ZitatAlles anzeigenA. Schaumberg
Zusammenfassung
Hintergrund:
Die Wissensvermittlung durch Simulation geht über die reine Vermittlung von Soft Skills und praktischer Fertigkeiten hinaus und umfasst auch Handlungswissen und Entscheidungsverhalten. Die Überprüfung des Wissens oder praktischer Fertigkeiten erfolgt jedoch eher selten im Rahmen von Simulationen. Der Lernerfolg durch eine Simulation scheint viele Bereiche des Lernens zu betreffen und daher multifaktoriell zu sein. Studien, die ausschließlich die Auswirkungen von unterschiedlich realitätsnahen Lernumgebungen auf das kognitive Langzeitbehalten von Studierenden untersuchen, gibt es bisher nicht.
Ziel der Arbeit:
Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich daher mit der Frage, ob es durch unterschiedlich realitätsnah ausgestaltete Fallszenarien Unterschiede im kognitiven Langzeitbehalten von Studierenden insbesondere im Hinblick auf die Lerndimensionen „Wissen“, „Verständnis“ und „Transfer“ gibt.
Material und Methode:
Die Studierenden wurden randomisiert sowie den 2 Praktikumsgruppen „realitätsnah“ und „nichtrealitätsnah“, die ebenfalls randomisiert werden, zugeteilt. In beiden Gruppen durchliefen die Studierenden standardisierte Fallszenarien. Die Studierenden erhielten Klausurfragen vor, unmittelbar nach und 14 Tage nach ihrem Praktikum. Zusätzlich füllten sie einen Fragebogen unmittelbar nach dem Praktikum aus.
Ergebnisse:
Auch bei wenig erfahrenen Teilnehmern führte eine realitätsnahe Ausgestaltung der Simulation zu einem signifikanten Anstieg des Wissens unmittelbar nach Beendigung der Simulation. Dies hatte keinen Einfluss auf das kognitive Langzeitbehalten der Studierenden. Die Gruppe „realitätsnah“ hatte zwar initial ein höheres Wissen nach der Simulation, dieses aber bereits nach 14 Tagen wieder vergessen und befand sich auf dem gleichen Niveau wie die Vergleichsgruppe „realitätsfern“.
Schlussfolgerung:
Das Lehrangebot „Simulation“ allein scheint nicht den Lernerfolg zu garantieren. Vielmehr scheint es notwendig zu sein, ein für den Ausbildungsstand gerechtes, den Bedürfnissen und den Persönlichkeitseigenschaften
angepasstes Simulationssetting zu schaffen.
Anaesthesist 2015 · 64:286–291 DOI 10.1007/s00101-015-0004-z