Nachwuchssorgen bei der Berufsfeuerwehr Hamburg


  • So ungern ich es sage, aber das ist Unsinn. Die Angestellten im RD der Feuerwehr HH, von denen ich einige meine Freunde nennen darf, sind ausnahmslos als "Führer Rettungswagen" eingestellt. Das bedeutet, dass sie zwingend als Rettungsassistenten eingestellt wurden. Deine Rechnung ist aber irgendwie auch nicht schlüssig. Welche Einstiegsstufe in welchem Tarifvertrag soll das bitte sein? Es entspricht über den Daumen doch TVöD (VKA West) 6.1? Das wäre für einen Assistenten im Norden hier ein guter Einstieg (Grundgehalt) und sicher kein schlechtes Sanigehalt. Die Angestellten der BF HH sind TV-L West Gruppe 5 eingestuft worden, eine Hochstufung in Gruppe 6 soll Gerüchten zufolge diskutiert worden sein. Es wurde schon zurecht angemerkt, dass du dir in Grossstädten wie Hamburg (und auch im näheren Umland) von einem RettAss Gehalt niemals mehr als eine kleine Wohnung und einem älteren Gebrauchten leisten kannst, dafür sorgt schon alleine der Mietspiegel. Man sollte in solchen Metropolen von der Notwendigkeit eines Nebenjobs ausgehen, wenn man mehr möchte. Übrigens sei an der Stelle mal angemerkt, dass die AiR eine unverlängerte 39,5 Stunden Woche haben.


    In dem genannten Artikel ging es aber auch nicht um Angestellte, sondern tatsächlich um den mittleren und gehobenen Dienst. Dazu gab es diverse folgende Zeitungsartikel. Ich kann die bei Gelegenheit mal raussuchen, falls ich sie wieder finde. Zu dem Zeitpunkt des Artikels wurden auch gerade die letzten Angestellten ausgewählt, auch für sie gab es übrigens einen Auswahltest, nur hatte der nichts mit dem BF Test zu tun. Der letzte Lehrgang für AiR soll am 01.04. starten, die Info ist aber eher Hörensagen.


    RUD München: Der Feuerwehrbeamte im mittleren Dienst, bzw in Laufbahngruppe 1.1, wird in der freien und Hansestadt Hamburg zum B3 ausgebildet. B1 arbeiten dort gar nicht, da musst du also einiges verwechseln. Die Angestellten im Rettungsdienst waren ein zeitlich begrenztes Übergangsprojekt, was dem Ausgleich eines kurzfristigen Defizits durch die Versetzung viele Kollegen auf die Leitstelle (und Verwaltung) bei paraleller Erweiterung des Rettungsmittelbedarfsplans diente. Es war wohl nie geplant, das Projekt wesentlich länger als zwei - drei Jahre auszudehnen. Weiterhin war wohl massgebliches Kriterium, dass man bei der Berufsfeuerwehr bleiben möchte, sprich eher eine Übergangslösung bis zu einer späteren Verbeamtung sucht. Daher wurden auch lediglich Kandidaten eingestellt, denen zugetraut wurde, den Einstellungstest BF erfolgreich zu absolvieren. Wenn man also entweder durch den Test gefallen war oder es als Alternative zum feuerwehrtechnischen Dienst sieht, ist man bei der BF HH wohl auch als AiR nicht sehr willkommen.


    Zoidberg: Ich muss dir widersprechen, ich finde den Rettungsdienst im Norden auch sehr gut, allerdings ist die Tarifstruktur hier ja völlig kaputt. Selbst viele der guten Arbeitgeber zahlen inzwischen statt TVöD 6 (bzw die älteren Kollegen kennen vllt noch die 8 als Zahl...) nur noch TVöD 5. Ich weigere mich, das als adäquate Stelle anzusehen, tut mir Leid. Das ist bestenfalls ein Sanitätergehalt... und damit ist keinesfalls nur der Grossraum Hamburg gemeint. Aber das ist wohl eine Meinungsfrage.


    Viele Grüsse,
    Johannes

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Stimmt, TVöD 5 ist der Normalfall. Ich weiß nicht wie es bei der aktuellen Stellenausschreibung aussieht, aber als vor einem oder zwei Jahren angestellte RettAss gesucht wurden fehlten dienstplanbedingt die Zulagen, die ja doch einen guten Teil des Gehalts ausmachen. Das meinte ich vornehmlich mit finanziell attraktiver.

