Kommunalisierung ja - Kommunalisierung nein

  • Moment Sebastian, nur das ich dich gerade richtig verstanden habe, würde ich dein Statement gern nochmal zusammenfassen:


    Der Rettungsdienst ist so schwierig, dass er nur dann professionell betrieben werden kann, wenn man nichts anderes macht und auch nie etwas anderes gelernt hat. Sonst bliebe etwas auf der Strecke. Du bist aber so ein toller Hecht, dass du sogar eine deutlich herausgehobene Rolle als reines Hobby neben einer Vollzeitbeschäftigung ausüben kannst.


    Ist das soweit richtig?


    Das ist absolut richtig. Und da mir eh keiner das Wasser reichen kann, ist mir deine Meinung so oder so egal. :ironie: Und tatsächlich ist es so, dass ich das nicht als reines Hobby mit 10 Stunden im Monat betreibe, wie Jörg es schrieb, sondern deutlich mehr Zeit in dem Bereich verbringe. Da ich mich aber nicht persönlich rechtfertigen muss, werde ich das auch nicht weitergehend erläutern. Wenn ich die Dienstplangestaltung der großen Berufsfeuerwehren in NRW sehe, dann ist deren durchschnittlicher Stundenanteil im Rettungsdienst so gering, dass in der Tat einige Kollegen von mir, die in ihrer Freizeit RTW fahren,deutlich mehr Zeit damit verbringen, als die, deren Beruf (oder zumindest Teile davon) es ist. Und über Motivation, Intentionen oder Interesse über die reine Tätigkeit hinaus können wir hier vermutlich nicht reden, da das immer nur individuelle Erfahrungen und Sichtweisen sind.


    Aber ich formuliere es mal so, dass es etwas anders klingt: Wenn mir oder meiner Familie/ meinen Freunden etwas zustößt, hoffe ich, dass sie von einem meiner Kollegen der HiOrg gerettet werdenund nicht von einem RTW der Feuerwehr. Und bei der HiOrg ist es mir sogar völlig egal, ob es HA oder EA Kollegen sind. Und diese Meinung reduziert sich nicht auf einen Einsatz und eine Stadt, sondern fußt auf meiner Tätigkeit der letzten 15 Jahre.


    Vielleicht schreibe ich ja demnächst eine Bachelorarbeit zu dem Thema, die schicke ich dir dann, das würde hier sonst den Rahmen sprengen.


    Edit: Mit dem Schild ist es wohl besser zu verstehen, bevor ich noch mehr Anfragen zu meiner Gesundheit bekomme.

    Einmal editiert, zuletzt von Sebastian Kraatz ()

  • Nun es mag die eine oder andere Feuerwehr geben, in denen es wirklich so schlecht läuft. Lies dir mal ein paar Beiträge anderer User durch. Ich bin ganz offensichtlich nicht der einzige, der mehrere Feuerwehren kennt, wo es deutlich anders läuft als von dir geschildert. Aber das Thema haben wir schon oft genug diskutiert, unter anderem das Thema aus dem Jörg sich zitiert hat, bietet sich zur Lektüre ausreichend an.


    Ich wollte eigentlich wirklich nur wissen, ob du das ernsthaft so gemeint hast. Ich danke dir für deine ehrliche Antwort und belasse es dabei.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Aufgrund meiner neu erworbenen Sozialkompetenzen haue ich hier mal dazwischen und versuche abzulenken...


    Ist in meiner Heimatstadt Alltag bei Feuerwehreinsätzen. Da wird regulär einer von zwei RTW für plattgemacht. In manchen Schichten behilft man sich zumindest damit, daß einer wenigstens den RTW mitnimmt. So ist man bei entsprechender Lage schneller wieder frei.


    Inzwischen hat der Kreis reagiert und erlaubt dem DRK, einen RTW als Spitzenabdeckung tagsüber vorzuhalten. Der wird dann von Mitarbeitern des Kreisverbandes besetzt.

    Ich muss sagen, dass das mich schon recht beängstigt, wie hier scheinbar anders bereitgestellte Gelder "veruntreut" werden. Das hätte ich so nun nicht gedacht. Eigentlich kenne ich es eher andersrum, dass Brandschutzkräfte vom Löschzug als Springer im Rettungsdienst eingesetzt werden, um taktische Reserven (nicht besetzte, voll ausgerüstete und einsatzbereite RTW) bei Spitzenbedarf oder Sonderfahrzeuge (GRTW, GW-Rett, AB-BHP, Löschzug "Rettung") zum Einsatz zu bringen. Das dieses in NRW scheinbar auch andersrum läuft, dass RD-Kräfte des regulären Bedarfsplanes außer Dienst genommen werden damit Brandschutzfahrzeuge auf die Straße gebracht werden können, erschreckt mich jedoch. Ich bin mir sicher, dass sich die Krankenkassen nicht freuen werden wenn diese erfahren, dass ihre Gelder zum Löschen von Feuersbrünsten und abstreuen von Ölspuren missbraucht werden. Und da würde ich auch ganz klar hinter den Krankenkassen stehen. Ich kenne das LRettDG NRW nicht im Detail, aber können kreisangehörige Städte und Gemeinden einfach den Rettungsdienstpool stilllegen, wenn diese für ihre städtische Aufgabe "Brandschutz" Kräfte benötigen? Macht so was der Kreis mit (hier für den Rettungsdienst verantwortlich)?


