Beiträge von sebihu

    Sehr häufig kann ich auch bei unmittelbarem Sterben von Patienten einen sehr raschen "Verfall" des Körpers im Sinne von zyanotischer oder sehr fahler Haut beobachten, so, dass man das Sterben des Körpers augenscheinlich sieht. War das bei euch irgendwie ähnlich zu erkennen?


    Pulsoxymetrie? Puls oder Sättigung ableitbar?

    ja, die Patientin war deutlich fahl, nach Einstellung der Reanimationsbemühungen blieb das auch so.


    Pulsoxymetrie war dran, jedoch kaum ableitbare Werte.

    Ich gehe mal davon aus, dass nach Abbruch der Reanimation die Patientin vom Monitor genommen wurde, also wäre es theoretisch möglich, dass in dem Moment der Kreislauf zurückgekehrt ist, was aber erst nach einer Stunde bemerkt wurde. Trotzdem ist ja von einer Asystoliezeit von min. 20min auszugehen, nämlich während der Reanimation. Dass das folgenlos überlebt wurde, spricht jedenfalls für die Qualität der HDM

    reine Reanimationszeit ca. 25 Minuten, danach lief der Monitor noch mindestens 5 Minuten weiter, bevor dieser von der Patientin entfernt wurde.

    Danke für die Fallschilderung.


    Ich gehe jetzt einfach mal nicht davon aus, dass die Frau tatsächlich über eine Stunde lang asystol war, bevor sie folgenlos überlebte. Woher kommt dieses Paradoxon? Technischer Fehler bei der Ableitung? Fehler beim Anwender? Medizinische Sensation? Wunder im religiösen Sinne?


    Hat jemand einen schlüssigen Ansatz?

    die Ursache konnte tatsächlich bis heute nicht geklärt werden.

    Im Rahmen der Aufarbeitung konnte jedoch ein technischer Fehler, wie auch menschliches Versagen mit grösster Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.

    Inwiefern? Eine einfache EKG-Ableitung sollte das vermeiden können, oder?

    Nicht zwingend.


    Ich hatte letztes Jahr genau so einen Fall. Initiale Reanimation mit frustranem Ausgang, im EKG jederzeit Asystolie.

    Nach Einstellung der Reanimation ordentliche Todesfeststellung durch unsere Notärztin und wegen unklarem Tod wurde das Institut für Rechtsmedizin hinzugeholt. Der Arzt des IRM stellte ebenfalls den Tod fest.

    Weil die „Verstorbene“ bereits bei uns im RTW war und die Rechtsmedizin quasi ums Eck lag, haben wir in Absprache mit allen Beteiligten dorthin transportiert.

    Bei Ankunft haben wir dann beim zufälligen Blick in die Patientenraum-Kamera (wir sassen beide vorne) festgestellt, dass die Patientin einen Arm bewegt…

    Zum Glück liegen Rechtsmedizin und Notaufnahme nur ca. 100m auseinander, darum Zielortwechsel dorthin.


    Schlussendlich hat die Patientin ohne jegliche Folgeschäden überlebt und konnte nach wenigen Tagen entlassen werden.

    Zwischen Abbruch der Reanimationsbemühungen und erstem Bemerken einer Vitalfunktion vergingen 56 Minuten.


    Wie und warum es zu diesem Lazarus-Effekt kam, konnte bis jetzt nicht erklärt werden.


    Die Patientin erfreut sich übrigens bester Gesundheit, im Rahmen der Aufarbeitung des Falles durfte ich zusammen mit der Notärztin die Patientin kürzlich wieder treffen.

    Die spannende Frage ist ja, warum sanitätsdienstliche Einheiten bzw. Schutzsymbole einen solchen Verfall der Hemmungen erfahren?

    Wenn man die eigenen Wertevorstellungen mal „abschaltet“ (ich weiss, das kann schwer sein) kann man durchaus zum Schluss kommen, dass Verwundete oder gefallene Sanitäter für einen Feind das grössere Übel ist, als beispielsweise die selbe Anzahl an reinen Kämpfern, vor allem am Anfang von Kampfhandlungen. Sind keine Sanitäter mehr vorhanden oder stark dezimiert sterben auch die anderen Verwundeten tendenziell schneller, da eine medizinische Versorgung fehlt.

    Daraus kann grundsätzlich gefolgert werden, dass sich ein Feind mit weniger oder keinen Sanitätern schneller dezimiert.


