Beiträge von m.duschl

    Was wäre denn der große Wurf?

    Einstampfen. Neu bauen. Ein System, ein Bundesland nach dem anderen.

    Für die Beteiligten, die nicht mitmachen wollen, endet ihre Beteiligung am Gesamtsystem.


    Alle bisher beteiligten Player haben bewiesen, dass sie nicht in der Lage sind, ein hoch performantes, anpassungsfähiges, outcome orientiertes, nachhaltiges System zu entwickeln.

    Die seit mehr als einem Jahrzehnt laut vernehmbaren Warnungen wurden wissentlich ignoriert.


    Mir ist bewusst das klingt blauäugig, einfach, naiv, kindisch, etc., aber es ist aus meiner Sicht das Einzige was wirklich funktionieren würde.

    Alles was aktuell passiert oder die Massnahmen die angedacht sind, entsprechen einem Heftpflaster, welches man auf die kleine Schnittwunde am Finger bei einem polytraumatisierten Patienten klebt.


    Der Patient stirbt weiter.

    Da hilft auch kein Bündnis Pro Rettungsdienst.

    Wenn ich mir die Entwicklung der Personalsituation in mehr und mehr Regionen der Schweiz betrachte, habe ich zunehmend Zweifel, dass mehr Kompetenzen und mehr Gehalt langfristig den Effekt bringen, den sich manche in Deutschland erhoffen.

    Es gibt vielleicht ein wenig Entlastung, aber mehr als 5 bis 10 Jahre wird man den Untergang des aktuellen Systems in der Akut- und Notfallversorgung nicht hinauszögern können.


    Den grossen Wurf, den man in der aktuellen Situation dringend bräuchte, wird es aufgrund der (berufs-)politischen Gemengelage nicht geben.

    Auch wenn es die ACN rechtlich nicht gibt, so ist diese Ergänzung des Systems aus meiner Sicht sehr sinnvoll.

    Vor allem bringt dies Druck ins System und fördert Diskussionen, die längstens hätten geführt werden müssen.


    Mir ist absolut bewusst, dass das bei den NFS nicht sonderlich gut ankommt. Aus meiner Sicht muss trotzdem das Ziel sein, so wie es auch der BVRD formuliert, dass der NFS eine solide 3-jährige Berufsausbildung wird und nicht mit der Argumentation bezüglich der Möglichkeit zur Erhaltung der "Freiwilligkeit" (welches v.a. durch die Organisationen immer wieder angeführt wird), künstlich auf einer sehr überschaubaren Ausbildungsdauer eingefroren wird.


    Mir ist auch bewusst, dass das Trauma der Wegnahme der unzähligen Leitstellen in Niederösterreich (damals noch zu LEBIG Zeiten), von manchen noch nicht überwunden ist und mancher Player im Markt hat aktuell bedenken, dass so etwas auch im bodengebundenen Rettungsdienst erfolgen könnte, v.a. bei den "höherwertigen" Ressourcen.


    Persönlich denke ich, dass die Organisationen genügend Chancen haben, sich klar zur Qualität des zukünftigen Fachpersonals im Rettungsdienst zu bekennen und entsprechende Forderungen an die Politik damit zu verknüpfen. Mal sehen was sie daraus machen.

    30% sinnlose Einsätze für den RTW und sogar 80% für das NEF finde ich interessant.

    Die 30% "sinnlose" Einsätze für den RTW begegnen mir regelmässig bei den Datenauswertungen diverser Kreisverbände.

    Fraglich ist, wie man den "Sinn" definiert. Aus Ermangelung an Alternativen bleibt oftmals nur noch der RTW.

    In Oldenburg konnten die RTW Einsätze durch den Einsatz eines Gemeinde-NotSan um ca. 40 Prozent reduziert werden.

    Daten aus andern Länden weisen ähnliche Ergebnisse auf.


    Wenn man die Daten des European Data Projects (auch wenn dieses schon etwas älter ist) nimmt, kommt man auf ca. 25% der Einsätze, die möglicherweise die Intervention einer/s NA benötigen.


    Zumindest bei den RTW Zahlen, ist wenig "Gefühl" dabei.

    In all das kann man, wenn man das möchte, auch unprofessionelles Verhalten hineininterpretieren.

