Der Schulsanitätsdienst

  • Vielleicht an Gymnasien oder Gesamtschulen. Und selbst da werden es eher Ausnahmen sein, wenn an bedenkt, daß diese Ausbildungen erst ab 17/18 Jahren gemacht werden dürfen. Außerdem sind sie nicht immer verfügbar.

  • Ich mochte meine Insel der Seligen, meinen mittlerweile ehemaligen Schulsanitätsdienst (5 RDH und 2 SanH, jeweils ein/e RDH und ein/e RDH/SanH pro Tag). ;-)


    Es gibt in Bayern aber noch mindestens zwei weitere SSDs mit RD.

  • Vielleicht an Gymnasien oder Gesamtschulen. Und selbst da werden es eher Ausnahmen sein, wenn an bedenkt, daß diese Ausbildungen erst ab 17/18 Jahren gemacht werden dürfen. Außerdem sind sie nicht immer verfügbar


    Das ist sicher nicht der Regelfall, aber Ausnahmen sind RS in Schulsanitätsdiensten auch nicht. Ich kenne und kannte viele.


    J.

  • Und nochmal dens:
    Dein Konstrukt SSD ist im Zweifelsfall so stark oder schwach wie ihr schwächstes Glied. Und du kannst nicht immer von der Anwesenheit des Höchstqualifizierten ausgehen. Blöd, wenn dann diejenigen mit EH-Kurs plötzlich Geräte bedienen sollen, weil das ja immer so gemacht wird.
    Entscheident ist die Verkürzung des therapiefreien Intervalls. Und dafür ist erwiesenermaßen EH mehr als ausreichend.
    Wenn dein Engagement allein durch Befriedung von Geltungssucht bestimmt wird, bist du in dem System SSD falsch. In anderen auch, aber das ist hier nicht das Thema.
    Was ist denn falsch an solider EH?

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • dens


    Spektakuläre Zahlen! ;-)


    Wenn man einen Notfalldienst einrichtet, sollte man ihn so etablieren, daß er sich am schwächsten Glied orientiert. Und das ist bei einem SSD der (mehr oder weniger) qualifizierte Ersthelfer. Ich würde nie auf die Idee kommen, bei der Notfallausrüstung "meines" Herzsportvereines irgendwelche einen i.o-Zugang, Airtraq oder exotische Medikamente zu verlasten, wenn der anwesende Arzt im regelfall Allgemeinmediziner oder pensionierter Chirurgie-Chefarzt ist.



    Jörg


    Das will ich auch nicht abstreiten. Aber wir sollten schon vom Regelfall ausgehen. Aber selbst, wenn es einen oder zwei dieser höherqualifizierten Helfer gibt, sehe ich das problematisch, bzw. fraglich zielführend. Zumal auch der RS/RH recht schnell an seine Grenzen kommen wird, wenn er mit speziellem Equipment arbeitet und entsprechend Schlüsse aus Befunden Werten ziehen soll: immerhin hat er es mit großer Wahrscheinlichkeit mit pädiatrischen Patienten zu tun. Das ist ja selbst für den Rettungsdienst nicht immer einfach. Oder werden dann Blutdruckmanschetten in verschiedenen Größen vorgehalten?

  • Das ist sicher nicht der Regelfall, aber Ausnahmen sind RS in Schulsanitätsdiensten auch nicht. Ich kenne und kannte viele.


    J.


    Trotzdem würde ich die Frage, ob ein frischgebackener RS im Rahmen eines SSD hier diskutierte Hilfsmittel einsetzen sollte ersteinmal verneinen.
    Wenn dieser meint, zusätzliches Material mitführen zu müssen, ist das das Eine. Das Andere ist es, wenn man durch die Bank weg allen Qualifikationsstufen Sachen zur Verfügung stellt, mit denen sie Löcher in Menschen machen können.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Nichts, ich wollte bloss klar machen, dass die Verallgemeinerung Schulsanitäter = Qualifikation EH-Kurs nicht richtig ist und dass es auch nicht selten Ausnahmen gibt.

