Zweiter DBRD-Vorsitzender bei AGSWN

  • Interessante Diskussionen zum Thema ""Rettungsassistent, nicht nur Helfer des Notarztes?" gab es auf der Jahrestagung der Südwestdeutschen Notärzte (agswn), bei der auch der 2. Vorsitzende des DBRD als Gastredner zugegen war: http://www.dbrd.de/content/cms…nt.php?idcat=73&idart=155

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Zitat

    Diese Rettungsassistenten, die mehr Verantwortung ablehnen, sollten mal einen Blick in das Rettungsassistentengesetz werfen.

    ?(

  • Zitat

    Original von Ruedi

    ?(


    Was für eine undifferenzierte Scheißhausparole!


    Wer den Rettungsassistenten mehr Verantwortung übertragen will, sollte mal einen Blick auf ihren Gehaltszettel werfen...


    J. :rolleyes:

  • Zitat

    Original von Ruedi
    Wie kann man im RettAssG eine "Mehrverantwortung" deuten?



    Das frag ich mich auch. Entweder ist die Aussage völlig aus dem Zusammenhang gerissen oder schlicht polemisch und falsch.


    J.

  • Wer hat schon in der Geburtsstunden gesagt, dass der DBRD alles andere ist, als eine Interessenvertretung für RFP?!



    :]

  • Packt die Fackeln aus und errichtet den Scheiterhaufen ! :rolleyes:


    Ich möchte versuchen darzulegen, wie ich diese Aussage verstehe.


    Zitat

    Es wurde klar gestellt, dass sowohl eine Ausweitung der Kompetenzen als auch das Festhalten am Notarztsystem miteinander vereinbar sind.
    ...
    Einige Ärztliche Leiter beklagten, dass viele Rettungsassistenten nicht mehr Kompetenzen haben wollten, und dass sie in ihrem Verantwortungsbereich häufig gegen Wände laufen würden.
    ...
    Diese Rettungsassistenten, die mehr Verantwortung ablehnen, sollten mal einen Blick in das Rettungsassistentengesetz werfen.


    Auszug aus dem RettAssG:


    Zitat

    §3 Die Ausbildung soll entsprechend der Aufgabenstellung des Berufs als Helfer des Arztes insbesondere dazu befähigen, am
    Notfallort bis zur Übernahme der Behandlung durch den Arzt lebensrettende Maßnahmen bei Notfallpatienten durchzuführen...


    Welche Maßnahmen / Kompetenzen dies im Einzelnen sind, ist bis dato nicht näher definiert und festgeschrieben. Bis heute legen sich Rettungsassistenten diesen Abschnitt nach eigenem Gutdenken aus was dazu führen kann, dass bei einem Notfallpatienten erforderliche Maßnahmen unterlassen werden, da sie nicht explizit gefordert werden.


    Eine lebensrettende Maßnahme bei Notfallpatienten könnte beispielsweise die Gabe von Volumen/Prednisolon/Tavegil/Suprarenin bei einem anaphylaktischen Schock sein. Nun ergreifen aber nicht alle Rettungsassistenten diese Maßnahmen - aus welchen Gründen auch immer. Hier kollidieren eindeutig die Interessen des RettAssG mit den realen Gegebenheiten.


    Nun gibt es ÄLRD, die diese Maßnahmen ihren RettAss nach entsprechender Schulung offiziell zugestehen, die Übernahme dieser Maßnahmen aber von Seiten der RettAss abgelehnt werden. Und vermutlich genau auf diesen Fall bezieht sich die von Euch zitierte Aussage.


    @JohnGage


    Aha....

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Mit Deiner Interpretation liegst du höchstwahrscheinlich goldrichtig, ohne auf die Behandlungsmöglichkeiten eines anaphylaktischen Schocks oder andere Notfälle einzugehen...


    Zitat

    Einen Wehmutstropfen gab es aber auch. Einige Ärztliche Leiter beklagten, dass viele Rettungsassistenten nicht mehr Kompetenzen haben wollten, und dass sie in ihrem Verantwortungsbereich häufig gegen Wände laufen würden...


