RaiPler braucht Rat,Einsatzablauf

  • Hallo, ich möchte euch um einen Rat bitten.
    Letzter Einsatz heute: bekannter CA Patient, mit Krampfanfall, als bewusstlose Person gemeldet. Notarzt kam zeitgleich mit uns an. Irgendwie lief da heute alles schief. Ich hatte den Eindruck, dass Platzmanagement war unter aller Sau. Dabei waren die Platzverhältnisse optimal. Großes Wohnzimmer, Tisch und Sessel schon weggeschoben. Wir hätten uns frei entfalten können. Der Pat. lag halb auf der Seite, war deutlich zyanotisch und hatte rasselnde Atemgeräusche, da Mundraum voller ich-weiß-nicht was. Das EKG stand am Kopf, die Absauge an den Beinen, der Sauerstoff war unter dem Wohnzimmertisch, einzig das Pulsoxy war dort wo es hingehört, nämlich am Finger und zeigte eine Sättigung von 70%. Mein RA war am Kopf. seine Aufgabe bestand aber nur darin, den Zugang zu fixieren, während mein Kollege die Trage holte und ich eine Infusion gerichtet habe. Ich wollt ja gern einen Guedeltubus einlegen, absaugen und Sauerstoff geben, aber ich konnte/durfte nicht.
    Hier die Frage: Warum werden wir in der Schule auf Platzmanegement gedrillt, wenn es draußen eh keinen zu interessieren scheint? Soll ich in solchen Situationen als "Frischling" die Initiative ergreifen? Aber dann heißt es wieder, das Ei will schlauer sein als die Henne, wir haben das schließlich immer so gemacht.
    Was tut ihr in solchen Situationen, falls ihr sowas kennt? Ich habe heute einfach die Füße stillgehalten und das getan was man mir gesagt hat. Aber unter einer optimalen Versorgung vor Ort verstehe ich etwas anderes. Hätte ich in der Prüfung so agiert wie heute wär ich durchgefallen...
    Einsatznachbesprechung fiel aus, weil Feierabend und RA musste nach Hause. Jetzt sitz ich hier und lass traurig die Ohren hängen, weil ich halt erst angefangen habe und "es richtig machen will".


    Kleiner Nachschlag: auf Intensiv war heute die Hölle los, warum auch immer. Als wir mit unserem Patienten kamen und es ans umlagern ging, waren die Schwestern auch nicht mehr so prickelnder Laune. Patient lag im Bett, musste aber noch nach oben grückt werden und auf die Seite gedreht. O-Ton "hey, fass gefälligst mal mit an!" (mach ich eh) "So, nein, nicht so, anders, mit dem Laken!!!" (?) "da is doch kein Laken drunter" , "kruzitürken, raus!!!" woraufhin Biggi schleunigst die Hufe in die Hand nimmt und sich verdrückt. :(
    PS: und jetzt hier vor dem Computer sitzt und sich wie ein Volldepp vorkommt

    ...es gibt für alles im Leben den richtigen Zeitpunkt...

  • Grundsätzlich ist das Platzmanagement im Einsatz immer so eine Sache. Richitg obtimal läuft es fast nie. Wenn Dich der Einsatz im Nachhinein so beschäftigt, solltest Du auf jeden Fall eine Nachbesprechung anstreben und eventuell auch Deinen Praxisbegleiter zu Rate ziehen.

  • Huhu,
    also ich bin in solchen Situationen immer ganz froh wenn mir mein RaiP mal nen Anstoß gibt. Manchmal bemerkt man selbst zugebaute Einsatzstellen nicht, weil man gerade auf andere Dinge fixiert ist.
    Ob das bei deinem RettAss auch so ist ist halt Typ abhängig. Allerdings denke gutes Teamwork ist von der Kommunikation abhängig. Also wenn dir was nicht passt, raus damit.
    Bezüglich Platzmanagment drill, kann ich nur sagen, das ist halt etwas was man leider zu schnell unter den Tisch fallen lässt, wenn man fertig ist.


    Gruss Alex

  • Kopf hoch. Du bist ja in der Ausbildung.Versteif dich nicht auf die Theorie. Schau dir das ganze einfach mal defensiv an und brings ggf. step by step in die Nachbesprechung ein. Irgendwann entwickelt sich dann ein gepflegtes maas zwischen Theorie/Praxis.
    Gleiches gilt fürs Kh. Die kacken halt mal rum, aber mit der Zeit pendelt sich das schon ein, wenn Du bereit bist zu lernen.

  • Fällt doch eher positiv auf, wenn jemand mitdenkt und sich engagiert. Natürlich sollte das dann nicht so erscheinen, dass man den altgedienten Kollegen sagen will, wo es lang geht. Aber wenn du z.B. sagst: "Reicht euch der Platz oder sollen wir den Patienten etwas mehr in die Raummitte ziehen?" wird dir das wohl keiner übel nehmen.

