Kreis Oder-Spree: Rekommunalisierung des Rettungsdienstes

  • Na, wenn das mal kein absolut neoliberaler Sloagan ist. Ob der Staat ein guter oder ein schleter Unternehmer ist kommt immer sehr auf die Perspektive an. Sicher hat die Bahn mehr gekostet als sie noch in Staatshand war. Aber ist es jetzt besser für den Endkunden?


    Die Bahn ist wohl ein eher schlechtes Beispiel.


    Außerdem hat man bei Privatisierungen ja nicht unbedingt den Endkunden im Auge.


  • Die Bahn ist wohl ein eher schlechtes Beispiel.


    Außerdem hat man bei Privatisierungen ja nicht unbedingt den Endkunden im Auge.


    Wieso ist die Bahn ein schletes Beispiel?


    Und hatte ich nicht was von Perspektive geschrieben??

  • Wo gibt es Moral Hazard aufgrund von Informationsassymetrien in unglaublichen Maße?


    Das erlebt man z.B. bei jeder Ankündigung von Preiserhöhungen, wenn unwirtschaftliche Strecken stillgelegt werden sollen (zumindest bei denen, die tatsächlich noch von der DB betrieben werden) und ganz extrem bei der Debatte, als faktisch wenigstens Teile des Konzerns veräußert werden sollten. Das geht weiter über die Fahrplangestaltung und Bahnhofhaltepunkte usw.


  • Das erlebt man z.B. bei jeder Ankündigung von Preiserhöhungen, wenn unwirtschaftliche Strecken stillgelegt werden sollen (zumindest bei denen, die tatsächlich noch von der DB betrieben werden) und ganz extrem bei der Debatte, als faktisch wenigstens Teile des Konzerns veräußert werden sollten. Das geht weiter über die Fahrplangestaltung und Bahnhofhaltepunkte usw.


    Stimmst du mir gerade zu? Oder verstehe ich hier gerade was falsch?

  • Vielleicht hab ich deinen vorigen Beitrag nicht richtig verstanden.


    Eventuell könntest du in weniger dramatischen Worten darstellen, was du meintest.

  • Hallo,


    sicher handelt es sich bei diesen Worten um eine liberale Einstellung.


    Jede große Privatisierung der letzten Jahrzehnte (Bahn, Post, Telekom, aber auch div. Stadtwerke usw.) hat für den Endverbraucher m. E. überwiegend Vorteile gehabt.


    Die Unternehmen wurden flexibler und kreativer, Forschung und Entwicklung nehmen plötzlich einen hohen Stellenwert ein. Man "verwaltet" jetzt nicht mehr nur, sondern man muss an einem Markt bestehen.


    Im Rettungsdienst ist der "Markt" nicht der Endkunde sondern die Ausschreibung an sich. Wir haben also auch bei dieser Form der Vergabe immer noch eine starke Reglementierung.


    Aus meinem persönlichen Erfahrungen (Hauptamtlich, Rettungsdienst in 5 Bundesländern) kann ich berichten, dass die wenigsten Hilfsorganisationen ohne äußeren Druck sich kontinuierlich weiterentwickeln. In vielen Teilen der Bundesrepublik hat das eher mit einem Verwalten alá Bundespost zu tun.


    Wenn Ausschreibungen qualitativ hochwertig durchgeführt werden, ist es zumindest möglich eine höhere Qualität bei gleichem Preis zu erlangen. Natürlich ist es auch bei einem kalkulierten Qualitätsabbau möglich Kosten zu sparen. Das muss jede Kommune für sich entscheiden.


    Dilettantische Ausschreibungen wie z.B. Kreis Aachen oder Heinsberg führen zu Dumpinglöhnen und jahrelangen Prozessen. Ausschreibungen müssen m.E. klare Qualitätskriterien festlegen, verständlich und nach allen Anbietern hin offen sein. So bekommen wir einen sauberen Wettbewerb und das Personal hat nicht darunter zu leiden.


    Viele Grüße


    Thomas

  • Eventuell könntest du in weniger dramatischen Worten darstellen, was du meintest.


    Meine letzte Aussage war leider nicht optimal formuliert, sry.


    Neuer Versuch:
    Die Bahn ist ein quasi Privatisiertes Unternehmen. Das bedeutet das sie eine privatrechtliche Rechtsform hat aber immer noch im Staatsbesitz ist. Dadurch das es sich nun aber um eine AG handelt finden auch die Einschlägigen Vorschriften (AktG etc.) Anwendung. D.h. die Kontrolle des Staates über den Konzern ist relative gering. Der Staat ist, der neuen institutionen Ökonomie folgend, ein Principal und die Bahn der Agent. Dadurch das der Staat aber nur noch wie Aktionäre informiert werden muss und es keine soliden Prüfverfahren gibt, entsteht eine ziemlich große Informationsassymetrie. Die Bahn, vom denken einer AG geprägt, will sich nun fit mahcen für den Börsengang, dh sie muss gute Bilanzen vorweisen. Dadurch das die Bahn durch den Staat nicht wirklich kontrolliert wird/werden kann ergeben sich Spielräume für die Bahnführung in bestimmten Situationen nicht so zu handeln wie es sich der Staat, als Principal wünscht, sondern einem Moral Hazard folgend sich zum eigenen Vorteil verhält.
    Was ich damit aufzeigen will, ist das die "schlechten Entscheidungen" nicht vom Staat getroffeb wurden, sondern folge eine Moral Hazard in unglaublichen ausmaße sind.