    Darf ein Berufsverband ein "veraltetes Gesetz neuinterpretieren" und in der Folge daraus vielen Kolleg/innen den Straftatbestand der unterlassenen Hilfeleistung vorwerfen?
    Es werden zwar mehr Kompetenzen von vielen Kolleg/innen abgelehnt. Aber ich kenne keine(n) nicht-ärztlichen Kolleg/in, die lebensrettende Massnahmen unterlassen haben.


    Ich gehöre übrigens zu diesen Kollegen und fühle mich angegriffen!

  • Zitat

    Aber ich kennen keine nicht-ärztlichen (n) Kolleg/in, die lebensrettende Massnahmen unterlassen.


    Dann denke einfach kurz darüber nach, welche realen Ausbildungs- und Wissensunterschiede es bei Rettungsassistenten gibt. Ich nehme bewußt niemanden in Schutz, denn die Realität zeigt es täglich - Rettungsassistent ist nicht gleich Rettungsassistent. Es werden ganz sicher mögliche, lebensrettende Maßnahmen - insbesondere, wenn sie die medikamentöse Therapie wie im oben genannten Beispiel einschließen - unterlassen.
    Es hilft niemandem, durch Schönfärberei oder Kollegialität diese Fälle unter den Tisch fallen zu lassen.
    Mit "mehr Kompetenzen" sind sicherlich nicht Maßnahmen wie Thoraxdrainagen oder Ähnliches angesprochen, sondern Kompetenzen, die aktuell lediglich im Rahmen des eigenen Verantwortungsbewußtseins sowie der "Notkompetenz" durchgeführt werden und nicht, weil es sich um grundsätzliche Kompetenzen des Rettungsfachpersonals handelt.


    Neu interpretiert wird das Gesetz nicht, es wird lediglich in Erinnerung gerufen, was darin geschrieben steht.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Unsere Auffassungen liegen gar nicht so weit auseinander. Du hast recht: RettAss ist nicht gleich RettAss.


    Ich fühle mich für unsere Kunden ebenfalls verantwortlich und fahre deshalb einen "sehr invasiven Rettungsdienst". Hierdurch sind mir bisher keine Probleme/Fehler mit weiterbehandelnden Ärzten, noch Probleme/Fehler mit den Kunden unterlaufen. Bisher! Aber ich weiß, dass ich auf lange Sicht nicht fehlerfrei bin und mir das große Wissen fehlt. Deshalb würde ich aber nie einen Kunden zu retten versuchen unterlassen und "missbrauche" deshalb dafür mein eigenes Verantwortungsbewusstsein und die "Notkompetenz". Ich gebe aber auch zu, dass ich in so mancher Situation gerne mehr getan hätte...
    Bleiben wir bei Deinem Beispiel, der anaphylaktische Schock:


    Volumengabe und fraktionierte Gabe von Ephedrin (1:10000), ja
    Antihistaminika und Kortikoide, bisher nicht


    Bei meiner Entscheidung, wie weit ich gehe, fließt individuell mein Wissensstand und die geringe Erfahrung meinerseits ein und wird dann mit dem individuellen Risiko des Patienten mit der Möglichkeit einen groben Fehler zu begehen, abgewägt.


    Doch es sind auch die realen Motivations-, Ausbildungsunterschiede bei Rettungsassistenten, die eine berechtigte Angst vor mehr Kompetenzen begründen. Wir müssen niveaubezogen unten ansetzen und nicht oben! Solange der Durchschnitt von neuen Kompetenzen Abstand nimmt, ich auch, wird es massive Probleme bei der Umsetzung geben. Erst das Niveau anheben, es gesetzlich definieren und erst dann mehr Kompetenzen für Alle fordern...
    Deshalb muss eine Gesetzesnovellierung her und keine "Neuinterpretation" oder "falsche" Erinnerung an das RettAssG.

