Standardisiertes medizinisches Abfrage-Protokoll führt zu deutlich mehr Notarzteinsätzen in Wiesbaden


  • 2. Ich behaupte brigens nicht, dass AMPDS das beste System ist... Im Gegenteil. Es ist sehr auf den angloamerikanischen Raum und damit nur sehr schwer auf internationale und erst Recht (festlands-)europische Mastbe umzusetzen...Aber: Es ist leider momentan der beste Standard... Ich würde aber eigentlich eher für einen internationalen bzw. europäisch geprägten Standard plädieren...)


    Wie würdest du unter diesem Aspekt die Arbeit von "144 Notruf Niederösterreich" sehen wollen?

  • Die Österreicher sind generell (es ist ja nicht nur NÖ sondern auch Tirol,usw.) was AMPDS angeht am "weitesten", wobei NNÖ sicherlich die Vorreiter sind. Hier wurde aber auch alles richtig gemacht bzw. es wurde der "richtige Zeitpunkt" gewählt. Sprich: Zu einem Zeitpunkt als man sowieso die Leitstellen komplett um bzw. neu gebaut hat (Weg von den kleinzelligen RK-Leitstellen zu multizentrischen Landesleitstellen mit komplettem Software/Hardware/Personal "neuaufbau").


    Auch hier gab es anfangs das eine oder andere "Einführungsproblem", aber insgesamt sind die Österreicher das Beispiel dafür das es eben auch in Mitteleuropa geht mit AMPDS hervorragend zu arbeiten... (Und damit der Nachweis das es v.a. ein lokales Problem ist wenn es nicht klappt...)
    Nichts desto trotz hört man unter der Hand von Kollegen aus .at auch das es gewisse Grenzen der Anpassbarkeit gibt die kaum zu überwinden sind....


    (Und nebenbei gesagt wäre meine Vision ja ein offenes System und kein -schweine-teures- System wie das AMPDS...Aber da spricht der Open-Source-Fanatiker:D )

  • SNZ Zürich (Stadt, Kanton plus RD in den Kantonen SH und SZ) hat es wieder abgeschafft


    Weil sie es selber etwas entwickelt haben nachdem sie es verwendet haben... Ein Schelm wer böses dabei denkt. Ich frage mich nur warum sie die Erfahrung aus dem Protokoll verworfen haben.


    Mal ein paar Zahlen... Mit dem IAED Protokoll wird seit 30 Jahren abgefragt. 3.515 Leitstellen verwenden dieses System. Bis heute wurden 65.000.0000 Notrufe damit abgefragt. 350.000.000 Menschen werden mit diesem System versorgt.... Beeindruckend wie ich finde.

  • AMPDS wird seit Jahren benutzt.Waehrend meiner Ausbildung als Leitstellendisponent wurde uns erzaehlt, dass AMPDS ein 'Anti-Litigationstool' sei. Sprich, das Programm wird auf jeden Fall eine Kategorie waehlen die es technisch unmoeglich macht verklagt zu werden weil immer(!) ein Rettungsmittel eingesetzt wird - allerdings, fuer nen abgerissenen Fingernagel hat es einen Cat "A" gegeben (8 miniuten response). Warum? >starkes Bluten! AMPDS erlaubte es dem Call Taker/Dispatcher nicht seinen Hirn zu nutzen und man musste die Disponitionsentscheidung des Programms folge leisten.


    Das Problem war dann, dass wir kaum noch Fahrzeuge hatten weil wir zu jedem Schnick-Schnack geschickt haben.


    Eine Loesung musste her!


    Die schnell-Loesung war, dass wir die teuer ausgebildeten ECPs in die Leitstelle verfrachteten um 'mit rein zu hoeren' und die A cats (8min) zu entwerten - bei Alkopatienten etc


    Noch immer ist dieses Problem nicht geloest und somit hatte es sich fuer mich in der Leitstelle getan - wieder im Einsatzdienst hat man eh mehr Autonomie. Das einzigste was man als call taker/disponent machen konnte war einen Einsatz aufwerten aber ohne Fahrzeuge ergab sich daraus eine schlechte Statistik und demnach hat die Chef-Etage dies verboten da wir finanzielle Strafen bekamen wegen nicht einhaltung der hilfsfristen.


    Hier bekommet das, geographisch, naechst gelegene Fahrzeug den Einsatz automatisch von dem Leitstellenrechner uebersandt WAEHREND die Abfrage am Telefon stattfindet. Die Uhr tickt bereits ab der Sekunde wo der Notruf angenommen wird - wenn der Notruf 2 minuten dauert verliere ich diese 2 Minuten fuer die Anfahrt und kann womoeglich die 8 Minuten nicht einhalten.


