gehört helmabnahme in den EH-kurs?

  • liebe freunde!




    heute hatte ich eine interessante kleine diskussion mit meinem co-ausbilder, der parallel in derselben firma einen zweiten erste-hilfe-kurs gehalten hat.


    meine theorie:


    die helmabnahme fordert in einem erste-hilfe-kurs von 2x8 schulstunden einen beträchtlichen teil der lehrgangszeit [wenn die teilnehmerInnen das abnehmen des helmes unter aufsicht üben sollen]. meiner einschätzung nach ist es aber sehr unwahrscheinlich, dass der ersthelfer überhaupt in die situation kommt, einem bewusstlosen motorradfahrer beistehen zu müssen, der noch den helm aufhat. und wenn, dann scheint mir der schutz der HWS eher im hintergrund zu stehen - zumal da fraglich ist, ob der ersthelfer es 6 monate nach seinem EH-kurs noch schafft, einen helm schonend abzunehmen, was ich für unwahrscheinlich halte. zum einen wird er die technik der helmabnahme vergessen haben, zum anderen wird seine nervosität verhindern, dass er diese technik [unter anleitung eines anderen helfers] erfolgreich in die tat umsetzt.
    viel wahrscheinlicher ist es, dass ein ersthelfer anwesend ist bei
    * einer unterzuckerung
    * einem krampfanfall
    * einem schlaganfall
    * einem herzinfarkt
    * einer schenkelhalsfraktur
    * einer unterarmfraktur
    * einer gehirnerschütterung
    *...
    spricht es unter diesen aspekten nicht für eine falsche gewichtung in einem erste-hilfe-kurs, wenn ich [mindestens] eine von den 16 stunden auf die helmabnehme verwende?

  • Meine Meinung:


    Didaktische Reduktion auf:
    - Ansprechen der Problematik
    - Betonung der Notwendigkeit der Helmabnahme mit Begründung
    - kurze Demonstration der Handgriffe


    - keine Übung durch Teilnehmer


    Jörg

  • meine behandlung der thematik beschränkt sich auf die aussage


    "sollte der motorradfahrer bewusstlos sein, so nehmen sie ihm den helm langsam und vorsichtig ab, am besten mit mehr als zwei händen".

  • Vielleicht könnte man das exessive Üben der Helmabnahme reduzieren. Allerdings sollte man Wert drauf legen, dass für eine ausgiebige Prüfung der Vitalzeichen (also bei Bewusstlosigkeit) der Helm abgehört...

  • Ich finde die Helmabnahme zwingend Erforderlich.
    Ohne dieser sinkt die Überlebenschance für den Kradfahrer enorm.

  • Ich befinde mich ja noch in der Ausbildung zum RettASS und KANN das ganze evtl. nicht so ganz beurteilen wie die erfahrenen Kollegen aber ich denke die Helmabnahme ist für einen Ersthelfer wesentlich einfacher als das er einen Schlaganfall oder eine Unterzuckerung erkennt. Dort glaube ich eher daran das die Gefahr besteht die Vorgehensweise eher zuvergessen als bei einer Helmabnahme. Grundsätzlich bin ich dafür auch die Helmabnahme anzusprechen aber in welchem Umfang kann ich nicht sagen. Ich denke aber auch das Schäden der HWS genannt werden sollten oder evtl. Folgeverletzung durch eben unsachgemässes abnehmen etc.! Ich kenne die Anzahl der Stunden nicht die sich mit dem Thema befassen allerdings so ganz ausser acht lassen wäre wohl auch wieder nicht richtig. Schätze mal 2 Stunden (ohne Praxis) sollten es schon sein wenn es ausführlich gemacht wird. Ich betone nochmal das ich die Situation evtl. falsch einschätze aber so würde bzw: denke ich darüber.

  • Zitat

    Original von R.A. Pioneer
    Ich finde die Helmabnahme zwingend Erforderlich.
    Ohne dieser sinkt die Überlebenschance für den Kradfahrer enorm.


    aber muss man sie im EH-kurs auch ÜBEN? oder reicht es, wenn man den teilnehmerInnen vermittelt, dass der helm in jedem fall vorsichtig abgenommen werden soll?

  • Zitat

    Original von hoeppi


    aber muss man sie im EH-kurs auch ÜBEN? oder reicht es, wenn man den teilnehmerInnen vermittelt, dass der helm in jedem fall vorsichtig abgenommen werden soll?


    Ich erwähne hier nur Folgeschäden der HWS durch unsachgemäßes Abnehmen des Helmes! Üben sollte schon sein.

