Baden-Württemberg: Politiker fordert Nachtflugtauglichkeit für Christoph 45

  • Zitat

    Wenn die benachbarten Helis so oft über baden-württembergischer Landschaft kreisen, scheint ein gewisser Bedarf zu bestehen


    Der lässt sich aber mit den vorhandenen Ressourcen in den Nachbarländern durchaus decken. Abgesehen von Wetterproblemen, die dann alle ITH / RTH betreffen, konnte ich bisher nachts immer einen ITH organisieren, wenn er benötigt wurde.


    Im Nordosten gibts den Christoph Nürnberg, im Nordwesten den Christoph Hessen, auch der Süden ist akzeptabel abgedeckt. Selbst mitten im Ländle gibt es (noch) einen nachtflugtauglichen Hubschrauber - den SAR 46 in Malmsheim, südlich von Leonberg. Für den muss die Leitstelle (oder die abgebende Klinik) zwar jeweils ein NA zur Begleitung organisieren, aber auch das hat bisher immer geklappt.


    Mit der Landesregierung hat das übrigens recht wenig zu tun, die finanziert da eh (fast) nix. Bremser sind vielmehr die Krankenkassen, die lieber in Einzelfällen die längere Flugzeit bezahlen als dauerhaft einen 24-Stunden-Standort zu finanzieren, für dessen wirtschaftliche Auslastung die Fallzahlen (angeblich) nicht reichen.


    Wirtschaftlich gesehen macht deshalb die seit langem praktizierte Nachbarschaftshilfe aus meiner Sicht durchaus Sinn. Neue Überlegungen wird man dann anstellen müssen, wenn der SAR 46 wie angekündigt von Malmsheim weg verlegt wird.


  • Der lässt sich aber mit den vorhandenen Ressourcen in den Nachbarländern durchaus decken. Abgesehen von Wetterproblemen, die dann alle ITH / RTH betreffen, konnte ich bisher nachts immer einen ITH organisieren, wenn er benötigt wurde.



    Du mußt bedenken, daß Du dann möglicherweise woanders Lücken schaffst. Ich habe mal über 3 Stunden auf einen ITH gewartet, weil die mit ihren ITH einen Ringtausch auf der Landkarte durchgeführt haben. Wenn man Pech hat, kommt der zur Nachbarschaftshilfe gerufene ITH wetterbedingt nicht mehr zurück und entblößt somit sein originäres Einsatzgebiet. Und das ist nachts noch um einiges wahrscheinlicher als tagsüber. Will man eine flächendeckende Luftrettung, darf Nachbarschaftshilfe nicht die Basis sein.

  • Naja, wenn ich nachts in der Regel 2 Einsätze habe, brauche ich dazu keine drei Hubschrauber - Nachbarschaftshilfe hin oder her. Das gehört halt zum Job, dass Einsätze auch überregional geflogen werden müssen - vielleicht gerade nachts.


    Gruß, Christian

  • Zitat

    Will man eine flächendeckende Luftrettung, darf Nachbarschaftshilfe nicht die Basis sein.






    Will "man" wirklich eine flächendeckende Luftrettung, vor allem nachts, also ein Netz von 24-Stunden-ITHs?


    Natürlich wäre es toll, wenn es eine ITH-Abdeckung Deutschlands rund um die Uhr gäbe. Seit Januar werden ja in Ba-Wü Fallzahlen zu Intensiv- (NAW-) Verlegungen gesammelt um einen Bedarf für ITWs fest zu stellen. Ich bin gespannt, was dabei raus kommt. Zeigt sich, dass nachts viele zeitkritische Verlegungen über längere Strecken anfallen, wäre dies sicherlich ein Fingerzeig für die Etablierung eines 24-Stunden-ITH. Auf Grund meiner Erfahrungen bezweifle ich allerdings, dass dies tatsächlich erforderlich und vor allem wirtschaftlich darstellbar ist. Nur vom "Good Will" können die Luftrettungszentren nicht unterhalten werden.


    Die Entscheidung, nachts einen ITH für eine Verlegung anzufordern, erscheint mir manchmal doch etwas seltsam. Folgenden Einsatz habe ich vor etlichen Monaten selbst mitbekommen:


    Da fordert eine Klinik einen ITH an für eine Verlegung in die Neurochirurgie im Nachbarlandkreis, Entfernung ca 35 km. Patient mit ICB, schlechter AZ. Ihr wird mitgeteilt, dass der ITH bis in etwa 2 Stunden kommt. Dies wird akzeptiert und etwa 3 Stunden nach der Anmeldung in der Neurochirurgie kommt der Pat. dann auch schon angeflogen. Ein NAW-Einsatz wäre einsatztaktisch möglich gewesen, hätte etwa 2 Stunden Zeitersparnis gebracht, wurde aber abgelehnt, weil der Patient "eine klassische ITH-Indikation" sei!