    Wenn es das einzige Vorkommnis mit diesem "Leiharbeiter" gewesen wäre, könnte man das. Wenn es zum Muster wird, muss man entsprechende Entscheidungen treffen. Unprofessionelles Verhalten bzw. Inkompetenz bei den Mitarbeitenden der Fremdfirmen, kann zu massiven Unruhen innerhalb der Reihen der eigenen Mitarbeitenden führen, vor allem bei den RettSan. Die weigern sich dann mit diesen Low-Performern auszurücken (was ich in den meisten Fällen vollkommen verstehen kann).

    Bin ja ein Fan des GNFS, aber die Datenlage ist vor allem dünn, oder? Ich kenne wenige Publikationen mit guten Zahlen.

    Die Frage ist, welche Art von Ergebnissen man in den Publikationen erwartet und welche Zielsetzungen das Projekt hat. Die Ergebnisse, die ich bisher sehen durfte, zeigen, dass das Ziel mit der Senkung der RTW-Einsätze deutlich erreicht wurde.

    Die Führung des BRK Regensburg war in Kanada (Renfrew County, Ontario) und hat sich dort das Konzept des Community Paramedics zeigen lassen. Es erfolgte auch ein Gegenbesuch. Jetzt gibt es halt das "REF", was wohl als kleinster gemeinsamer Nenner der bayerischen Projektbeteiligten anzusehen ist. Bayern ist ja bekannt dafür, gerne das Rad neu zu erfinden und die Lage zu verschlimmbessern, anstatt bewährtes zu übernehmen. Andere Regionen in DE setzen auf das GNFS-Proojekt in Oldenburg und adaptieren dies. Die Datenlage aus Oldenburg ist sehr vielversprechend und man kann nur hoffen, dass sich dieser Ansatz als Basis für solche Projekte etabliert.

    Auf den ersten Blick sieht LAS mit all seinen "Möglichkeiten" für die Weiterentwicklung spannend aus.

    Die Wirklichkeit ist allerdings eine andere.

    Gegen LAS sind die meisten Systeme in DE in Sachen Rahmenbedingung ein Paradies.

    Aber wenn man es sich antun möchte, kann man erleben, in welche Richtung man in vielen Regionen in DE rettungsdiensttechnisch steuert, wenn man nicht zeitnah etwas ändert und die Strukturen neu gestaltet.


    Der Wandel muss kommen und zwar asap. Doch bevor wir über Akademisierung sprechen, sollte man aus meiner Sicht das was man hat, nämlich das versorgungstechnische Potential von gut ausgebildeten NotSan, in der Praxis umsetzen. Wenn NotSan ihre Kompetenzen rechtssicher anwenden dürfen, wird auch sehr schnell die Berufszufriedenheit steigen und auch nicht indizierte NA-Einsätze sinken.


    Des Weiteren dürfen wir uns als Rettungsdienst auch nicht immer auf andere Player in der ausserklinischen Versorgung verlassen bzw. darauf hoffen. Die KV wird das mit der 116 117 nicht hinbekommen. Also müssen wir als RD für Lösungen sorgen. Sonst leiden wir nur darunter und auch motivierte Mitarbeitende werden die Branche verlassen.


    Leitstellen müssen zu richtigen "Gatekeepern" befähigt werden und hierfür benötigen wir evidenzbasierte Abfragesysteme inkl. der Option für nicht dringliche Notfälle, um die rechtliche Absicherung für die Mitarbeitenden der Leitstellen zu gewährleisten. Selbstentwickelte Abfragekataloge von manchen ärztlichen Leitern bringen uns hier nicht weiter.


    Diese "Gatekeeper"-Funktion der Leitstellen in Kombination mit "GNFS" auf der Strasse, wird eine signifikante Entlastung der Systeme bringen.

    Und man muss auch nicht das Rad neu erfinden. Das Oldenburger GNFS-System ist eine realisierbare und solide Basis. Es birgt ausserdem weiteres Potential. Warum sollte daraus in Zukunft kein berufsbegleitender Studiengang zum Physician Assistant (B.Sc./M.Sc./PhD) mit Schwerpunkt Hausarztmedizin entstehen, für den es dann verschiedenste Einsatzbereiche im ausserklinischen Versorgungssystem gibt.


    Aber als ersten Schritt brauchen wir jetzt den Sprung von den theoretisch vermittelten Inhalten des NFS-Curriculums in die Praxis. Die NFS müssen flächendeckend ins "Tun" kommen und Schritt für Schritt lernen, mehr Verantwortung zu übernehmen.


    Zu versuchen den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen, wird uns nur stolpern lassen.

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