    Weiter ist es so, dass ganz grundlegend Verwundete mehr Manpower „verbrauchen“ als Tote, weshalb einige Armeen aber vor allem z.B. Rebellengruppen darauf achten zumindest anfänglich wenige Gefallene, dafür viele Verwundete zu verursachen.

    Gefallene werden bei diesem Vorgehen mehr dafür missbraucht, Schreckensmeldungen zu verbreiten.


    Krieg ist und bleibt nun einmal grausam…

    Ich meinte mit „Trend“, dass international der „klassische“ Sanitäter mit Schutzzeichen und Pistole zur Selbstverteidigung eher rückläufig ist.

    das ist definitiv so. Schutzzeichen sind immernoch vorhanden, können aber schnell entfernt/abgedeckt werden oder sind von Anfang an in der entsprechenden Tarnfarbe gehalten, um nicht aus grösserer Entfernung erkannt zu werden.

    Die Pistole ist i.d.R. wenn überhaupt nur noch Sekundärbewaffnung.


    Ein „Trend“, der schon ~20 Jahre anhält 😉

    Anscheinend ausserhalb der Sanitätsgruppen/-kompanien. Ob man von flächendeckendend reden kann, weiss ich nicht. Mir hat man bei einem Besuch eines Ausbildungszentrums (wo Soldaten verschiedener Armeen schult) gesagt, dass der Trend dorthin gehen würde.

    das ist nicht nur ein Trend, sondern wird aktuell so gehandhabt. Diese in der Schweiz Einheitssanitäter, jeder Zug hat mindestens 1-2 davon. Das sind speziell geschulte „Kämpfer“, welche eine sanitätsdienstliche Ausbildung bekommen, welche international betrachtet dem Combat Medic oder in den USA den PJ‘s entsprechen und welche auch Infusionstherapie, Intubation (reflexlos), i.v.-Medikation inkl. BTM, sowie natürlich Bleeding-Control selbstständig durchführen. Ausserdem machen diese den TCCC-Kurs.


    Einheitssanitäter kommen ausserhalb der Sanitätskompanien in den Kampfeinheiten zum Zuge, in den Sanitätskompanien machen diese MEDEVAC, entweder mit den Panzern, gepanzerten und entsprechend eingerichteten Sanitäts-Duros, sowie per Hubschrauber (EC 635 & Super Puma).

    Letzteres war damals unter Anderem meine Funktion.

    Vielleicht definiert ihr High-Performer unterschiedlich?

    gut möglich.

    Das ist ja überhaupt eine interessante Frage, wer das definiert und auf welcher Grundlage.

    da gebe ich dir absolut recht.

    Wenn aber mehrere Stellen einen Kandidaten als „High-Performer“ anpreisen, dann erwarte zumindest ich jemanden, der in der Theorie überdurchschnittlich fit ist und auch den Transfer aus der Theorie in die Praxis mindestens gut schafft und somit dem Patienten einen deutlichen Benefit bringt.

    Aber auch das ist natürlich wieder Definitionssache und entsprechend diskutabel.


    Ich sehe mich übrigens selber auch nicht unbedingt als „High-Performer“ 😉

    Man muss dabei aber ja auch anmerken, dass die Schweiz es Ausländern nicht gerade einfach macht im RD Fuss zu fassen.

    Ich kenne genug High-Performer die mittlerweile frustriert aufgegeben haben oder in die Pflege gewechselt sind.

    Ich persönlich mag das Wort „High-Performer“ überhaupt nicht. Das hat vor allem folgenden Hintergrund:

    Ich möchte hier kein Bashing gegen niemanden betreiben, aber bisher war ich von angeblichen „High-Performern“ (fast) immer bitter enttäuscht.

    Einerseits waren diese jeweils fachlich in der Theorie immer top, in der Praxis jedoch kaum zu gebrauchen, während Leute, die nicht unbedingt als „High-Performer“ bekannt waren, fast immer solide Leistungen in Theorie und Praxis zeigten.


    Vor allem die „High-Performer“ hatten jeweils teilweise erhebliche Mühe durch die Ergänzungsprüfung zu kommen und wurden trotz jahrelanger Erfahrung im Rettungsdienst teilweise von unseren Studis im 2. Jahr richtiggehend vorgeführt. Vor allem das saubere praktische Arbeiten war ein grosser Knackpunkt.


    Klar, es gab auch Ausnahmen, wo einfach alles top war, diese waren jedoch deutlich in der Unterzahl.