  • ...und dass es auch nicht selten Ausnahmen gibt.


    Diese Aussage macht keinen Sinn. Und ich behaupte weiterhin, daß der allgemeine Schulsanitäter hierzulande EH ist.Auch ohne Zahlen zu kennen.

  • Nichts, ich wollte bloss klar machen, dass die Verallgemeinerung Schulsanitäter = Qualifikation EH-Kurs nicht richtig ist und dass es auch nicht selten Ausnahmen gibt.


    Irrelevant, da der Anteil von Qualifizierten, die erweiterte Maßnahmen ergreifen könnten nicht signifikant ist.
    Ich mache auch keine Narkose, nur weil es im Rettungsdienst einen Anteil von Medizinstudenten gibt, die eine Famulatur in der Anästhesie gemacht haben.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Und bei alledem wollen wir nicht vergessen, uns daran zu erinnern, dass auch ein RS erstens ein besonders qualifizierter Ersthelfer und ansonsten Zuarbeiter ist und dass eine RS-Ausbildung ohne hinreichende Einsatzerfahrung zweitens auch nichts hilft.


    Ehrlich gesagt, Jörg, hat mich Dein Beispiel von "Max" doch sehr nachdenklich gemacht. Es ist ohne Zweifel schön und förderungswürdig, dass junge Menschen sich umeinander kümmern (und lernen, mit Notfällen umzugehen). Aber wenn das darauf hinausläuft, dass sie - ob aus falsch verstandenem Ehrgeiz, zu großem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten oder strukturellem Druck von außen - plötzlich Verantwortung für den Umgang mit einem womöglich akuten Bauch tragen, geht mir das zu weit.

  • Ehrlich gesagt, Jörg, hat mich Dein Beispiel von "Max" doch sehr nachdenklich gemacht. Es ist ohne Zweifel schön und förderungswürdig, dass junge Menschen sich umeinander kümmern (und lernen, mit Notfällen umzugehen). Aber wenn das darauf hinausläuft, dass sie - ob aus falsch verstandenem Ehrgeiz, zu großem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten oder strukturellem Druck von außen - plötzlich Verantwortung für den Umgang mit einem womöglich akuten Bauch tragen, geht mir das zu weit.


    Die Entscheidungsverantwortung haben sie ja nicht, sie sind immer nur beratend tätig. Die Entscheidungsverantwortung bleibt bei der Schule in Person des aufsichtsführenden Lehrers. Der Schulsani entscheidet (bei uns) nie alleine darüber, ob ein Schüler nach Hause geschickt wird, ob er abgeholt werden soll oder ob der Rettungsdienst kommt. Da steht immer mindestens das Sekretariat dazwischen, in aller Regel eine Lehrkraft.

  • Ein guter höherqualifizierter Mitarbeiter zeichnet sich aber aus meiner Sicht eben (auch) dadurch aus, dass er mit seinen Basics wirklich umgehen kann und die richtigen Schlüsse zieht. Nur weil er einen RS-Aufnäher im Schrank, auf dem Schulrucksack und auf dem Schlampermäppchen spazieren trägt, kann er noch lange keine adäquate Hilfe leisten. Wie allein die Bezeichnung schon andeutet, ist der Rettungssanitäter für den Rettungsdienst, nicht zwingend für den Schulsanitätsdienst ausgebildet. Das Beispiel mit den Bagatell-Geschichten auf Sanitätsdiensten finde ich sehr gelungen; schließlich liegen zwischen "Zugang legen" und "Zecke entfernen" nicht wirklich Welten, ich sehe viele Parallelen, in der Praxis sind es aber zwei Paar Schuhe...
    Ich vertrete in der Tat die Meinung, dass derjenige Rettungsdienstler jeder Art, der es schafft, den Patienten im Zweifel ohne Material stabil zu halten, der bessere "Lebensretter" ist als derjenige, der zehn Minuten auf den RTW warten muss und anschließend versucht, das wieder hinzubekommen, was in den zehn Minuten vorher versäumt wurde...


