Absturz eines F16-Kampfjets in Bayern: Bericht über die Einsatzkoordination der beteiligten ILS

  • Da bin ich überfragt.
    Kommt wohl auf den Einzelfall an und wie hoch die Gefahr wirklich ist bzw. was die Optionen sind.
    Ich würde zumindest als Feuerwehr-Führungskraft niemanden losschicken, wenn die Gefährdung meiner Einsatzkräfte nicht zu tolerieren ist. Auch wenn da u.U. ein Unglücksopfer liegt. Aber wie gesagt, Einzelfallentscheidung aus Bauchgefühl. ;)

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Ich glaube nicht, dass heutzutage noch Übungsmässig ständig Atomwaffen durch die Gegend geflogen werden. Nach der Unfallserie in den 50ziger und 60ziger Jahren hat man damit ja aufgehört (man stützt sich heutzutage eher auf die U-Boote und ICBM). Auch hat man die Sicherungssysteme nach einigen Abstürzen verbessert (bei einem Unfall wurden bei einer H-Bombe ja alle bis auf die letzte Sicherung ausgelöst. Die Waffe landete ja im Vorgarten eines Famers, der nicht schlecht guckte was ihm da vor die Füsse gefallen war). Ich würde mir bei einem Absturz eher Gedanken um die lokale Verstrahlung machen als darum, dass die Waffe mir in einem großen Knall um die Ohren fliegt und der Harris mit dem größten nicht essbaren Pilz in die Geschichte eingeht. Wenn aber der Pilot noch direkt bei seinem Flugzeug ist und die Kiste brennt, dann gibt es da ohnehin nicht mehr so viel zu retten.

    Atomwaffen wären ja nur EIN Beispiel einer unbekannten Gefahr. Explosion, Hydrazin, Kerosin sind alle auch nicht toll.
    Und ob der Flieger grade übt oder nicht ist ja auch nicht bekannt initial.
    Je nachdem wo die "Kiste" runterkommt, sind ja vielleicht auch Zivilisten im "Sperrradius".

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Atomwaffen wären ja nur EIN Beispiel einer unbekannten Gefahr. Explosion, Hydrazin, Kerosin sind alle auch nicht toll.
    Und ob der Flieger grade übt oder nicht ist ja auch nicht bekannt initial.
    Je nachdem wo die "Kiste" runterkommt, sind ja vielleicht auch Zivilisten im "Sperrradius".

    Deswegen passt die GAMS-Regel ja auch:
    - G Gefahr erkennen
    - A Absperrmaßnahmen
    - M Menschenrettung sofern möglich
    - S Spezialkräfte anfordern


    Also was hätte man tun können, hier am Beispiel des Absturzes einer F-16? Ein Lösungsbeispiel:


    1. Gefahr erkennen
    - liegen bereits bei Alarmierung / auf der Anfahrt Informationen über Flugzeugtyp vor?
    - bei Eintreffen mögliche Zeugen befragen (Zivil- oder Militärfluggerät? Pilot zuvor ausgestiegen? Verbleib des Piloten? usw.)
    - Lageerkundung sofern möglich (ggf. mit CSA-Trupps)
    - Raum ordnen, Zugangswege prüfen
    - mögliche Gefahren identifizieren (auch auf Verdacht, wenn diese nicht bekannt sind davon ausgehen)
    2. Absperrmaßnahmen
    - Nähere Umgebung räumen (also notfallmässig; eine Evakuierung wäre eine geplante und geordnete Maßnahme), 500m Radius wie im Beispiel (ländlicher Bereich), Windrichtung beachten
    3. Menschenrettung
    - Ein per Schleudersitz ausgestiegener Pilot wird i.d.R. sich nicht direkt am (brennenden) Flugzeugwrack befinden, braucht i.d.R. somit nur den RD (außer er hängt im Baum)
    - Personen, die sich direkt am/im (brennenden) Flugzeugwrack befinden brauchen i.d.R. keine Hilfe mehr
    - Menschenrettung unter Rücksicht auf den Eigenschutz (CSA/PA)
    4. Spezialkräfte anfordern (am Beispiel F-16)
    - ABC-Messkomponenten (GW-Mess, ABC-Erkunder, ggf. ATF)
    - ABC-Abwehrkomponenten (u.a. Dekon)
    - Sonderlöschmittel, wenn inital nicht ausreichend vorhanden (Schaum, Pulver)
    - Flugzeugwrack einschäumen, Absperrbereich nur unter CSA betreten
    - bei Feuer: Schaum-/Wasserwerfer nutzen, löschen nur aus der Deckung und Abstand (wegen möglicher Munition)
    - Fachberater
    - Polizei (wird inital durch Leitstelle mitalarmiert)
    - Flugsicherung und SAR-Leitstelle (wird inital durch Leitstelle mitalarmiert)
    - Feldjäger (sofern noch nicht durch Leitstelle inital geschehen)
    - Untere Wasserbehörde (primär erst einmal nicht wichtig, im Einsatzverlauf)


