Mega Code...

  • Hallo ...
    hatten in den letzten Tagen Mega Code Fortbildung an unsrer Wache...
    und festgestellt das es doch immer noch unterschiedliche Meinungen und Lehraussagen gibt...
    zum Beispeil wurden an Schulen die über Kopf reanimation gelert...und bei uns war es absolutes "NO"...
    Ist echt interessant wie viel verschiedene Meinungen es gibt trotz "eigentlich " festgelegtem Ablauf ...


    Was ist nun richtig oder falsch ?


    Wo find ich den richtigen Ablauf ?


    Lg...

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  • Ja, da gibt´s Unterschiede :)
    Das ERC empfiehlt die "Überkopf Reanimation" nicht, da es keine ausreichenden Studien dazu gibt und es nicht der EBM entspricht.


    Vom zeitlichen Ablauf und der Kontinuität während der Reanimation hat die Überkopf Methode jedoch unbestrittene Vorteile.


    Ergebnis bei uns (und vom ERC bisher "geduldet"):
    Überkopf-Reanimation bei Zwei Helfern akzeptabel, wenn zumindest die Handballen parallel zum Sternum aufgelegt werden. Sobald ein Dritter Helfer dabei ist, drückt dieser auf herkömmliche Weise.


    Mal sehen ob / was die Guidelines 2005 (ab 28.11.2005 veröffentlicht) dazu hergeben.


    Gruss aus Hessen,


    ThorstenH

    Einmal editiert, zuletzt von ThorstenH ()

  • In manchen Bereichen der Notfallmedizin gibt es eben kein klar abgrenzbares richtig oder falsch, sondern verschiedene (Lehr-)Meinungen. Dazu gehört sicher auf der Bereich Megacode, wo unterschiedliche Schulen verschiedene Varianten propagieren.
    Dazu gehört auch der Aspekt Über-Kopf-Thoraxkompression Ja
    oder Nein. Es gibt da sicherlich Argumente dafür und dagegen,
    in dem Algorithmus, der hier in MA gelehrt wird (http://www.f-a-mai-schule.de/I…orithmus/algorithmus.html), kommt die Überkopf-HLW z.B. nicht vor, ich selbst war aber auch schon in Situationen,
    in denen ich (zumindest zeitweise) darauf zurückgegriffen habe.
    Ich empfehle Dir, zunächst einmal die Variante zu übernehmen, die
    in deinem Bereich gelehrt und praktiziert wird, da schliesslich ein grundsätzliches Charakteristikum der Idee Megacode darin besteht, dass die Teampartner aufeinander eingespielt sind und quasi "blind" zusammenarbeiten können. Das setzt natürlich die Einhaltung eines einheitlichen Algorithmus voraus!


    Typisches Beispiel für "viele Köpfe, viele Meinungen"...


    Grüße aus Mannhem,
    Jörg

  • Gibt es weitere Seiten...wo der genaue Ablauf beschrieben ist ?

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  • http://www.erc.edu/index.php/doclibrary/en/viewDoc/91/3/


    Da gibt es aber zum Thema keine Explizite Antwort. Du kannst auch mal im ERC Forum stöbern (http://www.erc.edu) da werden solche Dinge auch diskutiert.


    Ansonsten, wie aus der Mannheimer Ecke verlautet, richte dich nach den örtlichen Vorgaben, dann gibt´s wenigstens keinen Ärger 8)

  • Ich kenne alle möglichen Varianten des Mega- Codes und bin ein absoluter Fan der "Überkopfreanimation"!


    Dadurch kommt man nicht in Hektik, weil man sich alles Mögliche zwischen den Beatmungen zusammenbauen muss, desweiteren kann ich jedem Laien (warum auch immer...) erzählen, wie er eine Intubation zusammenzubauen hat, danach ist ja eh alles ruhiger!