    Zum Thema BZ-Messung beim ansprechbaren Patienten- in der Tat sehe ich auch hier keinerlei Indikation für eine BZ-Messung im SSD. Meine Schulsanis sollen lernen, mit dem Betroffenen zu reden und ihn sich anzuschaun- und wenn ich einen fraglichen Unterzucker im Schulsanitätsdienst habe (und nur dann werde ich hoffentlich überhaupt auf die Idee kommen, die Messung im SSD einzusetzen), der fitte SSDler das erkennt und die Freundin eine Cola holen schickt, dann habe ich den BZ-Test und die Therapie gleich in einem und laufe nicht noch Gefahr, irgendwelche Messfehler zu machen, mal von Gerätedefekt, abgelaufenes Material bei seltener Anwendung, "invasiver Maßnahme" etc. ganz abgesehen.
    Beim ansprechbaren Patienten brauche ich deshalb keinen BZ-Test, beim Bewusstlosen hat es im SSD wie gesagt keine Konsequenz, Cola bekommt der keine mehr, bewusstlos ist er ohnehin, RTW und NA kommen und die messen auch nochmal nach, bevor sie was spritzen...


    Scherze wie Blutdruckmessung und SamSplint dürfen unsere Youngsters, ganz ehrlich und unter uns, damit sie auch ein bisschen spielen können und nicht zuletzt, um den SSD-Kurs attraktiver zu machen- der dient aber eigentlich in erster Linie zur Festigung der EH-Inhalte...

  • Scherze wie Blutdruckmessung und SamSplint dürfen unsere Youngsters, ganz ehrlich und unter uns, damit sie auch ein bisschen spielen können und nicht zuletzt, um den SSD-Kurs attraktiver zu machen- der dient aber eigentlich in erster Linie zur Festigung der EH-Inhalte...


    Im Grunde so wie in den Jugendorganisationen der HiOrgs. Da lernt man auch schon mal Vakuummatratze, SamSplint, Blutdruckmessgerät etc. kennen. Aber ohne es eigenverantwortlich einzusetzen. Das finde ich gut.

  • Die Entscheidungsverantwortung haben sie ja nicht, sie sind immer nur beratend tätig.


    Schon klar, ich meinte auch nicht die formale Verantwortung. Dass es aber - vermutlich - nicht belanglos ist, was der SSD sagt und macht, liegt aber doch nahe, oder nicht?

  • Gerade SSDs sind meiner Meinung nach nicht über einen Kamm zu scheren. Dazu ist einfach das Alter (Grundschule 6 Jahre bis BOS/FOS 24 Jahre) viel zu unterschiedlich. Wenn man einen SSD betreut, sollte man das immer individuell betrachten.


    @Ani: Natürlich halten viele SSDs auch Blutdruckmanschetten in Kindergrößen vor.


    @Schmunzel: Sehe ich komplett anders. Du willt die Kinder und Jugendlichen vor belastenden Eindrücken schützen indem du sie davon weg hältst. Dieses "nicht helfen dürfen" kann aber selbst schon eine Belastung sein. Besser finde ich den Jugendlichen (bei Kindern bin ich näher bei dir) zur Seite zu stehen, Verantwortung abzunehmen und im Anschluss eine Nachbesprechung durchzuführen.