  • Die Entscheidung, nachts einen ITH für eine Verlegung anzufordern, erscheint mir manchmal doch etwas seltsam. Folgenden Einsatz habe ich vor etlichen Monaten selbst mitbekommen:


    Da fordert eine Klinik einen ITH an für eine Verlegung in die Neurochirurgie im Nachbarlandkreis, Entfernung ca 35 km. Patient mit ICB, schlechter AZ. Ihr wird mitgeteilt, dass der ITH bis in etwa 2 Stunden kommt. Dies wird akzeptiert und etwa 3 Stunden nach der Anmeldung in der Neurochirurgie kommt der Pat. dann auch schon angeflogen. Ein NAW-Einsatz wäre einsatztaktisch möglich gewesen, hätte etwa 2 Stunden Zeitersparnis gebracht, wurde aber abgelehnt, weil der Patient "eine klassische ITH-Indikation" sei!



    Da hat sich halt jemand ernsthaft Gedanken über das Transporttrauma gemacht. Diese Entscheidung zum Lufttransport würde ich teilen. Der Schaden, der durch einen bodengebunden Transport entstehen kann, ist möglicherweise größer als zwei Stunden "Wartezeit". Anscheinend war hier die zeitliche Disposition sekundär und die Art des Transportes von größerer Bedeutung. Nicht jeder neurochirurgische Patient muß trotz Verlegung in ein Zentrum zeitnah operiert werden. Für Außenstehende oder in diesem Fall Leitstellenmitarbeiter wirkt das natürlich auf den ersten Blick nicht nachvollziehbar.

  • Ein NAW-Einsatz wäre einsatztaktisch möglich gewesen

    Es besteht noch zusätzlich die Frage, ob eine Verlegung mit den medizintechnischen Mitteln des NAW überhaupt sinnvoll und möglich war. Denn das ist häufig eine zusätzliches Kriterium für den Einsatz eines ITW/ITH.


  • regelmässig im südlichen Ba-Wü sind auch die Maschinen von Zürich und St. Gallen (welches nach Friedrichtshafen nur wenige Minuten haben wird)


    Ich habe in 7 Jahren als HA/EA im Bodenseekreis noch nicht einmal mit einem Hubschrauber der Rega zusammengearbeitet. Weder Tag und Nacht. Und mir hat auch noch kein Kollege davon erzählt. Daher glaube ich nicht, dass die Rega so oft bei uns unterwegs ist....

  • Ich habe in 7 Jahren als HA/EA im Bodenseekreis noch nicht einmal mit einem Hubschrauber der Rega zusammengearbeitet. Weder Tag und Nacht. Und mir hat auch noch kein Kollege davon erzählt. Daher glaube ich nicht, dass die Rega so oft bei uns unterwegs ist....


    Bei mir war es etwas westlich des Bodenseekreises, wir hatten laufend die REGA bei uns, war aber auch ein sehr ländliches Gebiet mit geringer Krankenhausdichte.

  • Wenn man berücksichtigt das es in BW durchaus "Todeszonen" gibt, also Gebiete wo gar kein reguläres Rettungsmittel zur Verfügung steht, sondern nur ein paar HVO dann ist das Ganze noch weniger nachvollziehbar. Denke da an die zum Landkreis Reutlingen gehörigen Albgemeinden wie Hayingen, wo der Landkreis Biberach anfährt oder an Burlatingen welches von Albstadt versorgt wird. Es kommt durchaus vor daß die FFW Riedlingen den Notarzt mit ihrem ELW in einer halbstündigen Fahrt die Alb hoch zu einer Albgemeinde fährt, weil das DRK Riedlingen, welches Kombi (also ohne NEF) fährt gerade mal im eigenen Gebiet was zu tun hat. Riedlingen ist wie gesagt schon tagsüber und gutem Wetter ne halbe Stunde unterwegs. Wie sieht es aus wen die Zwiefaltener Steige vereist ist? Die schwäbische Alb ist nach meiner Ansicht total unterversorgt, was RTW Standorte betrifft. Schwäbischer Geiz läßt grüßen.

  • Es kommt durchaus vor daß die FFW Riedlingen den Notarzt mit ihrem ELW in einer halbstündigen Fahrt die Alb hoch zu einer Albgemeinde fährt, weil das DRK Riedlingen, welches Kombi (also ohne NEF) fährt gerade mal im eigenen Gebiet was zu tun hat.

