Beiträge von Blodwyn76

    Natürlich ist der ständige Arbeitsplatzwechsel usw. auf Dauer für viele eher nicht attraktiv (wobei ich im Bereich Pflege einige kenne, die das seit Jahren gern machen). Die Lösung wäre so einfach: zahlt den Arbeitnehmer:innen annähernd den Lohn, den die Zeitarbeitsfirmen zahlen (dann spart man sich schonmal den Anteil, den die Firma noch kassiert, scheinbar kann man es sich doch leisten), ermöglicht einen einigermassen sinnvollen und planbaren Arbeitseinsatz (Dienstplan) und eine vernünftige Arbeitszeit (weg von den 45 - 48 Stunden, hin zu "normalen Arbeitszeiten" ohne Arbeitsbereitschaft o.ä.) und schlussendlich, behandelt Eure Mitarbeitenden anständig (sie sind es wert). Voll die Raketenwissenschaft, aber irgendwie scheint es für's Gesundheitswesen immer noch zu kompliziert zu sein.

    Und was ich auch ganz gut finde- war das nicht sogar die Schweiz, wo es ein abgestuftes System an Rettern gibt? Erstmal Art Grundqualifikation und mit der Zeit kann man dann Zusatzqualifikationen erwerben, mit denen man dann auch mehr Maßnahmen eigenständig durchführen darf.

    Leider nicht. Der bisherige (sicher für draussen auch nicht optimale) RS mit NDS Anästhesie wird immer mehr abgeschafft und wird mMn mittelfristig „aussterben“.

    Auch die Option für RS das NDS zu machen wurde mehr oder weniger gestrichen (nur noch mit Pflegeausbildung) und damit auch die Durchlässigkeit in die Spitäler reduziert.
    Und dann hat man es leider verpasst, als Reaktion darauf eine eigene Weiterqualifikation für den RS zu schaffen. D.h. der 24-jährige RS bleibt halt (mit Ausnahme weniger Kaderpositionen) „RS“. Die nächsthöhere medizinische Qualifikation ist dann der NA. Ein eigenes NDS oder Bachelor/Master „Paramedic“ wäre halt auch eine Chance, den Job attraktiver zu machen 🤷🏻‍♂️ und der „präklinische Fachspezialist“ (Pendant zum Gemeinde-NotSan) für die „08/15-Fälle“ geht hier halt in eine komplett andere Richtung („low-codes“).

    Ich kann nur für meinen Bereich reden und hier kommen auf den SMUR (NEF) zwischenzeitlich nur noch Ärzte, die den Schockraum-Lead haben. Die Einsatzleitung behält das erste RTW-Team, wenn sie als erstes eintreffen, umgekehrt, wenn der SMUR zuerst da ist. Am Ende geht das ganze in eine Teamentscheidung einher.

    In meinem Umkreis setzen leider gerade Systeme, die kürzlich vom früheren "RS/Anästhesie"-System auf ein NA-System umgestellt haben (oder parallel fahren) auf "Assistenz-Notärzte". Wie gesagt: im Alltag fällt das auch gar nicht auf und die Zusammenarbeit ist echt gut. Weil der STEMI z.B. wird ja super versorgt und zwei Paar qualifizierte Hände mehr am Einsatz sind ja auch wirklich sinnvoll (das würden die RS aber auch allein hinbekommen). Die Frage ist halt, wie sieht es bei den kritischen und wirklich komplexen Patienten aus (also z.B. wenn der o.g. STEMI wirklich mal dekompensiert). Läuft es dann weiterhin so "entspannt" wie bei den ganzen Alltagseinsätzen?

    Und wenn man den Unterschied in der Versorgung (also "echter Notfallmediziner" ggü. "Greenhorn") dann halt öfter mal "live" gesehen hat, ist das schon eindrücklich. Gerade auf der "heiligen Kuh der Schweiz", der REGA, sieht man da halt Unterschiede wie Tag und Nacht.