    Im Falle einer gecrashten F-16 mache ich mir mehr Sorgen um das Hydrazin, bei einem zusätzlichen Feuer um die Munition (Bordkanone, Täuschkörper, Bomben). Kerosin ist genau so langweilig wie eine Dieselspur nach einem Verkehrsunfall. Das Atomwaffen an Bord waren mag natürlich möglich sein, aber ziemlich unwahrscheinlich. Die werden sicher heutzutage nicht mehr routinemässig durch die Gegend geflogen. Auch denke ich, dass die Sicherungssysteme seit den Unfällen in den 50ziger und 60ziger Jahren noch um einiges raffinierter geworden sind. Sorgen würden mir eher Atomwaffen bereiten deren Behälter aufgebrochen ist und der radioaktive Inhalt frei gesetzt wird. Daher ist neben den chemischen Gefahren auch hier die ABC-Messkompoente gefragt. Diese wird in der Regel auch schneller vor Ort sein, erste Messungen durchführen können bevor der erste militärische Silberrücken oder Goldfasan vor Ort ist und mir das Königszepter aus der Hand nehmen will. Aber ich habe dann zu mindestens schon einmal erste Fakten in der Hand!


    Kein Patentrezept, die Lage ist halt dynamisch, aber so würde ich zu mindestens vorgehen. Mal schauen wer ähnlich denkt...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Wie kannst du denn unter Punkt 3 die "Menschenrettung unter Eigenschutz" durchführen, wenn unklar ist was der Vogel geladen hat / hatte, also welche Gefahren davon ausgehen?



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  • Wie kannst du denn unter Punkt 3 die "Menschenrettung unter Eigenschutz" durchführen, wenn unklar ist was der Vogel geladen hat / hatte, also welche Gefahren davon ausgehen?



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    Menschenrettung ist im Bereich der Feuerwehren selten gefahrlos möglich, sonst müsste man uns ja nicht holen.
    Du musst als Führungskraft dann halt abwägen, welches Risiko tolerabel ist und welches nicht.
    Das gilt beim Innenangriff, bei der Unfallrettung und halt auch beim Absturz.


    No risk - no fun.

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  • So ist es, wie Guy es schon gesagt hat. Wenn der kämpfende Falke am Boden liegt und brennt, der Pilot aber laut Zeugen nicht ausgestiegen ist, dann gibt es halt keine Menschenrettung, weil diese zu gefährlich ist. Es wird mit Abstand und aus der Deckung gelöscht (Schaum-/Wasserwerfer) und gut ist. Mal davon abgesehen, dass der Pilot ohnehin nicht mehr zu retten wäre. Aber Personen, die sich im Gefahrenbereich befinden, die könnte man sicher ohne zu großes Risiko retten. Beispiel: Kampfflugzeug stürzt in Großstadt in Mehrfamilienhaus. Im brennenden/eingestürzten Haus wird sicher nicht viel zu machen sein, aber verletzte/betroffende/sich in Gefahr befindende Personen im öffentlichen Umkreis und in den Nachbarhäusern werden sicher zu retten sein.


    Ich glaube, dass Du (Mike) hier eine Patentlösung suchst. Die gibt es nicht! Ein Restrisiko bleibt immer.


    Gruß

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