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

  • Das ist teilweise richtig. Zulagen werden zwar normal gezahlt, aber die AiRs machen in der Regel keine Nachtschichten, damit fallen diese und die Wechselschicht halt weg. Mit der fehlenden Wechselschicht verändern sich die anderen Zulagen teilweise geringfügig. Allerdings ist hier zu beachten, dass der TV-L 5 nicht dem TVöD 5 entspricht, zumindest bis zum Ende der Tarifunde. Derzeit ist der TV-L 5 deutlich näher am TVöD in Gruppe 6, denn der Gruppe 5. Allerdings sind mir die Abwanderungen gerade in Richtung der grossen Öffentlichen hier im Umland von Hamburg bekannt und sie sind gut begründet. Bei der Begründung war die Bezahlung ein wichtiges Hauptargument, weswegen darüber ja scheinbar auch diskutiert wurde. Allerdings biete die Öffentlichen "drumherum" auch sehr häufig Festverträge, was nunmal mehr Sicherheit schafft.


    Ich wollte nur das generelle Lob bzgl. der adäquaten Stellen im Norden nicht stehen lassen, ich glaube wir sind ziemlich einer Meinung... ;-)

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  • RUD München: Der Feuerwehrbeamte im mittleren Dienst, bzw in Laufbahngruppe 1.1, wird in der freien und Hansestadt Hamburg zum B3 ausgebildet. B1 arbeiten dort gar nicht, da musst du also einiges verwechseln.


    Es wird in HH zwar jeder Kollege in 24 Monaten zum Brandmeister und anschließend zum Gruppenführer (B3) ausgebildet. Aber trotzdem werden die Kollegen nach der Ausbildung zur Zeit (soweit ich weiß) für ca. 8 Jahre nach A7 bezahlt. Nach den durchschnittlich 8 Jahren steht eine Beförderung nach A8 an und erst frühestens ein Jahr nach der Beförderung nach A8 kann man nach A9 befördert werden (also zum Gruppenführer, zu welchem ja die B3 Ausbildung befähigt). Eine tatsächliche Beförderung nach A9 (Gruppenführer) findet aber in der Regel erst viele Jahre nach einer Beförderung nach A8 statt. Also arbeiten auch in HH sehr wohl die meisten Kollegen im Tätigkeitsfeld und der Besoldungsstufe A7 und A8. Nur der Aufstieg wird durch die regelhafte Ausbildung zum Gruppenführer erleichtert.


    Hier in Köln ist es z.B. so, dass man sich nach einigen Jahren als Brandmeister (A7) intern für eine B3 Asubildung qualifizieren muss und erst anch erfolgreichem Auswahltest werden ca. 10 - 15 Kollegen pro Jahr zur B3 Auswahl ans Institut der Feuerwehr nach Münster geschickt.

  • Es gibt meines Wissens einen Kreis in NRW, der regelmäßig RettSan sucht nach TVÖD 3. Komischerweise wird ein RettSan gar nicht eingeladen sondern nur die RettAss.
    Ich habe mal jemand kennengelernt der mir sagte, dass dort ausschließlich RettAss mit RettSan Verträgen beschäftigt sind und man die RettSan an einer Hand abzählen kann.


    So viel zum Themaâ??Tarif

  • Es wird in HH zwar jeder Kollege in 24 Monaten zum Brandmeister und anschließend zum Gruppenführer (B3) ausgebildet. Aber trotzdem werden die Kollegen nach der Ausbildung zur Zeit (soweit ich weiß) für ca. 8 Jahre nach A7 bezahlt. Nach den durchschnittlich 8 Jahren steht eine Beförderung nach A8 an und erst frühestens ein Jahr nach der Beförderung nach A8 kann man nach A9 befördert werden (also zum Gruppenführer, zu welchem ja die B3 Ausbildung befähigt). Eine tatsächliche Beförderung nach A9 (Gruppenführer) findet aber in der Regel erst viele Jahre nach einer Beförderung nach A8 statt. Also arbeiten auch in HH sehr wohl die meisten Kollegen im Tätigkeitsfeld und der Besoldungsstufe A7 und A8. Nur der Aufstieg wird durch die regelhafte Ausbildung zum Gruppenführer erleichtert.