    Keine Ahnung, ich hatte dieses Jahr nur 2 Einsätze mit Notarzt.

    Ich frage mich wie man das dann in der Schweiz, UK,etc. macht wo NAs nur auf die wirklich seltenen Fälle kommen.....

    Man muss fairerweise auch sagen, dass es auch in der Schweiz in vielen Regionen und auch auf den RTH teilweise üblich ist, dass Assistenzärzte als Notärzte eingesetzt werden. Die Devise ist auch hier leider oft "Hauptsache ein Arzt vor Ort" und die Indikationsschwelle wird dann auch entsprechend nach unten gesetzt, damit die NA "sich auch rentieren".

    So gut die Zusammenarbeit ist, wenn am Einsatzort ein Notarzt benötigt wird, braucht man eben auch einen "Notarzt". Und das schafft man in CH auch nicht flächendeckend. Das führt dazu, dass gerade die komplexen Einsätze oft in kollegialer Zusammenarbeit abgearbeitet werden (was ja eigentlich auch gut ist), der NA aber nicht DER Experte am Einsatz ist, den man eigentlich benötigen würde. Der "NA-Schein" und die innerklinische Arbeit in der "geschützten Werkstatt" reichen für den Transfer in die Bedingungen in der Präklinik leider oft nicht aus (wie überall: "Ausnahmen/Regel/Einzelfälle usw.").


    Vor allem wenn man davon ausgeht, dass ein NA in diesen Ländern nur zu den wirklich komplexen Fällen kommt (bzw. kommen sollte) und alles andere von RS / Paramedics etc. abgearbeitet wird, brauche ich eben einen kompetenten Notfallmediziner (idealerweise ein Facharzt mit langjähriger notfallmedizinischer Erfahrung).

    Und das sollte (wie schon oft geschrieben) die Prämisse für den Einsatz eines NAs sein (mindestens auf dem RTH aber eigentlich auch am Boden). Nur dann macht der Einsatz auch Sinn, gegenüber Advanced Paramedics o.ä. (und erst dann macht das Tier-System aus verschiedenen Qualifikationen auch richtig Sinn; weil die Frage ist nicht Paramedic oder NA sondern wen, wann zu welchem Pat.).

    Zumindest die Rechtsordnung erwartet das zumindest im Rahmen des § 2a NotSanG, soweit die Maßnahmen medizinisch unerlässlich sind.

    klar, nur was sind „unerlässliche“ Massnahmen. Den routinierten Umgang z.B. mit Analgetika lerne ich nicht durch die Anwendung beim Polytrauma, sondern durch alltägliche Nutzung und dadurch Erfahrung sammeln. Aber dafür muss es auch im Alltag erwartet werden. Ich hab’s schon öfter geschrieben: wenn ich mir z.B. die differenzierte Schmerztherapie mit diversen Analgetika hier anschaue und mit den Berichten aus D (z.B. nur Nalbuphin oder nur Piritramid etc.) anschaue, dann sind da immer noch Welten dazwischen. Und für „Pat. hat Schmerz, gib 2 ml von Medi X nach SOP“ brauch ich keinen erfahrenen Retter. Wenn ich aber aus ~ 8 verschiedenen Analgetika incl. Opiate ggf. sogar in Kombination mit Sedativa/Hypnotika „spiele“, sieht das halt anders aus.

    Für mich steht und fällt die Qualität und der Umfang der präklinischen Tätigkeit des RD Personals auch damit, was offiziell von den Rettern erwartet wird. Ich kann noch soviele SOPs freigeben und das BTMG ändern usw.
    Solange es (in den Augen von Vorgesetzten, ÄLRD usw.) auf der einen Seite genauso richtig ist „auf dem geschlossenen Notfallkoffer“ auf den NA zu warten oder den Pat. schnell minimalstversorgt im KH abzuladen und auf der anderen Seite die Kolleg:innen, die sich trauen ihre Kompetenzen voll auszuschöpfen, die sind, die sich ständig dafür rechtfertigen müssen und ggf. arbeitsrechtliche Konsequenzen angedroht bekommen, werden die „Low-Performer“ nie auffallen bzw. gar gefördert werden.

