Beiträge von Captain Joy

    es steht aber der Schule frei eine Prüfung zu fordern in der internen Prüfungsordnung oder?

    Alle mir bekannten Schulen fordern tatsächlich irgend eine Art von Prüfungsleistung. Die Frage wäre, ob es gerichtsfest ist, einen Teilnehmer mit einer Urkunde zu entlassen, auf der eine nicht-erfolgreiche Teilnahme bescheinigt wird.


    Ich kenne übrigens niemanden, der in der pädagogischen Ausbildung an einer Rettungsdienstschule durchgefallen wäre. Hmm, nunja... Außer mir selbst. Aber das ist eine lange Geschichte.

    Echt nicht? Das habe ich nie in Frage gestellt! Toll, ich musste eine Hausarbeit schreiben (gut, das war ein Klacks für mich), einen Unterricht vorbereiten und eine 20 minütige PAL-Situation mit 3 Stiften gestalten.

    Das kann die Schule ja gestalten, wie sie's für richtig hält. Legale Voraussetzungen für die Ernennung zum PAL sind nur die Teilnahme an 300 Stunden pädagogischer Ausbildung sowie die mindestens 2jährige Berufserfahrung im Rettungsdienst.

    Und die Darstellung in dem Artikel rechtlich unverständlich.

    Warum? Willst Du darauf hinaus, dass laut Rechtsdepesche.de nicht geklärt werden konnte, ob der Patient bei einem Transport in den Schockraum überlebt hätte? Dazu sagt das verlinkte Urteil: "Diese Behandlung hätte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dafür gesorgt, dass der Geschädigte mindestens zwei Stunden länger gelebt hätte. Ob er überlebt hätte, kann im Hinblick auf mögliche Folgeerkrankungen nicht sicher gesagt werden."

    Dann ist es meiner Meinung nach aber auch zulässig, dass man nicht nur Mitgefühl gegenüber dem Patienten signalisiert, sondern auch mal Verdruss oder Ärger, wenn es denn gerechtfertigt ist.

    Das andauernde Unterdrücken dieser Emotionen ist auch als emotional labour bekannt und kann auch seinerseits zu nicht unerheblichen psychischen Problemen führen (Zum Beispiel zu mentaler Erschöpfung).


    Ferner würde ich noch hinzufügen, dass eine ehrliche Reaktion zu einem echten Gesprächspartner gehört und dass solche Partner notwendig sind, um sich in der Welt zu orientieren und zu entwickeln. Rogers nannte das bekanntlich Kongruenz. Diese Kongruenz stellt eine wichtige Säule der humanistischen Psychologie dar, sowohl im Menschenbild aus auch in der Therapie.

    Sind ja auch immer nur gefühlte Eindrücke. Wäre interessant, das einmal wissenschaftlich zu untersuchen.


    Nachtrag:


    Wir beeinflussen die Schülerinnen und Schüler natürlich ganz maßgeblich dadurch, wie wir sie ausbilden uns insbesondere durch das, was wir ihnen vorleben. Es gibt Schulen, in denen NotSans ausgebildet werden. In anderen werden Djangos ausgebildet. Und es ist leider noch nicht auf den Rettungswachen angekommen, wie wichtig es ist, dass die Azubis zumindest auch mit PALs fahren.

    Sich nun über die Definition von Wissen oder Informationen zu diskutieren ist Erbsenzählerei.

    Ist es sicherlich nicht. Wenn der Patient beispielsweise sagt, er sei seit sechs Tagen nicht auf dem Klo gewesen, dann ist das eine Information. Wenn die ILS daraus kommentarlos einen Einsatz mit der Diagnose "Ileus" macht, dann handelt es sich um ein Ratespiel, das mit Information oder Wissen nichts zu tun hat.


    Ich schleppe übrigens auch nicht immer das ganze Material mit. Um das Spineboard im RTW zu lassen, reicht mir aber der Hinweis, dass es sich um eine Erkankung handelt und nicht um einen Unfall.


    Außerdem ist es natürlich auch Geschmackssache. Ich persönlich würde es halt bevorzugen, wenn ich zum Patientenzustand nur eine grobe Richtung bekomme statt eine Verdachtsdiagnose.

    Dann hätten sie vielleicht trotzdem in der Zeitung gestanden.

    Das ist gut möglich. Aber davor schützt, zumindest teilweise, eine gelungene, also konfliktvermeidende, Gesprächsführung mit den Patienten. Ich erkläre den Leuten inzwischen einfach, was der Rettungsdienst macht und wofür er da ist und warum eben das bei ihnen im Moment nicht vorliegt. Natürlich nenne ich auch die Alternativen.

    Ich transportiere manchmal mehr als 3/4 der Menschen, die mir in der RTW-Schicht begegnen, nicht in eine Klinik und stand bisher in über 30 Jahren Rettungsdienst nur 1x in der Zeitung.

    Andererseits haben wir es auf der Medien-Seite auch mit einem sich kontinuierlich steigernden Alarmismus zu tun, dem es um Klickzahlen geht und nicht um objektive Berichterstattung. "DRK lässt alte Frau mit Schmerzen im Stich" provoziert hat eher zum Klicken als "Bevor das DRK den Transport durchgeführt hat, gab es eine Meinungsverschiedenheit in Bezug auf die Indikation. Außerdem war die Patientin zum Verlassen des Hauses bei Regen unangemessen bekleidet und wurde nass".

    Gestern sah ich eine Folge einer beliebigen (nicht gestellten) RD-Doku, in der der Kollege vom RTW die Auffassung vertrat, es wäre doch gut, dass wenige Informationen von der Leitstelle kommen, so wäre man nicht auf ein bestimmtes Bild "eingeschossen".

    Das könnte ich gewesen sein. So lassen sich nämlich bestimmte Fixierungsfehler vermeiden. Ich wäre als ILS insbesondere mit konkreten Verdachtsdiagnosen zurückhaltend. Vor allem, wenn ich von Notfallmedizin keine Ahnung habe - so wie eine Leitstelle, von ich ich zufällig gehört habe. Ich habe am liebsten nur eine grobe Kategorie wie "internistisch" oder "unfall".


    Das gilt natürlich nicht für wichtige Informationen betreffend die Sicherheit an der Einsatzstelle.