  • ist halt eine paradoxe situation, dass der schüler nach einem 1-wochen-SSD-kurs, wie er hier in der gegend üblich ist, wesentlich mehr EH-kenntnisse besitzen dürfte als der durchschnittliche aufsichtsführende lehrer. und auch die lehrer handeln hin und wieder nicht sehr überzeugend, wie ich finde. mir ist da ein fall erinnerlich, als lehrkräfte minderjährige schulsanitäter zu einem schüler gerufen haben, der sich in den kopf geschossen hatte. damals habe ich kurzzeitig an dem gesamten system gezweifelt. meiner meinung nach ist beides notwendig: ein gut gehender SSD, aber auch hinreichend aufgeklärte und handlungsfähige lehrkräfte, die idealerweise selbst mindestens über grundwissen in erster hilfe verfügen.


    was die zusammensetzung von SSDs betrifft, so sehe ich die wahrheit in der mitte. die gängige qualifikation dürfte ein lehrgang sein, der dem sanitätshelfer vergleichbar ist, also mehr als ein EH-, aber weniger als ein RS-kurs. trotzdem gibt es in vielen SSDs auch höher qualifizierte schulsanis, nicht zuletzt, weil die - oft über den SSD - auch in hios aktiv sind und dort ihre erfahrungen sammeln. ferner darf man nicht vergessen, dass auch eine nicht unerhebliche zahl an lehrkräften über rettungsdienstlche qualifikationen verfügt. mir sind jedenfalls ein paar bekannt (interessant wäre hier eine bundesweite untersuchung). insofern würde ich erweitertes material nicht a priori verteufeln. RR, BZ und LTs halte ich bei älteren schulsanis mit SanH-qualifikation für angemessen. gerade der larynxtubus ist nicht schwieriger einzusetzen als eine beutel-masken-beatmung. man darf halt nicht den fehler machen, davon auszugehen, dass es durch das einmalige absolvieren eines lehrganges getan ist. so eine qualifikation muss man auch aufrecht erhalten, wofür sich natürlich wöchentliche SSD-treffen anbieten im rahmen zB einer AG. was ich grundsätzlich ablehnen würde, sind infusionsmaterialien in händen minderjähriger schulsanis. das erzeugt nur, wie weiter oben schon erwähnt wurde, erfolgsdruck und unsicherheit, und gerade die anlage eines venenzuganges ist etwas, das in allererster linie daran scheitert, dass der durchführende unsicher ist und insofern nicht über das nötige selbstvertrauen verfügt. das lässt sich ja an RS- und RA-praktikanten studieren, das phänomen. sobald man die einen einsatz kompromisslos führen lässt, stechen die am anfang gerne mal daneben - und zwar aus unsicherheit und nervosität. und für die rein vorbereitende tätigkeit wäre mir der benefit zu gering, da die anrückenden fahrzeugbesatzungen ja typischerweise viel weniger zeit brauchen, um ihr material selbst vorzubereiten. außerdem lenken diese vorbereitenden maßnahmen natürlich auch von den basics ab - von den kosten abgesehen, zumal das material in der regel ablaufen dürfte.


    ich persönlich habe in den letzten jahren überwiegend ganz positive erfahrungen mit schulsanitäterInnen gemacht, und was man auch nicht vergessen sollte, ist die tatsache, dass wir inzwischen einen guten teil unseres nachwuchses aus SSDs rekrutieren. bei uns laufen einige sehr gute, professionelle leute herum, die über den SSD an die materie herangeführt wurden. insofern halte ich es fast für einen fehler, undifferenziert zu fordern, dass ein SSD sich auf EH- und verbandkasten-niveau bewegen muss. als standardfall sicherlich nicht schlecht, aber abweichungen nach oben sind drin. da muss halt die leitung des SSD stets ein waches auge und kontinuierliches engagement aufweisen.

    Einmal editiert, zuletzt von res cogitans ()

  • @Schmunzel: Sehe ich komplett anders. Du willt die Kinder und Jugendlichen vor belastenden Eindrücken schützen indem du sie davon weg hältst. Dieses "nicht helfen dürfen" kann aber selbst schon eine Belastung sein.


    Nein, habe ich so nicht gesagt. Sondern das genaue Gegenteil davon. Ich habe nur gesagt, dass man zum Helfen keinen Materialcontainer braucht.