Leitstellenmitarbeiter gefragt: Was muss ein Notruf enthalten?

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen,


    auf der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten der Erste-Hilfe- und Helfer-Ausbildung (und angeregt durch Vossis Buch), wende ich mich vor allem an diejenigen, die in einer Leitstelle arbeiten. Mir geht es um Zusatzinformationen und Kniffe, die ich den TN mit auf den Weg geben kann.
    Die fünf W kenne ich schon... :ironie:


    Welche Informationen (außer den 5 W) sind für einen Notruf wichtig?
    Welche Nachfragen müsst ihr besonders oft stellen?


    Vielen Dank für die Antworten,
    HSH =)

    Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und trotzdem den Mund halten. [Karl Valentin]

    Einmal editiert, zuletzt von HSH ()

  • Zitat

    Original von HSH
    Die fünf W kenne ich schon... :ironie:


    Welche Informationen (außer den 5 W) sind für einen Notruf wichtig?
    Welche Nachfragen müsst ihr besonders oft stellen?


    Vielen Dank für die Antworten,
    HSH =)


    Hi,


    ich erinnere mich das wir im ELR immer neben den 5 W´s ;) noch gerne die Telefonnummer / Handynummer haben möchten für den Fall, daß man zurückrufen möchte. Es kann ja bei Hausnummern, oder Namen etc. immer mal ein Zahlendreher oder ähnliches passieren.


    Oder bei Unfällen auf Landstraßen kann man noch mal die Nummer brauchen um sich die Einsatzstelle besser beschreiben zu lassen.


    Man bemerkte man sieht ja nicht immer die Nummer des Anrufers gelle ;-)


    Das viel mir so spontan ein...


    Grüße


    Marco

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    * 150 Jahre Deutsches Rotes Kreuz, Aus Liebe zum Menschen * :rtw:

  • * Sollte der TN sich auf einer Landstr befinden und nicht wissen, WO er genau ist, soll er -sofern irgend möglich - von der nächsten notrufsäule anrufen.


    * sollte der TN sich in der Stadt befinden, sich aber nicht auskennen, dann soll er ein markantes Objekt in greifbarer Nähe nennen. (Nicht: Ich brauche Hilfe, befinde mich in Berlin und sehe von hier aus den Fernsehturm) ;)

  • Für mich persönlich sind die 5 W Fragen Mist... Mir hat so etwas noch keiner am Telefon erzählt. Viel wichtiger ist der Satz -> Warten auf Rückfragen... Da hatte ich schon etliche am Telefon die irgendetwas runtergerattert haben und dann einfach auf gelegt haben.


    Also das würde ich immer wieder jedem als einen ganz wichtigen Satz nahe legen...


    Und dann ist meine Prioritätsreihenfolge wie folgt...


    Name des Anrufers, Telefonnummer, was passiert ist, Ort des Geschehens (wie der nun beschrieben wird muss der Disponent mit dem Anrufer ausmachen - es gibt ja auch inzwischen die Handy Ortung, Kartenmaterial, Satelliten Bilder in Farbe etc. Da kann man sogar die Bäume zählen und oder die Farbe eines Gartenzauns erkennen. Auf alle Fälle sollte die Beschreibung so genau wie möglich sein) Nachts soll im ganzen Haus Licht angemacht werden, jemand an die Straße getellt werden (Taschenlampe), bei weit abgelegen Höfen muß jemand an die Hauptstraße gestellt werden. Das kann man jetzt beliebig erweitern... Unser EDV Programm übernimmt z.B. bei Rufnummerübermittlung nach Abgleich mit den Telefonbuch die Daten Name und Adresse des Anrufers direkt in das Einsatz Protokoll. Wie gesagt, die Ortsbeschreibung ist erst dann beendet wenn der Disponent sich sicher ist, wo sich der Einsatzort befindet. Er kann sich nicht darauf verlassen das sich der RTW im Zuständigkeitsbereich der E-Stelle den Hof Müller kennt und weiß wo er hin muss. Und dann muss der Anrufer Geduld haben... Eine gute Abfrage dauert für den Anrufer scheinbar ewig, ist aber enorm wichtig für die Einsatzbeurteilung... Und ich habe festgestellt das die Gespräche seltenst über eine Minute dauern. Meist sind sie innerhalb einer Minute incl. Nachfragen abgearbeitet.


    Und dann sollte der Anrufer auch immer irgendwie, wenn wir die Nummer haben, zurückgerufen werden können. Es bringt nichts wenn das Telefon im 2.OG steht und der Anrufer wieder in den Garten zum Ort des Geschehens läuft. Es wäre immer gut wenn jemand am Telefon von dem aus angerufen wurde stehen bleibt. Das dies personell nicht immer möglich ist sollte klar sein... Doch wenn ich dies nicht im selben Atemzug nenne, brauch ich auch nicht die Nummer des Anrufers...


    Außerdem denke ich das man den Anrufer nicht 100% für den Fall der Fälle schulen kann... Was er im Fall der Fälle sagen wird ist genauso unberechenbar wie wir(die Fahrzeugbesatzungen vor Ort) den Einsatz abarbeiten werden. Da wird aus dem Geschehen heraus gehandelt...

