Ärztequalität im Fokus

  • Was ist im deutschen Gesundheitswesen los? Während die Diskussionen bei der Novellierung zum RettAssG im Bereich Kompetenzerweiterung von den Ärzteverbänden weitgehenst abgelehnt werden, zum Schutze der Patienten wurde bei msn folgendes gepostet:


    news.de.msn.com/politik/immer-mehr-ärztepfusch-in-deutschland

  • Interessant finde ich vor allem diesen Ansatz:


    Zitat

    Zitat aus dem Link:
    Im Zweifelsfall sollten die behandelnden Ärzte oder Kliniken dann anders als heute beweisen müssen, dass ihr Fehler den Schaden nicht verursacht hat, wie das Vorstandsmitglied des GKV-Spitzenverbands, Gernot Kiefer, in der Â?Neuen Osnabrücker ZeitungÂ? (Dienstag) erklärte. Mit so einer abgeschwächten Beweislastumkehr würde die Position der Patienten in Haftungsprozessen gestärkt.


    Schon lange überfällig gewesen. (m.M.)

  • In diesem Zusammenhang würden mich noch folgende Fragen noch interessieren:


    1. Ist die Ausbildung (Studium, Klinikpraktikum) Ausbildung in den Krankenhäusern schlechter geworden? Gibt es hier Veränderungen in der Ausbildung zu den letzten Jahren?


    2. Liegt es nur daran, das es auch mehr Patienten gibt?

  • Was mir bei diesen Patientensicherheitsdiskussionen oft nicht bedacht wird: man kann vor lauter Stärkung der Patientenposition die Arztposition auch so weit schwächen, daß bald gar keiner mehr aus Angst diesen Job machen will. Von immens steigenden Versicherungsbeiträgen und noch mehr Klagen als jetzt mal ganz abgesehen...

  • Ich denke das hat vor allem folgende Gründe.
    1. Mehr Patienten
    2. Ältere und multimorbide Patienten
    3. Es werden mehr "Fehler" angezeigt, bz.w die Patienten beschweren sich schneller udn häufiger.

  • führt dann auf der anderen Seite dazu, dass noch mehr Leute den Wundern der modernen Medizin ausgesetzt werden, die das eigentlich gar nicht mehr brauchen und nicht mehr dagegen wehren können, da sonst ja die Angehörigen klagen könnten. Eine Situation, die ausser den Anwälten für Medizinrecht eigentlich niemanden helfen dürfte...



    msn news, die sich widerum auf den gkv spitzenverband berufen ist allerdings auch nicht die allerbeste Quelle für solche Themen :)


    Ciao,


    Madde

    "You won't like me when I'm angry.


    Because I always back up my rage with facts and documented sources."



    The Credible Hulk.

  • Was mir bei diesen Patientensicherheitsdiskussionen oft nicht bedacht wird: man kann vor lauter Stärkung der Patientenposition die Arztposition auch so weit schwächen, daß bald gar keiner mehr aus Angst diesen Job machen will. Von immens steigenden Versicherungsbeiträgen und noch mehr Klagen als jetzt mal ganz abgesehen...


    Es sollte wohl eher angepasst werden und die Fehlerkultur sich verändern. Das Problem sind nicht die Fehler - die werden gemacht - das Problem sind nicht die Ärzte, die machen einfach ihren Job und Fehler gehören einfach mit dazu wie überall wo Menschen arbeiten - das Problem ist das fehlende CRM und die fehlende Fehlerkultur des Klinikmanagement und vor allem der Versicherer von Ärzten. Solange bei den "Kunstfehlerversicherungen" dem Arzt verboten ist einen Fehler seinerseits zuzugeben weil die Versicherung sonst nicht zahlt, müssen die Patienten gestärkt werden um über den juristischen Weg zu Ihrem Recht ggf. und zu Schadensersatzzahlungen zu kommen. Wäre die Fehlerkultur und die Transparenz sowie die Aufgaben der Versicherer besser - zu zahlen wenn es darum geht, das ein Arzt selbst auch zugibt einen Fehler gemacht zu haben - dann wäre dieses vielleicht gar nicht notwendig.

  • Auch wenn ich ein großer Verfechter des CRM bin: Nicht jeder Schaden ist ein Fehler, der sich mit Aspekten des CRM vermeiden lässt. Auch unabhängig von der Fehlerkultur.

  • Auch wenn ich ein großer Verfechter des CRM bin: Nicht jeder Schaden ist ein Fehler, der sich mit Aspekten des CRM vermeiden lässt. Auch unabhängig von der Fehlerkultur.


    Sicherlich. Man kann nicht jeden Fehler vorhersehen und vermeiden. Man kann es damit nur verbessern.
    Das aber nicht jedes Haus im Zuge von Joint Commission ein CRM hat, CIRS und Fehlerquoten misst, veröffentlicht und verbessert ist sicherlich noch verbesserungsbedürftig.


    Auf der anderen Seite muss der Raum für die Akzeptanz von Fehlern geschaffen werden und sie nicht nur als reine Unfähigkeit und fehlende Qualifikation darstellen. Beides geht m.M. Hand in Hand.
    Solche Statistiken sind reißerisch und für die Krankenkassen vielleicht interessant. Dennoch sollten die Krankenhaus-CEOs daran interessiert sein, das solche Fälle in Ihrem Haus sich so gering wie möglich halten und somit eine ordentliche Fehlerkultur einführen.

  • Es gibt doch schon eine Beweislastumkehr im Arzthaftungsrecht.


    Damit nun niemand fragt: Wirklich?!


    Die Beweislastumkehr im Arzthaftungsrecht ist neben Fragen der Abrechnung die Hauptursache für unsere Dokumentationswut im deutschen Gesundheitswesen.

  • Die Beweislastumkehr gilt ja nicht für alle Fälle im Medizinrecht. Diese Verbände fordern ja die generelle Beweislastumkehr.

  • Siehe die Gynäkologie in den USA... :|

    Warum in die Ferne schweifen? Man braucht sich nur die Hebammen in D anschauen.....

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Liegt wohl auch am Fach der Gynäkologie, da entscheiden mitunter Minuten über das Outcome des Neugeborenen und somit eines ganzen Lebens. Grade erst beeindruckend letzte Woche Freitag erlebt. Eilige Geburt mit Vacuumextraktionsversuch ("Saugglocke") in Notsectiobereitschaft. 7 Minuten langer Versuch, dann aufgrund Verschlechterung Sectio obendrauf, Geburt des Neonaten mit einem Apgar von 2. Der CA meinte hinterher, dass hätte man evtl mit einer direkten Sectio vermeiden können, man weiss sowas aber hinterher auch nicht immer besser. Aber ich schweife ab... vll bastel ich mal ein Fallbeispiel über die Versorgung eines Neugeborenen. Allgemeines Interesse??? :hallo:

  • ...andersrum finde ich die hier im Forum herrschende tolerante Haltung bzgl. der Ärztefehler interessant, wenn man dagegen im Vergleich Fehler von Rettungsassistenten betrachtet ist die Haltung da doch eine ganz andere. Irgendwie leuchtet mir das nicht ein.



    @ Ribosom



    ..ich denke, aufgrund der grundsätzlich unterschiedlichen sozialen Netzwerke in anderen Ländern hinkt der Vergleich.