Abhandlung Cardioversion

  • Ich soll im Rahmen meiner Ausbildung für einen RettAss eine Abhandlung über die Cardioversion verfassen (medikamentös und mechanisch).
    Ausserdem soll ich die Möglichkeiten die das Corpuls 0816 für die Cardioversionhat ebenfalls dazu schreiben.


    Will mir jemand helfen?
    Wäre nett!


    Mave83


    Edit: Gibt es eigentlich auch nen 0816 Simulator für den PC?

    2 Mal editiert, zuletzt von Maverick83 ()

  • Hallo


    Ich kenne den Corpuls 0816 leider nicht so gut, haben wir nicht. Die Cardioversion ist jedoch bei allen monophasischen Geräten gleich: 100J, 200J, 360J.
    Die Medikamentöse Therapie ist sehr unterschiedlich und hängt von der Art der Tachykardie ab - supra oder ventrikulär. Ein Medikament das bei beiden indiziert ist, ist Amiodaron, sofern der Patient nicht die "Oh mein Goot" Kriterien erfüllt. Amiodaron verlängert die Repolarisationsphase und die Refraktärperiode, ohne sich auf Inotropie negativ auszuwirken.
    Ansonsten kommen noch Adenosin (Adrekar); Verapamil (Isoptin) in betracht.
    Das ist jetzt super kurz gehalten, aber ich hoffe es hilft dir etwas.
    Sorry für eventuelle Rechtschreibfehler.


    Gruß Dome

  • Zitat

    Original von Dome
    Hallo


    Ich kenne den Corpuls 0816 leider nicht so gut, haben wir nicht. Die Cardioversion ist jedoch bei allen monophasischen Geräten gleich: 100J, 200J, 360J.


    Gruß Dome


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    Das kannte ich so noch nicht...
    Gibt es tatsächlich eine vorgegebene Energiefolge bei der Kardioversion?????
    ...und mit 360 Joule kardiovertieren?


    Bist Du sicher, dass Du nich Kardioversion und Defibrillation durcheinander bringst?


    Ani klär mich auf!!!

  • Ne damit ist schon die Kardioversion gemeint. Das sind richtwerte. Ich weiß 360J ist ja im Prinzip eine Defibrillation. Die Kardioversion kommt auch nur dann zur Anwendung wenn der Patient instabil ist und dann lieber mit 360J Kardiovertieren, als ein Kammerflimmern zu riskieren.
    Nach Möglichkeit sollte der Pat. sediert sein. Die Kardioversion ist ja ohnehin kein NK Maßhnahme, sondern dem NA vorbehalten, zumindest rechtlich.

  • Hi Vossi!


    Dome hat völlig recht. Grundsätzlich kann man eine Kardioversion mit der gleichen Energie durchführen wie die Defibrillation. Bei elektiven Kardioversionen am vorbereiteten Patienten (antiarrhythmische Vormedikation) reichen oft sogar 100 J. Bei fehlender Konversion muß die Energie dann natürlich bis zum Erfolg (oder auch Erfolglosigkeit) erhöht werden.
    Im Notfall (Vorhofflimmern- /flattern mit Kreislaufinstabilität) wird die Kardioversion direkt mit 360 J empfohlen.


    Der wesentliche Unterschied der beiden Verfahren ist die EKG-gesteuerte Synkronisation bei der Kardioversion.



    Gruß,


    Ani


    ?Schlaf besser... mit einem Anästhesisten!?

  • Hey ihr, vielen Dank für die Antworten!
    Hatte schon gedacht ich habe nen "Todthread" gestartet...


    @Dome: Nur als Info: Das 0816 ist Biphasisch


    Frage: Die Joule angaben beziehen sich auf Monophase?


    Desweitern sehe ich schon das meine Frage echt etwas zu weit gefasst ist, deswegen spezifiziere ich es etwas:


    Ab wann spricht man von einer Cardioversion?
    Welche Kriterien müssen erfüllt/nicht erfüllt sein das man von der medikamentösen auf die mechanische Umsteigt?
    Ist nicht auch Beloc indiziert?
    Wie die Risko/Nutzen Bewertung des Schockens?

  • Hi


    Das der Corpuls biphasisch ist wußte ich, ich habe nur leider noch nicht mit einem arbeiten können. Wir haben nämlich selbst auf dem RTW NUR einen Fred von Schiller und das ist richtig depremierend! :(


    Die Med. Therapie sollte nur in erwägung gezogen werden, wenn der Pat. "stabil" ist und der NA meint, der Pat. bedarf präklinisch eine med. Therapie, da sich der Zustand sonst zum Negativen ändern könnte.


    Hier ein paar Vitalparameter ab wann man von "Oh mein Gott Kriterien redert: supraventrikulär ab 200/min; ventrikulär ab 150/min, jedoch nur wenn der Pat sich unwohl füllt, kaltschweißig ist, die Tachykardie hämodynamisch Wirksam wird usw., dann ist die KARDIOVERSION das Mittel der Wahl.


