Beiträge von Captain Joy

    was wird die Konsequenz sein

    Die Informationen aus dem einseitigen Artikel einmal als gegeben vorausgesetzt bin ich ein wenig optimistischer - naiverweise, ich weiß - und stelle mir vor, dass zumindest die betroffenen Kollegen in Zukunft zuerst ihre Patienten untersuchen und eine unvoreingenommene Arbeitsdiagnose stellen, bevor sie ihnen eröffnen, dass der Einsatz nicht indiziert ist.

    Soweit mir bekannt ist es in Köln so, dass es letztlich mehrere "Ebenen" in der Leitstelle gibt. Eine Gruppe nimmt nur an und haut die Daten in den PC. Danach erfolgt durch eine Art Dispatcher erst die Zuteilung der Einsatzmittel und deren Alarmierung.

    Naja, die Trennung zwischen Calltaker, Dispatch und zusätzlichen Funksprechern ist ja eigentlich State-of-the-art... weltweit... so seit den 80ern.

    Konguent bis auf eine Unschärfe: Wer legt hier jeweils die Priorität fest? Der Calltaker? So kenne ich es, aber aus dem Monschi-Zitat geht es nicht eindeutig hervor. Man könnte es auch so lesen, dass die Funktion nach dem Calltaker die Priorität festlegt.

    Die Mischung RTW & NEF find ich charmant. Sowohl, um Entlastung zu schaffen für motivierte NotSan, wie auch um von erfahrenen, fachlich guten Notärzten zu lernen.


    für mich kommt es drauf an: geht es um drei rettass die Ende 2024 ausscheiden? Geschenkt,

    Geht es um 15 rettass die noch bis 2027 müssen (also die zum Zeitpunkt des NotSanG noch 13 Jahre vor sich hatten) seh ich den Grund nicht die motivierten NotSan zu benachteiligen.

    Unterschreibe ich zu 100%.


    PS: Wir haben noch 1 (einen) Rettungsassistenten.

    RettSan, die sich oft nur durch einen verkürzten Aufbaulehrgang vom RettAss unterscheiden

    1.) Als RettSan hat man 3 Monate Ausbildung.

    2.) Der Aufbau-Lehrgang dauert 6 Monate, verlängert die Ausbildung also schonmal um 200%.


    Also schon ein kleiner Unterschied, davon abgesehen, dass 1.600 Stunden praktische Ausbildung und ein Staatsexamen dazukommen.


    Der Haken in Deiner Argumentation: RettSan dürfen je nach Bundesland kein NEF fahren (z.B. in meinem).

    Ich kann ehrlicherweise bei einem größeren Teil gerade bei den "sehr" älteren aufgestockten NFS nicht unbedingt einen Qualitätssprung nach der Prüfung erkennen. Natürlich gibt es welche, die mit der Prüfung einen Motivationsschub erhalten haben und eine merklich bessere Arbeit abliefern, die meisten machen aber so weiter wie zuvor und führen Maßnahmen nicht durch, obwohl sie sie jetzt können und auch durchführen müssten.

    Das würde ich so unterschreiben, da es vollkommen meiner Erfahrung entspricht. Und ich meine nicht nur die Erfahrung im aktiven Fahrdienst. Ich bin auch als Dozent an verschiedenen Schulen tätig, habe auch viel in den Ergänzer-Lehrgängen für 5+ Jahre ausgebildet, und da zeichnet sich bei einem großen Teil der Kandidaten ein typisches Bild ab. Nämlich das Bild eines Kollegen, der ein gefestigtes Mindset als RettAss hat und das auch verteidigt. Da kommen dann Argumente wie die Nichtbeherrschung von Nebenwirkungen oder der mangelnden Notwendigkeit, da viele Maßnahmen ja nicht zwingend notwendig sind, um Lebensgefahr abzuwenden. Wer Jahrzehnte lang die Betonung auf Assistent gelegt hat mit gelegentlichen Notkompetenz-Maßnahmen, wenn die Gefahr nicht anders abwendbar war, kann das oft nicht so einfach ablegen.


    Und jetzt zu den Ergänzer-Lehrgängen für Altgediente im Allgemeinen. Die sind für viele Kolleginnen und Kollegen gut, und der Lehrgang, den ich in Pfalzgrafenweiler besucht habe, gehört zu den besten Fortbildungen, die ich jemals besucht habe mit ausnahmslos hochkompetenten Dozenten und intensiver Arbeit in Kleingruppen, die den Namen verdient haben. Das ganze hat bei mir gut funktioniert, da ich mich ein ganzes Jahr lang im Vorfeld theoretisch darauf vorbereitet habe. ein Jahr lang habe ich in meiner Freizeit nichts anderes gemacht als Theorie zu lernen für diese Prüfung.