    Und damit ist es eben in vielen Bereichen wahrscheinlich weiterhin völlig egal, ob ich nur 1x pro Monat arbeite bzw. das Ganze nur als „Hobby“ bzw. als „Nebentätigkeit“ mach.

    Wenn von jedem NotSan mal erwartet und auch verlangt wird, die Pat. tatsächlich auch incl. Medis etc zu versorgen, könnte das bei vielen (unabhängig von HiOrg oder FW) recht interessant werden…

    UndTatsache ist, dass trotz all der genannten und auf den ersten Blick "sinnvollen" Dinge, es zu KEINER relevanten und v.a. nachhaltigen Entlastung der Systeme gekommen ist.


    So lange man nur eine "Blutstillung", aber keine definitive Versorgung des "Patienten Gesundheitswesen" durchführt, hält man das Ganze zwar am Leben, aber es wird nicht besser.

    unbestritten. Die meisten von René angesprochenen Punkte würden auch eher der Schlagkräftigkeit des RDs dienen, nicht der Entlastung (aber es ging ja eben auch um Sinn und Zweck der Hilfsfrist).

    Dass es ganz viele Massnahmen bzw. eine komplette tabula rasa bräuchte um den Patienten Gesundheitswesen zu heilen steht auf einem ganz anderen Papier (falls das überhaupt möglich ist und die palliative Situation noch abgewendet werden kann).

    Wenn man einmal von der Reanimation und der Seitenlage absieht - was ist den wirklich zeitkritisch und kann ohne Material (App-Ersthelfer) oder wenig Material (HvO) schon gemacht werden ?

    Blutungen stoppen fällt mir ein, das ist aber wirklich selten das es stark blutet und keine Ersthelfer da ist (zumindest nach meiner Erfahrung).

    Wärmeerhalt draußen wäre auch noch ein Thema

    Was helfen diese Systeme für die 60 Minuten von Alarm bis richtiges Krankenhaus bei den kritischen Arbeitsdiagnosen ?

    Oder anders gefragt: was muss man tun damit der RTW 5 Minuten weniger vor Ort ist?

    Genau das ist doch das Problem. Für die wenigen Einsätze (Rea, Ersticken, lebensbedrohliche Blutung) würde es sich nie und nimmer rentieren die RTW vorzuhalten um die (in diesen Fällen notwendige) Hilfsfrist von wenigen Minuten einzuhalten. Für alle anderen Fälle reicht es auch, wenn der RTW nach 10-15 (oder sogar mehr) Minuten kommt.
    Darum bin ich ja für gestaffelte Hilfsfristen. In den o.g. Fällen muss dann einfach alles was irgendwie in der Nähe ist hingeschickt werden (egal ob FR, Polizei, FW, KTW usw.). Weil wenn der RTW hier halt erst nach 15 Minuten (als erstes Hilfsmittel) kommt, brauch ich ihn bös gesagt auch gar nicht mehr. Darum ist es auch so wichtig, für diese Fälle zu evaluieren, ob ein FR alarmierbar gewesen ist, ob er gekommen ist usw.
    Für das ACS, den Stroke usw. reicht die normale Hilfsfrist aus (auch wenn es zeitkritische Notfälle sind, macht ein paar Minuten hin oder her normalerweise keinen relevanten Unterschied; und die 60 Minuten kann ich eher durch eine zügige Versorgung und Transportstrategie erreichen).

    Und für nicht lebensbedrohliche Traumen reicht ggf. auch eine längere Hilfsfrist (im Durchschnitt wird das nächste Rettungsmittel ja trotzdem schneller vor Ort sein).

    Ich denke zwar auch gerne visionär, aber die Etablierung eines verbindlichen, flächendeckenden und staatlich garantierten Ersthelfer-Systems sehe ich unter den heutigen Voraussetzungen nicht bzw. kann ich mir nicht vorstellen.