    Allerdings hat sich diese Problematik aus meiner Sicht deutlich gebessert, seit die 3-jährigen NFS auf dem Markt sind. Da stimmt in der Regel das Gesamtpaket und diese sind wirklich fit und gut zu gebrauchen.


    Wie gesagt, das soll keinesfalls irgend jemanden hier angreifen, da dies lediglich meine persönliche Meinung und Erfahrung in den letzten 14 Jahren ist.

    Ein Register würde ich per se auch als fälschungssicher ansehen. Es geht aber um die Aufnahme in ein Register. Wenn man dort mit gut gefälschten Dokumenten reinkommt, ist man da ja dann erst mal drin. Ein Register hätte dann sogar einen Nachteil, weil in der Folge keine weitere Kontrolle mehr stattfindet, wenn sich jeder nur den Registereintrag anschaut. Oder muss man da jährlich seine Approbation und Scheine vorlegen?

    Ohne Kontrolle/Legitimation durch den Bund kommt niemand ins NAREG/MEDREG.

    Der Eintrag wird automatisch mit Erwerb der entsprechenden Qualifikation durch den Bund eingepflegt, resp. ergänzt. Mit gefälschten Dokumenten ins NAREG/MEDREG zu kommen ist somit praktisch ein Ding der Unmöglichkeit.


    Sollte jemand, wieso auch immer, seine Qualifikation/Bewilligung verlieren, melden die entsprechenden kantonalen Stellen dies dem Register und der Eintrag wird entsprechend angepasst.

    Somit braucht man da nie etwas vorzulegen.

    Gibt es so etwas immer noch nicht? So etwas ähnliches wie unser NAREG (ist zwar nur für paramedizinische Berufe)

    für die akademischen Berufe gäbe es noch das MEDREG, wobei NAREG & MEDREG in Zukunft zusammengelegt werden sollen.


    Weil ich der Meinung bin, dass es nicht jeden zu interessieren hat, was ich beruflich mache. Dann müsste dies gleichermaßen für alle Berufe eingeführt werden, was datenschutzrechtlich kaum möglich sein dürfte.

    Zumindest in CH kann man, wenn man weiss wo, fast jede Person, welche eine teritiäre Ausbildung hat, in einem Register finden.


    Bei den Ärzten ist im MEDREG übrigens alles relevante zu finden, wie z.B. Berufsausübungsrecht in den einzelnen Kantonen, BTM-Bezugsbewilligung, etc.

    Da die Register zentral durch den Bund verwaltet werden, sind diese auch ziemlich fälschungssicher und als Arbeitgeber ist mit wenigen Klicks ersichtlich, ob ein Bewerber tatsächlich über die angegebenen Grundqualifikationen und Titel verfügt.


    Ob ich im Register auffindbar bin, stört mich persönlich nicht, da ausser dem Namen, meiner Qualifikation und meiner Registernummer für die Öffentlichkeit ohne meine Erlaubnis keine weiteren Daten preisgegeben werden…

    Das ist übrigens etwas, was mir im Rettungsdienst / Sanitätsdienst des KatS immer wieder über den Weg läuft; man muss vom Rettungsdienst keine Ahnung zu haben, um ihn führen zu können. Und so passiert es landauf und landab, dass der ehemalige Maschinenbaustudent (von einer richtigen Uni übrigens) mit einer „richtigen“ Feuerwehrausbildung, der mal nebenbei RettSan gemacht hat, weil gehört ja irgendwie zur blauen Ausbildung dazu, aber eigentlich hatte man dazu ja kein Bock (ich will ja dicke Feuersbrünste löschen) und an der Einsatzstelle nun die Sanis herum schubst. Ich habe mich schon so oft gefragt, warum ein NotSan mit ein bissel FF Ausbildung nicht auch einen Löschzug der Berufsfeuerwehr führen darf? Sollte andersrum dann doch auch selbstverständlich sein. Warum nehmen wir das dann einfach so hin? Wer führt denn in anderen Ländern den Rettungsdienst an der Einsatzstelle? England? Niederlande? Schweiz? Auch eine fachfremde Person?


    Okay, das überrascht mich nun. Wer führt denn dann den Rettungsdienst, in den genannten Ländern?


    Für mich ist das auch eher eine berufspolitische Sache. Ich möchte, dass der Rettungsdienst von Rettern geführt wird. Nicht von fachfremden Personen. Das mag nicht objektiv sein, empfinde ich jedoch als wichtig.

