF rauskam wurde entsprechend seltener.
Nun zum Solange Rettungsfachpersonal primär zum Patiententransport und nicht zur Diagnosestellung und -Behandlung eingestellt werden wird es auch immer ÄLRD geben, die sehr restriktiv mit den vorhandenen Möglichkeiten umgehen. Das führt zwar dann dazu, dass die RTW-Besatzung alles vorbereitet um dann 20min auf das NEF zu warten um es geben zu dürfen - aber der/die ÄLRD fühlt sich sehr viel wohler und rechtlich auf der sicheren Seite.
Der definitive Vorteil der TeleDoc-Geschichte ist die bereits im Vorfeld gesicherte rechtliche Position. So Geschichten wie der Doc schlappt zur Tür rein, gibt n Medikament und sein Servus dazu und verschwindet wieder wie es sonst häufig praktiziert wird, wird seltener. Dazu kommt eine adäquate Hilfmöglichkeit für den Patienten, sei es mitten im Nirgendwo, in einer Windparkanlage oder sonstigen Gegenden Ab vom Schuss.
Ich bin total bei euch, dass die Kompetenzen des RFP ausgebaut werden sollen. Zugleich sehe ich auch, dass es in einer so inhomogenen RD-Landschaft wie der unserigen es noch Jahrzehnte brauchen wird, bis wir das tun was wir mal gelernt haben (bzw. dann endlich auch gelernt haben).
Aber noch ist die Situation so wie sie ist: Also warum sollen wir unseren Mitmenschen weiterhin die Schmerzen lassen? Da sehe ich das Geld in der adäquaten Versorgung der Patienten wesentlich besser investiert als in die Sitzkiesel im kleinen Tierpark, Berlin.
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