Es ist erstaunlich, wie leicht und auch schnell man sich innerlich von einem Sachverhalt abwenden kann, wenn die Umstände unangenehm werden.
Ich - d.h. ein beim DRK angestellter Rett.-Ass., der zufällig auch VerDi-Mitglied ist und am Warnstreik teilgenommen hat - finde es in Ermangelung eines treffenderen Adjektivs "interessant" wie einerseits RD-Berufspolitische Interessen von einzelnen Forumsmitglidoiden auf die Frage nach dem Tarifvertrag und andererseits auf den Arbeitgeber DRK reduziert werden.
Dies wird der Sache in vielerlei Hinsicht nicht gerecht, da zum einen unter dem Dach des DRK nicht nur Rett.-Ass. sondern auch viele, viele andere Berufssparten existieren - die alle unterschiedliche Interessen haben - und zum anderen in der BRD eine Menge verschiedener Anbieter RD betreiben, von kreiseigenen Institutionen über Feuerwehren und Privatunternehmen hin zu fast allen HiOrgs...
Selbstverständlich ist eine angemessene Entlohnung ein wichtiger Aspekt berufspolitischen Strebens, bildet diese doch den unmittelbarsten Mechanismus, sein Personal zu (de)motivieren. Doch Arbeitszufriedenheit, die letztlich entscheidenden Einfluss auf die langfristige Entwicklung der Arbeitseffektivität und Qualität hat, wird noch von diversen anderen Faktoren beeinflusst.
In diesem Kontext ist und bleibt das größte Problem das RettAssGes selbst, da es unmittelbar und dauerhaft negativ auf die haupterwerblich im RD tätigen Kolleginnen und Kollegen wirkt, indem es uns weder die notwendigen Handlungsspielräume für die Ausübung unserer täglichen Verrichtungen korrekt definiert, noch verbindliche Aussagen darüber trifft, wie man letztendlich einen RettAss auszubilden hat, so dass letzten Endes unser Arbeitsleben davon bestimmt wird, wie andere - meist fachfremde "Experten" - es für uns interpretieren.
Will heissen: was eine Fachschule lehrt, bestimmt sie innerhalb eines sehr groben Rahmens selbst, was deutliche Qualitätsunterschiede beim Kenntniss- und Expertisestand von RettAss-Frischlingen verschuldet. Ob ein Ärztlicher Leiter irgendwelche "Regelkompetenzen" freigibt, obliegt alleine seinem Gutdünken und nicht der Frage von Notwendigkeiten. Solche örtlichen oder auch Landesweit geltenden (Re-)Zertifizierungsmaßnahmen schüren Bedenken, weil man arbeitsrechtliche Konsequenzen bei Nichtbestehen fürchtet - unabhängig davon, wie wenig substanziell diese Bedenken auch sein mögen! Rückenprobleme o.ä. sind nicht notwendigerweise anerkannte Berufskrankheit, weil unser "Beruf" überhaupt nicht im Bundesausbildungsgesetz auftaucht. Das Ansehen unseres Berufsstandes in der Bevölkerung ist miserabel, weil der Bürger auf der Straße nicht weiß, wessen ein moderner RD fähig sein kann. Publicity bekommen wir ja immer nur dann, wenn etwas schief gelaufen ist...
Wichtig ist eigentlich nur, sich dieser Dinge bewußt zu werden, was offensichtlich noch lange nicht in ausreichendem Maße geschehen ist!
Allerdings bin ich es satt, den unnötigen Polemikern hier das Feld zu überlassen, die nichts Besseres zu tun haben, als sich und die "Sache", welcher sie zu dienen glauben durch unachtsames Geschwafel ans Kreuz zu nageln - IPs kann man nämlich loggen und das Internet ist lange nicht so anonym, wie man denkt...
Soviel zunächst von mir, vielleicht finden sich ja noch ein paar, die beim Schreiben auch nachdenken...