    Als ich daran teilgenommen habe, habe ich aber auch gemerkt, dass einige Kolleginnen und Kollegen eher nur eine Konsumenten-Haltung an den Tag gelegt haben. Das waren Leute, die das Lernen mit dem RettAss-Examen weitgehend eingestellt hatten und die jetzt an allen Ecken und Enden ihre Schwierigkeiten hatten. Auch bei diesen Leuten gelingt es aber in der Regel, sie auf die Handvoll Fallbeispiele mit den typischen Medis zu dressieren. Die wissen dann, aha, wenn ich im Fallbeispiel den Nagel in der Hand kriege, dann muss ich Vomex und Morphin geben. Und wenn ich das perforierende Thoraxtrauma bekomme, dann muss die Nadel da rein. Das ist zwar nicht falsch, fußt aber nicht auf einer grundständigen Kompetenz, sondern eher auf schlichter Konditionierung. Und das hat mit einem Qualitätssprung sicherlich nichts zu tun.


    Lange Rede, kurzer Sinn: Ein Ergänzungslehrgang für erfahrene RettAss ist gut, wenn die das wollen, sich darauf einlassen und die Motivation zu haben, ihr Mindset zu ändern von Assistent auf Teamleader bei medizinischen Notfällen. Wer das nicht möchte oder nicht kann, sollte die Freiheit besitzen, weiterhin als RettAss eingesetzt zu werden - dass man dann den Beifahrersitz des RTW nicht mehr besetzen kann, muss man in diesem Fall akzeptieren. Dass diese Leute nicht auf dem aktuellen Stand sind oder sonstwie keine Qualität liefern, ist eine Unterstellung, für die ich weder aus allgemeinen Erwägungen noch aufgrund meiner Erfahrung einen vernünftigen Grund erkennen kann. Die RettAss, die ich noch kenne, sind jedenfalls oft gut in ihrem Job und in ihrem jeweiligen Kontext. Und diejenigen, die es nicht sind, dürften auch durch eine Ergänzungsprüfung kaum besser werden.

    Damit zeigt er, dass er auf dem aktuellen Stand ist

    Warum sollte man das zeigen müssen? Davon würde man doch ausgehen. Nach der Logik müsste ich ja auch jedes Jahr jeden Buchstaben-Kurs machen, um zu zeigen, dass ich auf dem aktuellen Stand bin. Oder ein Staatsexamen.


    Ich würde eher davon ausgehen, dass jemand, der 30 Jahre Erfahrung hat, seinen Beruf richtig ausführt, insbesondere, wenn von den Ärzten und den anderen Kollegen keine Klagen kommen und wenn diese Person Fortbildungen besucht hat, entweder in Form der Pflichtfortbildung oder darüber hinaus. Ich denke übrigens auch, dass die drei Wochen, in denen man im Ergänzer-Lehrgang auf eine Handvoll Fallbeispiele dressiert wird, besser anderweitig investieren könnte und dann mit höherem Benefit.


    Last but not least ist es auch betriebswirtschaftlich nicht unbedingt sinnvoll, einen RettAss, dessen Qualifikation für NEF und ITW ausreicht, für drei Wochen aus dem Betrieb zu nehmen und ihn für einiges Geld an eine Schule zu schicken, wo er beweisen soll, dass er ein paar Medikamente kennt, die er auf einem arztbesetzten Rettungsmittel ohnehin nicht eigenverantwortlich einsetzt.


    Dass gute Medikamenten- und sonstige Kenntnisse und Fortbildungen die Qualität auch in diesem Kontext verbessern, allein vom CRM-Gedanken her, ist auch klar. Aber das erreicht man ja anderweitig viel besser, beispielsweise durch hochwertiges Simulationstraining.

    Möglich. Auf dein Zitat bezogen:

    Also das stimmt so nur in Teilen.

    Ich habe jetzt mal den Link korrigiert. Ich halte die Quelle für valide. Für die Diskussion hier spielt es aber auch keine große Rolle.


    Man kann wohl behaupten, dass jede Armee Sanitätseinheiten hat, die in die kämpfenden Truppen integriert sind, aber auch Sanitätseinheiten, die nur Sanitätsstrukturen wie Feldlazarette aufbauen. Das eine würde ohne das andere auch keinen Sinn ergeben. Was sich in den letzten Jahren aber beobachten lässt, ist ein starker Anstieg des Versorgungsniveaus innerhalb der kämpfenden Truppe. Care under fire auf NotSan-Niveau (und darüber hinaus) war zu meiner Bundeswehr-Zeit noch nicht üblich, gehört jetzt aber zum Standard (je nach Truppe).

