"Christoph 53" hebt länger und immer öfter ab

  • "Christoph 53" hebt länger und immer öfter ab
    Mannheimer Rettungshubschrauber soll in Stuttgart helfen / Künftig nicht nur zur Patientenverlegung unterwegs


    Während der Stuttgarter Spiele der Fußball-WM geht "Christoph 53" in die Verlängerung: Der am Flugplatz Neuostheim stationierte Hubschrauber der Deutschen Rettungsflugwacht (DRF) erweitert seine Bereitschaftszeit, die sonst um 7 Uhr morgens beginnt und zum Sonnenuntergang endet. Wenn aber der Ball im Gottlieb-Daimler-Stadion rollt, sind Pilot, Notarzt und Rettungsassistent bis Mitternacht oder sogar zwei Uhr morgens startklar.


    "Passiert im oder um das Stadion etwas, sind die Rettungskräfte mit einer großen Zahl zum Teil schwer verletzter Patienten konfrontiert. Hubschrauber können hier deutliche Entlastungen in der Versorgung von schwerstverletzten Patienten schaffen, indem Sie kritische Patienten schnell in viele Kilometer entfernte Spezialkliniken bringen oder Fachkräfte schnell bringen," erläutert Dr. Jörg Braun, Medizinischer Leiter der DRF.


    Daher wurden für die sechs WM-Spieltage in Stuttgart für die DRF-Luftrettungszentren, die maximal eine Flugstunde von der Landeshauptstadt entfernt liegen, die Bereitschaftszeiten verlängert. Neben Mannheim sind das Leonberg, Freiburg und Ochsenfurt. Zwischen 20 und 21 Uhr löst dort dann jeweils eine "WM-Schicht" die Crew ab, die tagsüber im Einsatz war. Dafür hat die DRF vom Luftfahrtbundesamt eigens eine Genehmigung erhalten, heben die Maschinen doch sonst nur bei Tageslicht ab. Da reicht normalerweise ein Pilot. Da die neben ihnen sitzenden Rettungsassistenten aber als HEMS Crew Member (Helicopter Emergency Medical Service) ausgebildet wurden, können sie den Piloten bei der Navigation und der Luftraumbeobachtung unterstützen.


    Der seit 1986 am Flughafen stationierte "Christoph 53" ist mit einem Piloten der DRF besetzt, Notarzt und Rettungsassistent kommen aus den Kliniken der Region. Er hob zunächst in erster Linie für den schonenden Transport von Intensivpatienten sowie Früh- und Neugeborenen zwischen Kliniken in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen ab; bei Rettungseinsätzen nur dann, wenn der Ludwigshafener Hubschrauber "Christoph 5" schon anderweitig unterwegs war.


    Das hat sich aber geändert: Nach einer neuen Anordnung des Stuttgarter Sozialministeriums und der Inbetriebnahme der integrierten Rettungsleitstelle Rhein-Neckar in Ladenburg bekommt die Mannheimer Station nun gleich Notfalleinsätze für den Bereich zwischen Mannheim im Westen, Heilbronn und Buchen im Odenwald im Osten sowie Pfungstadt im Norden und dem Autobahnkreuz Walldorf im Süden. Das soll den Patienten schneller Hilfe bringen, aber auch Kosten sparen - denn die Anflugzeit von Ludwigshafen nach Sinsheim ist etwa vier Minuten länger als von Neuostheim aus. Im April war "Christoph 53" 63 Mal unterwegs, im Mai bereits 98 Mal, davon waren 62 Notfalleinsätze. pwr


    Mannheimer Morgen
    13. Juni 2006