    Gruß Dome

  • Hi MAeV83



    Die elektrische/ medikamentöse CV hat 2 Ziele. Durch die Widerherstellung eines Sinusrhythmus soll:


    1) ... die Frequenz verlangsamt werden


    2) ... die Entstehung von Vorhofthromben verhindert werden



    Haupttherapieziel in der Notfallmedizin ist die Stabilisierung der Kreislaufsituation durch Frequenzbegrenzung.


    Der Sinusrhythmus ist erstmal nebensächlich, denn es besteht die Gefahr, daß sich bereits Thromben gebildet haben, die dann beim Stromstoß gelöst werden können. Deshalb wird nach Möglichkeit vor jeder CV eine transösoephageale Echokardiographie durchgeführt.
    Aus diesem Grund ist die elektrische Cardioversion erst die 2. Wahl in der Notfallmedizin!


    Medikamente, die zu einer Frequenzbegrenzung führen, bzw. auch in einen Sinusrhythmus konvertieren können, sind: Betablocker, Kalziumantagonisten, Digitalis, Flecainid, Propafenon, Ajmalin, Amiodaron, Adenosin.
    Im Notfall wird man erst den Einsatz eines Betablockers oder eines Kalziumantagonisten erwägen. Bei unzureichender Wirkung eignet sich beim Vorhfflimmern- /flattern weiter das Ajmalin oder das Flecainid am besten. Amiodaron ist vor allem bei ventrikulären Tachycardien empfehlenswert.
    Kommt es durch Medikamentengabe zu keiner Normalisierung der Herzfrequenz,muß die lektrische Cardioversion erfolgen.



    @ Dome


    Den Corpuls 08/16 gibt es sowohl mono- als auch biphasisch.



    @ alle


    Zur Erinnerung: Vorhofflattern ist gefährlicher als Vorhofflimmern!!



    Gruß,


    Ani


    ?Schlaf besser... mit einem Anästhesisten!?

  • Erratum:


    Die Thromben lösen sich natürlich nicht beim Stromstoß, sondern bei der Vorhofkontraktion des rekonvertierten Sinusrhythmus!



    Ani


    ?Schlaf besser... mit einem Anästhesisten!?

  • @ ich schon wieder.



    Ich habe noch vor kurzem auf der MHD-Schule Aachen gelernt, dass bei instabilen Pat. die Kardioversion das Mittel der Wahl ist.
    Antiarrhythmika bringen auch wieder Nebenwirkungen mitsich und können eventuelle zu einer Verschlimmerung der Arrhythmie führen.
    Beta-Blocker sind bei instabilen Pat. kontraindiziert, da sich Beta Blocker negativ inotrop auswirken und das für instabile Pat. fatal sein kann.


    Thromben bilden sich meist beim Vorhofflimmer/Vorhofflattern, und diese Rhytmusstörung, lässt sich am Besten mit Verapamil therapieren, sonfern der RR hoch genug ist und der Pat nicht instabil. Sollte der Pat. instabil sein, so ist auch die Kardioversion vorzuziehen.


    Instabil heißt:
    -verminderter Auswurf (Blässe, Kaltschweißigkeit, Somnolenz, RR-Abfall)
    -dadurch Lungeödem, getaute Halsvenen
    -Tachykardie (breit > 150/min; schmal > 200/min


    ABER: Treat the Patient - not the Monitor


    Gruß Dome

  • Korrektur:


    1) ...Kalziumantagonisten und Betablocker wirken beide negativ inotrop!


    2) ...ein Betablocker ist bei Bradycardien und kardiogenem Schock kontraindiziert, nicht aber beim frequenzbedingten Low-output-Syndrom.
    Im Rahmen der Frequenzreduktion durch den Betablocker kommt es zu einer verbesserten diastolischen Füllung und zu einem Anstieg des HZV. Die Herzleistung wird wieder verbessert.



    Gruß,


    Ani


    ?Schlaf besser... mit einem Anästhesisten!?

  • Hi


    Das ist mit den Kalziumantagonisten habe ich ja auch so beschrieben(.. Verapamil, nur wenn RR ausreichend).


    Die Aussage mit dem Low-Output-Syndrom kann ich nicht ganz nachvollziehen, klar wird das Herz besser durchblutet und der O2 Verbrauch sinkt, doch bei den "instabilen Pat." geht es doch meiner Meinung nach mehr Richtung kardiogenem Schock.


    Will mich hier aber auch nicht streiten. Ich kann nur sagen was ich auf der Schule gelernt habe und wie es bei uns in der Region läuft. Bei Sinustachykardien oder z.B. akutem koronar Syndrom (ohne kardiogenem Schock) sind Beta-Blocker indiziert und stellen einen festen Bestandteil der Therapie dar.
    Ich werde mich mal schlau machen, ob die Aussagen der Schule durch das ERC gedeckt sind.