    Eine flächendeckende App-Lösung könnte man (wie Andreas schon geschrieben hat) in der Verantwortung der Länder ja z.B. installieren (wenn der politische Wille da wäre).

    Wenn man dann noch die FFs (und BFs) zur Teilnahme an einem First Responder System (im Rahmen von "Retten, Bergen, Schützen") verpflichtet, wäre doch schon viel gewonnen. Ich weiss dass das von einigen FWs nicht gern gemacht wird, aber auch hier muss man halt mal kritisch nachfragen, ob eine FF, die im Jahr u.U. nicht einen Realeinsatz hat und sich dann noch gegen eine Teilnahme am unbestritten sinnvollen FR-Dienst wehrt, finanziert werden soll, muss... (er hat "Jehova" gesagt :saint:).

    Die "App-Lösungen" und die organisierten FRs sind m.M.n. auch keine Konkurrenz, sondern ergänzen sich perfekt. Weil auch wenn der FW-FR noch so gut aufgestellt ist, fängt der Nachbar halt ggf. doch noch ein paar Minuten früher an zu drücken.

    Andererseits muss man v.a. auf dem Land halt irgendwo auch realistisch bleiben. Klar wäre ich sofort dafür an jeder Milchkanne einen RTW oder hauptberuflichen Rapid Responder zu installieren. Das zahlt aber (zurecht) niemand. Die flächendeckende Einrichtung von organisierten First Respondern zur bestmöglichen Abdeckung in Kombination mit einem flächendeckenden App-System erhöht aber die Wahrscheinlichkeit, dass in den wenigen Notfällen, in denen es wirklich um Minuten geht, ein (mehr oder weniger) qualifizierter Ersthelfer vor Ort ist. Und diese grundsätzliche Organisation kann ich zumindest in die Hilfsfrist mit einplanen. Wenn ich es damit schaffe, dass in 3/4 der Reas (wie z.B. im Tessin) ein FR deutlich vor dem RD am Einsatz ist und der RD dann in 10-12 min. kommt (und diese Hilfsfrist darf der FR eben nicht ersetzen), haben wir glaube ich ein realistisches und schlagkräftiges System. Und diese Möglichkeit der FR Alarmierung könnte msn z.B. mMn gesetzlich festlegen.

    Klar kann er das. Ob er es sollte ist die Frage.

    eine (zugegeben nicht ganz angenehme) Patientin hat sich letztens im Pat.-Raum bei der Kollegin lautstark darüber beschwert, dass man sie „ins Homeoffice gesteckt habe“. Ich konnte mir nicht verkneifen, vom Fahrersitz aus nach hinten zu rufen, dass ich gerade im Moment eigentlich sehr gern Homeoffice hätte…. *duckundweg*

    Falsch. Zumindest was den TNA angeht. Denn du attributierst ihm eine falsche Funktion und Aufgabe zu. Er ist ein ergänzendes Element (auch wenn das Teil we eine anders gelebt wird).

    und dieses anders gelebt ist halt das, was man in den meisten Publikationen sieht und wie es m.E. in vielen Fällen auch gedacht ist:

    Tele-NA für jede „0815-ärztliche“ Massnahme („spritz mal 2 mg Morphin…“), sogar bis zum Eintreffen des eh alarmierten NA, ja den NotSan nicht eigenständig denken und arbeiten lassen.
    Und als „Telefonjoker“ für die wenigen Ausnahmefälle, in denen weder NotSan noch NA weiterwissen stelle ich mir halt die Frage, ob wir uns das leisten können und wollen und ob das Geld nicht anderweitig besser investiert wäre. Weil auch der Tele-NA kann nicht hellsehen, hat kein Labor usw.
    Und PS: wenn schon, würde ich mir gerade für Transportverweigerung, „Zwangseinweisung“, die „Vor-Ort-Behandlung“ etc. oft einen (Tele-)NA wünschen. Weil genau das sind doch oft präklinisch die schwierigen Fälle. „Vitalfunktionsmechanik“ und „Transportfähigkeit“ bekommt das RFP in den meisten Fällen gut selber hin 😉

    Und ich verstehe weiterhin nicht, warum man in D das Rad mal wieder neu erfinden muss und eine hochtechnische Lösung schafft für Massnahmen, die in anderen Ländern problemlos vom RFP eigenständig durchgeführt werden.

