Arztnotruf-Lahn-Dill vor dem Aus

    Ich wusste gar nicht, dass wir in Hessen eine teilweise arztbesetzte Leitstelle haben.
    Jetzt steht dieses Modell im Lahn-Dill-Kreis vor dem Aus, da die Kassen nicht mehr zahlen wollen, obwohl die Einsparungen durch den Arzt grösser sein sollen, als dessen Kosten.


    Quelle: HR, Hessenschau 7.11.09:


    http://www.hr-online.de/websit…91107_1930_arztnotruf_aus


    Hier Hompage des ANR:


    http://www.anr-lahndill.de



    Was mich jetzt etwas verwundert ist, dass ich mir ziemlich sicher bin, in einer Untersuchung/Studie davon gelesen zu haben dass Ärzte auf der Leitstelle eher mehr als weniger Einsätze verursachen. Leider habe ich dazu keine Quelle mehr.

    Rettungsassistent und AMPDS, das würde IMHO helfen


    und ich würde gerne mal Wissen, warum bei einem Insult ein privater Transport besser sein soll als ein RTW ohne NA
    ist dies wirklich zeitlich schneller? Wer ist hier aus dem LDK und kann was zu der Versorgung mit Strok Units erzählen?

    Zitat von ceejay

    und ich würde gerne mal Wissen, warum bei einem Insult ein privater Transport besser sein soll als ein RTW ohne NA
    ist dies wirklich zeitlich schneller?

    Sicherlich landschaftsabhängig, aber Situationen, in denen ein privater Transport zeitlich vorteilhafter ist als der RTW (selbst unter Einbeziehung der Fahrt mit Sondersignal), kann ich mir (speziell auf dem Land) gut vorstellen.



    Ich kenn jetzt die Topographie des Lahn-Dill-Kreises nicht so spezifisch, aber vorstellen könnte ich es mir da unten schon, dass es in manchen Gegenden zeitlich günstiger ist, wenn man selber fährt.

    Die Entscheidung frür einen privaten Transport kann ich - mit Einschränkungen - gut nachvollziehen.
    Habe selbst eine Zeit lang in dem 600 Seelen-Nest Großaltenstädten gewohnt. Der nächst gelegene RTW kam aus Mittenaar-Offenbach, 12km entfernt. Als nächstes wäre dann der RTW Ehringshausen dran, 14km. Die NEF kämen aus Dillenburg (25km), Wetzlar oder Giessen (beide 20km).
    Auf Grund der Strassenführungen und -verhältnisse braucht selbst der nächst gelegene RTW ca. 10 Minuten Fahrzeit. Sofern er auf der Wache ist. Aus zwei selbst mit erlebten Notfällen (Unterarm-Fraktur Kind, Blitzeinschlag im Schwimmbad mit 10-12 betroffenen Kindern und Erwachsenen) kann ich sagen, dass die genannte Zeit schnell überschritten wird. Im Winter oder alleine bei schlechter Witterung (nasse Fahrbahn, Regen) verlängert sich die Fahrzeit mitunter um das Doppelte.
    Im Winter ist es sogar möglich, dass man mangels geräumter Strassen - A45 und wichtige Bundesstrassen gehen vor - erst garnicht aus dem Dorf herein oder heraus kommt.
    Ein First Responder System besteht in der Gemeinde u.a. aufgrund Überalterung der FF nicht.

    Zitat von Medic5754

    Im Winter [...] verlängert sich die Fahrzeit mitunter um das Doppelte.


    Besonders da würde ich nie einen kranken Menschen, der eigentlich aín einen RTW gehört, privat mit meinem PKW fahren...


    Gruß, Christian

    In Frankreich ist das Centre 15 des SAMU (Notarztdienst) grundsätzlich ärztlich besetzt und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Zahl der wirklichen Fehleinsätze Richtung Null geht!

    mittelhessen.de 11.09.2014


    Zitat

    Wetzlar/Dillenburg. In die Diskussion um das Aus für den Arzt-Notruf (ANR) hat sich die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Hessen eingeschaltet. Sie kritisiert die hessischen Landkreise sowie deren Rettungsdienste und Leitstellen scharf.


    Der stellvertretende KV-Vorsitzende spricht von "Defiziten in der Organisation der Leitstellen". Das Aus für den ANR im Lahn-Dill-Kreis scheint damit absehbar.


    Der hessische Landkreistag hatte kürzlich das Arzt-Notruf-Modell mit einem Arzt in der Leitstelle gelobt und für alle hessischen Kreise vorgeschlagen. Die KV hat unterdessen zwei Call-Center (in Frankfurt und Kassel) als einheitliche Lösung für ganz Hessen gegründet. Es bedeutet das Aus für den ANR im Lahn-Dill-Kreis zum Jahresende.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

    Wie immer - es gibt eine Lösung, nun macht man sie zum Problem.... Man fragt sich wirklich wie innovativ Deutschland wirklich ist und wie zukunftsfähig geplant wird.