    Wir haben einen MDT im Auto welches uns den Einsatz in Tabellarischer Sicht gibt - oftmals werden wir auch abgebrochen weil der Notruf unsinn ist oder aehnliches.


    So ist es eben wenn der Mensch es den Computern ueberlaesst.

  • Das mit den Strafen, der Abfrage/parallel sofort einen Wagen senden etc. Erkläre mal bitte genauer in einem zweiten thread

    Ich habe einen ganz einfachen Geschmack - ich bin stets mit dem Besten zufrieden.
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    Ich prüfe jedes Angebot. Es könnte das Angebot meines Lebens sein.
    Henry Ford 1863 - 1947

  • AMPDS wird seit Jahren benutzt.


    Auch in UK haben manche Leitstellen anstatt AMPDS in der Zwischenzeit ein "eigenes" System eingeführt - Pathways.
    Auf der einen Seite geht es hier um die Notrufabfrage, aber auch um die weitergehende Triagierung, um Patienten der richtigen "Ressource" zu zuleiten.


    Matthias: Rapid Dispatch funktioniert je nach Gegend in etwa so... Anruf wird angenommen oder dem Call Taker automatisch auf den Kopfhörer geschaltet. Nach Verifizierung der Adresse und erfolgter Beantwortung von ein paar Einstiegsfragen (je nach System unterschiedlich) erfolgt die Alarmierung des nächst gelegenen Rettungsmittels. In manchen Gegenden wird bereits direkt nach der Verifizierung des Einsatzortes alarmiert. Die Abfrage geht weiter, während das Fahrzeug bereits rollt. Alle Infos, die der Dispatcher erhält, werden an das Fahrzeug auf den MDT übermittelt. Selbstverständlich kommt es aufgrund dieses recht "aggressiven" Vorgehens zu höheren Abbruchraten. Aber wenn es darauf ankommt, ist man eben auch schneller. Und, wenn man eine vernünftige Qualitätskontrolle und -optimierung in der Struktur vorgesehen hat, können die Abbruchraten auch verringert werden, wenn man entsprechende Anpassungen auf Basis der evaluierten Daten vornimmt.


    Und noch eine Anmerkung zum Abfrageprotokoll in ZH... auch wenn die Verantwortlichen in der Leitstelle es verneinen, aber nach der Einführung sind die NA-Einsätze auch hier nach oben gegangen, wenn man sich die Vergleichsdaten der angeschlossenen RD mal betrachtet. Aber das ist nichts tragisches. Denn so ein System führt man nicht einfach ein und alles ist gut, sondern man muss es leben und auch essentielle Voraussetzung dafür schaffen (z.B. deutlich mehr Personal für neue Funktionen z.B. QA, QI). NUR DANN, führt es zu einer wirklichen Optimierung. Alles andere geht in die Hose.

  • Auch in UK haben manche Leitstellen anstatt AMPDS in der Zwischenzeit ein "eigenes" System eingeführt - Pathways.
    Auf der einen Seite geht es hier um die Notrufabfrage, aber auch um die weitergehende Triagierung, um Patienten der richtigen "Ressource" zu zuleiten.


    Matthias: Rapid Dispatch funktioniert je nach Gegend in etwa so... Anruf wird angenommen oder dem Call Taker automatisch auf den Kopfhörer geschaltet. Nach Verifizierung der Adresse und erfolgter Beantwortung von ein paar Einstiegsfragen (je nach System unterschiedlich) erfolgt die Alarmierung des nächst gelegenen Rettungsmittels. In manchen Gegenden wird bereits direkt nach der Verifizierung des Einsatzortes alarmiert. Die Abfrage geht weiter, während das Fahrzeug bereits rollt. Alle Infos, die der Dispatcher erhält, werden an das Fahrzeug auf den MDT übermittelt. Selbstverständlich kommt es aufgrund dieses recht "aggressiven" Vorgehens zu höheren Abbruchraten. Aber wenn es darauf ankommt, ist man eben auch schneller. Und, wenn man eine vernünftige Qualitätskontrolle und -optimierung in der Struktur vorgesehen hat, können die Abbruchraten auch verringert werden, wenn man entsprechende Anpassungen auf Basis der evaluierten Daten vornimmt.


    Und noch eine Anmerkung zum Abfrageprotokoll in ZH... auch wenn die Verantwortlichen in der Leitstelle es verneinen, aber nach der Einführung sind die NA-Einsätze auch hier nach oben gegangen, wenn man sich die Vergleichsdaten der angeschlossenen RD mal betrachtet. Aber das ist nichts tragisches. Denn so ein System führt man nicht einfach ein und alles ist gut, sondern man muss es leben und auch essentielle Voraussetzung dafür schaffen (z.B. deutlich mehr Personal für neue Funktionen z.B. QA, QI). NUR DANN, führt es zu einer wirklichen Optimierung. Alles andere geht in die Hose.



    Für beide gilt folgendes. Das System hilft bei der Abfrage und vergibt einen Code. Dieser Code entscheidet aber nicht was, wann, wie wohin fährt. Das kann jede betreibende Organisation die dieses System verwendet für sich selbst festlegen. Daher kann ich es nicht verstehen wer anordnet das zu einer verletzung welche keinen RTW o.ä. benötigt ein Fahrzeug entsendet wird. Man kann es bis zu einem Hausbesuch eines Ärztlichen Notdienstes herunterbrechen. Es muss nicht immer ein Fahrzeug geschickt werden. Das ist eine Falschaussage.


    Jeder Disponent kann wenn es Sinn macht den Einsatz über- oder unterbeschicken. Dies muss aber begründ- und nachvollziehbar sein. Dies ist aber bei einem gut justiertem System seltenst erforderlich.


    Ebenso kann ich es nicht verstehen das ein Einsatz nur aufgrund des Ergebnisses der Abfrage des Protokolls abgebrochen wird und aber vorab prophylaktisch ein Fahrzeug alarmiert wird. Das Protokoll kann schnell erkennen das schnellstmöglich ein Fahrzeug benötig wird und es wird daher in der Abfrage bereits alarmiert wenn alle relevanten Daten vorliegen. Dann wird weiter verifiziert und der Anrufer begleitet bzw. unterstützt. Da geht es nur um wenige Sekunden. In der Regel wird bei einem akuten Fall innerhalb von 30 - 45 Sekunden alarmiert. Da brauche ich nicht vorab zu alarmieren und dann wieder abbrechen zu lassen.

  • Für beide gilt folgendes. Das System hilft bei der Abfrage und vergibt einen Code. Dieser Code entscheidet aber nicht was, wann, wie wohin fährt. Das kann jede betreibende Organisation die dieses System verwendet für sich selbst festlegen. Daher kann ich es nicht verstehen wer anordnet das zu einer verletzung welche keinen RTW o.ä. benötigt ein Fahrzeug entsendet wird. Man kann es bis zu einem Hausbesuch eines Ärztlichen Notdienstes herunterbrechen. Es muss nicht immer ein Fahrzeug geschickt werden. Das ist eine Falschaussage.


    Jeder Disponent kann wenn es Sinn macht den Einsatz über- oder unterbeschicken. Dies muss aber begründ- und nachvollziehbar sein. Dies ist aber bei einem gut justiertem System seltenst erforderlich.


    Ebenso kann ich es nicht verstehen das ein Einsatz nur aufgrund des Ergebnisses der Abfrage des Protokolls abgebrochen wird und aber vorab prophylaktisch ein Fahrzeug alarmiert wird. Das Protokoll kann schnell erkennen das schnellstmöglich ein Fahrzeug benötig wird und es wird daher in der Abfrage bereits alarmiert wenn alle relevanten Daten vorliegen. Dann wird weiter verifiziert und der Anrufer begleitet bzw. unterstützt. Da geht es nur um wenige Sekunden. In der Regel wird bei einem akuten Fall innerhalb von 30 - 45 Sekunden alarmiert. Da brauche ich nicht vorab zu alarmieren und dann wieder abbrechen zu lassen.


    Da magst Du in Deutschland Recht haben jedoch haben wir hier andere Regeln.


    Wir haben die Verpflichtung innerhalb 8 Minuten bei einem Cat A zu sein (Brustschmerz, Atemnot, Bewusstlose Person etc) und wenn das Rettungsmittel es nicht schafft innerhalbe der 8 Min Hilfsfrist beim Patienten anzukommen geht die Durschnittszeit fuer den Bereich prozentual herunter.


    Wenn der Jahresviertelschnitt (oder Quartalsschnitt) deutlich unter dieser Zeit liegt kann die Department of Health der Ambulance Service der diesen Schnitt nicht einhaelt eine Vertragsstrafe geben - dies belaueft sich m.E. bis auf Millionen hoehe. Paradox ist, dass die DoH teil des NHS ist sowie die Ambulance Service auch - Einen Weg dies entgegenzukommen ist es AMPDS und CAD (Computer Aided Despatch) zu verlinken. FREDA ist ein Zusatzprogramm welches es dem Rechner, menschenunabhaengig, erlaubt dass naechts gelegene Rettungsmittel automatisch zu disponieren. Dies geschah in der Hoffnung einen Defizit in den Zeiten entgegenzuwirken. NAtuerlich kann der Sektor-Disponent autonom handeln tun jedoch die wenigsten da wenn der Rechner alles verhauit bekommt er selber nicht den Tadel - macht er es manuell und bekommt es nicht auf die Reihe drohen abmahnung etc.