    Für Fälle, in denen diese „Grundkompetenz“ des RFPs nicht ausreicht, reicht meines Erachtens auch der Tele-NA nicht, weil ich dann Skills vor Ort brauche.

    Würde man das Geld in Weiterqualifikation des RFPs investieren… Aber altes Thema…

    Bis zu einem gewissen Punkt ist das klassische Hausarztmodell in unserer Gesellschaft aber glaube ich auch tatsächlich veraltet.
    Man ist es mittlerweile gewohnt, Dienstleistungen (fast) rund um die Uhr in Anspruch nehmen zu können. Das kann man jetzt gut oder schlecht finden, es ist aber einfach eine gesellschaftliche Entwicklung, der man begegnen muss.
    Und da halte ich permanent besetzte „Walk-in-Arztpraxen“ durchaus für zeitgemäss. Das muss den Hausarzt ja nicht ersetzen, aber gerade für „junge“ und sonst gesunde Patienten, die ein akutes Problem haben, ist es genau das richtige Angebot (der chronisch Kranke ist wahrscheinlich bei „seinem“ Arzt weiterhin besser aufgehoben). Und neben dem Modell „niedergelassener oder Klinikarzt“ halt eine weitere, ggf. für den ein oder anderen recht attraktive Alternative.

    Mal ein Nebenaspekt.

    Wird der Patient in der Notaufnahme triagiert, wird er einer Fachrichtung zugeordnet.

    Es ist technisch überhaupt kein Problem, hier "Allgemeinmedizin" einzufügen.

    Dann kann der Allgemeinmediziner ist der Notaufnahme mit Dienst machen, kann die Ressourcen des Krankenhauses Nutzen, muss keinen eigenen Tresen aufmachen, kann zur Not ein Konsil an einen Kollegen der Klinik stellen und alles ist über die Kostenstelle zuzuordnen.

    Warum die KV Praxis nochmal eigene Räume im Krankenhaus braucht, erschließt sich mir nicht.

    Weil die "Allgemeinarzt-Praxis" am KH nicht nur für die Bagatellen da sein soll, die "fälschlicherweise" in der Notaufnahme aufschlagen, sondern auch eine Anlaufstelle für die Pat. sein soll, die eben wirklich eine Hausarztvertretung aufsuchen möchten.

    Und da kommt die Notaufnahme sowohl räumlich als auch personell dann recht schnell an ihre Grenzen (weil wenn die komplette Administration und die Assistenztätigkeiten dann doch wieder vom Notaufnahme-Personal gemacht werden müssen, kann man alles gleich so lassen wie es ist).

    Ausserdem ist eine räumliche Trennung auch eine Klarstellung, dass Notaufnahme und Notdienstpraxis einfach ein Unterschied ist, sonst werden die o.g. "Bagatellen" wieder in ihrem Handeln bestätigt ("Hier in der Notaufnahme sind Sie leider falsch, ich habe Sie aber bei der Hausarztvertretung nebenan angemeldet. Setzen Sie sich da bitte ins Wartezimmer, sie werden baldmöglichst aufgerufen. Es kann aber einige Zeit dauern...").

    Ich will mich da nicht verschließen. Da bin ich sogar bei Dir. Wie immer (im Gesundheitswesen) eine Sache des Wollens und der Lobby.

    …und der Bereitschaft zu akzeptieren, dass da auch Leute „durchs Raster fallen werden“. Im schlimmsten Fall stirbt auch jemand. Wenn man das nicht „möchte“ muss man weiterhin bei der absoluten Defensivmedizin bleiben, zu jedem Anrufer, der es möchte , einen RTW schicken, jeden Pat. ins KH mitnehmen, dort jeden „durchs CT schieben“ usw.