  • Zitat

    Ich denke aber auch das Schäden der HWS genannt werden sollten oder evtl. Folgeverletzung durch eben unsachgemässes abnehmen etc.!


    Genau das würde ich nicht tun, denn erwiesenermaßen hindert die Angst vor Fehlern oder dem Verursachen von irgendwelchen Folgeschäden viel zu oft, dass Ersthelfer derartige Maßnahmen überhaupt ergreifen.
    Daher: Reduktion auf die (Kern-)Aussage: Der Helm muss (vorsichtig) runter!


    Zeitbedarf: 5 Minuten.

  • @ Jörg


    Das kann wann durch aus tun finde ich.
    Da die Wahrscheinlichkeit nicht sher groß ist.
    Habe die genaue Zahl nicht im Kopf aber bin der Meinung das es irgendwo um die 3% sind.
    Und der Nutzen ganz klar Überwiegt.


    Allerdings halte ich die 1 Helfer Methode für nicht durchführbar.
    Ich Glaube das ich mir dabei sogar selbst sehr schwer tun würde.
    Da die Übungshelme nicht vergleichbar sind mit einem Richitg passenden Helm der in der Regel sehr eng Anliegt.


    Und lieber ist der Betroffene (beim EH Kurs gibt es keine Patienten) ein Krüpel als tot.

  • Ohne Mannheimer Klüngel:
    Ich bin ganz auf Höppis Seite!


    @R.A.P.
    DAS müsstest Du schon mal näher ausführen.
    Ich denke nicht, dass es den Tatsachen entspricht.
    Kuck Dir mal an, wie oft signifikante knöcherne Läsionen der HWS in der Unfallchirurgie gesehen werden!
    Eher selten!


    In der Rechtsmedizin verhält sich das anders - zugegegben.
    Das heisst:
    Eine relevante knöcherne Verletzung der HWS ist weitaus häufiger initial tödlich, als dass sie in ihrem instabilen Zustand primär überlebt wird und der Ersthelfer dann durch eine "ungeschickte" Manipulation den Schaden vergrössern könnte.

  • Wenn ich ganz viele Jahre an meinen Erste-Hilfe-Kurs zurück denke, weiß ich wieder wie komplex und verwirrend einem die ganze Notfallmedizin vorkommen kann. So geht es sicher vielen Kursteilnehmern, man wird in wenigen Stunden mit einer völlig unbekannten Problematik konfrontiert. Macht man etwas verkehrt, stirbt ein Mensch. Dann wird man allein gelassen und soll für den Rest des Lebens wissen, was man zu tun hat. Das Resultat sehen wir jeden Tag, keine oder völlig unzureichende Ersthelfermaßnahmen.


    Ich denke, dass ein wichtiger Teil des Kurses die Motivation sein sollte. Es muss darum gehen den Teilnehmern die Angst zu nehmen und sie damit zu animieren ÜBERHAUPT zu helfen. Das ist viel wichtiger als irgendeine Maßnahmen professionell durchzuführen.


    Zur Eingangsfrage: NEIN!

  • Auf der rechtlich einwandfreien Seite ist man, wenn man die Vorgaben des jeweiligen LV/ BV befolgt. Wird dort eindeutig empfohlen, dass die Übung von allen Teilnehmern praktisch geübt wird, sollte man das auch tun. Gibt man private EH-Kurse, kann man machen, was man will. (In der o. g. Beziehung)

  • N`Abend,


    Ich bin ja bekanntlich erste Hilfe-Ausbilder. Auch ich finde das Thema Helmabnahme ein Problem. In fast jedem Kurs kommt die Frage auf: Helmabnahme ja oder nein ? Die Teilnehmer haben (wie in vielen anderen Bereichen auch) sehr viel Angst etwas falsch zu machen. Ich erkläre dann immer, daß unsere Hauptintuition ist, diese Angst zu nehmen und versuche zu vermitteln, daß 1. Hilfe einfach ist, und alles was nicht gemacht wird, "fälscher" ist als alles was gemacht wird. Besonders beziehe ich das natürlich auf die HLW.
    Was die Helmabnahme angeht, so denke ich wie die meisten hier, daß es sehr wichtig ist, auf die Dringlichkeit der Abnahme bei bewußtlosem Kradfahrer hinzuweisen. Das Problem ist (zumindest bei uns) daß wir einen ziemlich streng gestrickten Ausbildungskatalog haben, von dem wir möglichst nicht abzuweichen haben. Ich weiche trotzdem manchmal ab. Dazu braucht man aber auch einiges mehr an Hintergrundwissen. Manche Ausbilder kommen eben nicht aus dem Rettungsdienst, sondern aus ganz anderen Bereichen, und können nicht frei von der Leber weg etwas über zB Schlaganfall erzählen, weil das nämlich nicht zum Ausbildungskatalog dazugehört. Das komplexe Thema Diabetes ist bei uns zB völlig ausser acht gelassen worden. Ich mache es dann davon abhängig in was für einem Kurs ich mich befinde. Ist es Altenheimpersonal, erzähl ich eben weniger über Helmabnahme etc und mehr über interne Notfälle (Schlaganfall, Diabetes, Schenkelhals etc), bin ich in einer Kindertagesstätte erzähle ich eben mehr über pädriatrische Notfälle.