    Gibts da auch keine RTH - oder sind die aufgrund der örtlichen Gegebenheiten prinzipiell nicht einsetzbar?
    Derartig lächerlich lange Notarzt-Transportzeiten schreien doch förmlich danach, die Schraube hinzujagen.

  • Gibts da auch keine RTH - oder sind die aufgrund der örtlichen Gegebenheiten prinzipiell nicht einsetzbar?
    Derartig lächerlich lange Notarzt-Transportzeiten schreien doch förmlich danach, die Schraube hinzujagen.


    Doch, den Ch 22.
    Aber häufig wird in diesen Gegenden entweder immer kompakt (Aussenwachen DRK Reutlingen) gefahren oder nur tagsüber Rendevouz und nachts kompakt. Bevor man daraus die Bedarf an 24h Hubis ableitet, sollte in diesen Bereichen der Boden-RD besser organisert und auch disloziert werden.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Was sagt denn der Rettungsdienst-Bedarfsplan dazu?


    Oder gibts sowas nicht?


    Ich habe, trotz expliziter Nachfrage, noch keinen gesehen, der aktueller als das Jahr 1998 wäre.

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    James Elroy Flecker

  • Dann kann man dem Träger nur wünschen, dass es niemals zu einem Rechtsstreit kommt, bei dem ein Patient vorträgt, durch unzureichende Rettungsmittelvorhaltung in seiner Gesundheit beeinträchtigt worden zu sein.


    Da als Träger den Gegenbeweis zu führen (auf der Grundlage eines Bedarfsplanes aus dem letzten Jahrtausend) dürfte vermutlich ungefähr so erfolgreich sein wie der Versuch, dem Ötzi etwas über Quantenmechanik beizubringen.

  • Aus einem Bericht des Ministerium für Arbeit und Soziales besteht derzeit kein Anlass für die Einleitung einer Strukturdiskussion zur Luftrettung in BW.


    Sie ist nur als ergänzende und unterstützende Funktion zum bodengebundenen RD anzusehen.


    Es wurde eine "zentrale Feststellung in den Schlussfolgerungen des Berichts zur Weiterentwicklung der Luftrettung in Deutschland-Abschlussbericht zur Phase II dass die vorhandenen Kapazitäten der Luftrettung in der BRD ausreichen" festgestellt.


    Der Landesausschuß RD hat sich mit Beschluss vom 05.07.2005 für BW angeschlossen.



    Somit sehe ich auch für die mittelfristige Zukunft keine Verbesserung der Luftrettungsdinestleistungen im Bereich der schwäbischen Alb.



    Bodengebunden könnte man schon noch was erreichen?...



    Hier bestehen wie schon angesprochen sehr wohl noch Löcher in der Versorgung von Patienten, hauptsächlich im Bereich Reutlinger/Münsinger/Zollern Alb bis Biberach.


    Sodass hier eine Hilfsfrist, bodengebunden nach dem gültigen RD Gesetz von 10 min. nicht einzuhalten ist.



    Also fallen diese Gebiete automatisiert in den 5% Korridor der Hilfsfristenregelung von 95%.



    Schöne Aussichten für die Bevölkerung auf der Alb....



    Grüße Euch



    Achim

  • Wobei man in dem von Dir angesprochenen Bereich durch eine Verbesserung des boden gebundenen Rettungsdienste die eine oder andere Verbesserung erreichen könnte, wenn man wollte.....

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    James Elroy Flecker

  • Aus einem Bericht des Ministerium für Arbeit und Soziales besteht derzeit kein Anlass für die Einleitung einer Strukturdiskussion zur Luftrettung in BW.
    ...
    Somit sehe ich auch für die mittelfristige Zukunft keine Verbesserung der Luftrettungsdinestleistungen im Bereich der schwäbischen Alb.


    Braucht es tatsächlich eine Verbesserung der Luftrettung für die schwäbische Alb ? So schlecht ist das Gebiet nun wirklich nicht abgedeckt !
    Also mal auf die südliche Schwäbische Alb bezogen, hast du unmittelbar zur Verfügung:


    Chr. 11 Villingen-Schwenningen
    REGA 1 Zürich (Nachtflug)
    Chr. 45 Friedrichshafen
    REGA 7 St. Gallen (Nachtflug)
    Chr. 22 Ulm
    Chr. 17 Kempten
    Chr. 51 Stuttgart
    Chr. 41 Leonberg


    und wenn man sich ein bisschen mehr Zeit nehmen will:


    Chr. 54 Freiburg
    REGA 2 Basel (Nachtflug)
    Dragon 67 Strassburg (Nachtflug)
    Chr. 43 Karlsruhe


    ... brauchst man wirklich mehr ? :pump: