Peinliche Presse, vor allem der letzte Satz!
(onlineausgabe Delmenhorster Kreisblatt 24.01.06)
Wiederkehrender technischer Fehler beim Einsatzfahrzeug hält Patienten vom Krankenhaus fern
Ein schwerer Unfall, verletzte Menschen, die Zeit drängt: Wenn jetzt der Rettungswagen nicht anspringt, wird die gesamte Lage noch viel dramatischer als ohnehin schon. Doch so etwas passiert ? besonders offenbar im Winter, aber nicht nur dann.
Ein kaputtes Getriebe? Ein Elektrikfehler? Selbst die Fachmänner scheinen zu rätseln. Fakt ist, dass der Krankenwagen zuweilen nicht anspringt, wenn es auf Minuten ankommt.
Ein ?Sprinter? soll er seinem Fabriknamen nach sein, der Mercedes-Benz, der als Rettungstransportwagen durch die Stadt fährt. Wenn er fährt. Manfred Hübner, Fachdienstleiter Feuerwehr, wähnt in dem Wagen flachsig ?vielleicht ein Montagsauto?. Der ?Sprinter?, der Leben retten soll, kann Leben kosten, weil er gelegentlich mehr steht als sprintet.
Zuletzt vor knapp einer Woche: Eine ältere Frau war ohnmächtig zusammengebrochen. Über den Notruf 112 riefen Angehörige den Krankenwagen. Die Notärztin und drei Sanitäter kümmerten sich um die Frau, stabilisierten sie. Dann sollte die Patientin ins Krankenhaus gefahren werden. Doch der Rettungswagen sprang nicht an. 15 Minuten später traf der herbeigerufene zweite Rettungswagen ein ? und leistete Starthilfe.
?Was passiert bei einem Herzinfarkt, einem schweren Unfall oder wenn das zweite Fahrzeug nicht in der Nähe ist?, fragt sich Augenzeugin Claudia Jäger, Tochter der Patientin. Auch sei ihr gesagt worden, solche Ausfälle habe es in den vergangenen zwei Wochen gleich vier Mal gegeben. In einem Brief an Oberbürgermeister Carsten Schwettmann fordert Claudia Jäger ein schnelles Krisenmanagement. ?Notfallmedizin sollte nicht zum russischen Roulette ausarten?, schreibt sie.
Im Rathaus ist das Problem bereits bekannt. ?Und es hat oberste Priorität?, versichert Stadt-Pressesprecher Timo Frers. Schon mehrfach sei der Wagen in der Werkstatt gewesen. Dort hätten die Fachleute indes Schwierigkeiten gehabt, den oder die Fehler zu orten. Nach den neuerlich gehäuften Vorfällen sei der Krankenwagen erneut unter die Lupe genommen worden. ?Jetzt gehen wir davon aus, dass alles glatt läuft?, sagt Timo Frers. Fährt der ?Sprinter? nicht, ?müssen wir nach neuen Lösungen suchen?, sagt der Stadt-Presseprecher. Einsparungen im Gesundheitswesen hätten jedenfalls nichts mit den Defekten zu tun. Zumal der direkte Rettungsdienst in der Stadt nicht aus dem Rathaus, sondern zu 100 Prozent von den Krankenkassen finanziert werde.
Feuerwehrchef Manfred Hübner hält eher das Auto an sich für das Problem. ?Technische Macken?, sagt er, ?sind bei diesem Typ nichts Ungewöhnliches.? Die Feuerwehr warte ihre drei Rettungstransportwagen regelmäßig. Alt seien die Fahrzeuge auch nicht, ?eigentlich sind sie in einem einwandfreien Zustand?, sagt Manfred Hübner. Und irgendwann klappt es dann auch bei allen mit dem Fahren.