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Das finde ich ebenfalls erschreckend und kenne eher das von Harris geschilderte Modell. Die Aussage "weiß fällt niemals aus!" war immer der Leitspruch der Diensteinteilung bei den mir bekannten Feuerwehren und man in Sonderlagen zur Not den halben Löschzug geopfert hat um zusätzliche RTW zu stellen. Andersherum ist es sehr kritisch zu sehen.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • So isses...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Es ist zwar für den Moment nicht befriedigend, aber wenn ihr zum UT kommt, könnte ich da ein paar Geschichten zu erzählen, die in der geschriebenen Öffentlichkeit nicht unbedingt angemessen wären. Aber es gibt nichts, was es nicht gibt und bei einigen - vorwiegend hauptamtlichen Wachen - ist der Brandschutz die wichtigere Instanz. Steht ja auch Feuerwehr drauf, ist also auch Feuerwehr drin. Man fährt zwar mit dem RTW zum Feuer, hat aber aus praktischen Gründen schon die Brandschutzklamotten an und geht dann mit löschen. Der RTW ist ja da, wenn ihn einer braucht. Meistens ist er auch nicht abgeschlossen, daher kann er auch betreten werden.

  • Nunja, ich glaube dir, dass du sehr negative Erfahrungen gemacht hast und will gar nicht bestreiten, dass die Möglichkeit besteht, dass es irgendwo wirklich gruselig läuft. Aber das ist deswegen ja nicht zwangsweise als Regelfall anzusehen. Aber du hast schon recht, wir sollten das am Meer bei etwas Bier diskutieren.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Anyway, ich glaube, dass eine persönliche Diskussion hier wirklich besser und entspannter ist. :prost:

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Macht so was der Kreis mit (hier für den Rettungsdienst verantwortlich)?


    Offensichtlich. Ist jedenfalls kein Geheimnis. Auch nicht, daß Brandschutz bisher hier in der gesamten Gebietskörperschaft höher gewertet wurde als der Rettungsdienst. Formal ist das ja auch kein Problem, weil dann einfach ein RTW aus einer benachbarten Stadt kommt.

  • Ohne das als entschuldigendes Element anführen zu wollen, sondern schlicht aus Interesse: Wie weit ist der entfernt?

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Man könnte ja auch einfach ein Löschfahrzeug aus der Nachbarstadt kommen lassen... *hust*

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ist eigentlich schon irgendwer mal auf die Idee gekommen das den Krankenkassen zu stecken? Anhand der Wachbücher/Dienstpläne sollte ja nachweisbar sein, dass Heinrich Müller und Willy Meier das HLF UND den RTW gleichzeitig besetzt haben. Es sei denn...nein, lieber nicht!


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich sag' ja: die Hilfsfristen im Brandschutz gehen vor. Und Feuer wird ja auch nicht gerne geteilt. ;-)


    Ich finde es ja schon ulkig, dass man in vielen Bundesländern über die Hilfsfrist von 15min diskutiert, während man sich bei der Feuerwehr eine 9,5min Frist bzw. maximale Anfahrtzeit von 8min gönnt (AGBF Schutzziel).


    "Mein Feuer - Dein Feuer" geht mir übrigens auch tierisch auf´n Sack! Aber solange hier noch am Konstrukt ehrenamtlicher Kreisbrandmeister festgehalten wird ist für die Zukunft hier noch kein Land in Sicht! Hier soll sich sogar ein Leiter (B-IV) einer hauptamtlichen Wachbereitschaft (FF mit HAW) einem ehrenamtlichen Stadtbrandmeister unterstellen. Und dann wundert man sich noch, warum man keine Bewerber auf die A10 Stelle findet...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich denke übrigens nicht, dass das illegal ist. Sonst würden sie es wahrscheinlich nicht machen. Es kommt ja ein RTW von außerhalb und insgesamt werden die rettungsdienstlichen Hilfsfristen entsprechend den Vorgaben eingehalten. Es ist halt Flauschi aus feuerwehrtechnischer Sicht. :-)

  • So fixiert auf Verordnungen und Gesetze, wie die Feuerwehr es lebt, würde es mich sehr wundern. Sie schöpfen halt den ihnen zur Verfügung stehenden Rahmen aus.