    Da sind die Österreicher wie immer voraus. Sei es das Thema Ärztlicher Bereitschaftsdienst in der Leitstelle oder ähnlichem. https://www.facebook.com/perma…ry_fbid=10152505761947403

    Zitat von GuyFawkes

    Vielleicht kennt Blaulix ein Österreich im Paralleluniversum?



    Ein was? Nein - ich kenne dort einen Standard der einzigartig ist. So etwas gibt es nicht einmal ansatzweise in Deutschland. Hier werden Leitstellen zu Gatekeepern im Gesundheitswesen. Dies senkt Kosten und lenkt Patienten effizient.

    Ich kenne vor allem das Österreich welches schwerpunktmäßig immer noch auf Ehrenamtler setzt und das von einer flächendeckenden Professionalisierung lichtjahre entfernt scheint.


    Möglich, dass ich da einem präklinischen Trendsetter Unrecht tue, in diesem Fall lerne ich aber gerne dazu und behaupte wenn nötig anschließend auch das Gegenteil.

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    ...all das Gerede ändert nichts an der Tatsache das doch viele Dinge die den Rettungsdienst betreffen, diesen damit effizienter und patientenorientierter gestalten könnten, vorab in good old germany kaputtpolitisiert wird.

    Zitat von Mütom

    ...all das Gerede ändert nichts an der Tatsache das doch viele Dinge die den Rettungsdienst betreffen, diesen damit effizienter und patientenorientierter gestalten könnten, vorab in good old germany kaputtpolitisiert wird.


    Unabhängig davon, dass es sicher sehr sinnvoll ist, den ärztlichen Bereitschaftsdienst in die Leitstellen zu integrieren, sind es aktuell eben zwei verschiedene Systeme. Gewachsene Strukturen benötigen manchmal eben Zeit, bis sie sich verändern (was sicher auch an den agierenden Personen liegt). Aber ich sehe hier nirgends, dass etwas "kaputtpolitisiert" wird.


    Ich bin mir auch sicher, dass du im Moment nicht bei der Leitstelle anrufst, wenn du einen Termin beim Haus- oder HNO-Arzt etc. haben möchtest.

    Exakt das ist das Problem. Wir machen aus einer Lösung erst ein Problem... Verrennen uns in Gesetzen, Zuständigkeiten und Fürstentumdenken, anstatt einfach innovativ voranzuschreiten.


    Manchmal hilft es einfach mal anzufangen, anstatt zu planen, zu planen und zu planen..... Beispielhaft ist das Thema Digitalfunk.


    Gebt doch mal bei den Google News Leitstelle ein. https://www.google.de/#safe=off&tbm=nws&q=leitstelle Was findet ihr dort? Es geht nur um Standortfragen, wer will kann und macht es am besten. Fortschritt bedeutet etwas anderes.




    GuyFawkes - Beispielhaft für Innovationen ist immer wieder, Jahr für Jahr die Leitstelle Notruf Niederösterreich zu benennen. Befasse dich doch einmal mit dem Thema, du wirst sehen es funktioniert tatsächlich so gut. Das Thema Ausbildung, Qualifikation auf den Rettungsmitteln ist tatsächlich absolut suboptimal. Selbst die Ausrückzeiten. Und von einer Hilfsfrist ganz zu schweigen.


    Drum finde ich das ein innovatives Konzept - wie zum Beispiel den Arzt auf der Leitstelle gut. Und ich finde es schade wie es zerredet und kaputt diskutiert wird.


    Notruf Niederösterreich zum Beispiel nutzt diesen Arzt vielfältig. Z.B. als Berater für die Disponenten und Call Taker. Da alle Krankenhäuser zu den Landeskliniken gehört, ist z.B. der Arzt Weisungsbefugt gegenüber den Klinikärzten. Er entscheidet welches Rettungsmittel die sekundär Transporte übernimmt. Er kann Patienten zuweisen obwohl die Klinik ablehnt. Er koordiniert in Problemfällen die Patienten Zuweisungen. Er ist z.B. wie ein ständiger Leitender Notarzt ständig allen Notärzten gegenüber weisungsgefugt. Dieserlei Beispiele gäbe es noch viel mehr.


    Hilope:
    Warum sollte er nicht bei der Leitstelle für einen Arzttermin anrufen? Hier könnte er vorab Triagiert werden und bekäme das optimale Ziel genannt. Egal zu welcher Uhrzeit. Wo kann denn im Moment ein Hilfesuchender anrufen, wen er um 15:30 Uhr am Donnerstag nachmittag einen HNO benötigt? Wo sieht er sofort welcher Arzt verfügbar ist? In Niederösterreich kann er zum Beispiel die Leitstelle anrufen, oder hier nachsehen. https://www.144.at/141arzt/

    Zitat von Blaulix

    Notruf Niederösterreich zum Beispiel nutzt diesen Arzt vielfältig. Z.B. als Berater für die Disponenten und Call Taker. Da alle Krankenhäuser zu den Landeskliniken gehört, ist z.B. der Arzt Weisungsbefugt gegenüber den Klinikärzten. Er entscheidet welches Rettungsmittel die sekundär Transporte übernimmt. Er kann Patienten zuweisen obwohl die Klinik ablehnt.


