Aufstand der jungen Ärzte

  • Zu Monschis Beispiel.
    Wenn Arbeit da ist, muss die gemacht werden. WEr sich für einen 24h Dienst entscheidet, kann die Arschkarte haben, dass er tatsächlich 24h arbeiten muss.
    Wenn ich die Möglichkeit habe, einen Kollegen auch mal zu schonen, macht man das natürlich.
    Wenn ich auf der Wache sitze, seit 4 Stunden keinen Einsatz mehr hatte und jetzt bei den Kollegen der Melder geht, die erst vor 5 Minuten reingekommen sind, bitte ich die Leitstelle, mir den Einsatz zuzuteilen.


    Wenn in der Notaufnahme ein Patient mit einer Kopfplatzwunde sitzt, kann man als Pflegekraft alles schon mal schön vorbereiten, alle Akten fertig, fragt kurz nach, ob der Patient noch zum Röntgen soll, reinigt die Wunde usw.
    Aber letztendlich geht Arbeit vor schlafen, insbesondere, wenn man sich für den 24h Dienst und gegen den Schichtdienst entschieden hat.

  • Wenn ich mich persönlich für einen 24h Dienst entscheide, dann muss ich darin auch arbeiten.
    Wenn der 24h Dienst "von oben diktiert" wurde hab ich ja noch Mitleid, aber wenn man es sich selbst raussucht muss man auch die Konsequenzen tragen.


    Übrigens analog dazu die Problematik mit Notärzten, die sich Freitags aufs NEF setzten und Montags absteigen und dann völlig entnervt sind wenn sie anrücken.

  • Zu Monschis Beispiel.
    Wenn Arbeit da ist, muss die gemacht werden. WEr sich für einen 24h Dienst entscheidet, kann die Arschkarte haben, dass er tatsächlich 24h arbeiten muss.
    Wenn ich die Möglichkeit habe, einen Kollegen auch mal zu schonen, macht man das natürlich.
    Wenn ich auf der Wache sitze, seit 4 Stunden keinen Einsatz mehr hatte und jetzt bei den Kollegen der Melder geht, die erst vor 5 Minuten reingekommen sind, bitte ich die Leitstelle, mir den Einsatz zuzuteilen.


    Wenn in der Notaufnahme ein Patient mit einer Kopfplatzwunde sitzt, kann man als Pflegekraft alles schon mal schön vorbereiten, alle Akten fertig, fragt kurz nach, ob der Patient noch zum Röntgen soll, reinigt die Wunde usw.
    Aber letztendlich geht Arbeit vor schlafen, insbesondere, wenn man sich für den 24h Dienst und gegen den Schichtdienst entschieden hat.

    Die allerwenigsten Kollegen machen freiwillig 24h-Dienste. Meistens sind es Überbleibsel aus einer Zeit, in der Ärzte froh sein mussten um jede halbwegs bezahlte Stelle. Unikliniken muss man von solchen Diskussionen raushalten, hier gelten einfach komplett eigene Gesetze.
    Auch der zweite Punkt geht an der Realität vorbei: Dem Pflegepersonal wird von allen Seiten eingetrichtert, sie seien nicht Handlanger des Arztes und Pflege ist eine eigene Profession. Dementsprechend wird vielerorts (bei mir zum Glück nicht) fleißig gegeneinander gearbeitet. Beispiel: Patienten mit Bauchschmerzen werden in den Raum ohne Ultraschall gesetzt (das Umparken des Ultraschallgerätes ist vielerorts ausschließlich "Arztaufgabe"), andere nehmen Blut ab, der Arzt darf dann zwecks Blutkultur (ebenfalls "Arztaufgabe") den Patienten nochmal stechen.
    Bleibt zu hoffen dass mit der Einführung der ZNA´s sich wirklich Patientenorientierte Prozesse bilden. Ebenso findet mittlerweile im Rahmen solcher Umstrukturierungen eine echte Entkoppelung der Notaufnahmen und Intensivstationen vom Stationsbetrieb statt, was meiner Meinung nach enorme qualitative Vebesserungen mit sich bringt, zudem sinkt die teilweise unmenschliche Arbeitsbelastung auf ein erträgliches Maß.

