Qualitätsbericht der Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg (SQR-BW) veröffentlicht

  • Der Calltaker wird sich auf AMPDS berufen - es ist nicht nur eine Stütze, sondern sein Arbeitsmittel. Außerdem wird das Gespräch intern nachgehört werden, um zu eruieren, warum die scheinbar von Anfang an bestandene NEF-Indikation nicht erkannt wurde. Diesen Prozess können Calltaker auch selbst anstoßen, bei aus ihrer Sicht nachhörenswerten Einsätzen. Hierbei geht es um eine Verbesserung der Abfrage, nicht um arbeitsrechtliche Konsequenzen.
    Es könnte dann verschieden weiter gehen:
    Findet das Qualitätsmanagement heraus, dass die RTW/NEF-Indikation nicht zu erkennen war, dann fragt man sich gemeinsam, wieso. Vielleicht fehlt der alles entscheidende Schritt im Protokoll? Dann wird er in Zusammenarbeit mit der IAED eingepflegt.
    Eventuell können die Calltaker tatsächlich noch etwas besser machen? Dann wird dies zeitnah mit dem Team besprochen.
    Die Möglichkeit, die Abfrage langfristig nachzujustieren, betrachte ich als großen Benefit. Da alle Calltaker nach den gleichen Prinzipien arbeiten, geht es bei Verbesserungen mehr um Details geht als um's große Ganze. Die Fragestellungen sind nicht mehr "Wie bekommen wir Mitarbeiter dazu, dies und jenes nicht zu vergessen?" sondern eher "Wie können wir kleine, aber möglicherweise dispositionsrelevante Unterschiede in der Lage vor Ort noch erfolgreicher erfragen?".
    Aufgrund dessen, dass bereits ein Konzept zur Abfrage vorliegt, sind angestoßene Veränderungen nun viel einfacher umsetzbar, somit der Erfolg näher, dadurch die Mitarbeiter motivierter.


    Gibt es zu dem Abhören von Gesprächen irgendwelche Rechtsgrundlagen... oder 'Betriebsvereinbarungen usw...

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."


  • Gibt es zu dem Abhören von Gesprächen irgendwelche Rechtsgrundlagen... oder 'Betriebsvereinbarungen usw...


    Ja. Die Rechtsgrundlage ist einfach. Jeder Mitarbeiter hat das Recht auf ein Feedback zu seinem Handeln. Und das bekommen sie endlich. Eine dauerhafte Fortbildung. Und natürlich sind alle Beteiligten involviert, einverstanden. Betriebsrat etc. Es wurde dies alles und vieles mehr, wesentlich eindeutiger geregelt um den klaren Handlungsspielraum zu haben, der das ganze klar nachvollziehbar macht. Endlich ist vieles klar beschrieben. (Betriebsvereinbarungen etc.) Und wenn mal das Feedback ausbleibt weil so viel zu tun ist, fragen die Mitarbeiter schon nach warum keine Rückmeldungen mehr kommen. Klingt komisch, ist aber so. Und man nennt es nachhören, nicht abhören.

  • Man könnte AMPDS auch einfach weg lassen und dem Disponenten die Möglichkeit geben auch mal nein zu sagen.


    Die Frage ist aber doch: warum sollte man AMPDS weglassen? - Ein erfahrener Disponent, der sich auf ein ausgefeiltes System zur Abfrage stützen kann, das ihm zugleich auch jeweils Handlungsanweisungen liefert, kann bessere Arbeit leisten als ein erfahrenre Disponent, der nur auf seine eigene Erfahrung angewiesen ist. Und das gilt noch sehr viel mehr für den noch nicht so erfahreren Disponenten.


    Letztlich ist das dieselbe Geschichte wie mit Checklisten und SOPs: Warum sollte ich auf eine Ressource verzichten, die mir zur Verfügung steht und mich entlastet?


    Was passiert denn, wenn der Disponent als Vorschlag den ÄBD bekommt und es doch eine RTW/NEF Indikation war.


    Dann stellt sich - wie immer - die Frage, woran das liegt. Hat der Patient nicht die richtigen Antworten gegeben? Hat der Disponent ihn nicht richtig verstanden oder nicht die richtigen Fragen gestellt? Hat der Disponent nicht die richtige Dispositionsentscheidung getroffen?


    Das Problem mit einer fehlerhaften Schilderung besteht immer und ist ein solches des Patienten, das man weder dem Disponenten noch einem strukturierten Abfragesystem vorwerfen kann.


    Wenn der Disponent Antworten falsch versteht, ist das immer ein Problem des Disponenten, das vorwerfbar sein kann, aber nicht vorwerfbar sein muss.


    Werden die falschen Fragen gestellt (oder die richtigen nicht) oder wird auf der Basis der vollständig und richtig erhobenen Situation eine falsche Dispositionsentscheidung getroffen, ist das bei der freien Abfrage ebenfalls das Problem des Disponenten, liegt bei einer strukturierten Abfrage aber im System. Dann - und nur dann - müsste man dort nachsteuern.


    Das bedeutet zweierlei: Zum einen liegt von den vier typischen Fehlerquellen jetzt nur noch eine beim Disponenten, nicht mehr drei. Egal wie erfahren der Disponent ist, die Wahrscheinlichkeit eines Fehlers seinerseits wird geringer, und damit auch das Risiko. Zum anderen pflegt in ein strukturiertes Abfragesystem die Erfahrung vieler einzugehen, nicht nur die Erfahrung eines einzelnen. Üblicherweise steht daher zu erwarten, dass die Qualität der Abfrage und der Dispositionsentscheidung höher ist.


    Kann der Disponent sich dann auch auf AMPDS oder heißt es dann wie so üblich, dass das System ja nur als "Stütze" vorhanden ist?


    Das hängt von den üblichen Vorgaben ab. Regelmäßig wird sich der Disponent auf das System verlassen dürfen, es sei denn, es werden erkennbar nicht die richtigen Fragen gestellt oder die Dispositionsentscheidung ist erkennbar falsch. Das gilt insbesondere - aber nichtn nur - dann, wenn angeordnet ist, dass dem Protokoll zu folgen ist. (Und nur so macht das normalerweise Sinn.)


    Ich weiß nicht so genau warum man nicht einfach auf die Kompetenzen des ILS Personal setzt (i.d.R RettAss/Notsan + mind. F3) und gezielte Fortbildungen für die Gesprächsführung und Abfrage erarbeitet und auch die Kompetenzen hat und auch mal "nein" sagt.


    Weil alles dafür spricht, dass die Abfragequalität mit AMPDS höher sein müsste.

  • Nicht nur die Abfrage mit dem medizinischem Protokoll würde die Abfrage verbessern. Auch die Abfrage der Feuerwehr und die der Polizei. Alles was den Menschen unterstützt, verbessert seine menschliche Leistung. QM, Fortbildung, Standards etc.