Kreis Teltow-Fläming kündigt Rettungsdienstverträge

  • Rekommunalisierung im Eiltempo wegen Falck


    Der brandenburgische Kreis Teltow-Fläming hat überraschend den dort tätigen Rettungsorganisationen zum Jahresende die Verträge gekündigt. Ab Januar 2013 will der Kreis den Rettungsdienst mit eigenem Personal betreiben. Hintergrund für diese Rekommunalisierung im Eiltempo ist nach Presseangaben das Bestreben des Landrats, aus dem fünfjährigen Ausschreibungsmodus herauszukommen, den das Bundesland Brandenburg vorschreibt.


    Quelle - SK-Verlag

  • :applaus: Bravo, der Landrat gefällt mir. Wenn er noch das Personal von dem jetzigen Rettungsdienstbetreiber übernimmt und deren Gehälter nicht einkürzt, wäre dies mal eine absolut gute Nachricht.

  • @ Ani,


    :?:


    naja, zu Dir fällt mir eh nur ein Zitat von Albert Einstein ein:

    Zitat

    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.

  • @mütom


    Hast Du gerade Langeweile oder hat Dein Stammtisch heute frei?

    Ich glaube er wurde vor 3-4 Tagen rausgeworfen :pfeif:



    Ich bin mal sehr gespannt ob man hiervon nochmals hören wird. Ich hoffe für die dortigen Mitarbeiter, dass sie keinen Nachteil davon haben. Aber mir erschließt sich die Angst vor Falck ohnehin nicht so richtig...

  • Vielleicht deshalb:


    Art der Beschäftigung von Sebbe: ehrenamtlich
    Alter von Sebbe: vermutlich mal 16 oder 17


    ...also durchaus nachvollziehbar, da muss man eine Familie noch nicht ernähren und Existenzängste dürften da auch noch weitgehenst unbekannt sein.

  • Ja, meine Beschreibung triffst du ganz gut...


    Ich suche noch den bedeutenden Nachteil von Falck gegenüber einer HiOrg. Dass ein kommunaler Rettungsdienst gewisse Vorteile bietet, vor allem im Bezug auf die Arbeitsplatzsicherheit, mag stimmen, weswegen ich die mal außenvor lasse.
    Aber was macht eine HiOrg besser?
    Die Löhne - wohl eher nicht
    Ausschreibungen - bei beiden vorhanden
    Arbeitsbedingungen - sollen auch nicht so schlecht sein, zumal so einiges was ich erleben durfte auch nur schwer zu unterbieten ist...
    unbefristete Verträge - wird es sicher auch geben
    Aufgabenbereich - gleich
    Umfeld (Kliniken, Ausstattung,...) - größtenteils vorgeschrieben
    Arbeitszeiten - Mir fällt es schwer zu glauben, dass diese noch schlechter werden könnten als aktuell bei uns


    Hab ich irgendwas vergessen? Wenn nicht sehe ich den bedeutenden Unterschied für den einfachen Arbeitnehmer nicht.

  • Danke für den Hinweis Ghandi,


    aber hier kommen wir genau zu dem Punkt:

    Zitat

    Die eigentlichen Rettungsfahrten unternehmen ASB, DRK und Johanniter für
    den Kreis. Entsprechende Verträge bestehen seit 1994. Und alle â?? das
    zeigte sich auch am Montagabend â?? sind damit hochzufrieden.

    Zitat

    Entweder der Kreis macht es selbst (Kommunalisierung) oder ein Dritter â??
    dann aber muss es eine (europaweite) Ausschreibung geben.

    Zitat

    Doch trotz der generellen Zufriedenheit mit dem Status quo und der
    generellen Ablehnung von Dumping-Anbietern konnte sich der Ausschuss
    nicht einigen. Danny Eichelbaum (CDU) war unwohl bei der Vorstellung,
    dass der hoch verschuldete Kreis wieder eine GmbH gründen will.

    Zitat

    wollen wir einen Anbieter, der von sonst woher kommt und an der einzigen
    Stellschraube, den Löhnen, dreht und das niedrigste Angebot macht?â??,
    fragte Giesecke rhetorisch.

    Kommune pleite, trotz guter Arbeit des Rettungsdienstes drohen nun Arbeitslosigkeit, Lohnkürzungen etc.. Daher mein Einwand......Das kann und darf nicht der Weg der Zukunft sein!

  • Zitat

    "??wollen wir einen Anbieter, der von sonst woher kommt und an der einzigen Stellschraube, den Löhnen, dreht und das niedrigste Angebot macht?"??


    Das ist nichts als Polemik.
    Denn am Schluss entscheidet gerade bei einer Ausschreibung der Kreis, welche Kriterien in die Ausschreibung einfliessen und wie sie gewichtet werden.


    Zu welchen Konditionen denkt denn der liebe Landrat könnte er die Kollegen anstellen - bei leeren Kassen?
    Wenn ich mir die Erfahrung in anderen Ländern anschaue, führt die Rekommunalisierung im Rettungsdienst in erster Linie zu einer Kostensteigerung.
    Dies lässt sich auch ganz leicht erklären.