    Hier in Köln ist es z.B. so, dass man sich nach einigen Jahren als Brandmeister (A7) intern für eine B3 Asubildung qualifizieren muss und erst anch erfolgreichem Auswahltest werden ca. 10 - 15 Kollegen pro Jahr zur B3 Auswahl ans Institut der Feuerwehr nach Münster geschickt.


    Ich habe mich auf die Ausbildung bezogen, nicht auf die Bezahlung. Das Einstiegsgehalt von A7 ist natürlich korrekt, der Rest den du zu Beförderungen geschrieben hast, war bis Ende letzten Jahres richtig. Die Feuerwehr Hamburg hat das Laufbahnverlaufsmodell abgeschafft und versucht derzeit ein neues, für den Beamten wohl deutlich schlechteres, Modell einzuführen. Da sich dieser Vorgang derzeit in der Schlichtung befindet, wird momentan gar nicht befördert. Bisher ist ein offizieller Beförderungsstopp allerdings nicht ausgesprochen worden. Er wurde von der Amtsleitung bislang lediglich angedroht, die geplanten Beförderungen zu Ende März wurden allerdings verschoben.


    Die Funktion des Fahrzeugführers (so wird der Gruppenführer bzw eigentlich Staffelführer bei der BF HH genannt) ist in Hamburg übrigens keine A9 Funktion, sondern eine Funktion des gehobenen Dienstes und wird normalerweise durch die Wachabteilungsführervertreter (BI-BRA) wahrgenommen. Lediglich die Fahrzeugführervertreter kommen aus dem mittleren Dienst, sind dort aber nicht A9 sondern A9Z (Hauptbrandmeister mit Amtszulage) eingestuft. Dennoch wird jeder Kollege hier zum B3 ausgebildet, sollte diese nicht bestanden werden, wird der Beamte auf Widerruf nicht mit einem B1 übernommen. Daher bleibt es bei meiner Aussage, dass man mit einem B1 bei der BF HH nicht arbeiten kann.

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  • Danke für die Infos. Die veränderte Laufbahn seit diesem Jahr war mir nicht bekannt.
    Trotzdem ist die B3 Ausbildung eine Gruppenführerausbildung. Dass in der Regel Kollegen aus dem gehobenen Dienst diese Funktion ausüben, steht auf einem anderen Blatt.

  • Natürlich ist sie das, ich wollte nur falsche Vorstellungen vermeiden. :prost:

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  • Interessant, ich fragte heute, ob sie Rett.Ass jahrespraktikanten einstellen. Nö, machen sie nicht. Und dann heulen die rum.
    LMAA!

  • Interessant, ich fragte heute, ob sie Rett.Ass jahrespraktikanten einstellen. Nö, machen sie nicht. Und dann heulen die rum.
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    Mit anderen Worten: War wohl Gejammer auf hohem Niveau. :whistling:

  • Der Jahrespraktikant kann keinen Beamten im mittleren oder gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst ersetzen. Und das genannte Problem bezog sich auf diese Gruppen, siehe oben. Was man so hört, nehmen sie ausschließlich Praktikanten von der eigenen Schule und eigene Beamte, sowie Bundeswehrpraktikanten im Rahmen eines gesonderten Vertrags. Damit sind die Wachen wohl ganz gut ausgelastet. Aber im Großraum Hamburg sollte sich doch eine vernünftige RAiP Stelle finden lassen...

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  • Naja, ein paar bewerbungen laufen ja noch. Nur wenn die FW in Hamburg den Rettungsdienst abdeckt, wie soll man denn da Notfallmedizin praktisch lernen, wenn die Hi Orgs fast nur KT fahren?

  • Moin!


    In diesem Fall muss man sich wohl aus dem Stadtbereich Hamburgs hinaus wagen. Ich kann deinen Unmut darüber verstehen, allerdings ist das Verhalten der Feuerwehr schon verständlich. Sie bilden sehr massiv selbst aus und haben mit hohen Abwanderungen zu kämpfen, sodass die Praktikumsplätze einfach begrenzt sind. Die RD-Organisationen, die selbst ausbilden haben ja meist auch kaum Kapazitäten für externe Praktikanten (siehe RKiSH). Aber der Speckgürtel von Hamburg ist gewaltig und dort gibt es viele Rettungsdienstorganisationen. Gerade in Schleswig-Holstein ist es durchaus machbar einen Praktikumsplatz zu finden. Normalerweise ist die Rettungsdienstschule bei diesem Problem auch behilflich.


    Viele Grüße,
    Johannes

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