Versorgung eines Patienten wirft vor Gericht Fragen auf

  • Ich kann mir nicht vorstellen, daß Akutkliniken keinen Zugriff auf Blutkonserven haben. Mir ist auch kein Fall bekannt, wo die medizinische Versorgung daran gescheitert ist.

  • Ich kann mir nicht vorstellen, daß Akutkliniken keinen Zugriff auf Blutkonserven haben. Mir ist auch kein Fall bekannt, wo die medizinische Versorgung daran gescheitert ist.


    In welchen Massen gibt es die EKs? Wie viele 0er Universalspender EKs sind vorrätig? Wie schnell kann eingekreuzt werden?
    Und ohne adäquate Gerinnungstherapie/Substitution kann ich 1 Mio EKs in einen blutenden Patienten reinkippen. Wird nicht viel bringen.
    Also brauche ich auch die entsprechenden Gerinnungsfaktoren und muss wissen wie/wann ich sie einsetze und was ich damit bewirke.
    Wie schnell ist das Labor mit der Gerinnungsdiagnostik? Ist das Labor überhaupt rund um die Uhr besetzt? Gibt es ein ROTEM-Sytsem und kann damit jemand umgehen?
    Die tödlichen drei nicht zu vergessen... an denen scheitert selbst bei Vorhandensein aller oben genannter Faktoren häufig genug alles (siehe wieder Qualifikation/menschliches Versagen).


    Ich würde das also nicht all zu optimistisch sehen...

  • VK-Retter:
    Ich glaube, Du unterschätzt, wie viele Uni-Leute*), die Möglichkeiten kleinerer Krankenhäuser.
    Auch die großen Häuser kochen nur mit Wasser, auch wenn sie im Normalfall einfach ein paar Möglichkeiten mehr haben. Die Basismassnahmen bleiben aber die gleichen.


    Und gerade im Bereich der Gerinnungsdiagnostik muss man feststellen, dass Labor je ROTEM zwar nett sind, im hämorrhagischem Schock aber der klinischen Situation hinterherhinken.


    *) leider ein verbreitetes Phänomen an deutschen Unikliniken.....

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Ich habe neulich einen Patienten mit einem Lyell-Syndrom von einer großen Uniklinik in Norddeutschland in ein Brandverletzten-Zentrum verlegt. Vom Arzt-Arzt-Gespräch bis zur Übergabe und Versorgung der Patientin auf der Intensiv war die ganze Aktion alles andere als herausragend. Wie so oft kommt es auf das Personal an, auf das der Patient trifft. Ich habe schon schlagkräftiger mit einem guten Aufnahmeteam in einem Haus der Grund- und Regelversorgung gearbeitet als in manchen Schwerpunktversorgern. Der tollste Schockraum nützt Dir nix, wenn Du nur Flachpfeifen im Dienst hast oder im Dienst der Altassistent dem frisch habilitierten Oberarzt zeigen muß, wo er am besten die Gefäßklemme ansetzen muß. Ich kann condorp4 also uneingeschränkt recht geben.

  • Und gerade im Bereich der Gerinnungsdiagnostik muss man feststellen, dass Labor je ROTEM zwar nett sind, im hämorrhagischem Schock aber der klinischen Situation hinterherhinken.


    Kenne erfahrene Kollegen bei denen das ROTEM im Bauch sitzt und sich Bauchgefühl nennt. Das klappt relativ gut.

  • Insbesondere werktäglich ab 16:00 Uhr bzw. an Wochenenden/Feiertagen...


    Da solltest Du Dich mal informieren. Die BSDe haben eine 24/7-Wache. Ich war schon öfter mal so um 3:30 Uhr da. Hab's bislang noch nie geschafft, die zu überraschen.

  • VK-Retter:
    Ich glaube, Du unterschätzt, wie viele Uni-Leute*), die Möglichkeiten kleinerer Krankenhäuser.
    Auch die großen Häuser kochen nur mit Wasser, auch wenn sie im Normalfall einfach ein paar Möglichkeiten mehr haben. Die Basismassnahmen bleiben aber die gleichen.


    Und gerade im Bereich der Gerinnungsdiagnostik muss man feststellen, dass Labor je ROTEM zwar nett sind, im hämorrhagischem Schock aber der klinischen Situation hinterherhinken.


    *) leider ein verbreitetes Phänomen an deutschen Unikliniken.....


    Ich sage ja nicht, dass es in einem Zentrum der Maximalversorgung (egal ob Uni ode rnicht) besser laufen muss - jedoch habe ich hier zumindest die strukturellen Voraussetzungen. Da ich aus Ausbildung, Famulatur und Co auch das ein oder andere kleinere bis sehr kleine Haus sehr gut kenne weiß ich, dass es unabhängig vom Arzt und dessen Erfahrung hier schon an diesem Punkt scheitern muss. Und erzähl mir mal, wie ich einen akut blutenden Patienten nur mit Basismaßnahmen stabilisieren kann/soll. Vor allem, wenn es ihm so schlecht geht, dass ich mich sogar entschieden habe zur Initialversorgung ein eigentlich ungeeignetes Haus anzufahren. Das leuchtet mir nicht ein. Oder was verstehst du unter Basismaßnahmen?

  • Ich sage ja nicht, dass es in einem Zentrum der Maximalversorgung (egal ob Uni ode rnicht) besser laufen muss - jedoch habe ich hier zumindest die strukturellen Voraussetzungen. Da ich aus Ausbildung, Famulatur und Co auch das ein oder andere kleinere bis sehr kleine Haus sehr gut kenne weiß ich, dass es unabhängig vom Arzt und dessen Erfahrung hier schon an diesem Punkt scheitern muss. Und erzähl mir mal, wie ich einen akut blutenden Patienten nur mit Basismaßnahmen stabilisieren kann/soll. Vor allem, wenn es ihm so schlecht geht, dass ich mich sogar entschieden habe zur Initialversorgung ein eigentlich ungeeignetes Haus anzufahren. Das leuchtet mir nicht ein. Oder was verstehst du unter Basismaßnahmen?


    Beatmung, Zugänge, Volumen (auch Blutprodukte, kleinere Häuser, speziell wenn sie eine Geburtshilfe haben, haben da auch ihre Depots an 0 neg, bzw. andere EK, die ja auch ungekreuzt Blutgruppengleich gegeben werden können und werden), evtl. Packing, evtl. Faktoren.
    Ich kenne mehrere Fälle, entweder als NA oder als Weiterversorger entsprechender Patienten, bei denen eine entsprechende Versorgung überlebensentscheidend war. Und auch das Traumanetzwerkkonzept basiert z.T. auf entsprechenden Annahmen.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Beatmung, Zugänge und Volumen sollten auch im RTW möglich sein. Zum Rest habe ich mich ja schon geäußert. Es KANN in Einzelfällen sinnvoll und möglich sein, im Regelfall eher nicht (und ja, das wage ich zu behaupten). Vor allem sprichst du Häsuer an, die in ein Traumanetzwerk der DGU eingebunden sind. Das erfordert viele Faktoren an Voraussetzung (Strukturell, Materiell, aber auch die Ausbildung der Ärzte vor Ort betreffend), die eben in den normalen kleinen Häusern der Grund- und Regelversorgung so (meist) nicht gegeben sind. Und auf die kommt es eben an - genau darum geht es doch.
    Es geht nicht darum, dass es in Einzelfällen, wo man das aufnehmende Haus und dessen Möglichkeiten kennt (nicht vermutet!) nicht nur sinnvoll, sondern auch lebensrettend sein kann, sondern um die pauschalisierung dieser Aussage.