  • Also für mich sind die 5 W wichtig. Anrufer, die die 5 W´s beherrschen, sind meisten ruhiger und damit für mich als Disponent leichter zu kontrollieren. Das letzte W ist ja das ?Warten auf Rückfragen?. Ich habe dann die Möglichkeit mir den Einsatzort beschreiben zu lassen, die Anfahrt und kann auch Hinweise geben, wie sich der Anrufer zu verhalten hat. Jemanden zu unterbrechen in einer Struktur macht unsicher und damit steigere ich die Fehlerquote.


    Noch etwas die Hilfsorganisationen haben die 5 W als Standard festgelegt und so sollen sie auch gelehrt werden. Es kann nicht sein das jeder wieder anfängt zu lehren, wie er will (kein Angriff gegen dich HSH). Der Name des Anrufers kann am Ende vom Notruf erfragt werden, der ist nicht wirklich relevant, solange ich weiß, wo ich klingeln muss, wer hier ein Notrufmissbrauch begeht, sagt sowieso einen falschen Namen.


    Zum Kartenmaterial, Satellitenbild, Handyortung, die Farbe des Gartenzaunes und Weiteres.
    Technik ist ne schöne Sache aber eine Handyortung im flachen ländlichen Gebiet nützt mir in der Regel wenig, die Genauigkeit liegt bei bis zu 500m. Die Farbe des Gartenzaunes, aktualisiert ihr eure Bilder alle 2 Tage? Wer sagt mir nicht das ein Baum gefällt worden ist oder ein Flurstück beräumt? Und sind in eurem Kartenmaterial alle neugebauten Straßen (Umleitungen, Umgehungen) tagesgenau enthalten?
    Also bei uns nicht, das würde enorm viel Geld kosten welches besser eingesetzt werden kann. Die Regel ist 1mal pro Jahr ein Update, Luftbilder alle 2 ? 3 Jahre je nach Möglichkeit des Landkreises denn lieber gute Luftbilder als schlechte und überteuerte Satellitenbilder.

  • Ein Anruf nach dem 5W-Schema ist selten.
    Es ist auch gar nicht unbedingt erforderlich, dass der Anrufer seine Angaben nach diesem Schema macht.
    Wichtig ist, dass er sich auf ein wirkliches GESPRÄCH einlässt und nicht einfach eine MELDUNG ABSETZT!
    Ich frage ihn, was ich wissen muss!
    Telefon-Nr. und / oder Adresse kann ich oft aus den übertragenen Daten des Telefons übernehmen.
    Dann muss neben den Notfall-Informationen nur noch abgeklärt werden, ob der Einsatzort damit übereinstimmt und ob die Adresse noch korrekt ist (keine Telefonbuch-CD ist richtig aktuell).
    Der Gesprächsverlauf muss von mir gesteuert werden und es ist am sinnvollsten, wenn ich den Anrufer z.B. nach meinem EDV-Eingabeschema abfragen kann. Das muss der Anrufer aber zulassen - Meldung runterrasseln und auflegen ist das falscheste, was er tun kann.
    Das sollte den Mitbürgern vermittelt werden.
    Wenn ich einen Ort und eine erste Information habe, aus der eine RD-Indikation hervorgeht, alarmiere ich oft schon mal vorab einen RTW. Dem Anrufer sage ich "Hilfe ist alarmiert, es geht keine Zeit verloren, sagen sie mir jetzt in Ruhe, was mit dem Patient los ist." - Klappt oft recht gut und meistens läuft dann der Rest des Gespräches ganz vernünftig ab (Ausnahmen bestätigen die Regel)

    Einmal editiert, zuletzt von dispoman ()

  • RettSanSRK:
    Klar werden die Karten aktualisiert. Aber soll ich sie deswegen garnicht nutzen? Dann kann ich ja gleich alle Karten löschen. Ich kann nur mit dem arbeiten was ich habe. Und das nutze ich auch. Umleitungen und Baustellen etc. werden natürlich an uns gemeldet und im System vermerkt. Danach handeln wir natürlich. Ihr nicht?


    dispoman:
    Das mit dem abgleichen der Daten die von den Telefonbucheinträgen übernommen werden ist selbstverständlich. Aber ich denke du weißt das dies der normale Menschenverstand vorgibt... ;) Das im Gespräch vorabalarmieren z.B. eines RTW und im weiteren Gespräch das nachalarmieren weiterer Kräfte machen wir auch. Das hat sich schon immer bewährt und bringt eine absolute Ruhe in das Gespräch.


    Man sollte den Teilnehmern auch sagen das sie immer wieder sofort anrufen können falls sich die Lage verschlimmert oder sie z.B. Anleitungen haben möchten die sie in ihrem weiteren Vorgehen/Maßnahmen unterstützen. -> Stichwort: Telefonreanimation...


    Ich denke hier sind schon einige gute Tipps für die Ausbildung von HSH zusammengetragen worden. Vielleicht kommt ja noch mehr zusammen....


    EDIT:


    Anbei mal ein Bild unserer Eingabemaske:


    2 Mal editiert, zuletzt von Blaulix ()

  • RettSanSRK: Ich kann Deine Bedenken verstehen und fühle mich keineswegs angegriffen. Ich versuche lediglich, den bestehenden Leitfaden um (für den Ersthelfer wissenswerte) sinnvolle Dinge, die dort eben nicht vorkommen, zu erweitern.


    Zitat

    Original von Blaulix
    Ich denke hier sind schon einige gute Tipps für die Ausbildung von HSH zusammengetragen worden. Vielleicht kommt ja noch mehr zusammen....


    Danke für die Zusammenfassung!

    Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und trotzdem den Mund halten. [Karl Valentin]