Könnte am Förderalismus liegen.
Der Föderalismus erlaubt verschiedene Lösungswege, er erzwingt sie nicht. Ich warne davor, alle Probleme auf den Föderalismus zu schieben, insbesondere in einer Zeit wo Landesregierungen mit der AFD zusammen entstehen könnten, oder Bundespolitik mit AFD Stimmen mitbestimmt werden könnte.
Mit Verlaub, aber das ist Blödsinn. Und selbst die Fachwelt im Leitstellenbereich hat dieses erkannt und macht da eine Kehrtwendung. Zwischen Vorlesen - anklicken und Vorlesen - verstehen - anklicken liegen Welten. Diese Mittel dienen als Arbeitshilfen und zur Qualitätssicherung. Im Umkehrschluss könnte man komplett nur Laien auf einem RTW setzen, die nur kurz in bestimmte Praktiken eingewiesen werden, die dann mittels eines Telenotarztes das Gehirn (das Wissen) ersetzt bekommen. Solche Einschätzungen kommen mir zu schnell aus der Hüfte geschossen.
Die Fach"welt" im deutschen Leitstellenbereich macht vielleicht eine Kehrtwende. Die Daten zeigen, dass standardisierte Notrufabfragen zu schnellerer und verlässlicherer Identifikation von OHCA führen. Die Daten zeigen auch, dass marginalisierte Gruppen von standardisierten Notrufabfragen profitieren, weil Disponenten unbewusste (oder sogar bewusste) Urteile nicht einfließen lassen können. Das ist für mich nicht alles übertrumpfend als Argument, aber es bedeutet schon, dass andere Lösungen diese Punkte ansprechen sollten.
Zu guter letzt, Harris, ich glaube du warst ein guter Disponent. Aber ich glaube auch du bist nicht representativ. und die Frage ist, wie kriegt man als System verlässlich gute Ergebnisse hin? Ist das echt indem man NotSan die Abfrage führen lässt? Sind NotSan erfahrener als Systeme die gelernt und gewachsen sind aus mehreren Millionen Notrufen? Ich bezweifle das.
Ich glaube erfahrene NotSan sind sehr wertvoll für die Notrufe die nicht ins System passen. Aber das ist nicht jeder Notruf.
Bei meinem alten Arbeitgeber, der als Hiorg die ILS mitbesetzt hat (RLP halt), war es so, dass die Laufbahn im Unternehmen grob gesagt so aufgebaut war:
Neuer RA wird eingestellt, dann Einsatz auf dem N-KTW, nach kurzer "Einspielzeit" Einsatz auf dem RTW, bei Interesse LRA/sonstige Sonderfunktionen, Einsatz auf der Leitstelle, im Anschluss Leiter eines Nebenstandorte nach Stellenverfügbarkeit und "Eignung". And I think it´s beautiful.
Das klingt erstmal ganz gut, die Frage ist nur, was machst du, wenn der Disponent mist macht? Und zwar regelmäßig? Und wie verhinderst du das? Und wie erkennst du das? Wie erreichst du denn, dass jeder dieser erfahrenen LRA in der Leitstelle innerhalb von 30s den OHCA identifiziert? Das kann gehen, davon bin ich überzeugt. Aber das muss eben auch gehen, wenn wir sagen "jeder macht wie er denkt". Die Ergebnisse müssen stimmen. Und bei aller retro-romantik, in Berlin haben die Ergebnisse sicher nicht gestimmt. Darum musste sich was ändern.