    Mituner kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass in der LEitstelle hier zu arbeiten sollte man alles medizinische vergessen und nur auf Statistiken achten! So behaelt man seinen job. Als AMPDS geschulter Disponent hat man hier zu 85% KEINE Noitfallmedizinsche Qualifkation - Ich war in meinem Team einer von 2 Leuten die jemals im Einsatzdienst gearbeitet hatten und somit die Regeln leicht gebogen haben - ich durfte mir mehr als einmal eine Standpauke abholen.


    In der Theorie laueft es so ab - Ein angetrunkener ruft aus der Eingangshalle eines Krankenhauses an - da seine Sprache verwaschen ist und er ueber Kopfschmerzen klagt etc etc etc geht man in die Stroke Karte - Ein RTW muss entsandt werden trotzdem dass er im KH, neben der Notaufnahme steht - tut man es abrechen lassen und ruft in der A&E department an um zu fragen ob ein Arzt/Pfleger mal schnell gucken kann (was die auch tun wuerden) so macht man sich hier strafbar. Somit faehrt froehlich ein RTW mit alarm ins KH um den angetrunkenen MAnn, der vorher schon mit derselben Besatzung dorthin gebracht wurde, wieder zur Notaufnahme zu walken...


    AMPDS ist schlicht und einfach, in meiner Erfahrung, ein Spielzeug welches die Intelligenz derer beleidigt die logisch arbeiten koennen.


    AMPDS/PROQA in action

    http://www.youtube.com/watch?v=aVEI_QZOWJg


    http://www.youtube.com/watch?v=YyJcba_C4aM

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  • AMPDS ist schlicht und einfach, in meiner Erfahrung, ein Spielzeug welches die Intelligenz derer beleidigt die logisch arbeiten koennen.


    Und wie machst Du die Qualität der aus Deiner Sicht "logisch arbeitenden Mitarbeiter" messbar?

  • Die Qualitaet gab es schon vor der Einfuehrung von AMPDS oder PROQA etc.


    Die Call Taker wurden per Stichproben QA geprueft und ihre Kompetenz wurde auch vierteljaehrlich ueberprueft. Dazu muss man Wissen, dass die Leute die den Notruf entgegennahmen damals eine Ausbildung bekamen die nicht nur AMPDS orientiert war und somit hatten die eine Idee von Anatomie, Physiologie, Verletzungs- und Erkrankungsmuster. Somit war es denen moeglich zwischen dringliche und nicht so dringliche Notrufe zu entscheiden.


    Interessant ist es mit dem Beispiel der Royal Berkshire Ambulance Service, jetzt teil des South Central Ambulance Service, die initial mit AMPDS gar nicht klar kamen - der Einsatzaufwand stieg m.E. ueber 40% an.


    Eine Umfrage bei den Einsatzkraefte ergab, dass viele der category "A" Notfaelle nichts mit Notfall zu tun hatten aber AMPDS hatte eben diese Kategorie dem Notruf zugeteilt - man wuenschte sich das alte System zurueck.


    Es kam zu einer Zwischenloesung. Man nahm die ECPs (Emergency Care Practitioners) und setzte einen oder zwei in die RLSt um nach zu triagieren (interessantes Wort) um zumindest das bloedeste rauszufiltern z.B. Frequent callers - die, die alle drei Stunden anrufen und meinen einen RTW zu brauchen - unter den Vertragsbedingung my den Herstellern von AMPDS darf AMPDS von einem nicht umgangen werden es sei den er ist Health Care Professional sprich Paramedic, Nurse oder besser ECP. Somit kostete das ganze etliches mehr und eigentlich sollte es Geld sparen und sinnvoller disponieren/ triage halten.


    Mittlerweile wird darueber nachgedacht AMPDS komplett abzuschaffen und durch eine anderes System zu ersetzen (welches ist mir nicht bekannt).


    Als LEitstellendisponent kann ich nur sagen, dass AMPDS reine Zeitverschwendung ist da der Vertrag fuer die Softwarenutzung mir das arbeiten erschwert hat.


    Andere Regionen und Laender haben andere Erfahrungen gemacht und die Erfahrung dort wird dementsprechend anders sein.



    Eine gute Sache (wenn man es so sagen kann) - da AMPDS ueberkategoriert wird theoretisch nie einer der eins braucht einen RTW bekommen..... ?(

  • Drum sind wir im deutschprachigem Raum und haben andere Vorraussetzungen :-)


    Ich finde es nur erschreckend wie allgemein negativ das System gesehen wird, ohne sich damit intensiv beschäftigt zu haben.