    Nun muss ich noch anführen, dass der berühmte Prof. Dr. med P. Sefrin ja ein absoluter Hasser der Überkopfrea ist und dazu schon wieder einen Artikel verfass hat!
    Wenn euch dieser Artikel mal unterkommen sollte, behaltet mal im Hinterkopf, dass Sefrin von einer "Einhand- Überkopfrea" ausgeht - die ja wohl nirgendwo praktiziert wird, dann kommt ihr aus dem Grinsen nicht mehr raus! - Auch Ärzte haben nicht immer recht, auch wenn sie das glauben...

  • Also, in unserem RD Bereich wird die Überkopf Rea solange durchgeführt, bis die Absaugung und die Intubation steht !
    Wir arbeiten nach festen Algorithmen !


    lg
    Sven


    PS. "Megatot" mag ja in der Theorie ganz toll sein, aber die Praxis lehrt halt meistens doch das Gegenteil ! :D

  • Naja, man muss aber, um das abschliessend beurteilen zu können, dann schon dazwischen unterscheiden, welche Variante uns praktischer / komfortabler *erscheint*, und welche Vor-/Nachteile für den Patienten entstehen. Das Management ist schliesslich nur die eine Seite der Medaille. Man muss sich dann schon auch noch Studien darüber anschauen, wie sich durch die Überkopf-Variante die Beatmungspausen verlängern und wie sich das dann auf den Blutdruckaufbau auswirkt (um nur ein Beispiel zu nennen).
    Stichwort "evidence based medicine" vs. "opinion based medicine", also einerseits wissenschaftlich belegbare Vor-/Nachteile und andererseits Vor-/Nachteile, die wir aufgrund unserer Erfahrung für solche halten.
    Grundsätzlich sollte man sich da m.E. an der Studienlage bzw. an den Empfehlungen der Fachgesellschaften (ILCOR, AHA, ERC...) orientieren.
    Das soll nicht heissen, dass man sich immer sklavisch an Empfehlungen halten muss und nie davon abweichen darf, aber ich finde, mit eigenen Interpretationen eigener Erfahrungswerte sollte man immer vorsichtig sein.


    Liebe Grüße aus MA,
    Jörg

  • Zitat

    Original von Jörg...Grundsätzlich sollte man sich da m.E. an der Studienlage orientieren...


    Genau da kommen ja die widersprüchlichen Aussagen her. Abgesehen davon: Die Pausen und die Qualität der Kompressionen und Beatmungen leiden in der Praxis garantiert bei der Methode "ich such mir schnell mal alles mit einer Hand zusammen" mehr.


    Zitat

    Grundsätzlich sollte man sich da m.E. .... an den Empfehlungen der Fachgesellschaften (ILCOR, AHA, ERC...) orientieren.


    Absolut ! Aber die eindeutige Empfehlung FÜR oder GEGEN Überkopf gibt es nicht. Die Möglichkeit wird einfach nicht erwähnt und gilt daher als "nicht empfohlen".


    Bleibt uns nur auf mehr Zahlenmaterial und die entsprechenden "evidence gebaseden" Ergebnisse zu warten. Bis dahin.... entscheiden die Ortsfürsten.

    Einmal editiert, zuletzt von ThorstenH ()

  • Thorsten,
    mir ist bewusst, dass da die Studienlage uneinheitlich ist, und wie ich weiter oben schon schrieb, bieten beide Varianten sicher Vor- und Nachteile, weshalb ich unterschiedliche Algorithmen für legitim halte.
    Ich wollte nur davor warnen, dass sich jetzt jeder einzelne Kollege seinen persönlichen Lieblingsalgorithmus bastelt (Zitat: "Ich bin absoluter Fan von...").


    Aber ich denke, wir sind uns da alle grundsätzlich nicht uneinig ;-)


    Gute N8,
    Jörg

  • Moin !


    Der "Allgemeine" Megacode Algorhythmus ist von RD Bereich zu RD Bereich unterschiedlich.
    Den ACLS Kurs, den ich während meiner RA Aussbildung an der JUH Schule in Ronnenberg (1996, Nds.) durchlaufen hab, konnt ich schon kurze Zeit später knicken, Grund Algorhytmus Modell Hildesheim (in Anlehnung einer Studie der Uni Mainz).