    Eine Person, die Patienten und Kapazitäten vor Ort nur von einem Telefongespräch her kennt, entscheidet über die letztliche Versorgung dieser Patienten? Hört sich für mich nicht glücklich an.


    Zitat von Blaulix


    Hilope:
    Warum sollte er nicht bei der Leitstelle für einen Arzttermin anrufen? Hier könnte er vorab Triagiert werden und bekäme das optimale Ziel genannt. Egal zu welcher Uhrzeit.


    Die Leitstelle koordiniert neben dem eigentlichen Leitstellengeschäft noch die Terminvergabe für alle niedergelassenen Ärzte, kennt deren persönlichen Abläufe, weiß, wie lange die Patientenbehandlung dauert, usw.? Respekt.

    Zitat von Hilope


    Eine Person, die Patienten und Kapazitäten vor Ort nur von einem Telefongespräch her kennt, entscheidet über die letztliche Versorgung dieser Patienten? Hört sich für mich nicht glücklich an.



    Die Leitstelle koordiniert neben dem eigentlichen Leitstellengeschäft noch die Terminvergabe für alle niedergelassenen Ärzte, kennt deren persönlichen Abläufe, weiß, wie lange die Patientenbehandlung dauert, usw.? Respekt.


    Ich meine hier eine negative Grundeinstellung zu verspüren, kann mich aber auch täuschen. Trotzdem reagiere auf deine Aussage obwohl ich nichts davon habe.


    Der Arzt kennt die Kapazitäten sehr genau und bespricht die Details mit beiden Seiten und entscheidet im Sinne der besten Versorgung für den Patienten. Und kannst du dir Vorstellen das ein Krankenhaus auch mal unbegründet einen Patienten ablehnt, weil man meint es passt grad nicht? Eine jahrelange Erfahrung sind Grundvorraussetzung für diese Ärzte.


    Sei es drum - das System muss man nicht verändern, verbessern. So wie es ist ist alles gut. Also lassen wir es :)


    Was die Arztsuche angeht - nein, sie machen keine Terminvergabe. Sie stellen bei Bedarf eine Verbindung (telefonisch) in die Praxis her. Falls man ein Handy hat, werden alle Infos aufs Handy des Pat geschickt. Dann kann er später selbst anrufen. Geplant sind zum Beispiel Verknüpfungen in alle Bereiche. Zum Beispiel auch Anleitungen zur Selbsthilfe für die heutige Generation. Tipps zur medizinischen Selbsthilfe. Es soll ja sogar Eltern geben die nicht mehr wissen was man tun muss wenn das Kind Fieber hat. :shok:

    Zitat von Blaulix

    Der Arzt kennt die Kapazitäten sehr genau und bespricht die Details mit beiden Seiten und entscheidet im Sinne der besten Versorgung für den Patienten. Und kannst du dir Vorstellen das ein Krankenhaus auch mal unbegründet einen Patienten ablehnt, weil man meint es passt grad nicht? Eine jahrelange Erfahrung sind Grundvorraussetzung für diese Ärzte.


    Für primäre Aufnahmen besteht hierfür kein Bedarf, da die Krankenhäuser nach den meisten Landesgesetzen zur Aufnahme verpflichtet sind. Bei Sekundärtransporten halte ich es für ausgeschlossen, dass einzelne Personen von einem PC aus beurteilen können, wie die tatsächlichen Kapazitäten sind. Geplante Eingriffe, interne Notfälle usw. sind hieraus nicht ersichtlich.


    Die ITW-Systeme, die ich kenne, sehen schon heute einen beratenden ärztlichen Koordinator vor.



    Zitat von Blaulix

    Was die Arztsuche angeht - nein, sie machen keine Terminvergabe. Sie stellen bei Bedarf eine Verbindung (telefonisch) in die Praxis her. Falls man ein Handy hat, werden alle Infos aufs Handy des Pat geschickt. Dann kann er später selbst anrufen. Geplant sind zum Beispiel Verknüpfungen in alle Bereiche. Zum Beispiel auch Anleitungen zur Selbsthilfe für die heutige Generation. Tipps zur medizinischen Selbsthilfe. Es soll ja sogar Eltern geben die nicht mehr wissen was man tun muss wenn das Kind Fieber hat. :shok:


    Wie gesagt, wenn die Leitstelle neben dem eigentlichen Geschäft noch eine kostenfreie Telefonauskunft anbieten kann, so sollen sie dies tun. Früher hat man ganz schlicht zu den Gelben Seiten gegriffen.