    Zitat

    Die Gesundheit der Soldaten war in der Vergangenheit und ist auch heutzutage, neben einsatzbereiten sanitätsdienstlichen Kräften, der wesentliche Beitrag des Army Sanitätsdienstes zur Einsatzbereitschaft der gesamten Army. Der aktuelle Schwerpunkt Nummer „1“ der U.S. Army ist die ‚Readiness‘ seiner Kräfte. Der U.S. Army Sanitätsdienst trägt hierzu durch die Gesunderhaltung der Army Soldaten (aber auch der Pensionäre und Angehörigen), bzw. die Wiederherstellung der Gesundheit sowie die Einsatzbereitschaft der Army Sanitätstruppe und des Fachpersonals bei. Die ‚Army Medicine‘ ist dabei ein eigenständiger und umfassender Sanitätsdienst, der diesen Auftrag im gesamten Aufgabenspektrum der Gesundheitsversorgung durch die ambulante und stationäre Versorgung, den vorbeugenden Gesundheitsschutz, die wehrmedizinische Forschung sowie die Sanitätstruppe innerhalb der Army sicherstellt.

    Quelle


    Vielleicht reden wir aneinander vorbei.

    Wenn der Soldat weiß, dass die Führung und Politik sich einen scheiß um einen kümmert, man nichts wert ist, Kanonenfutter ist, niemand helfen kommt oder im Matsch zurück gelassen wird und vergammeln muss, dann wird sich das sicher auf den Kampfeswillen auswirken. Oder nicht?

    Zweifelsohne. Das ist zumindest bei modernen, regulären Armeen aber nicht der Fall. Der Sanitätsdienst einer modernen Armee ist eine eigene Truppengattung, die aus bewaffneten Soldatinnen und Soldaten besteht, die in der Lage sind, verwundete Kameraden auch unter Gefechtsbegingungen zu retten und zu versorgen. Dazu nutzt die Bundeswehr beispielsweise schon immer auch gepanzerte Fahrzeuge, die die kämpfenden Einheiten begleiten. Was vergleichsweise neu ist, sind Soldaten der kämpfenden Truppe, die teilweise ebenfalls eine hochwertige Sanitätsausbildung haben, was eine unmittelbare und hochwertige Verwundeten-Versorgung im Gefecht ermöglicht.


    Meine Bundeswehrzeit (W 12) ist ein paar Tage her, aber an der grundsätzlichen Strategie dürfte sich nichts geändert haben. Es handelt sich, könnte man wohl sagen, um eine Form der Tit for tat-Strategie. Im Friedensfall sind die Menschen, Fahrzeuge und Einrichtungen des Sanitätsdienstes mit einem großen, auffälligen Neutralitätszeichen gekennzeichnet (in der Regel dem roten Kreuz auf weißem Grund). Im Verteidigungsfalle verhalten sich die Sanitätssoldaten zunächst neutral, d.h., sie nehmen nicht am Kampfgeschehen teil. Die Bewaffnung ist hauptsächlich auf Selbstverteidigung ausgelegt. Sobald aber offensichtlich wird, dass der Feind auch als neutral gekennzeichnete Strukturen angreift, werden die Neutralitätszeichen beseitigt und durch Tarnung ersetzt. In meiner Einsatz-Einheit, einem Panzergrenadier-Bataillon, wurden die Sanitäter sogar am Maschinengewehr und der Handgranate ausgebildet (statt "nur" an der Pistole, dem Schnellfeuergewehr und der Maschinenpistole, die die übliche Bewaffnung im Sanitätsdienst darstellen - zumindest damals).

    Vielleicht hast Du da mehr Erfahrung.

    Dass ich mich nicht auf eigene Erfahrungen beziehe, geht ja aus meinem Beitrag hervor. Ich kann mir allerdings auch nicht vorstellen, dass Angriffe auf verwundete Kameraden, die unter dem (vermeintlichen) Schutz eines Neutralitätszeichens stehen, meinen Kampfwillen negativ beeinflussen würden. Ich würde auch da vom Gegenteil ausgehen.

    So erschreckend finde ich das gar nicht, sondern eher absehbar, dass das passiert. Leider. Das zerstört die Moral.

    Ist das so? Eine der folgenschwersten Fehleinschätzungen im zweiten Weltkrieg war, dass das "moral bombing" (also die flächendeckende Bombardierung von Wohngebieten) tatsächlich die Moral der Bevölkerung untergräbt. Wie die Geschichtsforschung gezeigt hat, war das Gegenteil der Fall.