Die Schweiz ist schon lange nicht mehr das Land, in dem rettungsdienstlich gesehen, nur Milch und Honig fliesst.
Momentan fällt einigen Systemen ihre "Fehleinschätzungen" aus vergangenen Tagen auf die Füsse.
Beispiel:
Das Gesundheitsdepartement eines Kantons entscheidet aufgrund des im Vorfeld sehr deutlich wahrnehmbaren Lobbyismus der grossen Player im Rettungsdienst, dass RTW nur noch in Doppelbesetzung dipl. RS gesetzeskonform eingesetzt werden können. Gleichzeitig wurden die Anerkennungskriterien für dipl. RS "angepasst".
Drei Kernziele wurden damit verfolgt:
1. Kleinere Leistungserbringer zur Fusion zu bewegen
2. Die Einstiegshürde im lokalen Markt für potentielle Marktbegleiter aus dem In-/Ausland zu erhöhen
3. Die Einstiegshürde für mögliche RS Kandidaten:innen aus dem Ausland zu erhöhen
Das Ganze wurde unter dem Deckmantel der Qualitätssteigerung durchgeführt, ohne dass es jemals eine Studie z.B. zur Fragestellung gab, ob eine Doppelbesatzung aus dipl. RS zu einer Qualitätssteigerung bei der Ergebnisqualität für den Patienten führt.
Studien aus anderen Ländern mit ähnlichen Qualifikationen haben keinen Qualitätsanstieg aufzeigen können.
Zusätzlich muss man noch wissen, dass die Rettungsdienstsysteme in der Schweiz, sich in Sachen Vorhaltung bis vor wenigen Jahren und teilweise auch heute noch, eher am Minimum ausgerichtet haben bzw. ausrichten und eine signifikante Bedarfserhöhung längstens notwendig gewesen wäre und gleichzeitig noch eine grosse Verrentungswelle ansteht.
Zwei der Kernziele wurden klar verfehlt.
1. Die kleineren Leistungserbringer haben so viel Selbstbewusstsein entwickelt, dass sie heute deutlich grösser geworden sind und relevante Marktanteile von den Lobbyrettungsdiensten abgegriffen und gleichzeitig die Vorhaltung erhöht haben und dafür auch weitere dipl. RS benötigten
2. Die Marktbegleiter sind trotzdem in den Markt eingestiegen und haben zu einem Aktionismus im Bereich der Neueröffnung von Rettungswachen durch die etablierten Player geführt (um die gesetzlichen Anforderungen bei den Hilfsfristen einzuhalten und sich nicht angreifbar zumachen), was den Bedarf an dipl. RS adhoc signifikant gesteigert hat.
Das dritte Kernziel hat man erreicht: Die Zahl der Anerkennungen hat abgenommen bzw. stagniert auf einem zu niedrigen Niveau.
Bis heute werden nicht genug dipl. RS ausgebildet, um den deutlich gewachsenen Bedarf zu kompensieren.
Meine persönliche Einschätzung ist aktuell, dass sich die Situation in der Schweiz schneller und gravierender verschlechtern könnte, als die Situation in Deutschland. Dies in erster Linie aufgrund massiver Fehlentscheidungen / -einschätzungen in den letzten 5 bis 8 Jahren.