Welche Medien nutzen für die Fortbildung???

  • Welche Erfahrungen habt Ihr bei Fortbildungen gemacht bezüglich der eingesetzen Medien?
    Welche würdet Ihr bevorzugen, welche eher nicht?
    Muss nämlich im nächsten Jahr die ein oder andere Fortbildung halten und würde mich daher auch keine auf Erfahrungen von anderen stützen.

  • das kann man pauschal sicherlich nicht so ohne weiteres beantworten, denn das ist ein komplexes thema. nicht umsonst gibt es spezielle lehr- und sogar studiengänge zum thema aus- und fortbildung. was sich an tipps geben lässt, ist folgendes.


    medienvielfalt ist wichtig, da sich der mensch nur einen sehr begrenzten zeitraum auf ein bestimmtes medium konzentrieren kann. daraus folgt, dass man nach möglichkeit alles einsetzt, was man an sinnvollen medien zur verfügung hat:


    - flippchart
    - tafel oder whiteboard
    - modelle
    - tischvorlagen
    - overhead-folien


    der gängige fehler ist zur zeit, den beamer als alleiniges medium einzusetzen, was sicherlich gift für einen gelungenen unterricht ist. mehr dazu später.


    medienvielfalt führt auch dazu, dass man wissen über verschiedene lernkanäle aufnimmt [zH hören, sehen, fühlen, learning by doing etc.]. je mehr lernkanäle bedient werden, desto effektiver der unterricht.


    bei der auswahl der medien kommt es vor allem darauf an, was man mit dem unterricht bezwecken will und welche lehrmethoden man einsetzen will. dabei gilt: je aktiver die teilnehmerInnen am unterrichtsgeschehen mitwirken, desto mehr bleibt hängen. das fragengeleitete erarbeiten pathologischer prozesse an der tafel zB erzeugt nachhaltigeres wissen als die serielle darstellung als powerpoint-präsentation. logisches verstehen ist wichtiger als reiner input durch ansehen oder hören.


    im übrigen sei noch gesagt, dass die motivation der teilnehmenden eine zentrale rolle spielt. wenn man jemandem eine 90minütige, überladene powerpoint-präsentation runterleiert, ohne dass die teilnehmenden wissen, inwiefern sie das dargebotene wissen überhaupt betrifft, dann ist der effekt gering. man sollte die TN also zu anfang motovieren, dem unterricht aufmerksamkeit zu schenken. das kriegt man zB hin, indem man aufzeigt, auf welche probleme oder auf welche KONKRETEN einsatzsituationen sich das wissen mit welchem gewinn anwenden lässt.


    zum thema powerpoint und overhead-folien:


    regel 1: nie mehr als 5 oder maximal 7 informationseinheiten auf eine folie [stichpunkte, zB infarkt-symptome]
    regel 2: eine präsentation ist kein film! und ab 50 folien WIRD es ein film. also: weniger ist mehr.
    regel 3: auf ganze sätze verzichten, und die schriftgröße ausreichend wählen. faustregel: schriftgröße auf der folie [bzw. auf dem monitor] in mm ist der höchstzulässige abstand der TN von der projektionsfläche, d.h., sitzen die teilnehmer bis zu 15 meter von der projektionsfläche entfernt, so muss die schrift auf der folie bzw, auf dem computerbildschirm mindestens 15 mm hoch sein [auch kleinbuchstaben].
    regel 4: didaktisch aufbereiten! für eine präsentation nur die wirklich wesentlichen fakten gut gegliedert visualisieren, den rest weglassen. und an der übersichtlichkeit arbeiten. algorithmen verbal runterzuleiern ist unsinn, wenn man sie auch als algorithmus darstellen kann.


    nicht vergessen: spätestens alle 45 minuten mindestens 5 minuten pause, sonst steigen die teilnehmer aus.

  • Wenn man Power-Point verwendet, dann sollten lediglich Bilder gezeigt werden.


    kann man machen. man kann powerpoint aber auch super als text-medium einsetzen. dann muss man den inhalt aber gründlich didaktisch überarbeiten. da machen halt viele den fehler, lehrbuchkapitel nahezu 1:1 zu übernehmen mit dem resultat, dass die folien überladen sind.


    für die erarbeitung einer guten powerpoint-präsentation braucht man mindestens das 4fache der geplanten unterrichtszeit.

  • es gibt gute lehrfilme. die guten sind kurz. lehrfilme haben den nachteil, dass man den inhalt nicht beeinflussen kann.


    gruppenarbeiten sind mit vorsicht zu genießen. für harte themen eignen sie sich meiner meinung nach weniger. stell dir vor, du verteilst zum themenkreis schock jeweils eine arbeit zum hypovolämischen, zum kardiogenen und zum anaphylaktischen schock. eine der gruppen kriegt aber das thema aus irgendwelchen gründen nicht auf die reihe. dann fehlt dir am ende die zeit, die lücke auszufüllen, und du frustrierst die gruppe. dann kann es passieren, dass eine gruppe viel ausführlicher arbeitet als die andere, mehr zeit braucht, dass bestimmte gruppen über nicht vermutetes expertenwissen verfügen usw..
    bei weichem, eher kreativen themen hingegen ist eine gruppenarbeit eine gute methode, die auch die teilnehmerInnen sehr gut aktiviert. themenbeispiel: der ideale rettungssanitäter als lehrgangs-einstieg. eine gruppenarbeit erfordert übrigens eine sehr gute vorbereitung, denn es ist alles andere als einfach, teilnehmergruppen auch dazu zu kriegen, dass sie genau das tun, was du als ausbilder willst. dazu muss man ganz konkrete anweisungen verfassen und über ziemlich gute kommunikative fähigkeiten verfügen, weshalb ich lehrmethoden wie gruppenarbeiten, metaplan, rollenspiele usw. als techniken für fortgeschrittene einschätzen würde.


    die letztgenannten techniken einschließlich der gruppenarbeit sind sehr zeitintensiv.

  • es gibt gute lehrfilme. die guten sind kurz.


    Ergänzend dazu aus meinen Erfahrungen:
    max. 20 - 25 min. bei Filmen, die auch einen gewissen Handlungsrahmen haben bzw. nur als Ergänzung zu einem bereits anderweitig bekanntem bzw. dem Haupthema dienen.
    Bsp.: der komplette Ablauf eines RD-Einsatzes, um das Wissen um HI-Diagnostik und -Versorgung zu erklären.


    Ansonsten wirklich nur kurze Filme!
    Filme müssen wirklich aktuell sein; alles was älter wie fünf Jahre ist, wird nicht mehr aktuell sein.
    Alles, was länger dauert, macht müde - auch bei Tagesbeleuchtung.
    D.h. es könnte sinnvoll sein, unmittelbar nach einem Film eine Kurzpause mit Raumlüftung einzuplanen, anstelle gleich das Programm weiterlaufen zu lassen.


    Ein Film ist immer nur unterstützend zum eigentlichen Unterricht und ersetzt keinen Unterricht.
    Wer einen Film benutzt, muß wissen:
    - was zeigt der Film?
    - was zeigt der Film (warum?) nicht?
    - was könnten die mutmaßlichen "Ja, aber-" bzw. "wird das auch bei ... gemacht?" - Fragen der TN-Runde sein?

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?