Hilfe für Düsseldorfer RETTER

  • ...wenn es in Düsseldorf so wie früher läuft, das auf den Fahrzeugen bis auf eine Infusion, Nitro und Supra nichts weiter verlastet ist, die Rettungsassistenten der BF somit zu jedem etwas zweifelhaften Einsatz den Notarzt nachbestellen müssen, wundert mich diese Steigerungszahlen keinesfalls.

  • 5%-6% sind wohl normal, http://www.publications.parlia…ct/cmhealth/171/17110.htm, die 11% pro Jahr erhöhung der NEF Einsätze ist allerdings echt krass. Würde mich mal interesieren ob bei gleich hohem Zuwachs an Einsatzzahlen, ähnliche Gründe verantwortlich sind. Kann jemand aus der Region sagen ob sich die dispositions Kriterien für NEF geändert haben, oder die Erkrankungen einfach komplexer wurden?

  • Nach meiner persönlichen, subjektiven Wahrnehmung liegt in Düsseldorf die hohe NA-Einsatzrate an der durch den ÄLRD vorgeschriebenen niedrigen Indikationsschwelle für die primäre Alarmierung bzw. die Nachforderung eines NEF.
    Anfangs fand ich es ungewöhnlich zu jedem Schlaganfall mit NA alarmiert zu werden, aber in dem ein oder anderen Fall war es wirklich hilfreich eine zeitnahe Blutdrucksenkung durchführen zu können. Es wird halt nur lächerlich, wenn Kollegen abfahrtbereit auf den NA warten bei einem A/B/C-stabilen Patienten. Andererseits sind die NA fest auf den Feuer-und Rettugswachen stationiert, sodass der zuständige und auch der nächste zuständige NA bei Nachforderung innerhalb von 5 bis maximal 10 Minuten vor der Tür steht.


    Die Mitarbeiter werden aber auch eindeutig aus- und fortgebildet fast immer einen NA nachzufordern. Dies führt gleichzeitig auch dazu, dass in den aufnehmenden KH eine gewisse Erwartungshaltung entsteht und man teilweise Schwierigkeiten hat einen potentiell Schwererkrankten ohne größere Diskussion einer zeitnahen Versorgung zuzuführen, wenn man ohne NA ankommt (z.B. einen Patienten mit Schlaganfall oder einen Patienten mit exazerbierter COPD, welchen man 2 Minuten vom KH entfernt aufgenommen hat).


    Ich möchte hier nicht zum x-ten Male eine Notkompetenz/EVM-Diskussion starten - ist langsam ein wenig müßig - aber auch diese Maßnahmen stehen exemplarisch für die Arbeitsweise im RD-Bereich Düsseldorf.
    Legt man die Anweisungen des ÄLRD strikt aus, so gibt es z.B. keine "weiche" Indikation für die Anlage eines PVZ. Man darf nicht auf Grundlage einer zu erwartenden Zustandsverschlechterung eine Infusion anschließen und das offiziell auch nicht einmal, wenn man ein NEF nachfordert.
    Gar nicht mal übertrieben dargestellt: Ich treffe auf eine bewusstlose Person mit Anisokorie. Diese muss assistiert beatmet werden, aber sie ist aktuell hämodynamisch stabil. Eine anstehende Narkoseeinleitung ist offensichtlich bzw. höchstwahrscheinlich, aber dennoch dürfte ich in diesem Fall keinen i.v.-Zugang legen. Der Patient hat nämlich weder eine symptomatische Hypotonie, noch eine Unterzuckerung und muss auch nicht reanimiert werden.


    Bei einigen RettAss wird der Patient dennoch einen Zugang erhalten und auch der Notarzt wird in den meisten Fällen nichts sagen. Es gibt aber genügend Kollegen, die auf die Anlage eines Zugangs verzichten und auf den NA warten. Kann man ihnen auch nicht verübeln, denn es hätte auch passieren können, dass man sich - trotz des Patientenzustandes - erst einmal für den Zugang rechtfertigen muss.
    [Abgesehen davon, dass wenn man kaum Zugänge legt, nicht wirklich besser in der Durchführung dieser Maßnahme wird.]


    Insgesamt denke ich persönlich, dass die hohen NA-Einsatzahlen schlicht und ergreifend von den verantwortlichen Behörden gewünscht sind. Man muss aber auch respektieren, wenn man auf diese Weise eine bessere Versorgung der Bevölkerung erwartet und deswegen einen NA häufig an der Patientenversorgung beteiligen möchte.
    Den effektivsten RD erhält man dadurch sicherlich nicht. Es werden aber auch zeitgleich mehr RTW vorgehalten werden.
    Persönlich finde ich es nur schade, dass einerseits viele RettAss in vielen Einsätzen unterfordert sind und dadurch insgesamt fachlich abbauen und andererseits auch viele Notärzte den Eindruck machen, dass sie gemessen an ihrem Können und Wissensstand unterfordert sind. Verständlich, wenn man in einer 24 h Schicht 10-14 Mal mit dem NEF ausrückt und davon bei mindestens der Hälfte kaum erforderlich ist und sich fast nur auf Zugang legen beschränkt. In vielen Fällen begleiten die Notärzte auch nur, weil man schneller im KH sein wird als das Protokoll fertig geschrieben und ausgedruckt.

  • Vor knapp 18 Jahren war ich das letzte mal in Düsseldorf tätig, schade das sich in der langen Zeit nicht wirklich was verändert hat.

  • Es hat sich schon eine Menge veändert. Die Ausstattung ist hervorragend, die Einsatzabläufe sind durchgeplant, die Ressourcen sind immens.
    Es könnte nur deutlich mehr Geld in die Fortbildung für alle Mitarbeiter investiert werden.


    Das System ist halt sehr arztzentriert und auf die Belange einer Berufsfeuerwehr mit dualer Verwendung ihrer Mitarbeiter ausgelegt. Vielleicht deutlich mehr arztzentriert als viele andere Bereichen in Deutschland. Trotzdem sind es keine "Berliner RTW" und das System als Ganzes ist nicht schlecht. Persönlich möchte ich in Düsseldorf nur, dass meine Angehörigen in vielen Fällen nicht ohne NA versorgt werden.

  • Bei Mütom wird nun mal die Effizienz nicht an der Patientenversorgung, sondern ausschließlich anhand der durchzuführenden Maßnahmen der Rettungsassistenten gemessen.

  • Bei Mütom wird nun mal die Effizienz nicht an der Patientenversorgung, sondern ausschließlich anhand der durchzuführenden Maßnahmen der Rettungsassistenten gemessen.

    Passt schon Ani, wie immer - Dein Beitrag war authentisch, natürlich auch provokant nur halt nicht kritisch!

  • Ich finde schon, dass er sich kritisch mit etwas auseinandergesetzt hat. Nur eben mehr mit deiner Einstellung als mit dem Thema. Allerdings auch nur soweit es aus dem Beitrag hervorgeht. Es schrieb neulich schon jemand, eine kritische Auseinandersetzung bedingt nicht zwangsweise das Üben von Kritik. Allerdings habe ich auch ein Problem damit, dass "der Zugang" im 21. Jahrhundert noch ein Diskussionspunkt ist. Ich kenne es eher so, dass es Diskussionen gibt, wenn man ohne abgenommenes Blut in der Notaufnahme aufkreuzt...

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • @ Johannes,


    da haste allerdings recht. Aber vielleicht bringt das NotSanG in Düsseldorf auch eine Wende bei den Tätigkeiten des RFP. Technisch ist die Feuerwehr und ihr Rettungsdienst sehr gut postiert.