  • Grundsätzlich stimme ich mit deinen Ausführungen überein.
    Ich glaube, die Aussage "mehr Kompetenzen" wird oftmals völlig überbewertet. "Mehr Kompetenzen" beschreibt hier primär Maßnahmen, die aufgrund der aktuellen Ausbildung möglich sind und im Regelfall heute in vielen Rettungsdienstbereichen erfolgreich durch entsprechend ausgebildete RettAss umgesetzt werden, deren Durchführung aber bis dato für das Rettungsfachpersonal offiziell bzw. gesetzlich nicht eindeutig gestattet sind (Begriff "Grauzone"). So werden in der Ausbildung gelehrte Inhalte durch die fehlende Bestimmung entsprechender Kompetenzen ("Ihr lernt es zwar, dürft es aber im Regelfall nicht anwenden") in ihrer Durchführung beschnitten.


    Im Hinblick auf eine Verbesserung und weitere Professionalisierung der Ausbildung(-en) im Rettungsdienst werden automatisch weitere Kompetenzen, die bis dato nicht vorhanden (und oftmals auch noch nicht vertretbar) sind, eingefordert. Auch das gehört zur Berufspolitik - die Verbesserung des Status der ganzen Berufsgruppe. Dazu gehört nicht - und diesen Eindruck habe ich hier immer wieder - die Kollegen zu schützen, die sich im Rettungsdienst ein paar schöne und angenehme Tage machen möchten. Diese schaden nämlich der ganzen Berufsgruppe - also einem jeden von uns. Und letztlich eventuell sogar den Patienten.


    Wie dürfen gerade nicht niveaubezogen unten ansetzen, sondern müssen klar definierte, hochgesteckte Ziele vorgeben und dann schauen wie wir es schaffen, dass alle im Rettungsdienst Tätigen diese Ziele erreichen können. Wenn wir unten ansetzen, werden wir auch unten bleiben.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Schulung, "Kompetenz Erweiterung", mehr Verantwortung, mehr Einsätze, weniger Fahrzeuge und immer mehr QM!!! ?(


    Was bleibt ist doch die Frage wer übernimmt die Kosten?!
    Wo soll eingespart werden. Beim Personal?!


    Mehr Verantwortung und weniger Vergütung.


    Glaube wir werden nie dazulernen.

  • Zitat

    Original von Ruedi


    Volumengabe und fraktionierte Gabe von Ephedrin (1:10000), ja
    Antihistaminika und Kortikoide, bisher nicht.


    Du meinst hoffentlich Adrenalin.

  • bluelight


    Uns soll nicht mehr Verantwortung aufgezwungen werden, denn bereits heute haben wir die größte Verantwortung, die man überhaupt haben kann - die Verantwortung für das Leben und die Gesundheit unserer Patienten.
    Aber eben ohne uns die entsprechenden Rahmenbedingungen mit auf den Weg gegeben zu haben. Ich glaube, das werden Manche nie lernen...


    Dass der berufspolitische Fortschritt im Rettungsdienst nur sehr schleppend vorangeht liegt unter anderem an dem Umstand, dass das Rettungsfachpersonal selbst wünschenswerte Ziele regelmäßig als nicht realisierbar darstellt. Das klappt in anderen Berufsgruppen deutlich besser - da werden utopische Forderungen gestellt um am Ende einen annehmbaren Kompromiss auszuhandeln. Aber diese Taktik scheint im Rettungsdienst kaum einer zu verstehen.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • @DG


    Wie / wo soll man deiner Meinung nach Anfangen, die jetzigen Verhältnisse im RD zu ändern?


    Richtung "mehr Kompetenzen", "novellierung des RettAssG".





    Randbemerkung: Man sollte sich mal einig werden, was hier mit "Kompetenzen" gemeint wird.
    Meint man "Befugnisse"
    oder
    "Wissen" ???


    Ich kann durchaus ja etwas dürfen, ohne es zu können; aber auch etwas können, ohne es zu dürfen!