Sehr schön finde ich die Rede des Innenministers an der Trauerfeier!
Respekt!
Rede
von Innenminister Heribert Rech MdL
Trauergottesdienst
zu Ehren der im Dienst
getöteten Feuerwehrangehörigen der
Freiwilligen Feuerwehr Tübingen
am 22. Dezember 2005
in der Stiftskirche in Tübingen
?Trennung ist unser Los, Wiedersehen ist unsere Hoffnung.
So bitter der Tod ist, die Liebe vermag er nicht zu scheiden.
Aus dem Leben ist er zwar geschieden, aber nicht aus unserem Leben;
denn wie möchten wir ihn tot zu wähnen,
der so lebendig unserem Herzen innewohnt.?
Das Zitat von Augustinus, das ich an den Anfang gestellt habe, zeigt den tiefen Schmerz der Trennung und des Verlustes. Es weist aber auch einen Weg aus Trauer und Leid und gibt uns allen auf diese Weise Hoffnung.
Für uns alle ist noch immer unfassbar, was sich in den frühen Morgenstunden des 17. Dezember ereignet hat. Bei einem Einsatz haben zwei Feuerwehrleute der Freiwilligen Feuerwehr Tübingen ihr Leben verloren.
Ihr Ehemann und der Vater Ihrer beiden Kinder,
sehr geehrte Frau Schwägerle;
Ihr Sohn, sehr geehrte Frau Schwägerle
Ihr Sohn, sehr geehrte Frau und Herr Mang,
Ihr Lebensgefährte sehr geehrte Frau Schmid.
Sie sind plötzlich und unerwartet aus unserer Mitte - aus dem Leben - gerissen worden. Sie haben ihren Einsatz für andere, für uns alle, für die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes mit ihrem Leben bezahlt. Dies ist ein zu hoher Preis. Beide waren kurz vor drei Uhr zu einem Einsatz gerufen worden. Gemeinsam mit ihren Kameraden der Feuerwehr Tübingen - Abteilung Stadtmitte - machten sich Kurt Schwägerle und Andreas Mang wie schon unzählige Male zuvor auf den Weg. Sie taten das, was tagtäglich viele andere Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner überall in Deutschland auch tun: Sie rücken aus, um anderen zu helfen. Doch diesmal kehrten sie nicht mehr nach Hause zurück, heim zu Ihnen.
Wir alle, die wir uns heute hier zu Ehren und im Gedenken an Herrn Kurt Schwägerle und Herrn Andreas Mang versammelt haben, stellen uns die Frage nach dem ?Warum??
Warum musste dies passieren?
Warum gerade diese zwei jungen Kameraden, die ihre ganze Zukunft noch vor sich hatten?
Warum gerade ein Familienvater, dessen Ehefrau und dessen beiden Kinder den Ehemann und Vater doch noch so dringend gebraucht hätten?
Warum ausgerechnet der Partner, mit dem man das weitere Leben plante?
Die Antwort auf diese Fragen wird uns in dieser Welt niemand geben können. Wir werden dieses ?Warum?? mit menschlichem Verstand nie beantworten können. Es wird uns alle, es wird Sie, werte Angehörige, wohl immer wieder an diesen 17. Dezember 2005 erinnern.
Die Frage nach dem ?Warum?? kann nach den ersten Tagen der tiefen Trauer aber auch zu einem Anker der Zuversicht und des Trostes werden. Dann nämlich, wenn wir das ?Warum?? nicht auf den Einsatz in der Ludwigstraße mit seinem tragischen Ende fokussieren, sondern wenn wir die weitergehende Frage zulassen: ?Warum waren die beiden Tübinger Männer bei der Feuerwehr??
Und die Antwort hierauf lässt Trauer und Schmerz zu Verständnis, Zuversicht und auch berechtigten Stolz auf die Leistung der Verstorbenen werden.
Die meisten von Ihnen, namentlich die Feuerwehrleute aus allen Landesteilen, die heute hier in der Stiftskirche unter uns sind, kennen die Antwort auf diese Frage. Aber auch Sie, liebe Angehörige, die Sie in der Feuerwehr Tübingen tief verwurzelt sind, Sie kennen aus eigenem Empfinden die Motivation, Tag und Nacht bereit zu sein. Sie alle haben schon erfahren dürfen, wie erfüllend es ist, anderen helfen zu dürfen:
* Einen Verunfallten aus seinem Fahrzeug rechtzeitig befreien zu können.
* Einer Mutter ihr Kind aus hilfloser Situation in die behütenden Arme legen zu dürfen.
* Oder auch nur einem einsamen alten Menschen sein geliebtes Haustier wieder zurückgeben zu dürfen.
Wer das Glück hatte, einmal in die strahlenden Augen von dankbaren Menschen blicken zu dürfen, der kann die Frage nach dem ?Warum?? beantworten.
Und dieses Glück hatten Andreas Mang und Kurt Schwägerle nicht nur einmal erleben dürfen. Sie waren engagierte Feuerwehrmänner und sie waren stolz darauf. Sie durften erleben, was es heißt, anderen zu helfen. Und Sie haben ihren Dienst mit großer Begeisterung und mit Leidenschaft ausgeübt.
Hierfür danke ich beiden, Andreas Mang und Kurt Schwägerle heute von ganzem Herzen. Die Feuerwehren des Landes Baden-Württemberg und die Bürgerinnen und Bürger sind stolz auf ihre Leistungen.
Ich weiß, dass es unendlich schwer ist, nach einem solchen Verlust sein Leben wieder in die Hand zu nehmen, es neu zu ordnen, auf andere Menschen zuzugehen und sich ihnen zu öffnen.
Wir wissen um diese Belastung oder können sie zumindest erahnen. Deshalb gelten unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme heute in erster Linie Ihnen, den Angehörigen. Sie stehen nicht allein in Ihrer Trauer. Wir sind bei Ihnen, und das nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten.
Als Innenminister des Landes Baden-Württemberg darf ich Ihnen versichern, dass wir aus dem Tod der beiden Feuerwehrmänner die notwendigen Lehren ziehen werden. Sowohl die polizeilichen Ermittlungen als auch eine von unserem Landesbranddirektor eingesetzte Unfallkommission soll das Geschehene auf mögliche Konsequenzen für Taktik und Technik genauestens untersuchen. Wenn auch Herr Andreas Mang und Herr Kurt Schwägerle dadurch nicht mehr zu uns zurückkehren können, soll selbst ihr letzter Einsatz noch dazu beitragen, das Leben ihrer Kameraden zu schützen und zu bewahren. Wir alle werden Ihre Angehörigen und Ihre Freunde nicht vergessen. Sie sind in unserer Erinnerung. Sie leben in unseren Herzen und Gedanken weiter. Ich weiß aber auch um die seelische Belastung der Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner, die in dieser Nacht mit im Einsatz waren. Auch Ihnen gilt mein Dank und mein Mitgefühl.
Liebe Frauen und Männer der Feuerwehr Tübingen, ich wünsche Ihnen, dass Sie die schrecklichen Eindrücke dieser Nacht bald werden verarbeiten und wieder mit Mut und Zuversicht in die Zukunft blicken können.
Ich wünsche Ihnen, liebe Angehörige die Kraft, die Trennung und den Schmerz zu überwinden. Lassen Sie die Erinnerung an Kurt Schwägerle und Andreas Mang zu einem kostbaren Geschenk werden, das wir lebendig in unseren Herzen tragen können.
Quelle: http://www.feuerwehr.de