    Denn gerade bei relativ kleinen Betrieben, wie es in diesem Fall gegeben sein wird, hat man wirklich nur eine Möglichkeit Geld zu sparen - im Bereich des Personals.
    Und man benötigt einfach entsprechende Headcounts neben dem Fahrpersonal, um den Betrieb zu führen und zu verwalten.


    Ein international tätiger Konzern hingegen, verfügt in den jeweiligen Ländermärkten eine Führungsebene die in erster Linie so gestaltet ist, dass sie effizient und effektiv agieren kann.
    Von der zentralen Verwaltung und den dadurch reduzierten Kosten im administrativen Bereich mal ganz zu schweigen.
    Des Weiteren hat ein solcher Konzern Einkaufskonditionen für Material, Fahrzeuge, etc. Rabatte von denen die meisten kleinen RD-Unternehmen nur träumen können.


    Und auch wenn es manche nicht glauben wollen, wir reden hier von einem signifikanten Einsparpotential.
    Hier können z.B. die Rabatte beim Einkauf von Medizintechnik und Verbrauchsmaterial durchaus die Gewinnmarge eines Auftrags, wie in dem beschriebenen Fall, verdoppeln.


    Mir ist die Problematik von Wandel sehr wohl bewusst.
    Es ist auch absolut nachvollziehbar, dass Ausschreibungen oftmals zu Existenzängsten führen.
    Fakt ist, dass das Handeln des Landrats nichts an der Unsicherheit der Mitarbeiter geändert hat.
    Ich könnte mir sogar vorstellen, dass der "Gewaltakt" vielmehr dazu führt, die Instabilität des Rettungswesens in dieser Region relativ kurzfristig herbeizuführen (z.B. durch Abwanderung des Personals).


    Persönlich stelle ich mir die Frage, ob man nicht lieber eine vernünftige Ausschreibung mit entsprechenden Eckpfeilern kreiert hätte, anstatt jetzt diesen nicht einfacheren Weg einzuschlagen.


    Die Begründung darin zu suchen, dass man die Durchführung des RD an einen Billiganbieter mit schlechten Anstellungsbedingungen und einer schlechten "Qualität" übertragen möchte, mag vielleicht gegenüber der Bevölkerung und den Mitarbeitern gut klingen, aber ist aus meiner Sicht nichts als eine Ausrede.


    Der Kreis ist jetzt in der Beweispflicht, dass er der bessere Arbeitgeber und RD-Dienstleister ist.
    Ich freue mich im Sinne der Patienten und Kollegen darauf, davon überzeugt zu werden.

  • welche Firmen fahren zur Zeit in TF? War das nicht auch Promedica?


  • Zitat

    Zitat Ghandi
    Das ist nichts als Polemik.


    Denn am Schluss entscheidet gerade bei einer Ausschreibung der Kreis,
    welche Kriterien in die Ausschreibung einfliessen und wie sie gewichtet
    werden.

    Das ist richtig, allerdings werden Ausschreibungen gemacht da die öffentliche Hand in vielen Fällen leider nur leere Kassen zu bieten hat. Dies bedeutet als letzter Schluss, das der Rettungsdienst der Marktwirtschaft preisgegeben wird. Ein Unternehmer wiederum will Geld verdienen, was ja auch legitim ist. Gerade im Rettungsdienst bedeutet dies aber langfristig, das bei Ausschreibungen der günstigste Anbieter gewinnt und bei ca. 80% Lohnkosten der Gesamtkosten im Rettungsdienst werden genau hier die Einschnitte geschehen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Mitarbeiter eines Unternehmens können sich nur sehr schwer dagegen wehren, da es bei Ausschreibungen auch immer um ihren Arbeitsplatz geht.


    Grundlegend ist ja hiervon nicht nur der Rettungsdienst betroffen, das die Löhne stagnieren, bzw. sich immer mehr dem Existenzminimum nähern, wiederum die Gewinne der Unternehmen sich ständig erhöhen. Dies ist nun mal ein Grundzug des Kapitalismus, der langfristig genauso zum scheitern verurteilt ist wie der ausschließliche Sozialismus. Bei der sozialen Marktwirtschaft kommt es auf die Ausgewogenheit an, doch gerade das mal wieder ein Allgemeingut der Marktwirtschaft preisgegeben wird, unterhöhlt die soziale Marktwirtschaft und zerstört langfristig das Vermächtnis unserer Eltern und Großeltern, die sich gerade im Hinblick der Schrecken des II. Weltkrieges entschieden haben, das in Deutschland jeder Mensch in Geborgenheit (kein Hunger, keine Kälte) und Würde hier leben kann. Das ist in meinen Augen Zivilisation, doch leider erfahren wir hier in unserem Lande immer mehr den schleichenden Abbau dieser Errungenschaft.