  • hallo iggib,


    der einsatz scheint ja wirklich nicht optimal gelaufen zu sein. das du in der situation erstmal nix gesagt hast, war sicherlich eine kluge entscheidung. mit positiv formulierten rückmeldungen bzw. fragen zum einsatzgeschehen (wie von benutzername beschrieben) erreichst du sicherlich mehr als mit kritik, egal wie konstruktiv sie vorgebracht wird. der kollege würde wohlmöglich in die verteidigungshaltung gehen und dann wars das mit der kommunikation (das ein professioneller lra / praxisanleiter anders reagieren müsste, steht auf einem anderen blatt).


    ich kann mich noch gut an meine anfangszeit im rd erinnern, da liefen einsätze auch oftmals nicht ganz glatt und ich wollte es eben auch so gut wie möglich machen. mit der zeit habe ich dann gelernt, gut abzuwägen. nicht alles, was machbar ist, muß gemacht werden. und wenn ich das gefühl hatte, hier is echt was schief gelaufen, war nach dem einsatz (auch 2 tage später is nach dem einsatz) immer gelegenheit für eine nachbesprechung. sprich den ra doch bei nächster gelegenheit einfach mal darauf an.


    du schreibst selbst, das auf der intensiv die hölle los war. das die schwester in der situation echt unkollegial reagiert hat ist wohl klar. aber halte ihr den stationsstreß einfach mal zu gute. dich persönlich hat sie auf keinen fall gemeint.


    daniel

  • Kopf hoch, Biggi! Es geht auch anders und alles wird gut. :)


    Im Ernst, so wie du deinen Tag schilderst, war er einfach - A-A.
    War ja nicht dabei, also nehme ich deine Schilderung mal für gegeben an.
    Für mich ist ein sinniges Platz- und Gerätemanagement das A und O in einem hektischen Einsatz. Also suche das Nachgespräch und versuche offen, aber sachlich die Dinge anzusprechen, die dir aufgefallen sind. Beginne mit positiven Aspekten und lobe deinen Mentor ein wenig. Den meisten wird das gefallen :ironie:
    Zudem, finde ich, gibt es nichts fürchterlicheres, als wenn NEF und RTW zur selben Zeit eintreffen. In der Regel ist der Einsatz an dieser Stelle schon zum Scheitern verurteilt. Das liegt zum Einen daran, dass plötzlich viel zuviele Leute auf einmal die Szene betreten und zum Anderen daran, (Ani wird mich jetzt killen...), das die wenigsten Notärzte Plan von Einsatzstellenmanagement haben, dieses aber exzessiv ausleben möchten. Naja, Ausnahmen haben manchmal die Regel <duck>


    Zum Verhalten, welches du von der Intensivschwester schilderst, sage ich jetzt mal nix. Nur, dass ich Menschen mag, die mit zunehmender Hektik immer ruhiger und gelassener werden. Die gibts. Tatsächlich. Aber leider eine seltene Spezies. Was Lagerungstechniken angeht, so versuche doch mal einen Kinästhetik-Kurs mitzumachen. Da kannst du noch ne Menge fürs Leben und deinen Rücken lernen.


    LG,


    Christian


    Salvatorische Klausel:
    Ich/Wir waren nicht live dabei und wir alle könnnen die Sitaution nicht objektiv beurteilen. ;)

  • Hallo Leute,
    danke an euch. Hab`ne Nacht drüber geschlafen. Wenn ich das nächste Mal mit dem RA zusammenarbeite, werde ich doch noch eine Nachbesprechung anstreben. Wer weiß, vielleicht sah er manches an diesem Einsatz ja genau so wie ich.
    Zur Intensivstation: ich mag auch nicht generell auf die Leut da schimpfen, machen ihren Job und das gut. Ich möcht ihn nicht machen müssen. Nach dem Tag war es einfach noch das große negativ-tüpfelchen auf dem I.
    VLG Biggi
    (welche sich morgen Früh auf ein neues motiviert auf die Arbeit schwingt) :D

    ...es gibt für alles im Leben den richtigen Zeitpunkt...

  • Zitat

    Original von Valandil
    und zum Anderen daran, (Ani wird mich jetzt killen...), das die wenigsten Notärzte Plan von Einsatzstellenmanagement haben, dieses aber exzessiv ausleben möchten. Naja, Ausnahmen haben manchmal die Regel <duck>



    Ich weiß nur, daß es den meisten Notärzten egal ist, wie die Koffer, das EKG oder die Rettungsassistenten angeordnet sind.


    Fakt aber ist, daß aufgrund der räumlichen Situation meistens alle Theorie grau ist und ich meistens von Hinz nach Kunz wandern muß, um zu intubieren, einen Zugang zu legen oder andere Dinge zu erledigen (Anamnese mit Angehörigen, Medikamentenbegutachtung, Sichten von Krankenunterlagen etc). Da nützt einem auch kein in der Ausbildung perfekt durchgespielter ACLS wie bei "ER"...



    BTT



    Gruß,


    Ani