  • Okay, Danke erst mal.
    Meine Frage ging eigentlich mehr in die Richtiung, ob diese 100-200-360 Kaskade ähnlichen Empfehlungscharakter hat, wie die 200-200-360 bei der Defibrillation.
    Hintergrund war die Idee, dass bei einem hochenergetischen Impuls (besonders bei den Biphasischen Geräten) nicht die evtl. entstehende Schädigung der Zellmembranen - besonders in den Impulsbildenden Zellen des Reizleitungssystems - berücksichtigt wird.
    Die langsame diastolische Depolarisation, die die "Selbsterregung" des Reizleitungszentrums ermöglicht ist ja eng gekoppelt an die Unversehrtheit der Na-Kanäle...


    So wurde zumindest bei allen CV, die ich bisher erlebt habe mit eher niedrigen Dosen gearbeitet.
    Natürlich mit medikamentöser Unterstützung und mit erhöhter Energiemenge bei Erfolglosigkeit.


    Vielleicht hatten wir immer Glück - aber ne CV mit 360 hatte ich einfach noch nie erlebt.


    Dass die CV R-Zacken getriggert ist wusste ich schon :P :P :P


    Trotzdem vielen Dank für die prompte und umfassende Antwort!

  • Hallo Dome!


    Ich glaube, Du bringst da gerade die Pathophysiologie etwas durcheinander...


    Kurze Aufklärung:


    1) ...beim KARDIOGENEN SCHOCK kommt es zu einem muskulären Pumpversagen. Ursache können z.B. eine Ischämie, eine Infarktnarbe, eine Entzündung oder eine Kardiomyopathie sein. Hier ist ein Betablocker natürlich kontraindiziert, weil er die bereits bestehende verminderte Herzleistung aufgrund seiner negativ inotropen Wirkung noch verstärkt.


    2) ... beim Vorhofflimmern kommt es zu einer ----> Tachycardie ----> Verkürzung der Diastole ----> Abnahme des Kammervolumen aufgrund verminderter Füllungszeit ----> Abnahme des Schlagvolumen ----> HZV sinkt ----> "Low-output-Syndrom" mit Hypotonie und Rechtsherzbelastungszeichen (trotz gesundem Herzmuskel!)


    Die Symptome sind in beiden Fällen gleich, jedoch liegen verschiedene Ursachen vor. Daher unterscheidet sich auch die Therapie. Beim kardiogenen Schock wird man versuchen, die Herzkraft zu steigern (Katecholamine), bei der Tachycardie führt die Frequenzlimitierung (z.B. durch Betablocker) zu einer Normalisierung des HZV. Deshalb sind gerade Betablocker und Kalziumantagonisten indiziert (wenn keine anderen Kontraindikationen vorliegen) und aufgrund ihrer geringeren proarrhythmischen Wirkung gegenüber den anderen Medikamenten sogar 1. Wahl. Das muß aber jeder Doc für sich entscheiden.
    Mit der von Dir angesprochenen O2-Versorgung des Myocard hat dieser Mechanismus nur sekundär zu tun. Natürlich sinkt die Sauerstoffversorgung des Herzens aufgrund der Tachycardie, also erst recht ein Grund, diesen Mechanismus zu durchbrechen.



    Du hast natürlich recht, bei einer hochfrequenten Tachyarrhythmie mit einem RR von 70/40 mmHg und Bewußtlosigkeit überlege ich es mir natürlich, ob ich nicht sofort elektrisch kardiovertiere. Aber auch das muß jeder Arzt selbst entscheiden.
    Bei einem RR von 90/60 mmHgg würde ich es jedenfalls erstmal medikamentös versuchen und bisher habe ich noch nie eine elektrische Kardioversion im Rettungsdienst durchführen müssen.



    Ich hoffe, ich hab's einigermaßen verständlich 'rübergebracht. Denn Ausnahmsweise ist die Pathophysiologie nichts, worüber man streiten könnte, denn sie besteht ganz einfach aus Fakten! ;-)))


    (Übrigens einer der wenigen Bereiche in der Medizin, den man "verstehen" kann und nicht nur auswendiglernen muß)



    Gruß,


    Ani


    ?Schlaf besser... mit einem Anästhesisten!?

  • Ein sehr interessantes Thema mit interessanten Beiträgen - ein Positiv-Beispiel für andere Themen hier im Forum ! :)


    Ich hatte in fast 9 Jahren Rettungsdienst 1 einzige Kardioversion...

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • @ ich bin schon wieder


    Danke nochmal für die Aufklärung. Weiter unten in deinem Post steht für mich jedoch das wichtigste Argument, nämlich das es vom Patienten abhängt. Ich bin erst 2 1/2 Jahre im RD und der Notfallrettung tätig und ohnehin noch nicht so viel gesehen (auch wenn andere Meinen in der gleichen Zeit schon ALLES gesehen zu haben). Ich weiß selber das viele NA eine med. Therapie vorziehen, doch nach ERC ist ein Kardioversion vorzuziehen, wenn die Oh mein Gott Kriterien erüfllt sind.


    Und mit den Beta Blockern hast du ja auch bei einer supraventrikulären Tachykardie völlig recht (oder halt Verapamil), doch, wie due selber sagst, wirken sich diese Med. negativ inotrop aus. Eine, in meinen Augen interessante Alternativ ist Amiodaron, da es (so gut wie) keine Auswirkungen auf den RR hat.


    Gruß Dome