    Aktuell ist folgendes bei uns gültig und verbindend :


    http://www.feuerwehrarzt.de/rettungsdienst/notkompetenz.asp


    lg
    Sven

  • Nun auch mein Senf zum Mega Code...


    Als Mega-Code-Instruktoren lehren wir an unserer LRW den Bereichs-üblichen Algorithmus. Dieser ist streng an die Ilcor-Guidelines angelehnt, bietet jedoch auch die Möglichkeit sich, sofern es für den Patienten zweckmäßig erscheint, davon zu lösen. So trainieren wir es auch mit den Kollegen. Der ärztliche Betreuer der FoBi sieht das ähnlich. Algorithmus ist gut, aber man sollte auch mal nach rechts und links vom Weg schauen und evtl. mal ne andere Richtung wählen.
    Im ergebnis vereinfacht jede Form eines Algorithmus die ZUsammenarbeit ohne große Absprachen. Aber wie schon einige Vorredner bemerkt haben sollte man eben nicht stur daran festhalten und sich überlegen was für den jeweiligen Einsatz am sinnvollsten erscheint. Die aktuelle Studienlage gibt einem natürlich nur noch ein paar Argumente an die Hand, um das Vorgehen zu begründen. Sie ist aber wohl nicht auf jeden Patienten uneingeschränkt übertragbar.


    Wenn es nur eine Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über das selbe Thema malen. (Pablo Picasso)

  • Anfang diesen Jahres war ein guter Artikel in der Zeitschrift Rettungsdienst über die Effektivität der Überkopfreanimation vs. klassischer Methode zu lesen.


    Unterm Strich war keine Methode der anderen unter- oder überlegen.


    Bei der Überkopfmethode ist die Beatmung viel besser, bei der klassischen die Herzmassage. Fazit: Die bessere Methode ist die, mit der man selbst am besten zurecht kommt, mehr Ruhe hat man - finde ich - bei der Überkopfmethode, wobei diese ja nur einen vorrübergehenden Charakter hat, bis der Patient defibrilliert/intubiert ist und einen Zugang erhalten hat.


    Traurig ist eher, dass trotzdem manche Schulen die Überkopfmethode wehement ablehnen und sich neuem nicht öffnen wollen, ja sogar jede Diskussion darüber im Keim ersticken !

  • Das war ein Artikel in der Rettungsdienst, bei dem nicht die normale "Überkopfrea" betrachtet wurde, sondern eine abgewandelte Form! Man muss sich bei solchen "Untersuchungen" immer die Grundsätze anschauen, danach kann man erst vergleichen!


    Bezgl. der Effektivität der Überkopfrea: Es gibt zu diesem Thema KEINE Studien, daher kann man keine endgültigen Aussagen treffen, welche Methode nun die bessere ist... Bleibt abzuwarten, was das ERC zu diesem Thema schreiben wird, denn auch an ihnen kann die Überkopfrea nicht vorbeigegangen sein, sodass sie sich damit beschäftigen müssen!

  • Sehr richtig... Es gibt keine relevanten Studien die die Effektivität der Überkopf-Rea belegen. Ich denke man muss mal abwarten was die ILCOR in den neuen Guidelines bringt... Wobei ich zu behaupten wage, dass die Datenlage nicht deutlich besser geworden ist. Insofern wird die Empfehlung in dem Punkt eher neutral sein oder die bisherige "Kopf-Seiten"-Reanimation empfohlen werden.


    Wenn es nur eine Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über das selbe Thema malen. (Pablo Picasso)

  • Hi,


    wäre doch mal eine Umfrage wert!?
    Also bei uns wird sie angewand, auch in meiner letzten Erfolgskontrolle bei der jährlichen Fortbildung habe ich überkopf reanimiert... mein Partner hatte genügend Zeit, alles andere vorzubereiten!

  • Auch von mir noch ein Statement (als Mega-Code Instruktor und Instruktren-Instruktor...)