    Und die Frage ist und bleibt, können und wollen wir uns diesen Luxus noch leisten, weil auf der anderen Seite wahrscheinlich genauso viele Pat. sterben, weil eben der RTW gerade die „Bagatelle“ versorgt. Und in beiden Fällen steht man am nächsten Tag in der Zeitung…

    Da gebe ich Hilope Recht.

    Warum kann eine ungelernte Kraft am Telefon (ÄBD) solche Entscheidungen nach Schema abarbeiten, im KH aber nicht?


    Aktuell läuft alles außerhalb des Schema bei der 112 auf. Im KH dann eine Exam./NFS oder ein Arzt. Aber ich denke man kann viele Fälle an den KV Arzt oder nach Hause schicken, wenn es keine akute Erkrankung ist. Und man hat einen visuellen Eindruck oder Werte (Temp,SpO2, whatever).

    das funktioniert dann mit einer ans KH angeschlossenen Hausarztpraxis bei uns ganz gut. Triage, „Bagatelle“, rüber zum HA.
    Am Telefon und auch im RD klappt das eben genau wegen dieser fehlenden kurzfristigen Alternative nicht. Da wären wir wieder bei den Schnittstellen…

    - 24/7-Notfallarztpraxen an die Krankenhäuser anschließen (-> "Bagatellen" werden direkt weitergeleitet)

    - eine Rufnummer für alle medizinischen Belange, die ggf. auch in einer zentralen Leitstelle aufläuft (vgl. Notruf Niederösterreich); dann den Anrufer an die richtige Stelle weiterleiten (s.u.)

    - Notfalldienste in die Pflicht nehmen und schlagkräftig aufstellen, sowie eine 24/7 Verfügbarkeit sicherstellen (ÄND, Pflegedienste, psycho-soziale Notdienste usw.)


    Kostet alles Geld, ist aber meines Erachtens die einzig sinnvolle Lösung da auch die meisten "Bagatellen" ein Problem haben und RD sowie Notaufnahme oft die einzig kurzfristig verfügbaren Dienste sind.

    Ich glaube, die wenigsten Mitarbeitenden im RD hätten ein Problem mit einer Überprüfung. Wenn aber das einzige Ziel einer Kontrolle durch die ÄLRD darin besteht, die MA in ihre (extrem niedrig gesteckten) Schranken zu weisen und grundsätzlich die heilkundliche Tätigkeit in Frage zu stellen, ist das weder ein Zusammenarbeiten auf Augenhöhe, noch zielführend.

    Eine regelmässige "Kompetenzprüfung", wie sie in verschiedenen Ausführungen in der Schweiz z.B. üblich ist, ist eine ganz andere Hausnummer.

    Und wenn diese Überprüfung dann noch zielgerichtet ist und den MA auch vermittelt wird, dass sie entsprechende Massnahmen auch wirklich durchführen sollen (und nicht erst einmal in Frage gestellt wird, ob sie das überhaupt dürfen), dann kann das Ganze auch durchaus motivierend sein.

    Und das Ziel soll und kann auch nicht sein, einen MA nach Nichtbestehen zu kündigen, sondern im Sinn eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses zu schauen, wo brauchen die MA (alle oder ggf. der einzelne) Unterstützung, um diese Massnahmen eben kompetent durchführen zu können.

    Weg von "Du darfst nicht!", hin zu "Was können wir tun, damit Du das so gut wie möglich kannst??".

    Als Beispiel werden bei uns, als Resultat aus Fortbildungen und teaminternen Trainings z.B. jetzt alle MA auf einen Kurs "Invasive Notfalltechniken" geschickt.

    Mir fehlt in diesem ganzen Konstrukt NotSan / ÄLRD / Vorgesetzte einfach das "Miteinander".