  • Zitat

    Meines Erachtes jammerst Du jedoch auf einem verdammt hohen Niveau!

    im Vergleich zu vielen anderen Ländern hast Du da zweifelsohne recht. Das macht das ganze aber umso schlimmer, das eben in vielen anderen Ländern die Politik noch nicht soweit ist, zu erkennen, das JEDER MENSCH ein Recht auf Unversehrtheit und auf menschwürdige Behandlung hat. Wer unser Sozial- und Gesundheitssystem nur rein kostentechnisch betrachtet sieht nur die halbe Wahrheit. Jede Verschlechterung des Sozial- und Gesundheitssystem bedeutet eine Abkehr von der Zivilisation und gefährdet immer mehr den inneren Frieden eines Landes.

    ...dies sehe ich genauso wie Du, nur mit einem Unterschied, es sind durchweg nicht die Personen die in dem Gesundheitssystem arbeiten, sondern die Institutionen und finanziellen Gewinner unseres Gesundheitssystems die mit fortlaufenden Kommerzialisierung in diesem System für immer mehr Ellenbogen-Mentalität sorgen. Mittlerweile sind wir ja soweit, das man von Patientengenerieren spricht.

  • @ Monschi: mich stört, dass in Deinem Beitrag der Tenor rüberkam: die Chirurgen haben sich gegen einen Schichtdienst ausgesprochen, deswegen ist ein Teil der Pflege der Meinung man brauche da jetzt keine Nachsicht/Kollegialität mehr walten lassen, sondern müsse sie nun erst Recht spüren lassen, dass sie zu arbeiten haben (so kam es in Deinem Beitrag rüber). Wenn das nicht so gemeint war, dann haben wir uns missverstanden. Zum Thema patientenorientiertes Arbeiten, ich kenne leider auch Beispiele von Krankenhäusern wo es Kollegialtät zwischen den Berufsgruppen nur vereinzelt gab und wirklich absurde Situationen daraus resultierten (Patienten mussten stundenlang warten, da Blut abnehmen und Infusionen anhängen ja Arztsache sei, egal ob der einzig vorhandene Dienstarzt nun aus dem letzten Loch pfiff). Ich kenne genauso andere Krankenhäuser in denen das ganze patientenorientierter, kollegialer und effizienter lief. Meiner Meinung nach geht viel Arbeitseffizienz in Krankenhäusern durch solche Machtspielchen flöten, aber das ist dann wieder ein ganz eigenes Thema. Vielleicht fragt ihr mal eure Chirurgen warum sie sich gegen das Schichtmodell entschieden haben, es wird wohl handfeste Gründe dafür geben, sonst hätten sie es wohl nicht gemacht.

  • Bleibt zu hoffen dass mit der Einführung der ZNA´s sich wirklich Patientenorientierte Prozesse bilden.


    [...] die Chirurgen haben sich gegen einen Schichtdienst ausgesprochen, deswegen ist ein Teil der Pflege der Meinung man brauche da jetzt keine Nachsicht/Kollegialität mehr walten lassen,[...]
    Ich kenne genauso andere Krankenhäuser in denen das ganze patientenorientierter, kollegialer und effizienter lief. Meiner Meinung nach geht viel Arbeitseffizienz in Krankenhäusern durch solche Machtspielchen flöten,[...]


    Interessanterweise wird das Argument "patientenorientieres Arbeiten" oftmals von Ärzten und Klinikleitungen eingesetzt, um Pflegekräften zusätzliche Aufgaben zu übertragen.
    Und solange Ärzte immer noch der Meinung sind, dass es Pflegekräfte sind, die die Nachtruhe stören und Pflegekräfte sich für den Anruf beim Dienstarzt erstmal fürs Wecken entschuldigen, gibt es meiner Meinung nach noch sehr viel am Gedanken des Behandlungsteams zu arbeiten. Und das ist meiner Meinung nach ein großer Faktor, was die sog. "Patientenorientierung" (hinter der halt meistens doch nur höhere Effizienz und Wirtschaftlichkeit steckt) angeht.


  • Interessanterweise wird das Argument "patientenorientieres Arbeiten" oftmals von Ärzten und Klinikleitungen eingesetzt, um Pflegekräften zusätzliche Aufgaben zu übertragen.
    Und solange Ärzte immer noch der Meinung sind, dass es Pflegekräfte sind, die die Nachtruhe stören und Pflegekräfte sich für den Anruf beim Dienstarzt erstmal fürs Wecken entschuldigen, gibt es meiner Meinung nach noch sehr viel am Gedanken des Behandlungsteams zu arbeiten. Und das ist meiner Meinung nach ein großer Faktor, was die sog. "Patientenorientierung" (hinter der halt meistens doch nur höhere Effizienz und Wirtschaftlichkeit steckt) angeht.