    Es ist in der Tat so, dass es keine "evidence based" Studie zur Überkopf-Rea gibt.
    Es gibt jedoch einige, divergierende, "opinion based" Publikationen.
    Die einen sehen keinen grossen unterschied in der Effektivität und empfehlen daher die Überkopftechnik -andere sind sinngemäss zu Ergebnissen gekommen, die diese Methode weniger empfehlenswert machen.
    (Druck richtet sich mehr richtung Herzspitze, vermindertes Auswurfvolumen, gegen das Zwerchfell gerichtete Druckrichtung etc...)


    Da wir (in Mannheim, wie Jörg schon mehrfach erwähnte) uns auf die Fahne geschrieben haben relativ strikt nach den internationalen Guidelines (ERC; AHA; ILCOR) vorzugehen (also ausschliesslich "evidence based") haben wir die Überkopfrea nicht im "Program".


    Wenn ion anderen RD-Bereichen dies anders gelehrt wird - ist das völlig i.O.!
    Ich denke da wird vieles auch nicht halb so heiss gegessen, wie´s gekocht wird.


    Denkt doch mal an die häufigen Lehrmeinungswechsel - gerade im Bereich CPR.
    So werden die 2005er Guidelines so wie´s aussieht Suprarenin aus der Rea raus nehmen - ein Medikament was jahrzehntelang als Nonplusultra angesehen wurde.
    Oder die "Cardio-Pump" - auch AC/DC-Reanimation enannt.
    Mitte der 80er der Schlager - dann gestorben - jetzt wieder im kommen...
    Oder: Es laufen derzeit wohl Studien, die belegen werden, dass die Frühdefibrillation wohl doch nicht so das wahre ist und ohne effektive CPR-Massnahmen nix bringt (Ade AED!!) etc...


    @Krankenräger:
    Einen Zeitvorteil kann ich beim besten Willen nicht erkennen (Habe an der Schule eine kleine Studie mit dem RA Kurs gemnacht und die einen den "normalen" Mega-Code Ablauf, die anderen den "Überkopf-Ablauf" machen lassen... Kein Unterschied - ausser dass in der "Überkopf-Gruppe signifikant mehr "falsche Druckpunkte" angezeigt wurden... - Die Übernächse Woche unterrichte ich in einem Mega-Code-Instruktoren Lehrgang und werde das nochmal wiederholen...)

  • Hi!


    Also (MC-Instructor und Dozent) ich habe genau die anderen Auswertungen beim MC gehabt...
    Hier mal die Facts die raus kamen:
    Über-Kopf-Rea
    durchschnittliche Zeit bis intubiert, punktiert und Supra-Gabe:
    3:35 Min.
    Durchschnittliche HDM / Min: 68; im Mittel 43mm tief
    Durchschnittliche Beatmungen / Min: 10 mit 620 ml
    Wechselzeit Beatmung-HDM: 1,2Sek.
    Falscher DP in %: 2
    Ventilationsfehler in %: 1,5
    Seiten-Rea:
    durchschnittliche Zeit bis intubiert, punktiert und Supra-Gabe:
    4:38 Min.
    Durchschnittliche HDM / Min: 53; im Mittel 48mm tief
    Durchschnittliche Beatmungen / Min: 7 mit 650 ml
    Wechselzeit Beatmung-HDM: 1,8 Sek.
    Falscher DP in %: 5
    Ventilationsfehler in %: 3,5


    Habe dieses mal mit einem RettAss-Lehrgang gemacht, der kurz vor der Prüfung stand und die Teams haben in gleicher Konstellation beide Varianten durchgespielt!
    Normalerweise wird bei uns nach dem folgenden Algorithmus gearbeitet...
    http://www.johanniter.de/mmo/pub/160226-WEB.pdf
    Wir halten uns recht streng an den Algorithmus, denn so haben wir einen standarisierten und geübten Ablauf für alle; und aus der Praxis kann ich sagen:
    Funzt gut und die Patienten überleben ihn ;)


    Grüsse,


    Marcus