    Nicky

  • Zitat

    Original von Secondfly
    ...Ich kenne die Anzahl der Stunden nicht die sich mit dem Thema befassen allerdings so ganz ausser acht lassen wäre wohl auch wieder nicht richtig. Schätze mal 2 Stunden (ohne Praxis) sollten es schon sein wenn es ausführlich gemacht wird....



    also wenn ich dran denke wie lange das beim RS nur gedauert hat... wir haben das scheisse ausführlich durchgenommen und auch geübt.. aber wir haben nie im leben 2 stunden das theoretisch auseinander genommen...


    ausserdem mal ganz ehrlich.. lieber den helm abnehmen... dann kann mann auch den essmarschen handgriff anwenden, der ja bakanntlicher weise auch beim EH gelehrt wird... klar pech ist wenn der Dent Axis abricht und sich richtung Medula Oblangata schiebt... aber Schwund ist überall und der wird dann halt so ziemlich doll Atemdepressiv...


    ich würde sagen das man es den EH's auf jeden fall zeigen sollte, und wenn es einer unbedingt austesten möchste sollte es ihm auch nicht verwehrt werden... auf die gefahren wenn man ihn nicht abnimmt würde ich ehr hinweisen als die gefahren wenn man ihm abnimmt... und wie auch schon gesagt wurde, ist eine knöcherne verletzung nicht unbedingt die regel... ausserdem kann der RD dann schneller Stifneck anlegen und gleich besser arbeiten als wenn er noch den helm abnimmt...


    das sit meine meinung.. auch wenn sie nicht qualitativ hochwertig erscheint, aber so denke ich halt..

  • Hallo,


    Auch ich bin für die Helmabnahme. Argumente die Helmabnahme sind sicher hier schon zur Genüge genannt worden. Aber was ist mit denen FÜR die Helmabnahme durch den Laienhelfer?


    * Keine Mundraumkontrolle möglich --> Gefahr der Aspiration von Erbrochenem, ...
    * Mit einem Integralhelm auf dem Kopf ist eine vernünftige Atemkontrolle nur schwerlich möglich
    * Eine Reanimation inkl. Beatmung schlichtweg unmöglich


    Zum Umfang der Helmabnahme kann ich nur sagen, dass unsere Ausbildungsvorschrift keinen genauen Zeitrahmen für dieses Thema vorgibt. Wir handhabens grundsätzlich so: Ausbilderdemonstration und einen Durchgang Teilnehmerübung. Mit dem Thema Helmabnahme sind wir also nach max. 30 Minuten durch.


    Viele Grüße


    Jörg
    JE602815

  • Zitat

    Original von SirSmokalot
    klar pech ist wenn der Dent Axis abricht und sich richtung Medula Oblangata schiebt... aber Schwund ist überall und der wird dann halt so ziemlich doll Atemdepressiv...


    Das ist nicht wirklich deine Meinung, SirSmokalot ! Diese Einstellung hast du hoffentlich nicht bei deiner RS-Ausbildug gelernt. Ich hoffe mal ganz stark daß du den Ironie-Smilie hinter der Aussage vergessen hast...
    ansonsten mach ich um deinen Rettungsdienstbereich einen großen Bogen und hoffe auch, daß niemand bei dir einen EH-Kurs machen wird. Dann macht er nämlich aus lauter Angst in einer realen Notfallsituation gar nichts !


    Nicky

  • Zitat


    ausserdem mal ganz ehrlich.. lieber den helm abnehmen... dann kann mann auch den essmarschen handgriff anwenden, der ja bakanntlicher weise auch beim EH gelehrt wird....


    Gehört der Esmarch-Handgriff in den EH-Kurs???
    Ich dachte immer, dort wird das Freimachen der Atemwege durch Kopf überstrecken gelehrt.