  • Jede große Privatisierung der letzten Jahrzehnte (Bahn, Post, Telekom, aber auch div. Stadtwerke usw.) hat für den Endverbraucher m. E. überwiegend Vorteile gehabt.


    Zum Teil sicherlich richtig, bei Strom und Gas sieht es aber z.B. anders aus.


    Die Unternehmen wurden flexibler und kreativer, Forschung und Entwicklung nehmen plötzlich einen hohen Stellenwert ein. Man "verwaltet" jetzt nicht mehr nur, sondern man muss an einem Markt bestehen.


    Eiegntlich ist es so, dass genau an so Dingen wie Forschung - abgesehen von Prestigeobjekten - oder Sicherheit abstriche gemacht werden - zu teuer!


    Aus meinem persönlichen Erfahrungen (Hauptamtlich, Rettungsdienst in 5 Bundesländern) kann ich berichten, dass die wenigsten Hilfsorganisationen ohne äußeren Druck sich kontinuierlich weiterentwickeln. In vielen Teilen der Bundesrepublik hat das eher mit einem Verwalten alá Bundespost zu tun.


    Mann kann auch einen kommunalen Rettungsdienst qualitative Weiterentwickeln. Z.b. kann man Gutachter reinholen die Regelmäßige mal reinschauen, ein Anständiges Vorschlagswesen einführt und vor allem einen anständigen RDL und ÄLRD einsetzt. Außerdem ist ein Kommunaler Rettungsdienst eben KEINE HiOrg, daher ist der Vergleich vielleicht nicht optimal.


    Dilettantische Ausschreibungen wie z.B. Kreis Aachen oder Heinsberg führen zu Dumpinglöhnen und jahrelangen Prozessen. Ausschreibungen müssen m.E. klare Qualitätskriterien festlegen, verständlich und nach allen Anbietern hin offen sein. So bekommen wir einen sauberen Wettbewerb und das Personal hat nicht darunter zu leiden.


    Was war an der Ausschreibung in Heinsberg schlecht?

  • Lassen wir das Denglisch mal weg und schauen hinter die Begriffswissenschaft: Mir ist erstens nicht klar, warum es einem Alleinaktionär nicht möglich sein sollte, sein Vorstandspersonal zu lenken und zu kontrollieren, zweitens verstehe ich nicht, was an eigenständigem Handeln der Bahn AG prinzipiell falsch sein soll, und drittens fehlt mir ein Vergleich mit der sich aufblähenden und verselbständigenden Verwaltung.

  • Zum Teil sicherlich richtig, bei Strom und Gas sieht es aber z.B. anders aus.


    Nicht nur hier, auch wenn die Rückbesinnung einiger Städte auf ihre Stadtwerke da Bände spricht. Ganz deutlich sieht man die Probleme bei der Privatisierung staatlicher Aufgaben m.E. bei den Wasserwerken, hier haben sich einige Städte unglaublich über den Tisch ziehen lassen mit Verträgen nach dem Motto Risiken trägt die Stadt, Gewinne fährt der Private ein. Die überwiegenden Vorteile derartiger Verträge zahlt der Endverbraucher des Monopolisten. Beispiele derartiger Praxis lassen sich regelmäßig kritischen Beiträgen entnehmen, bspw. in der ZEIT oder dem Greenpeace Magazin.


    Die Rekommunalisierung ist meist wirtschaftlichen Erwägungen geschuldet: die Privatisierung kostet die Allgemeinheit häufig mehr, als an vorher kritisierten Kosten überhaupt entstanden ist. Mein Lehrbuchbeispiel ist das von mir schon öfters an solchen Diskussionsstellen verlinkte Beispiel des sozialistischen Müllhaufens: http://www.zeit.de/2006/40/Soz…sche_Muellhaufen?page=all - ich finde den Artikel immer wieder witzig zu lesen.

  • drittens fehlt mir ein Vergleich mit der sich aufblähenden und verselbständigenden Verwaltung.


    Das verstehe ich nun nicht!


    Mir ist erstens nicht klar, warum es einem Alleinaktionär nicht möglich sein sollte, sein Vorstandspersonal zu lenken und zu kontrollieren


    Ganz einfach gesagt, der Staat hat nicht die Expertise, das Personal noch die nötigen Informationen um zu prüfen was bei der Bahn vor sich geht. Wenn Sie dazu in der Lage wären, hatten so sachen wie mit der Berliner S-Bahn nicht passieren können.


    zweitens verstehe ich nicht, was an eigenständigem Handeln der Bahn AG prinzipiell falsch sein soll


    Die Bahn sollt im Sinne ihres Besitzers handeln und das ist der Staat. Stattdessen nutzt sie dessen Unfähigkeit sie zu kontrolloieren dazu aus sich auf Gemeinkosten zu bereichern! Es werden teilweise die Schienennetze nicht repariert, da man nicht weiß ob das Schienennetz nicht evtl doch in Staatshand bleibt usw

  • Ganz einfach gesagt, der Staat hat nicht die Expertise, das Personal noch die nötigen Informationen um zu prüfen was bei der Bahn vor sich geht.


    Und deshalb kann er einen solchen Betrieb selbst besser führen...?

  • Wir sind aber schon darüber einig, dass die Betriebsführung ohne kompetentes Personal nicht ganz leicht sein dürfte?

  • Wir sind aber schon darüber einig, dass die Betriebsführung ohne kompetentes Personal nicht ganz leicht sein dürfte?


    Das schon. Aber auch darüber, dass diese bei öffentlichen Aufgaben besser der Verwaltung gegenüber verantwortlich sind als einem fiktiven Shareholder Value?