Krankenhausmitarbeiter in Stuttgart durch Heckrotor eines RTH tödlich verletzt

  • Grundsätzlich hat Du recht. Aber auch Kontakt mit anderen Hindernissen stellt ein Risiko da. Wobei es ja auch schon eine Plastiktüte geschafft hat, einen Fenestron lahmzulegen.

  • Zwar ein wenig Offtopic, aber ich werfe es mal ein...


    Der Fenestron macht eben auch die Wasserrettung mit einem Hubschrauber nicht gerade einfacher.
    Und dank dem allseits bekannten Darwin-Award ist eben auch bei einem Fenestron das Verletzungsrisiko nicht ausgeschlossen.
    Da gab es einen Vorfall in Spanien... wegen der Stabilisierungsgestänge - die durchaus den Eindruck vermitteln können, dass sich da hinten nichts dreht - war mal jemand der Auffassung beim Ausladen da was ablegen zu wollen... gab einen kleinen Überraschungsmoment.


    Aber es ist wie Dorsk es sagt, den Heckrotor zu verteufeln ist müßig... es passiert - GOTT SEI DANK - sehr sehr selten!

  • Bei der BK-117/EC-145 ist der Heckrotor so hoch montiert (untere Blattspitze ca. 1,99m über Grund), dass man entweder sehr hoch gewachsen sein muss - oder vorsätzlich nahe kommen muss. Ich würde einen potentiellen Suizid auf diese Weise nicht unbedingt von der Hand weisen.


    Ein bekanntes Problem der Bell 222. Auch Aussteigen bei Wind war deshalb nicht ungefährlich.


    Nicht nur bei der Bell 222. Selbst bei einem Robinson 44 mit dem hohen Mast für den Hauptrotor lassen sich die Rotorblätter auf knapp 1,75m über Grund absenken. Darum - egal welches Modell - immer brav auf die Rübe achten und den Hut vor die Brust :hi:
    Weil während des Herunterfahrens die Zentrifugalkraft, die den Rotorblättern bei normaler Drehzahl ihre Steifigkeit verleiht, geringer wird und zum Schluss ganz fehlt, können sich übrigens die (zur Windrichtung hin) rücklaufenden Rotorblätter insbesondere bei starkem Wind durch das Schlaggelenk am Hauptrotor stark absenken. Darum bitte auch niemals einem Hubschrauber nähern, der die Triebwerke bereits abgestellt hat oder gerade erst gestartet hat.



    Und zum Schluss noch ein anschauliches Videobeispiel vom Start einer Bell 214 bei starkem Wind dazu:


    http://www.youtube.com/watch?v=bBHTUZ3l8rs


    Der Herr in Orange hält das Rotorblatt runter, damit das gegenläufige Blatt beim Start nicht in den Heckausleger einschlägt. Recht eindrücklich. :kaffee:

    4 Mal editiert, zuletzt von Hawkeye0001 ()

  • Und auch deutlich sichere.


    In einen Heckrotor reinzulaufen ist zu 100 % tödlich.


    Nach kurzem Nachdenken habe ich mich dazu entschlossen, die Bilder mit dem abgetrennten Kopf und dem herumliegenden Gehirn zu entfernen. Hier ist der öffentliche Bereich und ich denke, dass man nicht unbedingt jedem Zuschauer diese Bilder zumuten möchte. Sollte der Sturm der Entrüstung aufbranden, bitte einen kurzen Hinweis an mich, dann werde ich darüber gerne diskutieren. Es steht jedem User frei, auf persönlicher Ebene solche Bilder auszutauschen, bei der Veröffentlichung bitte ich aber um Nachsicht. (SK)

    2 Mal editiert, zuletzt von Sebastian Kraatz ()

  • In einen Heckrotor reinzulaufen ist zu 100 % tödlich.


    Wenn man am Kopf getroffen wird, geb ich Dir recht. Man müsste schon zügig mit dem Gesicht durchlaufen. Aber lassen wir das...


    Zumindest in diesem Fall hat es der Patient ja noch bis in die Notaufnahme geschafft. Und auch die Tatsache, dass ja bei RTH sozusagen immer qualifiziertes Rettungspersonal vor Ort ist, dürfte die Überlebenschance eher erhöhen.

  • Und auch die Tatsache, dass ja bei RTH sozusagen immer qualifiziertes Rettungspersonal vor Ort ist, dürfte die Überlebenschance eher erhöhen.


    Ich denke dass selbst ein anwesender Neurochirurg nebst OP-Team hier wenig ausrichten kann und würde die Überlebenswahrscheinlichkeit ähnlich hoch einschätzen wie Ani.
    Einzige Ausnahme die mir gerade einfällt: Man ist gerade so groß, dass das Heckrotorblatt den Kopf am unteren Scheitelpunkt mit der Blattspitze gerade so berührt. Dann kann ich mir auch einen nicht letalen Ausgang vorstellen.
    Viele (alle?) Heckrotoren drehen darüber hinaus mit dem unteren Blatt Richtung Rumpf, der Schlag kommt also von hinten - oben. Ich sehe eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass der Kopf beim ersten Schlag nach vorne und damit weiter in den Gefahrenbereich gerissen wird.
    Außer natürlich man nähert sich so langsam und vorsichtig, dass die Blattspitze gerade so über das Gesicht kratzt.