    Ich versuchs mal einigermaßenn verständlich rüberzubringen ;):

    In der Schweiz werden medizinische Lagen durch Rettungssanitäter geführt, welche zeitgleich EL San sind. Bei grossen Ereignissen kommt noch ein LNA hinzu, es entsteht eine duale Führung, bei welcher der RS für einsatztaktische, der LNA für medizinische Belange verantwortlich zeichnet. Einer von beiden übernimmt hierbei zusätzlich die Rolle des BL San (Bereichsleiter), welcher dann noch in die Gesamteinsatzleitung mit FW und Pol einbezogen wird. Wer das ist, wird bilateral entschieden. Bei Bedarf kann zusätzlich ein BL San aber auch noch als dritte Person hinzugezogen werden, dabei führt diese dann EL San und LNA.


    Bis zum Eintreffen EL San übernimmt das erste Team vor Ort (immer ein RS) als sogenannter Chef Front oder EL San ad interim die Führung auf Platz, sowie die Prätriage.


    Grundsätzlich muss jeder RS in der Lage sein, sämtliche Chargen (Warteraum, SanHist, Trip., Behandlung, etc.) bei einem MANV abdecken zu können, mit Ausnahme des EL San, diese sind spezialisiert.


    Bei den meisten RD, welche mir bekannt sind, wird der EL San mit wenigen Ausnahmen aus dem Kader oder jeweiligen Rettungsdienste rekrutiert. Unter anderem hängt dies damit zusammen, dass kostspielige Entscheidungen politisch von einem Kadermitglied eher akzeptiert werden, als wenn dies ein "normaler" Mitarbeiter tut, selbst wenn dieser EL San ist.

    Dazu ein Beispiel: Der letzte durch mich geführte MANV war ein 6-11, dabei entstanden Kosten von über 100'000 SFr., welche bei einem Kadermitarbeiter i.d.R. durchgenickt werden, bei einem Kollegen, der nicht zum Kader gehört, hätte eine solche Summe für mehr Rückfragen gesorgt. Traurig, aber wahr...

    Halten denn die Tragetische die Tragen in der Verankerung bei einem Unfall bei Beladung mit Gewichten im dreistelligen Bereich? Müssen die nach DIN nicht nur 70 kg oder so garantieren? Auch wenn die Tragen 200kg problemlos stemmen, nützt das ja nichts, wenn die Verankerung dafür nicht ausgelegt ist.

    ich kann natürlich nicht für alle anderen sprechen, aber ja, unsere Fahrzeuge mit Powerload, inkl. Schwebetisch und Seitenverschiebung haben eine Verstärkung des Chassis erhalten (eine ~500kg Stahlplatte), so dass auch 200-300 kg bei einem Unfall problemlos gestemmt werden können.

    Ist mit Konsum eigentlich Besitz gemeint? Dachte immer Konsum an sich sei nicht strafbar, bzw werde zumindest nicht verfolgt.. oder ist das so eine Urbane Legende?

    also in CH ist es gemäss einem Kollegen von der Polizei scheinbar ebenso.


    Er meint aber, dass man besitzen muss, um zu konsumieren. Sprich: Wer beim Konsumieren erwischt wird, ist wegen Besitz dran. Aufgegriffen zu werden nach Konsumation ist nicht strafbar, wird aber im System vermerkt, was zumindest hier einen vorsorglichen Führerscheinentzug bedeuten kann.


    Btw. kann hier auch ein deutlich alkoholisierter Fussgänger(!) vorsorglich den Führerschein verlieren, da je nach gemessenem Wert von einer Suchtproblematik ausgegangen werden kann.


    Den Führerschein dann wiederzubekommen kann schnell in die Tausende gehen…

    Ob Sonderrechte genutzt werden, entscheidet der Transportführer. Der Fahrzeugführer entscheidet, wie diese genutzt werden. Ich kann tatsächlich auch mit Blaulicht mit 20km/h bei Blitzeis durch die Stadt fahren.

    Wo kommt denn der Unsinn her, das man schneller fahren müsste, nur weil man Sonderrechte nutzt?

    Und auf welcher Grundlage entscheidet der Fahrzeugführer, dass der Patient ohne Sonderrechte transportiert werden soll, wenn der Transportführer das anders entschieden hat?

    Danke Karsten, du sprichst mir aus der Seele.


    Sondersignal heisst eben nicht unbedingt schnelles fahren…