    @ Mr. Blaulicht:
    höhere Effizienz von Patientenseite gedacht ist ja nicht schlecht und abzulehnen. Ich wage zu behaupten, dass ich durch meine Erfahrung sowohl auf ärztlicher als auch auf pflegerischer Seite (habe lange in der Pflege gearbeitet) mittlerweile einen ganz guten Einblick in die Strukturen von Krankenhäusern habe. Ich habe während der Jahre einfach Krankenhäuser erlebt in denen ein gutes Miteinander geherrscht hat und ein Hand in Hand arbeiten über die Professionsgrenzen hinweg möglich war und ich habe Abteilungen erlebt in denen sich jeder hinter seinem Beruf (und seinen Aufgaben) verschanzt hatte und in denen Kollegialität oft an den Professionsgrenzen halt machte. In zweiteren Abteilungen ist man als Patient einfach nicht gut aufgehoben und auch nicht als Arbeitnehmer, egal welcher Profession.

  • Da fällt mir ein Satz ein, den eine Kollegin vor kurzem im Büro brachte.
    Wir waren zu dritt im Ausbildungszentrum, Sie war tendenziell gelangweilt, weil Sie nichts zu tun hatte und als ich Sie bat, die E-Mails zu beantworten, war Ihre Antwort, dafür sei Sie nicht zuständig (der zuständige Mitarbeiter war nicht im Haus).


    Dafür bin ich nicht zuständig ist beim arbeiten glaube ich der Satz, der mich am meisten aufregt.

  • @ dr. mabuse: Sorry, wenn das flasch rüber kam, aber mein Beitrag war keinesfalls gegen Dich gerichtet. Ich habe lediglich das Zitat als Aufhänger verwendet. Ich bin natürlich auch dafür, Prozesse zu optimieren etc. Allerdings sehe ich in diesem Punkt immer wieder die Pflege in der (aufgedrückten) Pflicht. Und umnter dem Strich hat die Pflegekraft dann eben weniger Zeit, um ihre ursprüngliche Tätigkeit am Patienten durchzuführen.


    Gruß, Christian

  • Ein gang ins Ausland wenn möglich kann ich jedem nur empfehlen. Wenn gut vorbereitet udn geplant ist es ein großer Gewinn. Die Sprache muss beherscht werden und man muss schon vorher wissen das man das Land die Leute und die Kultur mag und sich dort einfügen kann sonst klappt es sicher nicht. Sollte nach einer gewissen Zeit eine Heimkehr notwendig sein oder gewollt so hat man doch zumindest gelernt das auch andere Länder und Sytseme schwaächen aufzeigen und schon kommt einem das Eigene nicht mehr so schlecht vor. Wenn ich von den Deutschen Arbeitsbedingungen, Arbeitszeit, Bezahlung etc erzähle dann schütteln die meisten nur mit dem Kopf. Auf der anderen Seite vermisse ich sehr viele Eigenarten des Deutschen Gesundheitssystems, so ist es immer ein geben und nehmen. Man muss halt wissen was man verliert und was man gewinnt, dann ist es eine einfache Aufrechnung. Für mich persönlich war es eine deutliche Verbesserung. Es scheint eine Eigenart von Deutschen zu sein das wir ein System nicht reparieren solange es noch nicht komplett vor die Wand gefahren wurde. Mitarbeiter im Gesundheitswesen sind unterbezahlt und es zeigt sich keine Wertschätzung ab, eher ein Übel das auch noch teuer ist. Wir alle haben es gemein damit das wir nicht wirklich Streiken können da es unser Gewissen verbietet, wir durchleben das hier gerade wegen der Änderung im Rentenberechnungsverfahren. Man fühlt sich wie ein zahnloser Tiger, man hat nichts in der Hinterhand außer einer art "work to rule", keine Überstunden etc. Keine Ahnung wie man diese Probleme lösen kann, wenn jeder einfach ins Ausland geht ist dem System ja auch nicht geholfen.

  • Keine Ahnung wie man diese Probleme lösen kann, wenn jeder einfach ins Ausland geht ist dem System ja auch nicht geholfen.


    Richtig. Aber der Druck wächst, Entscheidungen zu treffen und am System operative Eingriffe (Wordspiel ;)) durchzuführen.

  • Nicht wirklich, solange es genug zuwandernde Fachkräfte gibt. Was ich aus dem Arbeiten in zwei Systemen gelernt habe, ist das das Erfüllen von targets oberste Priorität hat. Patientensicherheit ist zweitrangig und Personalzufriedenheit drittrangig, vorallem wenn sie einfach und billig zu ersetzen sind.