  • Bitter, aber zeigt eben auch, dass der vermeintliche hohe Heckrotor der BK117 brandgefährlich ist und nicht wie immer propagiert, dass er auf Grund seiner angesetzten Höhe "weniger Risiko" hat...


    Bei uns gibt es immer (!!!!) aber v.a. bei jeden Hot-Loading einen "Tailwatch", (und generelle "Safetywatch" an der Machine) jemand von der Crew, der am Heckausleger steht und schaut, dass niemand dem Heckrotor zu nahe kommt.
    Jedes Mal bringt einfach die Sicherheit, dass es auf jeden Fall zu keinen Problemen kommt.
    Kann ja auch jemand mit nem Helm oder Gegenstand ( oder Fahrzeugen-hatten wir ja auch schon Berichte von hier im Forum) an die stehenden Rotorelemente kommt.
    Vorfälle oder gefährliche Situationen: 0 % bisher.



    Grüsse aus München

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • nicht wie immer propagiert, dass er auf Grund seiner angesetzten Höhe "weniger Risiko" hat...


    Das bezieht sich vor allem auf feste Hindernisse am Boden. Insoweit stimmt das schon.


    Im Stuttgarter Fall hat es sich nicht um ein Hot Loading gehandelt. Nur, damit es nicht zu Missverständnissen kommt. Und ob und wann ein Safetywatch durchgeführt wird, ist situationsabhängig. Auf einem Hubschrauberdachlandeplatz ist das in der Regel nicht notwendig, weil sich dort keine unbefugten Personen aufhalten oder Personen, die sich auffällig verhalten. Und wenn jemand absichtlich in den Heckrotor laufen will, hilft auch kein Safetywatch.

  • Wenn die Besatzung aus nur 3 Mitgliedern besteht, dann wird das schon etwas schwierig mit der "Sicherheitsperson" am Heckrotor, weil der PIC sitzt in der Maschine, der Doc in der Kabine zum lösen der Trage und der HEMS TC entlädt.
    Bei einer "Heavy Crew" wäre es aber durchaus denkbar, dass der PNF (Pilot Not Flying) den Heckrotor sichert.


    Greetz Chris

  • Weiß jemand wie es nach so einem Unfall weitergeht?
    Was passiert mit dem Hubschrauber?
    Ich gehe ja davon aus, dass der Landeplatz erst mal gesperrt wird.
    Gibt es dann einen festen Ausweichlandeplatz?
    Und wer kommuniziert das an die anfliegenden Hubschrauber?

    Ihre Sorgen haben mich tief bewegt!
    Niemals habe ich von größeren Schwierigkeiten als den ihren gehört!
    Nehmen sie diese Signatur als Zeichen meiner großen Anteilnahme!

  • Gibt es dann einen festen Ausweichlandeplatz?


    Es gibt Ersatzlandeplätze. Schon alleine, weil nicht auf allen Dachlandeplätzen zwei Hubschrauber landen können.



    Und wer kommuniziert das an die anfliegenden Hubschrauber?


    Üblicherweise die regionalen Leitstellen.



    Wenn die Ermittlungen vor Ort abgeschlossen sind, kann der Hubschrauber repariert werden und wieder seine Heimreise antreten. Ersteres dürfte in diesem Fall recht schnell gegangen sein. Der Austausch eines Heckrotors dauert natürlich ein wenig.

  • Die Bundesunfallstelle für Flugunfalluntersuchung (http://www.bfu-web.de) ermittelt, parallel dazu wird vermutlich auch von Seiten der Polizei ermittelt.
    Ist repariert, fliegt wieder. War ja "nur" der Heckrotor.
    Ja. Angeblich einen Tag. Hubschrauberlandeplätze werden auch mal monatelang beispielsweise wegen Umbau gesperrt. Dann sucht man geeignete Flächen und kommuniziert diese an die meist anfliegenden Hubschrauberstationen. Sollte der Interimslandeplatz länger benötigt werden, kann man das ggf. auch markieren.
    Wenn ich mir das Katharinenhospital am Satellitenbild anschaue... vielleicht Richtung Chinagarten? 300 m nordöstlich zu finden. Aber bei 250 Landungen pro Jahr am Katharinenhospital und einem Tag Schließung kann die Besatzung unter Umständen auch ein anderes Haus wählen, wo man näher dran landen kann.
    Naja, man klärt das eigentlich im Vorfeld. Allen voran sollte das die Rettungsleitstelle wissen, wenn man den Hubschrauber in das definierte Krankenhaus schickt und auf den geschlossenen Landeplatz hinweisen. Und dann sind es ja nicht viele Hubschrauber, die das Haus wie gesagt in den 24 h anfliegen.